Sonntag, 2. August 2015

Das Igel-Gehege verändert sich


Schorschi der Unglücksrabe musste schon mehrfach tierärztlich behandelt
werden. 

Wie im alten Post beschrieben, war mein altes Gehege durch die Verwendung von Hasendraht nicht das Gelbe vom Ei. Es war auch nie gedacht, es dauerhaft aufgebaut zu lassen. Ziel ist es, ein Tier aufzupäppeln - wenn es in Not ist -, doch im Vordergrund steht immer die gezielte, sichere Auswilderung.

Dann aber wuchs in mir verstärkt der Gedanke, dass ein "eingewachsenes Gehege" mehr Lebensraum bietet als ein mobiles. Es blieb ja auch nicht bei einem Igel, sondern es kamen immer wieder  und öfters Notfälle, so dass ich es gar nicht mehr abbauen brauchte. Nebenbei empfand ich die 14 m ² immer noch als zu klein.

Der "tote" Bereich zwischen Haus und Gehege (rechts)
 sollte nun mit ins neue Gehege integriert werden

Um mein altes Igeldomizil konnte ich außen herum laufen, doch vor allem im Frühling und Sommer war es unmöglich, Unkraut zu jäten. Auch Rasen mähen gestaltete sich als schwierig.

Der Abstand zwischen den Leisten betrug 1 m.

Ich machte mir Sorgen, ob das Gehege wirklich stabil genug auf Dauer bleibt. Der ein oder andere probierte schon einmal seine Zähne am Draht aus oder versuchte hoch zu klettern. Schorschi war begabter Buddelkönig. Für Igel ist der verwilderte Bereich im Gehege toll, aber irgendwie war der direkt am Haus liegende Bereich ein verlorenes Eck für Mensch und Tier und kam optisch nicht mehr zur Geltung.

Wenn sich was tut im Garten, müssen die
Vierbeiner dabei sein


Deshalb dachte ich mir, man könnte doch gleich den ganzen Bereich einzäunen. So stört mich keine Begrenzung beim Unkrautjäten und die Pfleglinge könnten mehr Versteckmöglichkeiten nutzen. Zudem wäre das komplette Gehege dann immerhin ca. 8 m x 3 m groß. Ob es eine Spinnerei ist, 24 m² dauerhaft einzuzäunen, nur damit man einem Notfall-Igel etwas mehr Lebens-Qualität in der Aufpäppelphase gibt?

Die Platten sind verlegt. Die Igelhäuser sind 60 cm x 40 cm groß. Sie wirken klein.
Das Areal umfasst eine Größe von 3 m Breite und 8 m Länge.


Und wieder war es mein Bekannter, der meine Spinnereien schmunzelnd zu Kenntnis nahm und dann eine sinnvolle und optisch saubere Lösung präsentierte. Mir war wichtig, dass Ausbruchsmöglichkeiten und Verletzungsgefahren verhindert werden und dass das Holz nicht so schnell vergammelt. Ich wollte als Unterbau Bodenplatten, damit die Seitenteile nicht ständiger Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt sind und ich auch eine Rasenkante zum Mähen habe. Als Seitenteile schwebten mir Planken vor, wie sie beim Gerüstbau verwendet werden. Letztere sind neu sehr teuer und mein Bekannter schlug deshalb Schalungsbretter vor. Dass diese gelb sind, störte mich nicht. Ich sah es als freundlichen Farbklecks im Garten. Die Bodeneinschlaghülsen (für die Kanthölzer) mussten zwischen die Platten eingeschlagen werden. Damit keine Ausbruch anreizenden Stellen für Igel entstanden (Lücken zwischen den Platten) und alles einen sauberen Abschluss hatte, verwendete er noch Pflastersteine. Ich freute mich riesig. Die Schalungsbretter sind 50 cm breit und somit war dies auch eine angenehme Höhe.

Offene Stellen wurden noch mit Blech verblendet, damit dort kein Anreiz zum Kratzen entstand. Auch die Kanthölzer bekamen eine Blechhaube. Manche der Igelhäuschen stellte ich an die Hauswand. Dort sind sie vor Wettereinflüssen geschützt und liegen igelgerechter etwas versteckt hinter den Kräutern. An der Wand befinden sich Kieselsteine verschiedener Größen. Das stärkt bei der nächtlichen Erkundung und Futtersuche die Fußmuskulatur, denn es verstecken sich viele Spinnen und Asseln dort. Bei manchen Häusern könnten sie so auch einmal auf das Dach steigen.



Es lockt natürlich der Erdbereich mit der Bepflanzung. Die verschiedenen Kräuter bieten Dufterlebnisse und in der lockeren Erde lässt es sich gut wühlen. Krabbeltiere befinden sich auch dort. Die verwilderte Rasenfläche wird so nach und nach ihr Gesicht noch verändern. Durch die Platten entstand ein Bereich, der unbewachsen und dadurch überschaubar bleibt. Gut, um Trinkschalen aufzustellen und den Kot zu kontrollieren. Falls mal ein "Renner" einzieht oder mehrere Jungigel muss natürlich diese "Rennstrecke" unterbrochen werden.

Hier sind fünf Schlafhäuser, ein Futterhaus und drei natürliche Unterkünfte
verborgen.

Die Europalette als Unterbau für den Schnittguthaufen blieb auch im Gehege und wurde mittlerweile verbessert. Ich muss allerdings erst noch Bilder machen. Optisch ist so ein Haufen nicht gerade ein Hingucker, aber es schafft zusätzliche Vielfalt und Lauffläche. Ganz unten ist eine Palette mit Brettern beschlagen, damit der gesamte Raum darunter trocken bleibt. Darauf legte ich eine normale Europalette und darüber kam dann erst das Schnittmaterial.
Möchte ein Igel ein natürliches Nest bauen, ist dies kein Problem. Natürlich verstecken sich im Haufen auch viele Kleintiere. Der Igel soll ja wie in der freien Wildbahn erlernen, Futter zu erbeuten.
Die zweite Palette wollte ich verwenden, weil Igel neugierig sind und gerne klettern. Durch diese weitere Ebene hat er einen zusätzlichen Quadratmeter Fläche, um im entstandenen Zwischenraum Futtertiere zu suchen. Zudem kann er dann noch auf dem Haufen herum klettern.

Dieser Turm aus Paletten wurde noch igelgerecht umfunktioniert


Die Europaletten-Igelburg wurde gerne angenommen. Ich erweiterte die Lauffläche um weitere zwei Ebenen. Die Zwischenräume zwischen den Brettern wurden mit Leisten verschlossen. Der kleinere Haufen in der Mitte des Geheges wurde etwas vergrößert, da ich das Schnittgut aufgrund der Höhe nicht mehr auf die Paletten aufbringen konnte. Damit die Igel zwischen den Ebenen hin und her wechseln können, wurde pro Palette ein Brett durchgesägt und mit einem Scharnier versehen, wieder angebracht. Im oberen Bild könnt ihr es recht gut erkennen. 30 m² stehen jetzt insgesamt als Lauffläche zur Verfügung. Im Turm kann ich nun Futter verstecken und Igel können einen Blick in den umliegenden Garten werfen. Die Seiten verschloss ich bisher mit Holzstücken. Auf dem Palettenturm stellte ich robustes Dekomaterial und im Winter sollte eine Schicht aus Tannenstreu für Schutz sorgen. Gefallen würde mir ein "lebendiger Schutz" aus Pflanzen. Ob mir das gelingt?

Elemente wie Holzstämme, Wurzelstöcke und Pflanzgefäße können immer
wieder  neu angeordnet werden und sorgen für Abwechslung.


Natürlich wird mit anderen Elementen (Holzstämme, Wurzeln, Pflanzgefäßen, usw.) immer wieder versucht, Abwechslung zu schaffen. Falls sich mehrere Igel einmal das Gehege teilen müssen, dann können sie sich gut aus dem Weg gehen. Die vielen Hürden und Versteckmöglichkeiten vermeiden Stresssituationen. Solange es genug Futter und Platz gibt, sind Igel nicht aggressiv gegenüber Artgenossen. Nur in der Paarungszeit sind gleichgeschlechtliche Igel äußerst ruppig zueinander. Als ich die Neunlinge aufpäppelte, gab es keine Reibereien. Erst nach dem Winterschlaf, kurz vor der Auswilderung, wollten manche keinen Kontakt mehr zu den anderen und wurden unwirsch, wenn ihre Geschwister ihnen zu nahe kamen. Diese Erfahrung machte ich auch mit Nicht-Geschwistern. Als Babys sind Igel froh über Kontakt zu Ihresgleichen. Man muss allerdings immer ein Auge darauf halten. Sollte es Reibereien geben, könnte man in diesem Fall die Abtrennelemente des alten Geheges nutzen und das neue damit unterteilen.








14 Kommentare:

  1. Guten Morgen Carola,
    was für ein gut durchdachtes Pflegeheim! Und besonders interessant ist sicherlich auch der Blick von oben aus dem Fenster, um die Stachelgesellen ungestört beobachten zu können.
    Mit den Europaletten ist das sicherlich auch ein besonderes Erlebnis. Denn unsere beiden Igelmütter bevorzugten damals unterirdische Räume im geschichteten Holz im Hochwald als Kinderstube. Obwohl es genug andere Stellen im Garten gegeben hätte.
    LG
    Silke

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    1. Hallo liebe Silke,

      der Blick aus dem Fenster ist wirklich Gold wert. Ich kann auch Licht anmachen und dann im Gehege nachsehen, was gerade los ist oder einfach nur so beobachten.
      Wichtig wäre nur noch ein Zeckenschutz, nachdem Schorschi so übervoll mit Zecken war. Vielleicht entwickelt man ja irgendwann einmal mit Zeckenpheromonen getränkte Klebefallen, die man dann versteckt aufstellen und irgendwann absammeln kann UND keine anderen Insekten anlockt und abtötet. Ich würde sofort testen.

      Sei vielmals gegrüßt

      Carola

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    2. Guten Morgen Carola,
      angeblich soll das ja Buttersäure sein, nur wer kann das schon in seiner Nähe aushalten. Und Igel haben ja wohl auch einen sehr feinen Geruchssinn, da wäre es sicherlich auch eine Zumutung, wenn er sich dem Geruch im Gehege nicht entziehen könnte …

      Unser Igel sah vor 3 Tagen im Nachbargarten zumindest noch zeckenfrei aus. Allerdings sagt das ja leider nicht viel aus - Nymphen und kleine Zecken sieht man ja kaum auf 1m Entfernung. Nach dem Erlebnis geht er jetzt jedenfalls auf Abstand zu uns. Und unsere Nachbarn können wir leider noch nicht davon überzeugen in das Zeckenentfernungs-Programm einzusteigen. Sie sind immer noch der Meinung, dass das halt auch Natur ist …

      Bei der Vitamin-B-Fütterung machen mir auch noch immer die Nacktschnecken Sorgen, denn die schleimen ja auch gern schon am frühen Abend über unsere trockene Betonfläche. Inzwischen weiß ich nun auch warum. Sie brauchen den Kalk zur Eiablage. Und wenn dann auch noch als Ziel ein Igelschälchen angepeilt wird …
      Ich suche immer noch nach dem kleinsten Übel ;-(
      Liebe Grüße
      Silke

      PS: Elke hat sich auch sehr über Deine ausführlichen Informationen gefreut.

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  2. Was für ein Igelparadies! Ob sich da noch einer freiwillig auswildern lässt???
    Viele Grüße, Angela

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    1. Grüß dich Angela,

      sobald die Frühlingsluft interessante Gerüche verbreitet, werden sie unruhig. ;-)
      Ansonsten hatte ich bei der Hasendraht-Variante wirklich öfters Heimkehrer. Rein konnten sie nämlich nur raus nicht. Das sorgte schon für Irritationen, wenn dich plötzlich Knopfaugen anschauen, wo es keine geben dürfte. Du bringst mich auf Ideen! Eine Hühnerleiter außen für Heimkehrer fehlt noch. *lach*

      Sei lieb gegrüßt!

      Carola

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  3. Hallo Carola,

    dass sieht ja absolut genial aus :) Die vielen Versteckmöglichkeiten, die naturnahe Gestaltung, einfach Klasse !! Da werden sich deine stachligen Pfleglinge sicher sau wohl fühlen :)

    LG Basti

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    1. Hallo lieber Basti,

      ich habe zumindest den Eindruck, dass Igel - je größer die Auslaufmöglichkeit - einfach entspannter sind. Du kennst es sicher von den Hühnern her. Vielen Dank für das Lob!

      Hab ein schönes Wochenende!

      Carola

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  4. Hallo Carola,

    das ist ja wirklich toll, was Du für einen Aufwand betreibst. Es sieht wirklich Klasse aus, also wenn sich da die Igel nicht aufpeppen lassen, dann weiß ich auch nicht ;)

    Du solltest ein Verdienstkreuz bekommen, ganz ehrlich :)

    Liebe Grüße
    Björn :)

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    1. Hallo lieber Björn,

      ich freue mich über deine lobenden Worte! Ich denke, jeder Mensch hat einen Bereich in dem er sich gerne auslebt. Hätte ich nicht meinen Bekannten gehabt, hätte ich es nicht in dieser Art verwirklichen können. An ihm gebe ich das Lob auch gern weiter. Es ist alles sehr sauber verarbeitet und erleichtert mir die Pflege enorm. Die Einrichtung ist ja relativ leicht zu bewerkstelligen. Igel haben es nicht so mit Ordnung. ;-)

      Viele liebe Grüße

      Carola

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  5. Hach, welch wunderschönes Gehege! =)

    Liebe Grüße,
    Sarah =)

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  6. Ein echt tolles, abwechslungsreiches Gehege, in dem sich Deine Igel sicher wohl fühlen. Aber hast Du nicht Angst vor unliebsamen Besuch, nachdem das Gehege nicht abgedeckt ist? Bei uns laufen sehr viele Katzen umher und auch einen Marder habe ich schon um das Gehege schleichen sehen (mit der Outdoor-Überwachungskamera festgehalten ;-))
    Gruß,
    Vera

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