Posts mit dem Label Weinherstellung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Weinherstellung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 10. November 2013

Selbstgemachter Schlehenwein (3) Die Gärphase




Bei mir stand der Ballon am Anfang im Wohnzimmer. Vorteilhaft sind in der Gärphase Temperaturen um 20 Grad. Würde man den Wein, an einem kalten Ort in eine Decke wickeln, würde sich der Wein selber erwärmen und etwas später anfangen zu gären. Ich wollte den Wein im Auge behalten, damit ich rechtzeitig den Ballon schwenken kann, wenn es zu stürmisch gären sollte.

Es dauerte bei diesem Ansatz nicht einmal vier Stunden, da kamen schon vereinzelte Bläschen hoch. 

Hat man alles richtig gemacht, so müssen nach ein paar Stunden im Röhrchen Blasen aufsteigen und die Maische sollte schäumen. Je nach verwendeter Frucht- oder Hefesorte kann es mehr oder weniger stürmisch zugehen. Diese Zeit heißt demnach auch "Stürmische Gärung".


Jetzt heißt es, achtsam zu bleiben. Der Schaum steigt in dieser Zeit wirklich äußerst zügig. Das Wasser im Röhrchen spritzt öfters einmal und kann schnell weniger werden. Deshalb muss regelmäßig nachgefüllt werden. Wenn der Schaum bis ins Röhrchen steigt, kann der Ballon überlaufen. Essigfliegen würden die Kostbarkeit  verunreinigen und verderben lassen. Im schlimmsten Fall kann dieser klebrige Hefeschaum mit den hochgetriebenen Maischepartikeln, das Gärrohr verstopfen und den Ballon zum Platzen bringen.

Dies ist auch der Grund, warum man in der Phase der Maischegärung nie den Ballon ganz auffüllt. Der Ballon sollte zu diesem Zeitpunkt nur knapp zur Hälfte gefüllt sein.

Nach zwei Tagen ist es Zeit (je nach bevorzugter Methode) zu handeln. Siehe HIER im vorherigen Post.
Ich habe also 1kg Zucker in einem Liter heißem Wasser aufgelöst und (nachdem es Zimmertemperatur hatte) in die Maische gegeben. Auch 2g Hefenährsalz fügte ich  hinzu. Das ist ausreichend für fünf Liter Wein, ich wollte nicht zu viel davon verwenden, da ich noch keine Erfahrung mit dem Nährsalz habe. Abfiltrieren tat ich auch noch nicht. Nachdem mein damaliger Wein sehr gut schmeckte, wollte ich nicht zu viel in der Handhabung umändern. Das "Füttern" bewirkte einen weiteren Schub in der Gärung und ich war froh, dass genug Platz im Ballon war.


Ich schwenkte den Ballon zum letzten Mal um ca. 1.00 Uhr in der Nacht und als ich am nächsten Tag früh um 6.00 Uhr nachschaute, versuchte gerade der Schaum aus dem Röhrchen zu kriechen. Das war wirklich knapp! So musste ich nur den Gummistopfen und das Glasrohr reinigen und wieder am Ballon befestigen.

Der Ballon muss öfters geschwenkt werden. Durch das Kohlendioxid wird mit dem entstehenden Schaum auch das Fruchtfleisch und die Fruchthäute nach oben transportiert. Es kann dadurch eine richtig feste Masse oberhalb des Weines entstehen. Durch das vorsichtige Schütteln fällt der Schaum zusammen und die Hefe im Schaum verbindet sich wieder mit der Flüssigkeit und kann weiter arbeiten.
Dazu ist es von Vorteil, wenn man das Gärröhrchen vorher entfernt und den Daumen auf den Gummistopfen legt um die Öffnung zuzuhalten. Ansonsten würde das Wasser im Röhrchen herumspritzen oder bei einer unbedachten Bewegung auch mal zu Bruch gehen können.

Da bei mir die Gärung sehr gut verlief, gab ich erst am fünften Tag den letzten Liter Zuckerwasser hinzu. Der Ballon war nun gut gefüllt. Abfiltrieren wollte ich zu dem Zeitpunkt immer noch nicht, ich wollte dafür die Zeit nutzen, wenn die Stille Gärung eintritt. Nach etwa 1-2 Wochen lässt normalerweise die Bläschen- und Schaumbildung nach. Trotzdem läuft die Gärung weiter. Es beginnt die Zeit der Stillen/Ruhigen Gärung. Würde man jetzt den Wein in Flaschen abfüllen, könnten sie einen (durch die Gasbildung) noch locker um die Ohren fliegen.

Selbstgemachter Schlehenwein (1) Der Hefeansatz
Selbstgemachter Schlehenwein (2) Die Maische
Selbstgemachter Schlehenwein (4) Die "Stille Gärung" und das Filtern der Maische


Gärung erzeugt Wärme



Freitag, 25. Oktober 2013

Selbstgemachter Schlehenwein (2) Die Maische



So, weiter geht es mit der nächsten Folge.

Der Hefeansatz gärt und sollte nun zur Schlehenmaische gegeben werden. Durch das Zusammenfügen von Hefe, Schlehe, Zucker und Wasser kommt es zur alkoholischen Gärung. Erinnert ein wenig an die Feuerzangenbowle, oder? Im Gärprozess wandelt die Hefe den (Frucht)Zucker in Alkohol und CO2 um. Die Kohlensäure entweicht und als Endprodukt entsteht Wein.

Meistens verwendet man bei der Weinherstellung normalen  Haushaltszucker. Dieser wird mindestens 1:2 (je nach Rezept) mit Wasser vermischt und kurz erhitzt, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Kochen sollte die Zuckerlösung nicht. Der Sud muss vor dem weiteren Gebrauch wieder abkühlen, da die später zugesetzten Hefebakterien ab Temperaturen von über 35°C absterben würden.

Das Wichtigste ist der Fruchtsaft. Während man Johannisbeeren, Kirschen, Stachelbeeren gut kalt oder auch warm entsaften kann, empfiehlt es sich bei Schlehe, Hagebutte oder anderen Früchten mit wenig Fruchtfleisch und Eigensaft die Maischegärung zu verwenden.



Man wäscht dazu das Obst, zerkleinert es und gibt es in einen entsprechend großen Behälter. Hier in meinem Fall waren es sechs Kilo Schlehen. Sie haben in diesem Jahr schon eine Woche Frost abbekommen und vier Kilo die ich schon dampfentsaftet habe, schmeckten dennoch herb. Für den Wein wollte ich die geschmacklich weniger gerbstoffhaltige Variante. Außerdem lösen sich beim Dampfentsaften Stoffe, die den Wein eintrüben können. Bei meinem letzten Versuch hatte ich mit einem Kartoffelstampfer vorsichtig die Beeren angequetscht, bis sie zum größten Teil aufgeplatzt waren. Diesmal wollte ich es anders probieren.

Solange der Hefeansatz sich entwickelte, wurden die Schlehen einfach noch einmal in die Kühltruhe gesteckt. Es scheiden sich die Geister und es gibt dazu verschiedenste Theorien. Die einen sagen, es würde nichts bringen, schließlich werden die Bitterstoffe und Gerbstoffe nur am Strauch (bei Frost) in den Früchten verstoffwechselt und "aus den Früchten in die Zweige zurück gezogen". Andere dagegen meinen, man würde keinen großen Unterschied bemerken.
Ich bin der Meinung, man sollte vor dem Sammeln einige Nächte Frost abwarten, doch entscheidend ist es in meinen Augen, dass die Früchte tagsüber Sonne abbekommen und nachts Frost. Dadurch bildet sich mehr Zucker und das Tannin (der Stoff, der diesen "unreife Bananen-Geschmack" und das pelzige Gefühl verursacht) wird zurückgedrängt.
Durch das gezielte häusliche Frosten im Gefrierschrank, öffnen sich die Zellen der Frucht und man kann dadurch später mehr Saft gewinnen. Diesen Umstand mache ich mir zu Nutze. Die aufgetauten Beeren übergoss ich anschließend  mit Wasser und lies darin die Schlehen ziehen. Damit alle Schlehen in den Genuss kamen, seihte ich die Schlehen nach einiger Zeit ab (Dampfentsaftersieb ist dafür prima geeignet), erhitzte das Wasser und goss es noch einmal über die Schlehen.


Was man auch überlegen sollte, ob man einen recht leichten oder einen eher schweren Wein haben möchte. Mein damaliger Wein wurde ohne viel Schnickschnack angesetzt. Beeren gequetscht, in den Ballon gestopft und das lauwarme Zuckerwasser, sowie die Weinhefe hinzu geschüttet. Als kaum mehr Bewegung im Gärglas war, habe ich die Maische abgeseiht (düdelü), den Ballon ausgewaschen, den Wein wieder in den Ballon gegeben und weiter gären lassen. Dieser Wein war leicht und süffig.

Nun also eine andere Methode, ob sie von Erfolg gekrönt ist wird sich zeigen. Nach dem Einfüllen der nun weichen, saftreichen und süßeren Schlehen in den Ballon, nahm ich das abgeseihte Wasser und wog es ab. Restflüssigkeit war ca. 1,5 l.  In dieser löste ich 1,5 kg Zucker auf.

Warum habe ich den Zucker aufgeteilt?

Ein Bekannter meinte einmal, er würde NIE seinen Zucker auf einmal zu der Maische geben, da dies eine heftigere Gärung verursacht und nach der Filtration im Gegenzug kaum eine Gärung mehr statt finden würde. Durch das Aufteilen des Zuckers, wäre der Gärungsprozess in der Weinherstellung ausgeglichener und der Wein wäre am Ende aromatischer. Falls ihr dazu Erfahrungen habt, würde ich mich freuen, wenn ihr sie mit mir teilen würdet!

Also ich hatte nun folgende Möglichkeiten:

1. Variante:
Für einen einfachen, leicht herzustellenden Wein werden die 6 kg Schlehen, die Weinhefe (Bordeaux oder Portwein), 3 kg Zucker und 6 l Wasser ins Gärgefäß gegeben. Dies lässt man gären, bis nur noch wenig Luft sich im Gärröhrchen bewegt. Dann wird abfiltriert und der Frischwein in den gereinigten Ballon zurückgegossen (oder einfach in einen zweiten Weinballon abgefüllt). Hier kann er in Ruhe nachgären, bis man ihn auf Flaschen abzieht.

2. Variante:
Für einen leichten Wein werden zuerst die 6 kg Schlehen, Weinhefe, 2 kg Zucker und 4 l Wasser als Weinansatz genommen. Nach zwei Tagen (manche machen dies erst nach zehn Tagen, andere sogar nach bis zu acht Wochen) wird diese Maische abgeseiht und durch ein Tuch filtriert oder mit einem Pressbeutel ausgepresst. Der Saft kommt zurück in den Gärballon.
Wichtig ist, dass nach zwei Tagen der restliche Zucker (1 kg) mit dem Wasser (2 l) vermischt wird und dem Weinansatz zugegeben wird.

3. Variante:
Bei einem etwas schwereren Wein nimmt man 6 kg Schlehen, Weinhefe, 1,5 kg Zucker sowie 4 l Wasser zum Einmaischen. Nach zwei Tagen oder auch später kann man die Maische filtrieren (wie bei Variante 2). Aber auch hier wird am 2. Tag  der restliche Zucker und das Wasser hinzugefügt. Bei dieser Variante wären es aber dann 1,5 kg Zucker auf 2 l Wasser.

4.Variante:
Die vierte Variante - für einen schweren Wein - startet mit 6 kg Schlehen, der Weinhefe, 1 kg Zucker und 4 l Wasser. Man kann hier mit der Maische wie bei Variante 2 und 3 verfahren.
Am 2. Tag gibt man  wiederum 1 kg aufgelösten Zucker und 1 l Wasser hinzu.
Am 4. Tag folgt dann die letzte Zugabe  des Zuckerwassers, das aus 1kg Zucker und 1 l Wasser besteht.




Was einem schier die Finger verknotet, ist das Überstülpen des Gummistopfens über den Flaschenhals. Wenn das gelungen ist (ich lege den Gummi vorher immer in heißes Wasser) muss man noch das Gärröhrchen in die Öffnung des Gummistopfens stecken.
Jetzt kommt noch so viel Wasser oben in das Röhrchen bis die zwei Kugeln zur Hälfte mit Wasser gefüllt sind. Dadurch ist der Wein luftdicht verschlossen. Während des Umwandlungsprozesses in Alkohol ist Sauerstoff unerwünscht. Die entstehenden Gase können allerdings durch das Wasser entweichen, ansonsten würde der Ballon platzen. Nun kommt der Ballon erst einmal ins Warme, ideal sind Temperaturen um 20-25 Grad.  Über die Gärungsphase berichte ich in einem Extrapost.





1. Teil: Schlehenwein, Hefeansatz, Hefestarter
3. Teil: Die Gärphase
4. Teil: Die "Stille Gärung" und das Filtrieren der Maische




Sonntag, 20. Oktober 2013

Schlehenwein (1) Der Hefeansatz




Schlehen über Schlehen. Dieses Jahr will ich es wieder wagen. Ein Schlehenwein soll entstehen. Meine "kleine Stimme" gab angesichts der überall massenhaft blau leuchtend, überhängenden Schlehensträucher auf. Nach Schlehensaft, Schlehenmarmelade, Schlehenliköransatz nun also auch ein Fruchtwein.



Vor ca. 15 Jahren habe ich den letzten Schlehenwein angesetzt und habe noch die Matscherei lebhaft in Erinnerung. Doch nicht nur die. Mein Mann fand mich damals, als er von der Arbeit nach Hause kam, sehr lustig an. Ich filterte gerade die Maische ab und fand einfach Alles zum Lachen. Ich bin allein von den Ausdünstungen der schon vergorenen Maische beschwipst gewesen.

Mein damaliger Wein war lecker und gut fruchtig. Ich verwendete nur Schlehen, Zucker, Wasser und ein Fläschchen Reinzuchthefe.



Dieses Mal möchte ich die "guten" Hefen vorher vermehren um die Vergärung zu beschleunigen und Wildhefen zu unterdrücken. Ich hatte noch 100%-igen naturtrüben, kalt gepressten Apfelsaft übrig und die passende Reinzuchthefe "Bordeaux" für den Schlehenwein parat. Die normale Backhefe ist für die Weinherstellung nicht geeignet.



Im Vorfeld sollte man das Glas gut auswaschen und dann ca. 250 ml Apfelsaft einfüllen. In den zimmerwarmen Apfelsaft gibt man dann das komplette Fläschchen Reinzuchthefe und eine halbe Tablette Hefenährsalz. Für mich eine neue Variante, da wir früher eigentlich unseren Wein nur mit Frucht, Zucker und Wasser angesetzt haben. Irgendwann gärte es immer. Für mich war schon die Zugabe von Reinzuchthefen eine Neuerung, jetzt interessiert es mich, ob sich die Gärung mit dem Hefenährsalz postiv auswirkt. Eigentlich müsste ich zum direkten Vergleich noch einen zweiten Ballon mit Schlehenwein, ohne diesen Hefeansatz, starten. Doch noch einmal sechs Kilo Schlehen sammeln? Eigentlich wäre es kein Problem, aber ich habe einfach kaum noch leere Gläser und Flaschen um die Kostbarkeiten aufzubewahren.



Hefen benötigen für ihr Wohlbefinden Zucker, deshalb kommt in den Apfelsaft noch ein Esslöffel Zucker. Damit die Hefebakterien atmen können, wird das Glas mit einem Tuch abgedeckt. Falls es mal zu stürmisch gären sollte, wird das Ganze zur Sicherheit in eine Schüssel gestellt.



Nun muss man das Glas an einen warmen Ort stellen und abwarten. Normalerweise sollten nach 24- 48 Stunden die Gärprozesse sichtbar sein. Trübstoffe vermehren sich und der Geruch vom Apfelsaft wird süßlicher und milder. Die Hefe vermehrt sich und setzt sich unten ab. Langsam entstehen Bläschen.


Nach zwei Tagen stand im Glas der Schaum schon zwei Zentimeter hoch im Glas. Das ist der Moment, in denen der Ansatz mit der Maische zusammen gebracht werden kann. Manche warten bis zu vier Tage und lassen die Hefe hoch steigen. Ich vermute, dass dadurch allerdings der Weinansatz noch schneller in die stürmische Gärung kommt. Falls sich nach vier Tagen immer noch nichts im Glas bewegt, sind die Hefebakterien nicht mehr aktiv sondern schon im Vorfeld abgestorben gewesen. Das geschieht manchmal durch zu lange Lagerung oder durch zu große Wärme während der Lagerung. Bei dem Erwerb von toten Hefebakterien ist in diesem Fall nichts verloren. Tote Hefe in der Maische wäre viel ärgerlicher und der Wein nur durch viel Aufwand zu retten. Hier war jedoch die Hefe sehr fidel und kam deshalb zu den Schlehen. Dazu demnächst mehr.

Selbstgemachter Schlehenwein (4) Die "Stille Gärung" und das Filtern der Maische