Dienstag, 23. Dezember 2014

Die Apfelsine des Weisenknabens




Die Apfelsine des Weisenknaben:

Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden am Tage arbeiten - im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung und im ganzen Jahr gab es für uns nur EINEN einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag.

Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu schulden kommen lassen und immer folgsam war. Die Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt.



Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbei schritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben. 

Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein?



Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir das es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zum Bewusstsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar und Tränen kamen in meine Augen und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegen zu nehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinander fiel.

Was war geschehen? 

Zehn Knaben hatten sich im Hof ​​zusammengetan und beschlossen das auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt.



Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann.

Charles Dickens


Sonntag, 14. Dezember 2014

Weltgedenktag für verstorbene Kinder




Heute ist es wieder einmal soweit, um 19.00 Uhr der jeweiligen Landeszeit, zünden weltweit Menschen für verstorbene Kinder eine Kerze an und stellen diese an ihr Fenster. Zum zwölften Mal steht auch bei uns in den Zimmern eine Kerze am Fenster.

Am 2. Sonntag im Dezember ist die "weltweite Gedenkstunde der mitfühlenden Freunde für alle vorausgegangenen Kinder". Darauf machte mich vor zwölf Jahren eine betroffene Mama aufmerksam, indem sie mir sagte, dass bei ihr die Kerze auch für meine Kleine brennt. Den folgenden Text kann man überall zur Erklärung lesen. Der Autor ist mir leider unbekannt:

"Jedes Jahr sterben allein in Deutschland 20 000 Kinder und junge Erwachsene, weltweit sind es um ein Vielfaches mehr. Und überall bleiben trauernde Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde zurück. Täglich wird in den einzelnen Familien dieser Kinder gedacht. Doch einmal im Jahr wollen weltweit Betroffene nicht nur ihrer eigenen Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder, Enkel und Enkelinnen gedenken.



Ein Licht geht um die Welt.


Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt.
Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nie vergessen werden. Das Licht steht auch für die Hoffnung, dass die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben lässt. Das Licht schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum anderen, von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land zum anderen. Es versichert Betroffene der Solidarität untereinander. Es wärmt ein wenig das kalt gewordenen Leben und wird sich ausbreiten, wie es ein erster Sonnenstrahl am Morgen tut."


Meine Gedanken sind heute nicht nur bei den Eltern, die ihr Kind schon verloren haben... ich denke auch an die vielen Eltern, die in diesen Stunden, Tagen und Wochen um das Leben ihrer Kinder bangen. Ich wünsche ihnen von Herzen ein kleines Weihnachtswunder und vielleicht wird der ein oder andere heute, wenn er eine Kerze brennen sieht, getröstet.

Ich bin in all den Jahren immer wieder einzigartigen, kostbaren Menschen begegnet und darüber sehr dankbar. Sie bleiben mir in Erinnerung (auch wenn der Kontakt vielleicht im Laufe der Jahre abgebrochen ist) nur allein deswegen, weil sie damals mit ihrem "DA SEIN" ihre liebenswerten Spuren in meinem Herzen hinterlassen haben. 
Wenn die Gedanken in die vergangene Zeit wandern, dann sind auch sie ein Teil davon. Meine guten Wünsche, sollen ihnen Begleiter sein.




Donnerstag, 30. Oktober 2014

Schorschi der Albino-Igel



Das ist Georg I., kurz und liebevoll Schorsch oder Schorschi genannt. Schorschi ist - wie man sehen kann - eine kleine Besonderheit. Er ist ein Albino und wurde mit mageren 103 g am 3. Oktober von M.B. gefunden, die mir nicht nur Schorschi übergab, sondern auch vier Bilder, die ich mit ihrer allerherzlichsten Zustimmung veröffentlichen darf. Am 19. Oktober wog der kleine Held 311 g und ist am 29. Oktober bei stolzen 497 g angekommen.

Albino-Igel in der Hand von M.B.


Albinos kommen nur scheinbar bei Igeln seltener vor als bei anderen Tierarten, allerdings bekommt man Igel in der Regel auch seltener zu Gesicht als z.B. Vögel. Einen weißen Igel zu entdecken ist dann schon ein kleiner Glückstreffer. Nur einer von knapp tausend Igeln ist ein Albino.


Igel Schorschi mit auffälligem Hungerstuhl. Fotografiert von M.B.


Die Mortalität (Sterblichkeit) der Igel liegt im ersten Lebensjahr bei knapp 80 %. Das heißt, von einem Wurf von fünf Igeln erlebt oft nur einer seinen ersten Geburtstag.  Weiterhin bedeutet dies, dass nur 200 von 1.000 Igeln das erste Lebensjahr überstehen. Wenn die Sterblichkeit der Albinos genauso hoch liegt, wie bei den Braunbrustigeln, dann würde nach einem Jahr nur jeder 5.000 ste Igel ein Albino sein. Im zweiten Lebensjahr liegt die Sterblichkeit noch bei 50 %. Rechnerisch gäbe es dann nur noch einen "Farblosen" auf 10.000 "Normalos". Wenn man bedenkt, wie wenig Menschen schon normale Igel zu Gesicht bekommen, dann wird klar, warum ein Albino oft für Aufsehen sorgt.




Viele Albino-Finder sind der Meinung, dass man diese Igel behalten und nicht auswildern sollte, da sie angeblich kaum Überlebenschancen haben. Diese Meinung teile ich nicht und auch die Praxis sieht anderes aus, da man schon ältere Albinos mit ihrem Nachwuchs gefunden hat. Die oft zu Hautkrankheiten (Hautkrebs) führende Lichtempfindlichkeit tritt bei nachtaktiven und vor Sonne geschützten Igeln kaum auf.

M.B. zeigte mir die knuffigen rosa Füße. Putzig, oder?


Die Igel sind oftmals kleine "Sauigel" und so sieht auch ihr Stachelkleid aus. Einen Albino wird man also nur nach Regen hell bewundern können, ansonsten bedeckt ein Schmutzfilm seine Stacheln, der den hellen Farbton abtönt. Die tierischen Feinde reagieren auf Bewegung und nachdem diese zumeist ebenso dämmerungs- und nachtaktiv wie die Igel sind, sehen ihre lichtempfindlichen Augen die normalen Braunbrustigel im Dunkeln genauso gut wie einen Albino. Von Menschen verursachte Gefahren (Lichtschächte, Plastiktüten, Rohre, Netze, Gartenteiche,...) bestehen für alle Igel gleichermaßen. Im Straßenverkehr hätte  sogar der Albino durch seine Helligkeit einen Vorteil.

Mit freundlicher Genehmigung von M. B.

Ein Albino hat einen Pigmentfehler, der zu fehlender Fell- und Augenfarbe führt. Zu starke Sonneneinstrahlung kann die Augen schädigen, da diese nicht durch Melanin geschützt sind. Auch die Sehschärfe hängt unter anderem von Melanin ab, welches sich normalerweise in der Netzhaut ablagert. Fehlendes Melanin führt zu einer geringeren Dichte an Sehzellen und damit zu einer verminderten Sehleistung. Das ist auch ein Grund, warum Lebenwesen in Höhlen oft zu Albinismus neigen und die Augen empfindlicher und letztendlich zurück gebildet werden, denn Sonneneinstrahlung führt dazu, dass vermehrt Melanin zum Schutz der DNA in den oberen Hautzellen abgelagert wird.



Manche führen als Argument an, dass man Albinos deshalb nicht im Freien lassen sollte, da sich sonst die weißen Igel vermehren könnten und dies zur "Verschlechterung" der Art führen würde. Das Argument ist allerdings zu weit hergeholt. Bei Versuchen wurde festgestellt, dass Albinismus rezessiv ist. Das bedeutet, die normale Färbung ist dominant und setzt sich bei der Vererbung durch. Albinos werden die Ausnahme bleiben und ihr Genmaterial ist auch nicht "schlecht". Es fehlt nur der Farbstoff!

Farbunterschied zwischen Albino-Igel und wildfarbenem Igel


Die Nachteile des Albinismus fallen übrigens für den Igel kaum ins Gewicht. Ein Igel verlässt sich mehr auf Nase und Augen und falls er nur eine gewisse Sehschwäche durch den Albinismus hätte, wäre dies nicht so schlimm. Blindheit wäre natürlich ein deutliches Handicap, doch dies gilt auch für normale Igel. Sie würden Tag und Nacht nicht unterscheiden können und damit schneller zur Beute werden oder verunglücken. Nur in diesem Fall wäre eine lebenslange Pflege in einem geschützten Großgehege im Garten anzuraten. Der Igel ist ein Wildtier und man ist gesetzlich dazu verpflichtet, gesunde Tiere wieder auszuwildern, ansonsten macht man sich strafbar! Falsch gemeinte Tierliebe und der persönliche Egoismus sollten immer hinterfragt werden.



Die Lebenserwartung eines Igels liegt bei sieben bis acht Jahren. Die meisten werden nur zwei bis drei Jahre alt. So alte Igel wie Stachelritter, Stacheline und ihre Mutter sind also keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Zeichen dafür, dass der Lebensraum für Igel günstig ist.



Manchmal liest man, dass Albinos von ihrer Mutter verstoßen oder aufgefressen wurden. Das ist Quatsch! Die Mutter säugt ihre Kinder, egal welches Stachelkleid sie haben. Die kleinen Igel, die oftmals mit unter 100 g unterwegs sind, sind auch nicht verstoßen worden, sondern suchen aus einem Notfall heraus Futter. Oftmals kam vorher die Mutter während ihrer Nahrungssuche ums Leben oder kann aufgrund Nahrungsmangels nicht alle Jungtiere versorgen.
Igelmütter fressen manchmal ihre Junge auf, stimmt. Meistens dann, wenn sie sehr kleine Igelbabys haben, diese noch nicht transportieren können und dann am Nest gestört werden. Auch das ist farbunabhängig und kommt im Tierreich häufig vor. Zu Kannibalismus "neigen" sie deshalb noch lange nicht.



Es ist auch ein Mythos, dass nur Albinos keine Milch vertragen. KEIN Igel darf Milch zum Fressen bekommen. Igelmilch besteht aus 25 % Fett und 16 % Eiweiß. Laktose ist nur in sehr geringen Spuren enthalten. Es fehlt allen Igeln das entscheidende Enzym, um Laktose zu verdauen. Sie benötigen deshalb bei der Flaschenaufzucht Spezialmilch.
"Pro Igel" empfiehlt Esbilac-Milch von der Firma Albrecht (muss beim Tierarzt bestellt werden). Esbilac ist leider sehr teuer. Das Pulver wird im Verhältnis 1:2 mit Wasser oder verdünntem, ungesüßtem Fencheltee angerührt. Angereichert sollte es bei der Flaschenaufzucht mit ein bisschen Minus-L-Sahne und einem Tropfen Vit B-Komplex und einer Messerspitze Protein 88 werden.
Es lohnt sich auf "Alsa Natur Hundewelpenmilch" zurückzugreifen. Diese wäre sogar laktosefrei und enthält ausreichend Protein und Fett. Sie wird ebenso mit den Ergänzungsmittel angereichert.
Da nicht jede normale Hunde- oder Katzenaufzuchtsmilch für Igel geeignet ist, kann man noch "Babydog Milk" bzw. "Babycat Milk" und die "Puppy Milk" von Royal Canin nutzen. Um sicher zu gehen, sollte man aber zu der Milch (250 ml) der oben genannten Sorten, das Pulver von 1-2 Kapseln Lactase (Lactase 3.000) hinzufügen.
Bitte keine anderen Hersteller-Sorten verwenden, sie enthalten ALLE zu viel Laktose, sind von der weiteren Zusammensetzung für Igel nicht geeignet und fördern dadurch die Mortalität. Auch wenn in diversen Tierhandlungen verschiedenes Futter mit dem Zusatz "Für Igel geeignet" gekennzeichnet ist, dient dies leider oftmals nur dem Werbezweck. Wendet euch, wenn ihr Igel gefunden habt,  an "Pro Igel" oder an das Igelforum. Die Links dazu findet ihr hier im Blog an der rechten Seite. Wenn ihr oben auf die Rubrik "TIERISCH" klickt, kommt ihr zu den anderen Igelposts und weiteren Infos.



Eine Stuhlprobe ist bei Schorschi noch fällig, damit ich sicher gehen kann, dass er keine Lungenhaarwürmer hat, da er hustete. Ansonsten muss er nur Gewicht zulegen und darf dann in den betreuten Winterschlaf. Im Frühling wird Georg I. ausgewildert. Sorge habe ich schon etwas, das ist klar, denn die größte Gefahr wird für ihn auf Lebenszeit der Mensch sein. Hoffen wir, dass er und alle anderen Albinos ein Leben in Freiheit führen können und nicht von Menschen als Rarität gefangen und eingesperrt werden.






Freitag, 24. Oktober 2014

Der Baum - Wahre Worte dazu im Wortbild










Seltsam wie 
unsere Beziehungen zum 
Baum sich ändern, wenn wir erst
 einmal seinen Wert und seine Würde als 
lebendiges Wesen erfasst haben. Bäume sind In-
dividualisten, Persönlichkeiten, die innerhalb der 
Begrenzung ihrer Art über eine unendliche Fülle 
des Ausdrucks verfügen, so dass sie dem empfindsamen 
Auge heroisch erscheinen mögen, oder komisch, oder 
tragisch... Solange der Baum es vermeiden kann,bedrängt 
er selten oder nie die Freiheit eines anderen Baumes. Er 
scheint zu erfühlen, dass seine Freiheit dort endet, wo die 
des anderen beginnt. Niemals vergeudet er sein Wachstum 
in nutzlosen Verrenkungen oder leichtfertigem Energie-
verschleiß. Dreht und wendet er sich, so geschehen diese 
Drehungen und Wendungen in engem Zusammenhang, 
ja in Übereinstimmung mit denen seines Nachbarn 
und führen zu jenem Rhythmus,
 jenem Flie-
ßen ver-
wandter
 Linien, 
die dem 
Walde 
eigen sind.
(John F. Carlson)

Sonntag, 12. Oktober 2014

Schlehen - eingemacht als falsche Oliven oder "Eifel-Oliven"




Nachdem die Schlehen klassisch zu Saft und Gelee verarbeitet wurden, Schlehenkonfekt und Schlehenpralinen seit ein paar Jahren eine willkommene Abwechslung sind und auch dieses Jahr nicht fehlen dürfen und Schlehenchutney im Regal steht, widmete ich mich nun einer weiteren Konservierungsmethode.



Jean Pütz aus der Sendung "Hobbythek" bekannt,  zeigte im Oktober 2002 in seiner Fernsehsendung, dass man Schlehen auch in Salzlake konservieren kann und so entstanden die sogenannten "Eifel-Oliven". Das Rezept habe ich HIER entnommen. Es sind dort noch mehrere Rezepte und "Lebenselexiere" aus einheimischen Wildfrüchten zu finden. Jean Marie Dumaine, vom Restaurant „Vieux Sinzig”, griff dieses Rezept auf und verkauft diese sogar in seinem Shop (120 g - 8,40 €).



Man gibt 500 g Schlehen (kontrolliert, entstielt und gewaschen) in ein hohes Glas. Ich werde das nächste Mal allerdings mehr Schlehen ins Glas geben.

Um den Sud vorzubereiten, braucht man:

1 Liter Wasser
1 Bund Thymian (in dem Fall verwendete ich den intensiv duftenden Kaskadenthymian)
1 Lorbeerblatt (frisch vom Lorbeerstrauch - getrocknet geht natürlich auch)
1 Nelke
400 g Meersalz (es geht ein gutes Steinsalz ebenso!)




Das Wasser wird mit den Gewürzen und dem Salz aufgekocht.  Dabei sollte man öfters rühren, damit sich das Salz komplett auflöst.  Der Sud kühlt mit den Gewürzen im Topf ab. Er ist geschmacklich sehr angenehm und natürlich äußerst salzig. Die Pflanzenteile sollte man anschließend herausfischen und den Sud durch ein Sieb über die Schlehen geben. Wenn man einen Steintopf (kleiner Rumtopf) verwendet, kann man anfangs die Schlehen mit einem Teller beschweren, damit alle Schlehen bedeckt sind.



Jetzt sollten die Schlehen mindestens zwei Monate ziehen. In dieser Zeit nimmt der Sud den typischen tiefroten Farbton des Schlehensaftes an.



Bei mir war es übrigens zu viel Sud für die Menge an Schlehen und für mein Glas, deshalb habe ich noch drei (250 ml) Gläser mit je 100 g Schlehen gefüllt und mit dem Sud übergossen. Das Salz hat beim Abkühlen schon eine Haut auf dem Sud gebildet, deshalb habe ich ihn (frisch aufgerührt) noch handwarm über die Schlehen gegossen. Sicherlich könnte man das Salz auch auf 300 g pro Liter reduzieren oder mehr Schlehen auf die Menge des Sudes verwenden, was mir entgegen kommt. 

Die "Wildfrucht-Oliven" kann man wie normale Oliven einsetzen: auf Pizza, zum Käse, im Salat, zu Pfannengerichten, Gegrilltem und zum Aperitif. Sie passen auch zu Wild und Rindfleisch.

Nachtrag: Die Lake und die Schlehen sind mir zu salzig, wenn ich sie nach Rezept ansetze. Ich verwende nun mehr Schlehen UND weniger Salz.



Samstag, 4. Oktober 2014

Eröffnungsfeier der Arnika-Akademie in Teuschnitz






Falls ihr für dieses Wochenende noch nichts vor habt und von Kräutern und Natur begeistert seid, dann könntet ihr auch die Eröffnungsveranstaltung der Arnika-Akademie in der Arnikastadt Teuschnitz besuchen. Es gibt ein vielfältiges Angebot für jung und alt! Ich freue mich, euch zu sehen!

Radiobericht

Veranstaltungsplan

Sonntag, 28. September 2014

Kompliment!





Sind diese wirklich so verwerflich und missverständlich? Grund dieses Postes ist ein vorausgegangenes, längeres Gespräch mit einem Mann. Wir hatten ziemlich unterschiedliche Auffassungen, was Komplimente bewirken und wie sie gemeint sind. Ob das allein am Geschlechtsunterschied liegt?

Am Anfang als wir uns unterhielten, fiel von seiner Seite ein unverfängliches Kompliment. Ich nahm es wahr, ging aber nicht weiter darauf ein. Dies wurde hinterfragt. Ob ich Komplimente annehmen würde, absichtlich überhöre oder warum ich nicht darauf einging. Er hätte im Übrigen schon öfters bemerkt, dass Frauen Komplimente gerne "überhören". 

Klar kann ich Komplimente annehmen, aber meiner Meinung nach gibt es verschiedene Arten und dementsprechende Reaktionen.  

Es geht jetzt dabei allerdings nicht um die Art der plumpen, eindeutig zweideutigen "Komplimente", bei denen nicht mit dem Zaunpfahl gewunken wird, sondern der halbe Gartenzaun noch dranhängt und heftigst herumgeschleudert wird. Nein. Auch nicht um die lobenden Worte, die gemacht werden müssen, weil vorher das Prinzip " fishing for compliments" verwendet wurde. Für die, die diesen Begriff noch nicht kennen sollten: Man macht sich selber schlecht und hofft, der Gegenüber revidiert dies. Was eigentlich, wenn dies nicht geschieht? Wäre dies ein unhöfliches Verhalten?



In meinen Augen ist bei einem Kompliment entscheidend, wer es ausspricht. Ein: "Du schaust heute gut aus!" hat eine völlig andere Wertung, je nachdem ob z.B. ein Fremder, Bekannter, die beste Freundin, der Partner oder ein Betrunkener es ausspricht. Die Reaktion auf das lallende, hingebungsvolle Kompliment eines Betrunkenen (und er mag es noch so ernst meinen) wird anders ausfallen, als die Reaktion auf das Kompliment eines normalerweise sehr kritischen Menschen, der auch sonst einem ohne Scheu ehrlich ins Gesicht sagt, was nicht passt. 
Manche Komplimente fasse ich als Höflichkeitsfloskel auf, wenn sie in einem Nebensatz erscheinen und gehe davon aus, dass ich dies deshalb auch nicht kommentieren muss. Scheinbar wirkt aber eben dieses Verhalten unhöflich auf männliche Gesprächspartner, da jener solch nette Worte als ein in Worten gefasstes Geschenk an die Frau sieht. Übrigens scheinen Frauen Männern leider eher selten ein Kompliment zu machen. 

Anders sind für mich Komplimente, die sich auf eine spezielle Eigenschaft beziehen, bei denen man merkt, dass der Gegenüber wirklich etwas an einem schätzt, sich Gedanken gemacht hat und dies nun verdeutlichen möchte. Diese Art Komplimente mache ich selber gerne. Nicht oft, aber in dem Moment, wenn es mir direkt auffällt und dann aus der vollen Überzeugung heraus. Warum auch nicht? 

Im Gespräch beschrieb ich daraufhin ein Kompliment, welches ich in diesen Tagen einer Person gemacht hatte. Ich sagte jener, dass ich ihre angenehm melodiöse Stimme genieße und es bewundernswert ist, wie sie den roten Faden im Gespräch zielstrebig beibehält ohne dominierend zu wirken. Auch beobachte ich sie gerne, weil sie sich weich, fließend und dennoch kraftvoll bewegt. Ihre wohltuend ruhige Ausstrahlung lasse ich gerne auf mich wirken und ihre Nähe suche ich oftmals, einfach weil sie einen tollen Geruch an sich hat. Das war dann wohl doch etwas zu heftig für die Männerseele. Für meinen Gesprächspartner hörte es sich "begehrlich" an. Für mich unverständlich, denn das Kompliment war einer junggebliebenen, bewundernswert engagierten, reifen Frau gewidmet. Solch ein Kompliment kann man natürlich nicht aus Höflichkeit machen und keinem Fremden schenken, das sind Komplimente, die aus dem freudvollen Miteinander und längerer zwischenmenschlicher Erfahrung heraus wachsen. Bei Fremden würde es mit Sicherheit zu Missverständnissen führen.


Je besser man eine Person kennt, umso gezielter kann man das Besondere an der Person hervorheben. "Allerweltskomplimente" sind eher etwas für Smalltalk und um ein unverfängliches Gespräch zu eröffnen. Für mich ist es so, dass ich mich an Menschen, anderen Lebewesen und Dinge erfreue, dies sage, aber deshalb jene/jenes noch lange nicht begehre oder haben möchte. 

Nachdenkenswert ist nach diesem Gespräch für mich, dass scheinbar ein Mann einer Frau ein unverfängliches, freundlich gemeintes Kompliment ohne Hintergedanken schenken kann, aber im Gegenzug unterstellt man(n) oftmals leichtfertig bei seinen Geschlechtsgenossen, sie würden Komplimente als "Masche" einsetzen. Traurig zudem für die Männerwelt, wenn Frauen nicht wissen, wie sie es sprachlich verpacken sollen, was sie an ihrem männlichen Gegenüber toll finden. Ich vermute, dass die meisten Frauen es ebenso vermeiden wollen, dass ein Mann dies "in den falschen Hals bekommt" und als Anmache missversteht. 

Meinem Freundes- und Bekanntenkreis muss ich hierbei ein Kompliment machen. Da werden herzliche Worte selbst zwischen den Männern gefunden, die Wesen, Charakter und Leistung honorieren. Bei manchen lausche ich wirklich erstaunt, was für eine genaue Beobachtungsgabe die Herren der Schöpfung haben und wie gut sie es auf den Punkt bringen und dies ihrem Gegenüber zuteil werden. Diese Komplimente haben eine andere Wertigkeit als jene, die der Frau gewidmet sind und lassen auf eine innige Freundschaft schließen.


Wie oft wird unbedacht gelästert, erst einmal das Schlechteste vermutet und verbreitet, sichtbare Leistungen herabgewürdigt, der andere nicht ernst genommen und lächerlich gemacht! Indem man andere Personen schlecht redet, macht man aber die Welt und sich selber nicht besser, sondern man spiegelt nur seine eigenen Schwächen wider. Da frage ich mich schon, warum soll man nicht das Positive eines anderen Menschen einfach mal in Worte packen und dies laut und deutlich aussprechen, wenn einem genau dies ins Auge fällt? Warum den Moment verstreichen lassen? 

Es gibt auf dieser Welt so viele einzigartige, wundervolle Menschen. Ich genieße ihre Gegenwart und manchmal auch nur den Anblick oder den umgebenden Geruch! Es ist die innere Einstellung die äußerlich sichtbar ist und mich innehalten lässt. Es ist das Wesen und der Charakter, die mich beeindrucken. Kleine liebenswerte Schrulligkeiten, die nur zu dieser Person gehören und sie unnachahmlich machen. Spitzfindiger, geistreicher Humor der mich erst stutzen lässt und mich dann zum Lachen bringt. Handwerkliches Geschick und Talente die mir fehlen, die mich aber begeistern und die ich an anderen vorbehaltlos bewundern kann. Mitreißende Lebensfreude meines Gegenübers erfreut mich ebenso wie seine sachlich-kritische Betrachtungsweise oder die nachdenklich ruhige Seite eines Menschen. Körperbewegungen, seien sie energisch, harmonisch, kraftvoll, geschmeidig oder sanftweich fließend  fallen mir auf und wirken nach. So viele unterschiedliche Eigenheiten und Eigenschaften, so viele bezaubernde Menschen. 

Ist dir, während du das hier liest, eigentlich klar wie einmalig und unvergleichlich DU bist?
Ein großes Kompliment an dich, wenn du es bis hierher geschafft hast durchzulesen. Ich wünsche dir von Herzen Menschen an deiner Seite, die deinen Wert sehen und schätzen und die dir dies auch uneingeschränkt ins Gesicht sagen können! Schön, dass es dich gibt!




Freitag, 26. September 2014

Vortrag: „Die grüne Kraft gegen Husten, Schnupfen & Co“





Für Kräuterbegeisterte findet am Freitag, den 03.10.2014, von 19.30 – 21.00 Uhr ein Kräutervortrag statt.

Gerade die „Übergangszeiten“ sorgen häufig für Erkältungen oder grippale Infekte. Welche Heilkräuter und Anwendungsmöglichkeiten genau bei diesen Beschwerden wohltuend und lindernd wirken, erfahrt ihr während des Vortrages. An diesem Abend könnt ihr vor Ort erleben, wie sich ein Erkältungsbalsam für die Brust selber herstellen lässt. 

Bis zum 1.10 kann man sich noch bei mir anmelden. Die Kontaktdaten dazu findet ihr unter Impressum / Kontakt. 



Samstag, 6. September 2014

Überblick bewahren



Den Überblick eines freilebenden Adlers zu haben, wünschte ich mir im Moment. Tausend Dinge warten noch darauf, erledigt zu werden. Ich komme nicht schnell genug vorwärts und nebenbei halten Kleinigkeiten auf und sind wie Sand im Getriebe. Bis man das winzige Korn entfernt hat, geht nichts vorwärts und die Zeit sitzt einem deutlich im Nacken. Momentan scheine ich im Sandsturm zu sitzen.

Heute am späten Nachmittag besucht mich ein sehr lieber Mensch und ich freue mich darauf. Wir werden die Zeit nutzen und uns gemeinsam Kräutereien widmen. Es ist eine sinnvolle, wohltuend arbeitsame Zeit. Gespräche, die mit Tiefgang und dennoch viel Humor gewürzt sind, sind Begleiter. Gemeinsam etwas Produktives mit Spaß zu tun, tut gut. Ob man sich deshalb früher als Gruppe in den Stuben traf und dabei arbeitete? So kalt wie es im Moment ist, hat so ein Abend in der Küche etwas von vertrauter Heimeligkeit. 

Ich sage heute einfach nur DANKE! Ein Danke, dass ich überhaupt so liebenswerte, wertvolle Menschen auf meinem Lebensweg kennenlernen darf.



Donnerstag, 4. September 2014

Ab ins Grüne!



Die letzten Wochen könnten eher heißen: Ab ins Nasse!

Sehen diese zartgrünen Schachtelhalme nicht toll aus? Eigentlich wollte ich einen Teilbereich des Waldes fotografieren. Am Boden gab es viele verschiedenfarbige Moose, einige Pilze und dann einen Schachtelhalmwald im diffusen Licht der Bäume. Tolles Bild!
Man geht also in die Hocke, schaut wie man es am Besten einfangen könnte und -schwupp- hechelt es einem feuchtwarm ins Ohr. Nach einer abwehrenden Bewegung meinerseits - wer braucht schon feuchte Ohren - marschiert die beleidigte Fellnase genau dorthin wo der Fokus des Betrachters liegt. Na gut, dann eben heute ein Bild von Poldi. 



Samstag, 30. August 2014

Diesseits und Jenseits




Heute begleiteten mich diese Gedanken  von Johannes Hemleben, aus dem Buch "DIESEITS vom Lesen aus der Natur" durch den Tag...


....Setzt man für das Wort „Diesseits“ „die sichtbare Welt“ und für das „Jenseits“ die „unsichtbare Welt“, so wird sofort deutlich, dass beide Welten eine untrennbare Einheit bilden. Denn „sichtbar“ kann nur bedeuten: zugänglich für den menschlichen Augensinn. Schon die Welt der Töne, der Geräusche, der Musik ist unsichtbar. 

Nur grenzenlose Kurzsichtigkeit kann der Meinung sein, dass das Wesen der Welt allein im Sichtbaren erfassbar ist. Jede Pflanze, jedes Tier, jeder Mensch hat eine sichtbare Außenseite und eine unsichtbare Innenseite. 

Doch entscheidend ist, dass die sichtbare Außenseite bei allen Lebewesen wesentlich von der unsichtbaren Innenseite her geprägt wird. 
Die Wahrnehmung der Außenseite zwingt zur Anerkennung der wirksamen Innenkraft als Leben, Seele und Geist. Diese sind für den Augensinn nicht wahrnehmbar, aber wohl durch Empfindung und Denken erschließbar.

Tatsache ist, dass in dem Maße, wie das Diesseits durch die Naturwissenschaft aufgehellt wurde, sich das Jenseits der Einsicht der Menschen verschließt...“


Freitag, 29. August 2014

Wilde Küche



Falls Ihr euch fragen solltet, was ich so treibe, da ich kaum kommentiere und bei euch meistens nur still lese...
Es hängen zur Zeit Kräuterbüschel von der Decke, es werden auch Kräuter (jedes Blatt einzeln vom Stängel gezupft und kontrolliert, manches auch schon zurecht geschnitten) liegend getrocknet, Wurzeln gegraben und zerkleinert, Pilze gesammelt, Früchte entsaftet und/oder weiter verarbeitet. Es blubbert und brodelt in der Küche und mittlerweile zeitweise auch in meinem Kopf. Die Dämpfe so mancher Essenzen, Tinkturen und Liköransätze sind hochprozentig und da reicht es mir schon, wenn ich umfülle und filtriere. 
Kommentar einer meiner Töchter: "Du guckst so, wie die Tiere aus ICE AGE und siehst dabei so plüschig aus!" Na, vielen Dank, aber das Bild wollte ich euch nicht vorenthalten. Und nein, ich sehe nicht immer so aus. Ein bisschen muss man auch mal herumalbern. Auf dem Tisch sind in den Gläsern Klettenwurzelöl, Rotöl vom Johanniskraut, Lindenblütenöl und grüne Fichtenzapfen in Alkohol zu sehen. Ich habe ein Glas mit angesetzten Vogelbeeren  in der Hand. Kennt ihr die uralte Serie "Catweazle"? Würde ich nicht besser zu dem alten Mann anstatt zu einem Mammut passen?





Mittwoch, 27. August 2014

Übergang




Halte  ein!                   Kurz  nur, 
bevor  du  den          Übergang wagst. 
Schaust  du  dich  noch  einmal  um? Mag 
sein,  dass dir nicht immer alles gefallen  hat, 
vielleicht jedoch, fällt auch dir der Abschied 
schwer. Hier nimm meine Hand! Du wirst 
begrüßt, gehalten oder verabschiedet, 
egal wohin du dich wenden magst.
Du musst nicht eilen. Gehe
 Schritt für Schritt
 DEINEN 
Weg. 


(Kräuterfraala)





Dienstag, 26. August 2014

Den Sommer bewahren



Im Moment ist der Sommer ziemlich verregnet. Der Großteil der Schwalben ist schon seit einer Woche fortgezogen. So bald! Die Zeit rennt mir etwas davon, um noch genügend Herbstvorräte anlegen zu können. Der Garten verwildert. Im Moment ist der Blick in die Gläser mit den in Öl und Alkohol eingelegten Kräutern und Wurzeln ein kleiner Trost. Der Sommer wurde eingefangen. 
Im Glas seht ihr übrigens Schafgarbe im Rapsöl. Solches Öl verwende ich zur Herstellung von Balsam oder auch für die Seifenherstellung. Es darf noch einige Zeit ziehen, bevor es filtriert wird.




Dienstag, 12. August 2014

Kennt ihr Olitäten?



Den meisten Menschen, denen ich in den letzten Jahren erzählte, dass ich am zweiten Wochenende im August verhindert bin, da traditionell in Großbreitenbach die Olitäten-Königin gewählt und gekrönt wird, stehen sprichwörtlich Fragezeichen im Gesicht. Was sind Olitäten? Was ist bitte schön der "Bräétmicher Kram- und Kräutermarkt"? "Bräétmicher" kommt vom dortigen Dialektausdruck  für (Groß-) Breitenbacher. Nur, wo liegt Großbreitenbach? Es liegt gerade einmal 59 km südlich von Erfurt. Schaut mal bei Google:
Großbreitenbach, Standort Förderverein Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten

Doch was hat ein Kräuterfraala mit Olitäten zu tun?

Krönung  der  Thüringer Olitätenmajestäten im Jahr 2012. Abwechslungsreich und unterhaltsam moderiert wird das Fest von der Thüringer Landrätin Petra Enders.

Olität stammt vom lateinischen oleitas bzw. oliditas ab. Wo sonst als in der pflanzlichen Vielfalt finden sich so wundervolle ätherische Öle, die auch noch stark heilwirksam sind? So ist das Wort im Wortstamm "Oleum" für duftendes Öl (olitum - riechen) begründet.

Heinz Liebermann in der Kleidung der Buckelapotheker

Stolz durften die Thüringer auch sein! Ihre Olitätenhändler brachten Wohlstand und Ansehen ins Land und sorgten dafür, dass sogar über deutsche Grenzen  hinweg in ganz Europa ihre Ware bekannt wurde. Das war nicht einfach, denn sie mussten damals das schwere und unbequeme Reff (siehe Bild unten) dabei auf dem Rücken/Buckel tragen. Deshalb auch der geläufigere Name: "Buckelapotheker".


Das Holztragegestell nennt man Reff, man kann Kisten darauf anbringen und
diese mit Gurte sichern, dadurch können große Lasten getragen werden.

Meyers Konversationslexikon erklärte 1877, dass Olitäten "alle Arten von Ölen und Essenzen und wohlriechenden Wässern ect., welche in Waldgegenden als Arzneimittel und Parfümerien fabriziert und von umherziehenden Olitätenhändlern in den Handel gebracht wurden" seien. Die Naturheilmittel waren von sehr guter Qualität! Es gab sogar ab 1711 einen Schwur auf Ehrlichkeit und Warenqualität zu leisten, um als Wanderapotheker auf Reisen gehen zu können. Vom Volk geliebt und sehnsüchtig erwartet, mussten sich die Buckelapotheker vielerlei Schwierigkeiten stellen. Nicht nur die weiten Wege, die zu Fuß zu bewältigen waren, auch die Regierung machte ihnen das Leben schwer. Sie wurden nach Gesetz aus Ortschaften verjagt und man ging dabei nicht zimperlich vor. 1841 durften Medizinwaren nicht mehr von den Olitätenhändlern vertrieben werden. So wurde auch anderer "Kram" mitgeführt um die eigentliche Ware trotzdem noch vertreiben zu können. Ab 1884 durch die Einführung der Krankenkasse und Verbesserung des Gesundheitswesens brach der Olitätenmarkt zusammen.

Heinz Liebermann im Großbreitenbacher
Kräutergarten

Dass das einstmals blühende Gewerbe nicht vollends in Vergessenheit geriet, dafür sorgte und sorgt Heinz Liebermann. Ihm liegt seine Region, ganz besonders sein Heimatort, am Herzen. 1994 gründete er mit weiteren Heimatbegeisterten den Förderverein "Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten" e. V.. Der Verein sorgt dafür, dass jahrhundertealte Traditionen nicht in Vergessenheit geraten, schaffte es zudem die Region für Touristen interessant zu machen und haben dabei Beachtliches geleistet.

Eine handgemalte Urkunde wird alljährlich
individuell angefertigt.

Doch schon 1987 hatte er er eine Idee, die sich für Großbreitenbach im Nachhinein als Glücksgriff herausstellte. Er wollte einen Kram- und Kräutermarkt veranstalten. Dabei war es ihm wichtig, den Besuchern einerseits Wissen über das orts- bzw. regionaltypische Olitätengewerbe zu vermitteln, alte Markttraditionen aufzufrischen und gleichzeitig überregional den Blick nach Großbreitenbach zu lenken. Es gab im Stadtrat nicht von allen Seiten Zustimmung für seinen Vorschlag, dennoch, im Sommer 1990 zog man an einem Strang und das Fest fand zum ersten Mal statt. Mittlerweile ist es das größte Kräuterfest Mitteldeutschlands mit vielen verschiedenen Kräutereien, alten Handwerkskünsten, aber auch einem großen Trödelmarkt.


Was für viele vielleicht als Maskenball anmutet, ist eine besondere Auszeichnung. Eine Majestät wird man nur, nachdem man sein Wissen und Können vor Publikum unter Beweis gestellt hat. Eine Jury wertet schriftliche und praktische Ergebnisse aus und ermittelt die Majestät für die nächste Regierungszeit. Dies wird sehr groß aufgezogen. Die umliegenden sach- und fachkundigen Könige/-innen werden eingeladen und bewerben an diesem Tag ihre Region und die dazugehörige Besonderheit. Natürlich beglückwünschen sie die neuen Regenten und laden diese zu Veranstaltungen ein und so gewinnt man immer mehr Eindruck von der Vielfalt der Regionen. Das geht also weit über die Wahl einer "Dorfkönigin"/"eines "Dorfkönigs" hinaus. Seinen Titel verliert man übrigens nicht. Das macht es an diesen Tagen interessant, da man sich gezielt austauschen kann. Auf dem Olitätenmarkt gibt es noch eine Besonderheit. Normalerweise kann nur eine Majestät aus der Region gewählt werden, da sie das ganze Jahr über die Region vertritt und auf Veranstaltungen geht. In Großbreitenbach kann man auch als Nicht-Thüringer den Wettkampf mitmachen und so den Titel "Ehren-Olitätenmajestät" erlangen. Eine Auszeichnung, über die ich mich sehr freue, da die Thüringer Region und seine Menschen mir sehr am Herzen liegen. Wer mehr über die Veranstaltung wissen möchte, kann sich hier weiter informieren: Kram- und Kräutermarkt in Großbreitenbach


Watzdorfer Bierkönig und der Thüringer Bratwurstkönig

Was mir in Großbreitenbach gefällt, ist die entgegenkommende Herzlichkeit, die mich gerne an diesem Ort verweilen lässt, das bunte Treiben, die vielen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten. Menschen, die ihren Ort und seine Geschichte lieben und mit sehr viel Herzblut ehrenamtlich wirken und so ein ganz besonderes Kleinod erschufen. Wer Lust hat es selber zu erleben, kann dies am 17.August, also den kommenden Sonntag, tun.








Samstag, 9. August 2014

Begegnung im Wald


Immer wieder schön, wenn sie einen mit ihren großen Augen anschauen. Achtsam und still. Ruhig geht es weiter, denn auch ich bewege mich entspannt. Und Poldi? Er hat mal wieder einmal nichts mitbekommen.

...
Du schlankes Reh, das du die Menschen fliehst,
bewegte dich dein Herz, wenn du mich siehst,
mich nicht zu fliehen, meinem Blick zu traun,
wie Deinesgleichen mir ins Aug zu schaun!
...
(Christian Morgenstern)






Montag, 4. August 2014

Aus einem Todeszeichen wird ein Zeichen der Verbundenheit



Fällt euch auch in letzter Zeit dieses Zeichen auf? Kennt ihr den Hintergrund?

Dieses Zeichen ist der arabische Buchstabe "nun" für "N". Wie in Deutschland vor über siebzig Jahren während der Judenverfolgung Häuser mit dem Judenstern markiert wurden, so wurden in der Stadt Mossul im Nordirak Häuser und Geschäfte mit dem Zeichen "N" markiert . Es steht für "nasara". Dies ist die Bezeichnung der Muslime für "Nazarener" – für Christen. Die Christen selbst nennen sich dort "masihiyun", vom arabischen Wort "masih" für Messias. Mit diesem Zeichen hat die sunnitische (eine islamistische) Terrororganisatin ISIS die Christen aus Mossul vertrieben. Denn Christen sollen dadurch gefunden, vertrieben, zwangskonvertiert oder getötet werden. Sie flüchteten. Seit dem 19. Juli.2014 ist Mossul erstmals seit 1800 Jahren ohne Menschen christlichen Glaubens.

Dennoch ... Die Verfolgten nahmen dieses "Todeszeichen" und teilten im Netz mit, dass sie "N" seien, die wegen ihres Glaubens verfolgten Christen. Die Welt zeigte Solidarität. Dieses "N" steht nun dafür, dass niemand um seines Glaubens willen verfolgt oder getötet werden sollte. Aus diesem Grund nutzen immer mehr Internetuser dieses Zeichen, um ihr Profilbild zu löschen und dafür das "N" zu setzen. Auch Muslime schlossen sich der Aktion an. Diese riskieren dadurch ihr Leben. Es geht um den Respekt vor dem Leben. Vielleicht wollt auch ihr auf dieses Zeichen aufmerksam machen und es anderen Bloggern zeigen? Denn alle Menschen haben ein Recht darauf, ihren Glauben zu leben - solange dieser niemandem Schaden zufügt.

Hier könnt ihr noch einmal alles genauer durchlesen und euch eine eigene Meinung darüber bilden: