Die Geschichte einer kleinen Spatzendame
Am 4. Juli hielt ich ein Seminar über die Heilpflanzen des Frankenwaldes. Da ich zu solchen Zwecken das Handy auf lautlos stelle und kaum Zeit habe, darauf zu blicken, war es ein kleines Wunder, dass der Zeitpunkt, als der Kleine gefunden wurde, auf die Pausenzeit fiel.
Als ich um 12.41 die SMS einer lieben Freundin bekam, hatte ich noch 20 Minuten Zeit, bevor es weiter gehen sollte. Drohnen und Heimchen hatte ich vorrätig und auch Vogelhandaufzuchtsfutter (Nutribird21) sowie Mineralstoffe vom Tierarzt (
Link). Ich rief schnell zurück und rief auch zu Hause an. Meine Kinder sollten schon mal drei Drohnen auftauen und den Notfallbehälter bereit stellen. Ich nahm von meiner Freundin den Spatz entgegen und fuhr nach Hause. Die Temperaturen hatten ihn scheinbar aus dem Nest in die Ungewissheit springen lassen. Es waren über 36° C und die Autofahrt unerträglich.
Der Kleine hatte einen klatschroten Bauch. Zu rot. Die Augen waren geschlossen. Ich schätzte ihn auf ca. eineinhalb Wochen. Er ist aus dem Nest unterm Dach aus 2,50 m Höhe auf die Metalltreppe gefallen. Als Erste Hilfe bekam er Wasser von den Findern und man wartete auf die Eltern. Doch die Temperaturen waren zu hoch. Mit offenem Schnabel versuchte er ohne Erfolg sich Kühle zu verschaffen. Kein Elternteil kam und versorgte den Kleinen. Also kontaktierte man mich.
Etwas Sorge hatte ich wegen des Wassers. Zu viel vertragen Nestlinge nicht und man wusste nicht, wie lange er schon auf der Treppe lag, bevor man ihn fand. Viel Hoffnung hatte ich nicht. Er war zu dehydriert, zu schwach und ohne viele Reaktionen. Ob er das Futter vertragen würde?
Schlapp und nackig lag er da. Die Augen waren noch geschlossen. Dennoch konnte ich ihn zu Bienendrohnen überreden. In der Zwischenzeit hatten meine Kinder eingefrorene Heimchen entbeint und - in Alufolie gewickelt - zwischen zwei Kühlakkus gelegt. Ich packte schnell das Handaufzuchtspulver und mein Zubehör ein und düste mit den Vogel zum Seminar. Ein aufregender Tag für den Spatz, aber nur so konnte er durchgehend versorgt werden.
Die Teilnehmer reagierten einfach toll und keiner hatte etwas gegen den kleinen Gast im Gegenteil. Dafür bin ich ihnen jetzt noch dankbar. Ab und an sperrte er schlapp den Schnabel etwas weiter auf und schwupps landete ein aufgetautes, zimmerwarmes Heimchen oder ein kleiner Batzen Brei im Rachen. Alle 20 - 30 Minuten fing er an zu piepsen, leise und matt. Erst um 21.00 Uhr sperrte er plötzlich den Schnabel weit auf und forderte endlich lautstark sein Futter ein. Um 22.00 Uhr gab es die letzte Mahlzeit.
Die Hoffnung flackerte auf.