Posts mit dem Label Pilze werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Pilze werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 1. Februar 2014

Mr. Motzki der Pilzigel






Kurz vor dem Weihnachtsfest war es dann soweit. Die meisten Deutschen beschäftigen sich zu dieser Zeit mit Weihnachtskugeln in den verschiedensten Farben. Ich beschäftigte mich mit meiner Stachelkugel und untersuchte sie wieder einmal genauer. Nachdem Mr. Motzki seine Lungenwürmer,  Haarwürmer und den Husten endlich los hatte, ging es eigentlich nur noch darum, an Gewicht zuzunehmen um in das lang ersehnte Außengehege umziehen zu können. 



Wenn die Igel stabil sind, wiege ich sie normalerweise nicht mehr jeden Tag und ich nehme sie auch nicht täglich in die Hand. Sie sollen nicht zu sehr an den Menschen gewöhnt werden, was allerdings bei diesem Kerl nie zur Debatte stand. Er, der Inbegriff einer motzenden, puffenden Stachelgranate, ist der unfreundlichste Igel den ich bisher je kennengelernt habe.

Die Wurzel des Stachels ist kugelförmig.  Anklicken vergrößert die Bilder

Nun, eigentlich war für mich sein Verhalten zum Haare raufen, doch scheinbar galt es beidseitig. Zwischenzeitlich zeigte sich sein linkes Auge schlitzäugig verengt. Zugluft konnte ausgeschlossen werden. Es eiterte nicht und nach ein paar Tagen war es wieder unauffällig. Ich machte mir Sorgen. Mittlerweile wog er schon 720 g. Doch irgendetwas lag in der Luft. Am 16.12 fiel mir auf, dass mehrere Stacheln auf dem Boden lagen. Igel durchlaufen einen Stachelwechsel, also normalerweise auch nicht besorgniserregend. 

Stachelausfall am Ringmuskel, dazu noch weiße, schuppige Haut

Damit aber dennoch alles andere ausgeschlossen werden konnte, wurde wieder Kot gesammelt. Diesmal geruchsneutral in einem kleinen Cremedöschen. Mein Mann wollte es zur Post bringen und ich rief noch mal mittags ihn an um ihn daran zu erinnern. Er: "Huch, sorry! Ich habe es mir heute morgen extra auf meinen Platz hingestellt, aber das stinkt diesmal nicht, da habe ich es mittags glatt vergessen. Eine Kollegin wollte wissen, seit wann ich Creme benutze, da ist es mir eingefallen, aber die Post hat ja - bis ich jetzt hinkomme - schon zu." Na, wahrscheinlich zog es ihn nicht mehr so zur Post, dennoch war die Probe am nächsten Tag auf dem Postweg und blitzschnell das Ergebnis im E-Mailfach. Die Stuhlprobe zeigte einen geringgradigen Befall an Haarwürmern.


Detailaufnahme der mit Hautschuppen behafteten ausgefallenen Stacheln

Am 19.12 betrachtete ich Mr Motzki genauer. Er hatte zwar trockene Haut, aber diese war nicht auffällig schuppig. Mit trockener Haut haben Igel öfters einmal in der Gefangenschaft zu kämpfen. Eigentlich logisch, da sie im Freiland immer einer höheren Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sind. So hängen also während der ersten Zeit, wenn der Igel noch im Haus betreut wird, an der Heizung auch mal feuchte Handtücher. 


Das Stachelkleid wirkt sehr "lückig"

Mr. Motzki verlor weiterhin Stacheln trotz Biotin und Futterkalkgaben. Die Stacheln fühlten sich nicht weich an, sie waren fest. Innerhalb von zwei Tagen war der Ringmuskel weiß und stachellos. Der Igel war reif für den Winterschlaf - seine Haut war es nicht. Die restliche Haut war zwar noch nicht weiß, aber schuppig. Das Stachelkleid wurde lückig. Das sah nach Pilzbefall aus. Der Pilz lässt die Wurzel absterben und meist hängen an den Wurzeln auch Hautschuppen.


deutlich sichtbarer Pilzbefall am Ringmuskel und Stirnansatz

Ich befragte mich  und es wurde mir zu Imaverollösung geraten (rechts in der Leiste findet ihr Links, wo auch ihr euch Hilfe holen könnt). Imaverol muss vor der Behandlung im speziellen Mischungsverhältnis verdünnt werden, da es auf die Leber geht. Zu den Dosierungen von Medikamenten schreibe ich hier übrigens bewusst nichts, denn jeder Igel muss individuell behandelt werden. Also habe ich beim Tierarzt angerufen um es zu besorgen. Die Praxis führt das Mittel nicht und riet mir (als Ersatz) zu Ivomec, doch dies ist  ein (beim Igel zum Tod führendes) Mittel gegen Parasiten und überhaupt nicht hilfreich gegen Pilzbefall. Es wäre ja einfach ein Rezept zu verschreiben, aber leider bekam ich keines und ein Mittel, das man für mich bestellen wollte, kam leider auch nie an. Also habe ich beim nächsten Tierarzt angefragt. Dieser war wirklich ein Goldstück! Er war sehr offen und lud sich auch die Merkblätter "Igel in der Tierarztpraxis" herunter, um sich besser informieren zu können. Wenn ihr zum Tierarzt geht, wäre es wirklich sinnvoll, ihm das Skript auszudrucken und euch selbst damit vorher zu befassen, damit ihr keine unliebsamen Überraschungen erlebt.

Soooo müde! Nach der Behandlung wird ausgeruht. 

Eine Überraschung erlebte ich auch. Mr. Motzki genoss es, mit dem Mittel eingesprüht zu werden und zeigte erstmalig Charme! Hinterher lag er eingekuschelt im Handtuch, damit das Mittel auf der Haut antrocknet und schlief dabei ein. Entspannung pur! Gebadet habe ich ihn in der Lösung nicht, da baden Stress für den Igel bedeutet. Normalerweise lassen sich die Vierbeiner auch ungern einsprühen und zappeln rum. Wunder über Wunder - endlich eine Behandlung die er duldete. Er verlor auch Gott sei dank nicht alle Stacheln in diesen Wochen.  Das Mittel muss häufiger (mit Abstand dazwischen) verwendet werden. Der Stachelausfall konnte gestoppt werden und bald zeigten sich die Ansätze der neuen Stacheln. Das Gewicht passte, Pilz gestoppt... Das nächste Abenteuer wartete auf Mr. Motzki.


Igel mit gesunden, vollständigen Stchelpelz








Montag, 1. Oktober 2012

Flinke Finger filzen fleißig Fliegenpilze ...




Es ist soweit, die Deko im Haus ist wieder herbstlich. Blätter wurden gepresst, Kastanien, Eicheln und Nüsse wurden gesammelt und meine Kinder möchten, dass ihre Filzpilze, Filzigel & Co wieder an Ort und Stelle stehen. Letztes Jahr machten meine Kinder und ich bei einem Workshop von Barbara Heinlein mit. Sie ist irrsinnig kreativ, schwungvoll, durchorganisiert, engagiert  und ihre Filzkreationen mag ich sehr gerne. Ich habe meine Kinder beim Filzen fotografiert und vielleicht weckt es auch bei euch Lust zum Filzen.





Zum Einstieg wurde der Stiel gefilzt. Leider vergaß ich von Anfang an mit zu fotografieren. Mein "Zwerg" nahm dazu die Wolle, legte sie in Fliegengaze, besprühte die Wolle mit heißen Seifenwasser, seifte ihre Hände gründlich mit Naturseife ein und fing an, das Ganze an der Gummimatte zu reiben, bis der Stiel richtig fest verfilzt war. Wichtig dabei ist es, dass der obere Teil nicht nass wird, da er sich sonst später nicht mit dem Pilzhut verbindet.



Danach wurde die Wolle für den Pilzhut ausgelegt. Je feiner die Wolle aus dem Strang gezogen und gelegt wird umso schöner wird das gefilzte Ergebnis. Die Lagen werden übrigens kreuzweise übereinander gelegt, damit sich die Fasern besser verbinden.



Hier seht ihr schon den Berg an Wolle für den Pilz. Er wird nach dem Filzen kleiner  werden. Im Übrigen sieht man noch den fertigen Stiel, das schwarze Fliegengaze, die Gummimatte und die Schüssel mit Seifenwasser. Manche verwenden zum Filzen auch Luftpolsterfolie oder Bambusmatten. Beides hat je nach Filzarbeit seine Vorteile.




Die Tupfen dürfen natürlich nicht fehlen, sie sollten jetzt schon auf den Hut gelegt werden. Manche filzen die Tupfen mit einer Filznadel erst hinterher auf. An diesem Tag wurde alles mit Nassfilzen geschafft. Das Gaze muss man auch zwischendurch immer wieder einmal anheben, damit es nicht einfilzt.




Das Kniffelige ist nun, das Gaze auf den Pilz zu legen,leicht zu befeuchten und die Wolle nur ganz leicht anzufilzen. Dann dreht man das Ganze um und verbindet die Wolle vom oberen Teil des Stieles mit dem Unterteil des Hutes. Leider vergaß ich bei diesem Schritt auch das Fotografieren. Durch das Verstreichen der weißen Wolle am unteren Teil des Hutes, sieht es aus, als wären Lamellen gewachsen.




Was wirklich zeitintensiv war, war die Verbindung Stiel mit Hut. Man muss sehr gründlich arbeiten, damit der Pilz richtig stabil wird und dies auch bleibt.  Welche Form der Hutkopf hat, bleibt einem dabei völlig selbst überlassen, denn der Pilzkopf passt sich dem Vorgang an. Wenn man dann zufrieden ist, spült man das kleine Kunstwerk gut mit Essigwasser aus, formt noch einmal nach und lässt ihn gut austrocknen. Man kann dann die Unsauberkeiten noch trocken nachfilzen. Ich finde jedenfalls, dass meine Kinder wundervolle Arbeit geleistet haben. Wenn ich die nächsten Tage dazu komme, stelle ich euch mal die anderen  Pilze in der Deko vor.