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Freitag, 18. September 2015

Dem Buckelapotheker auf der Spur - Herschdorf, Stempelstelle 19 (Teil 2) Ein Geheimtipp für Liebhaber

Historisches Bild der alten Brauerei

Ich kam zur Brauereiruine, ein mächtiges Bauwerk und staunte. Was war wohl damals mit den Brauern geschehen? Wie lange steht es schon leer? Vor der Kirche gab es einen Gedenkplatz. Der große Grabstein an diesem Platz gehörte einer Familie Schmiedeknecht.  Sie waren über mehrere Generationen die Brauer im Ort gewesen. Sie schienen wichtig für diesen kleinen Ort gewesen zu sein. Jetzt war ich erst recht neugierig geworden.

Der Gedenkstein der Schmiedeknechts vor der Kirche.
Auf jeder Seite ist eine Generation zu finden.


Im Ort - der Wegbeschilderung auf der Spur - durch die verschieferten Häuserzeilen gehend, fiel ein Haus mit seiner hellen Variante der Verschieferung auf. Nebenbei zeugte ein gelbes Schild über dem Vorbau davon, dass es dort ein Wirtshaus geben musste. Der gleiche Name, der auf dem Grabstein stand, war zu lesen. Die Schmiedeknechts gab es also noch! Vor Ort sah ich dann das Hinweisschild: "Bierverkauf im Innenhof der Brauerei"

Gaststätte Schmiedeknecht, Bierverkauf im Hinterhof

Der Bierkauf ab Brauerei ist  Montag-Freitag bis 18.00 Uhr und Samstag bis 12.00 Uhr, Besichtigungen sind nur nach telefonischer Absprache möglich. Na, das war das geringste Problem. Als ich anrief, teilte mir Braumeister Christian Bruses Mutter mit, dass ich sehr gerne kommen dürfe und ihr Sohn dann auch anwesend wäre und mir die Brauerei zeigen könne.

Dort angekommen wurde ich sehr offen und freundlich Willkommen geheißen. Ich ging nach hinten in den Biergarten und sah sie ... Thüringens kleinste Brauerei!


Herr Bruse erzählte von der bewegten und packenden Geschichte seiner Vorfahren und damit auch der Brauerei. Etwas fiel mir dabei auf ... Der Dialekt! Heimatliche Klänge? Ich möchte die Geschichte nun nicht komplett wieder geben, denn Herrn Bruses Ehefrau hat eine solch schmucke und lesenswerte Homepage eingerichtet, dass ich einfach zu viel vorweg nehmen würde. Wo sieht man schon die Geschichte einer Brauerei so liebenswert dargestellt?
Brauereibesitzer Christian Bruse und ich

Das Gebäude in dem ich mich gerade befand (in DDR-Zeiten als "Herrschdorfer Kulturhaus" genutzt) war das Familienstammhaus Schmiedeknechts, unter dessen Dach sich auch die Familienbrauerei befand. Das Bier wurde dann ins Tal, in die Felsenkeller gekarrt, damit es kühl blieb. Deshalb haben sich die Schmiedeknechts später dazu entschlossen, gleich neben den Felsenkellern eine Brauerei zu errichten. Die imposante Brauereiruine, die sich von Willmersdorf kommend, kurz vor Herschdorf im Tal mitten im Wald befindet.

Mich beeindruckte vor allem, wie Herr Bruse voller Herzblut seine Ahnen beschrieb, was ihnen wichtig war und wie es weiter ging, als seine Großeltern mit dem Mauerbau ihren Heimatort Herschdorf verließen.

Die eindrucksvolle Brauereiruine im Rößtal bei Herschdorf

Sein Großvater wurde Diplom-Braumeister und  in Kulmbach Geschäftsführer einer großen Brauerei. Das erklärte den heimischen Klang, den ich in seinen Erzählungen heraushören konnte. Kulmbach ist unser Nachbarlandkreis und erfreut teilte ich ihm mit, dass sein Großvater ganz in unserer Nähe gelebt hat. Für Herrn Bruse war dadurch meine Heimat auch kein unbekannter Fleck. Noch mehr Schnittstellen fanden sich und so war die Unterhaltung äußerst kurzweilig.

Fasziniert von seinem Großvater widmete auch er sich der Brauereizunft.
Zuerst lernte er in Bamberg das alte Handwerk. Die Bamberger Region, bekannt für ihre Vielzahl an kleinen Familienbrauereien und schmackhaften Bieren, zog ihn an, um sein Können zu vertiefen und sein Handwerk zu verfeinern zu können. So arbeitete er dort in verschiedenen großen und kleinen Brauereien. Gut gerüstet ging er nach München und machte seinen Braumeister. Bamberg hatte bleibende Spuren hinterlassen und so war er später in Bamberg (da wohnte ich auch mal) ein Jahrzehnt als Braumeister in einer Familienbrauerei tätig.



1986 wurde zum letzten Mal Bier in Herschdorf (bzw. unten im Rößtal) gebraut. 25 Jahre später baute Herr Bruse die Brauerei neu auf. Nicht die alte imposante, aber leider verfallene, im Tal. Im Nebengebäude des Familienhauses seiner Vorfahren, dort wo alles begann, nahm er die Fäden der Brauerei-Vergangenheit auf und begann als würdiger Nachfahre an sein Erbe anzuknüpfen und es zu prägen. In diesem Nebengebäude braute er auf beengtem Raum Bier und so gab es 2007 zum ersten Mal wieder selbstgebrautes Herschdorfer Bier zu kaufen. Perlend süffiges, flüssiges Gold! Ein bisher versteckter Schatz.

Von links nach rechts:
 naturtrübes Pils, dunkles Lagerbier, Jubiläumsbier, helles Bockbier


Die Achtung seiner Vorfahren erkennt man übrigens auch an den liebevollen Details der Etiketten. Sie beziehen sich auf die Vorfahren und lassen so dem Biergenießer einen kleinen Einblick auf den Familienbetrieb gewinnen. Bis 2009 pendelte der Braumeister zwischen Bamberg und Herschdorf hin und her. Dann entschied er sich, nach Herschdorf zu ziehen, sanierte komplett das  Familienstammhaus und richtete ein gemütliches Gasthaus ein.



Das jetzige Gasthaus war früher übrigens die Mälzerei. In den gemütlichen Räumen finden 50 Personen Platz. Einladend und freundlich wie die Inhaber, so wirkt die gesamte Gaststätte. Gebraut werden in der eigenen Familienbrauerei vier verschiedene, schmackhafte Sorten Bier. Zwei könnt ihr hier auf den Bildern im Glas bewundern. Das dritte Bier (dunkles Lagerbier) goss man(n) in einen Steinkrug und beim vierten Bier (naturtrübes Pils) war ich nicht schnell genug. Das süffige Bier landete zu schnell in durstigen Kehlen. Ich würde sagen, einfach vor Ort ausprobieren und sich selber vom leckeren Geschmack überzeugen. Für mich ist es ein echter Geheimtipp und ich werde mit Sicherheit, wenn ich wieder in die Ecke komme, einen Abstecher dorthin machen.



Falls ihr den Olitätenweg geht oder vor habt, in die Gegend zu fahren, schreibt euch die Telefonnummer der Schmiedeknechts auf und gebt dort rechtzeitig Bescheid, dass ihr vorbei kommen wollt. Wandern macht durstig und dort ist eine  rettende Oase!

Helles Bockbier 

Thüringens kleinste Brauerei
Brauerei H.Schmiedeknecht
Geschwister-Scholl-Str.4
98701 Herschdorf/ Thür.
Tel./Reservierung: 036738/42357

www.brauerei-schmiedeknecht.de

Jubiläumsbier

Dienstag, 1. September 2015

Etappe 23 Von Herschdorf nach Garsitz - Wer suchet der findet...



Wegweiser am Ortsrand in Herschdorf

.. .oder wird gefunden. Schnitzeljagd für Erwachsene. Euch wird leider der Kopf rauchen, aber wer durchhält, hat meinen vollen Respekt verdient!

Nach der Besichtigung der Kirche und einem Abstecher runter zur Brauereiruine stempelte ich bei der Stempelstelle "Gutkauf" noch ab und machte mich auf die Suche nach dem nächsten Wegweiser.

Stempelstelle 19.   Früher "Nahkauf" nun "Gutkauf", von
Willmersdorf  und der Brauereiruine kommend schon zu sehen

Auf dem Wegstück zwischen Willmersdorf und Herrschdorf ist mir schon aufgefallen, dass Wegweiser entweder zerstört am Boden lagen oder völlig leere Gestelle an die einstigen Hinweisschilder erinnerten. 


Im Ort zeigte auch an der Geschwister-Scholl-Straße ein gut erhaltener Wegweiser noch zum Olitätenrundwanderweg Richtung Willmersdorf. Ich wollte aber nach Garsitz und der Wegweiser auf diesem Schild führt einen anderen Wanderweg entlang. Also kann man sich bei diesem Wanderschild (wenn man nicht den Ort besichtigen möchte - was man aber tun sollte) einfach Richtung "Langer Berg" halten.

Auf der Wanderung hatte ich "durch" die Infotafel und 
dank der vielen Hinweisschildern den vollen "Durchblick".

Am Ortsrand steht ein weiterer Beweis, dass man es scheinbar nicht so gut mit den Wanderern meint. Eine fehlende Schautafel ... damit kann ich leben, aber solche Wegweiser - wie im Hintergrund zu sehen - verdienen ihren Namen nicht und sollten erneuert werden. Hier ist jahrelang nichts mehr gemacht worden! 

An der Kirche kann man über die Kirchstraße hoch zur Hauptstraße, diese überqueren und sich dann links halten, bis rechts eine Straße hoch zum "Langen Berg" führt. 

Ein weiteres Problem auf meiner Schnitzeljagd seht ihr unten. Ich habe hier mal das Buch und die Karte abfotografiert. Der originale Olitätenrundwanderweg aus dem Buch (links im Bild) führt an Gillersdorf vorbei, rechts abbiegend über die Ortschaft Willmersdorf nach Herrschdorf, geht dann hoch zum "Langen Berg" (Parkplatz 1, rot eingezeichnet) und von dort aus, rechts weiter (Parkplatz 2, blau eingezeichnet) nach Garsitz und Königsee.

Vergleich der aufgezeichneten Wanderroute im Buch (links) und in der Karte
(rechts). Ich habe oben rechts zwischen P1 und P2 den Weg markiert, den man
 laufen müsste, um nach Garsitz zu kommen.

In der Karte allerdings führt der Olitätenrundwanderweg an Gillersdorf vorbei, links abbiegend über den Höhenzug "Langer Berg", biegt dann rechts weg nach Herschdorf und von dort aus weiter nach Dröbischau. Willmersdorf liegt hier nicht auf dem Weg.

Dies entspräche zum Teil eigentlich dem Mylius-Olitätenweg. Zum Teil? Ja, denn dieser wird im Buch und hier beschrieben und ihr werdet es ahnen, er stimmt auch nicht mit der Karte überein.

Der Mylius-Weg ist ein (Olitäten-) Tages-Rundwanderweg, der mit einer fünfblättrigen grünen Blüte auf weißem Spiegel und gelben Kreis (für Rundwanderweg) gekennzeichnet sein sollte. Er würde nach der Wegbeschreibung im Buch den Weg zwischen "n" und "g" vom "Langer Berg" nach rechts in Richtung Willmersdorf führen, dann müsste er am Wald austretend links (dem Waldrand entlang) abbiegen und identisch mit dem Pilzsteig (im oberen Bild auf der linken Karte nachvollziehbar) zum rot markierten Parkplatz führen. In der Karte führt er weiterhin geradeaus mitten durch den Wald, dann rechts abbiegend, zum rot markierten Parkplatz. Warum erzähle ich davon? Der Mylius-Wanderweg vor Ort ist bis nach Herschdorf und in Richtung Dröbischau leider zusätzlich mit dem blauen Dreieck gekennzeichnet und das sorgt für Verwirrung.

Parkplatz an der Schutzhütte am "Langer Berg". Warum wurde 
hier nicht deutlich der Olitätenweg und der Mylius-Weg gekennzeichnet?

An den Stempelstellen gibt es einen Flyer vom Olitätenland ... ihr werdet es ahnen ... da hat der Mylius-Weg noch eine Extraschleife im Wald anzubieten, die ansonsten nirgends zu finden ist.

In der Wanderkarte findet sich ab dem rot eingekreisten Parkplatz kein Hinweis mehr zu dem Wanderweg über Garsitz nach Königsee. Um den ursprünglichen Weg laufen zu können, hieße es nun Markierungen zu beachten ... Markierungen? Es gibt viele Markierungen für die verschiedensten Wanderwege! Viele gut erhaltene Hinweisschilder! Nur wo zum Kuckuck ist das blaue Dreieck auf weißem Spiegel in Richtung Garsitz? Das einzige Schild zum Olitätenweg führt zurück in Richtung Großbreitenbach und ist auf der RÜCKSEITE des Wegweisers angebracht.

Auf der Rückseite ein Hinweis, doch er führt zurück nach Großbreitenbach.
Eigentlich macht er an dieser Stelle überhaupt keinen Sinn.
Falls sich jetzt der ein oder andere fragt, warum ich nicht einfach der Nase nach in Richtung Garsitz gelaufen bin ...

Natürlich komme ich auch auf einem anderen Weg dort an, wo ich hin möchte. Auf den Wanderkarten sind genug Wege aufgezeichnet, die zum Ziel führen. Manches könnte man deshalb vor Ort abgekürzt laufen, um von A nach B zu kommen, aber man hat sich ja bei der Gestaltung des Wegverlaufes etwas gedacht. Ich möchte hier berichten, ob man sich auf die Markierungen verlassen kann. Wichtig ist doch für den Wanderer: Kann man den Olitätenweg ohne Schwierigkeiten gehen? Hat sich zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Buches etwas verändert? Gibt es Schwachstellen oder ist er so wie er ist einfach passend?

Unten links, "deutlich erkennbar", befindet sich  das blaue Dreieck
Darüber der Pilz für den Pilzsteig und der Panoramaweg-Spiegel

Und dann das Problem bei den Schildern. Olitätenweg, Olitätenrundwanderweg und Olitätenrundweg ... wer soll da noch durchblicken, welcher wann gemeint ist, wenn diese Bezeichnungen bunt gemixt verwendet werden?

Trauer um einen vierbeinigen Freund

Wandern ist einfach. Wenn keine Markierung vorhanden ist, bleibt man auf dem Weg und biegt nicht ab. Der Teufel ritt mich. Vor Ort kein hilfreicher Wegweiser. Vielleicht verläuft der Weg nun anders? Seit 2013 sollen ja bestimmte Wegverläufe geändert worden sein. Nur wo genau und wie erfährt man leider nicht so ohne Weiteres. Ich lief also weiter geradeaus in den Wald. Wohl wissend, dass ich mich irgendwann rechts halten musste, um Richtung Garsitz zu kommen. Der Weg ließ sich gut laufen und so kam ich schließlich am Hundegrab an. Tolle Wegweiser vorhanden, aber nein, bei keiner Abbiegung gab es einen Hinweis auf einer Änderung des Olitätenweges. Also führte er ab Parkplatz 1 am Waldrand entlang, aber man muss die Strecke ohne hilfreiche Markierung laufen.

Immer noch besucht und gepflegt!


Ich rief meinen Mann an. "Duuuuhuuuu? Hier geht es nicht weiter. Könntest du mich mal kurz aus dem Wald fischen? Ich würde es gern anders machen. Fahre mich doch bitte mal nach Garsitz, wo ich normalerweise ankommen müsste und lasse mich dort raus. Ich wickle den Weg von hinten auf. Also von Garsitz nach Herschdorf gehend."

Mein Mann war recht amüsiert, nach dem Motto: "Jaja ... Frau alleine unterwegs!", bis er sich dann vor Ort über eine Stunde lang der Ausschilderung widmete und nach Hinweisen suchte. Auch er hatte am Ende nur ein Kopfschütteln übrig.

Wiesensalbei


Also fuhr er mich nach Garsitz. Das schmucke Dorf weckte mein Interesse, aber erst musste ich meinen Weg ablaufen. Dieser war vor Ort wunderbar ausgeschildert. Da der Weg bewachsen ist, ist bei Nässe auf wasserfestes, robustes Schuhwerk zu achten. Zwischen Herschdorf und Garsitz blühte großflächig der blaue Wiesensalbei, die weiße Lichtelke und Esparsette.

Einfache Wegstrecke


Der Wegverlauf war deutlich, der Boden sehr angenehm weich, so dass ich irgendwann die Schuhe auszog. Poldi und ich hatten richtig Spaß und genossen die schöne Landschaft. Ach übrigens: Zwischen den beiden Parkplätzen (die wieder auf Gemeindegrund Herschdorf liegen) fand ich dann zufällig auch eine fingerkuppengroße blaue Markierung hinter einem blühendem Weißdornstrauch. Nun also den ganzen Weg zurück, denn mein Mann wartete ja in Garsitz. *seufz*

Hier kann man sich nicht verlaufen


Man muss also (von Herschdorf kommend) am Parkplatz "Langer Berg" rechts dem Pilzsteig folgen, bis man zur Landstraße 1144 kommt. Diese überquert man und geht nach links. Der Weg gabelt sich noch einmal und diesmal muss man den rechten Weg nehmen. Nun ist man im Gemeindegebiet Königsee und ab hier finden sich wundervolle Wegmarkierungen und Wegweiser!

Kurz vor Garsitz gibt es dann auch noch auf dem Weg tolle Informationstafeln zu Landschaft, Kräutern und Buckelapothekern, die eigentlich zu dem Garsitzer Gebörne gehören. Man hat dort einen "Infoweg: Natürlich Königsee" gestaltet, der einen Ausflug und hier einen Extrapost wert ist!

Infotafel am Olitätenweg am Garsitzer Gebörne


Liebe Gemeinde Herschdorf, 
ihr habt tolle Wege, die sehr angenehm zu laufen sind und wunderschöne Ausblicke bieten. Euer Motto: "www für wandern, wohlfühlen und wiederkommen" gilt aber nicht für den Olitätenweg. Hier könnte man sagen: "Wahrlich wunderliche Wegmarkierungen"! Die Nachlässigkeit an so vielen Stellen des Olitätenweges ist sehr schade. Normalerweise sollte es einem Wanderer möglich sein, einfach einem markierten Weg zu folgen ohne ständige Rückorientierung mit der Karte (die leider einen komplett anderen Verlauf anzeigt, doch dafür könnt ihr nichts) oder einem Buch. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Auf meiner Wanderung rede ich gerne mit den Menschen. Immer wieder kommt man darauf zu sprechen, dass Geld fehlt, es am Engagement verschiedener Seiten mangelt, Stellen gestrichen wurden, es weniger Wanderer gibt und es sich deshalb nicht lohnt, die Markierungen zu erneuern. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Schlechte Markierungen ziehen auch nicht unbedingt Wanderer an. Falls ihr nicht zuständig seid, Markierungen und Wegweiser instand zu halten, so würde es dennoch von Verantwortung zeugen, die zuständigen Stellen rechtzeitig über den Verfall ihres Wegenetzes zu informieren. Herschdorf ist sehenswert! Ich hoffe, die Wegmarkierungen des Olitätenweges auch bald wieder!

Esparsette






Montag, 14. Januar 2013

Das verlassene Dorf - Part 3



Das grüne Haus Nr. 2 aus dem verlassenen Dorf. Die offenen Türen und Fenster machen neugierig. Wie die ehemaligen Hausbewohner diese Räume wohl genutzt haben? 
Auf meinen Streifzügen durch das Dorf hatte ich bisher nur wenige Begegnungen mit Tieren, obwohl sie viele Versteckmöglichkeiten hätten. Die Einsamkeit wirkt oftmals spannungsgeladen. Ist dieses Haus nicht Respekt einflößend, trotz der einladenden Farbe und den vielen liebevollen Details? Würdet ihr in diesen Keller gehen? 



Montag, 3. September 2012

Zum blauen Gold - ein wunderschöner Ausflug


St.-Barbara-See am Kießlich - Staatsbruch Lehesten

Kennt ihr das "Blaue Gold"? Damit ist nicht dieser See gemeint, doch dieser See entstand durch dessen Abbau. Gemeint ist der Schiefer. Hier schrieb ich schon einmal über das Schiefergebirge und heute möchte ich euch Bilder zeigen, die bei einem Ausflug mit meinen Kindern entstanden sind.


Gesteinsformationen im Schiefergebirge


Der Grenz-/Todesstreifen der innerdeutschen Grenze ist bekannt. Mittlerweile hat der 1393 km lange Grenzbereich einen ansprechenderen Namen erhalten: "Grünes Band Deutschland".  Ein wunderschönes erhaltenswertes Schutzgebiet  für seltene Tier- und Pflanzenarten ist dort entstanden. Der Rennsteig verlief schon seit dem Mittelalter an der Grenze von Thüringen und Franken und mit seinen 169 km lässt er sich wunderbar erlaufen. Auf diesem Weg befinden sich viele unbekannte Sehenswürdigkeiten.



Sehenswert ist sicherlich die kleine Schieferstadt Lehesten. Berühmt ist sie durch ihre Schieferbrüche - es waren einstmals die größten Europas.





Die Bergarbeiten in der Region gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück. In meiner Gemeinde gab es das "Teuschnitzer Schloss". Eine der ältesten Rechnungen aus Lehesten handelt davon, dass man das Material zur Dacheindeckung 1485 aus Lehesten bezogen hat.






Spannend finde ich, dass das die Kaiserburg in Wien und der Dom zu Würzburg  mit Lehestener Schiefer beliefert wurden. Das Heldburger Schloss wurde damit 1564 gedeckt und 300 Jahre später lobte Ed Amthor in seinem Buch (das industrielle und kommerzielle Deutschland) noch den Zustand des Daches und die gute Qualität des dunklen, reinen Schiefers.





Den Vorteil solcher verschieferten Häuser erkannte man schnell. Es war eine gewisse Isolierung gegeben und bei Dorfbränden schützte der Schiefer vor dem Feuer.






Nebenbei verwittert Schiefer langsam und so bleiben die schmucken Fassaden lange Zeit optisch sehr ansprechend. Den optischen Aspekt beachtete man nicht nur beim Hausbau, auch Gehwege wurden mit den glatten Platten verlegt und bis ins 20. Jahrhundert waren bei uns die Friedhöfe mit geschliffenen Schiefergrabsteinen geschmückt.




Manch einer findet diese dunklen Häuser auf den ersten Blick erdrückend, doch es lohnt sich, den Charme der Schieferhäuser zu erforschen, schmucke Details zu betrachten und auf die verschiedenen Deckformen und Verzierungsmöglichkeiten einzugehen.





Das kostbare Gut wurde anfangs aus mehreren kleinen Brüchen abgebaut. So wie jede Flur ihren Namen hat/hatte, so waren auch die Brüche benannt. Die ältesten Brüche um Lehesten nannte man "den alten Haw" (kommt von hauen/herausschlagen) und den "Unnütz", wobei sich die Frage stellt, von welcher Qualität letzterer Schiefer wohl war. Beide Brüche lagen nah beieinander (südlich vom Ort) und man sprach später nur noch vom "alten Bruch". 1792 kam Alexander von Humbold (als amtierender Berghauptmann) zu Besuch, um den "uralten Schieferbergbau" zu besichtigen. Die privaten Brüche gingen später an das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und an das Herzogtum Sachsen-Meiningen über. Ab 1920 gehörte er dem Staat und wurde seither Staatsbruch genannt.



Im 19. Jahrhundert ist der Höhepunkt des Schieferabbaues zu sehen. Damals waren allein im Tagebau 2500 Beschäftigte tätig. Die Region lebte von ihrem blauem Gestein und gab deshalb dem Schiefer die Bezeichnung "Blaues Gold".
Wieck (F.G. deutsche Gewerbezeitung) schreibt 1864, dass allein Lehesten und Sonneberg unter anderem jährlich 65.000 Schock Dachschiefer und 40.000 Schock Schiefertafeln (Schreibtafel für die Schule) hergestellt haben. Ein Schock entspricht 5 Dutzend oder 60 Teilen. Das bedeutet also, dass man jährlich 3.900.000 Dachschiefer und 2.400.000 Schiefertafeln hergestellt hat. Bei den Produktionsbedingungen und der Handarbeit, die keinesfalls leicht war, ein respektabler Umsatz.



Wenn man von einer Sechs-Tage-Woche ausgeht, hieße es, das man unter anderem täglich ca. 12.460 Dachschiefer und 7668 Schultafeln hergestellt hat. Auch die benötigten Griffel wurden dort angefertigt. Er berichtete von einem jährlichen Umsatz von 91 Millionen. Das wären pro Tag ca. 291.000 produzierte Griffel. Weiterhin hieß es, dass allein der Transport dieser, allein schon 100 Geschirre (Pferde & Ochsen) benötigte. Lehesten hatte zu der Zeit ca. 1.250 Einwohner.


Man muss wissen, dass die aus dem Bruch heraus geschlagenen Blöcke in den Spalthütten mit der Hand behauen wurden. Man spaltete das Gestein mit Meißeln und schlug Schicht für Schicht ca. 5 mm starke Platten ab. Diese schnitt man dann mit einer Art Schieferzange zu. Für die Schiefertafeln mussten die Platten auch noch geschliffen werden.





Der Schieferbruch umfasste später einen ca. 20 ha großen Tagebau. Ab 1973 wurde dann ausschließlich unter Tage abgebaut. 1999 schloss auch der Abbau unter Tage. Damals waren die imposanten Abraumhalden weithin zu sehen. Mittlerweile erobert die Natur diese wieder zurück.






Die Fotos oben und rechts, zeigen eine Pferdegöpeldie schon im 19. Jahrhundert betrieben wurde. Mit Hilfe von Pferden (die im Innern ihre Kreise zogen) wurden zu der Zeit die Lasten über die Schachtanlage hoch befördert. Im Schiefer-Denkmal-Lehesten könnt ihr all diese Räumlichkeiten euch vor Ort direkt ansehen und anschließend euch vor Ort in der Gaststätte verköstigen lassen.



Das Bild links habe ich von www.rathscheck.de entnommen, da es die einzige Möglichkeit war, die Anlage vor der Flutung zu zeigen. Als die Grube schloss, gründete die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH den heutigen Schieferpark Lehesten als Technisches Denkmal. Am Anfang konnte man noch das Bergwerk und seine Stollen besichtigen, doch aus Kostengründen wurde dies leider nach zwei Jahren wieder eingestellt. Aus diesem Grund schaltete man leider auch die Wasserpumpen 2006 ab. 





Der Tagebau und somit viele interessante alte Stollengänge wurden geflutet. Ihr könnt dies gut an den Bildern erkennen, wie weit das Wasser schon gestiegen ist. Mittlerweile ist der Schiefersee schon ca. 10 ha groß.




Ich kann mich immer nicht satt sehen an dem herrlichen Farbspiel des Wassers. Mit sämtliche Grün- und Blautöne und an manchen Stellen ins Blaugraue übergehend, geben die Schieferseen auf der "Steinerne Heide" verschiedenste Stimmungen wieder.





Das Wasser ist glasklar und trübt sich erst in größeren Tiefen ein. Das Bäumchen hier war weit über einen Meter groß und ist ein Opfer der Flutung.



Schieferweg

Um den großen Schiefersee "St. Barbara" führen gut begehbare Wanderwege und an vielen Stellen kann man auch einfach mal die Füße ins Wasser hängen lassen. Bei diesem Weg ist die Besonderheit, dass der Schiefer nicht gelegt wurde, sondern die spaltbare Seite nach oben ragt. Abgeschliffen durch die jahrelange Benutzung, ist ein fester Weg entstanden.




Nicht nur das ehemalige Werksgelände, das immerhin ca. 105 ha. groß ist, sondern die gesamte "Steinerne Heide" ist aufgrund seiner einzigartigen Naturkulisse  einen Ausflug wert.





Die ehemaligen  Produktionsgebäude kann man besichtigen. Dort wird ausführlich erklärt und beschrieben, wie man Schieferprodukte herstellte. 



Sehenswert ist ein Modelldorf der noch heute existierenden Dachdeckerschule Lehesten, das insbesondere die Vielfalt der möglichen Schieferdacheindeckungen demonstriert. Eines ist sicher, Schiefer wirkt nicht langweilig!




Verschiedenste Stollenfahrzeuge und andere im Bergbau benötigte Transportmittel sind dort ausgestellt. Vor allem Kinder können kaum widerstehen und freuen sich darauf, diese zu erkunden. 



Schieferbrüche und vor allem die Abraumhalden lösen bei mir Ehrfurcht aus. Die Massen an Gestein, die bewegt wurden! Letztendlich konnte nur ca. 2% des abgebauten Schiefers weiterverwendet werden und der Rest war Abfall. Um so beeindruckender, wie die Natur sich das Gebiet zurückerobert und eine ganz besondere "heideartige" Welt entsteht.
Das Gebiet des Staatsbruches steht seit 2001 unter Naturschutz, doch auch die umliegenden Schieferbrüche von Lehesten sind schützenswerte Kleinode. Die Wiesen, Felder und Wälder, sowie die reichhaltige Heckenstruktur  im Grenzgebiet spiegeln ein herrlich abwechslungsreiches Landschaftsbild wieder. Im Schieferbruch selbst gibt es auf kleinstem Raum zwei kleinklimatische Extreme: Im Sommer wird das dunkle Schiefergestein über 60 Grad Celsius heiß! In den schattigen Bereichen bleibt es dagegen kühl und feucht. 


Bei den Untersuchungen wurden 1.100 verschiedene Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen! Allein 170 Arten stehen davon auf der Roten Liste. Dies ist so bedeutungsvoll, dass man die Schieferbrüche zu einem Naturschutzgebiet und einem Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet ausgezeichnet hat und sie dadurch fördert.





Ich entdecke bei jedem Spaziergang neue interessante Dinge. Dort habe ich zum ersten Mal ein Birkhuhn gesehen und wenn die Flechten anfangen zu blühen, eröffnet sich eine bezaubernde Miniaturwelt, die es wert ist, ganz nah betrachtet zu werden. Nur die Schlingnatter verschloss sich bisher erfolgreich meinen Augen.






Hier nur noch ein paar Aufnahmen. Der Post wurde wieder einmal sehr lang und ich danke euch für eure Ausdauer, wenn ihr alles bis hierhin gelesen habt. Bilder werden durch Anklicken größer!








Die Entdeckerfreude kommt nicht zu kurz, wie man hier sehen kann. Ich hoffe die Kinder bewahren sich ihre Freude an der Natur.