Die Meinung meiner Kinder (12 und 9) hat sich immer noch nicht geändert. Sie feiern auch dieses Jahr kein Halloween. Auf der Arbeit musste ich dann auch dieses Jahr erfahren, dass nur ein sehr geringer Bruchteil unserer deutschen Kinder noch weiß, was wir eigentlich dieses Wochenende für "deutsche (stille) Feiertage" haben und was sie bedeuten. Kennt ihr die Hintergründe? Der Post von 2013 ist immer noch aktuell:
Da staunte ich nicht schlecht. Auch dieses Jahr sagten meine Kinder (10 und 8) ihren Freunden ab. Sie wollten kein Halloween feiern.
Da staunte ich nicht schlecht. Auch dieses Jahr sagten meine Kinder (10 und 8) ihren Freunden ab. Sie wollten kein Halloween feiern.
Hm, wollten sie mir nur gefallen? Vor ein paar Jahren, bekamen meine Kinder ihre erste Einladungen zu diesem Fest. Sie freuten sich darüber sehr. Sie wussten von den Erzählungen, dass man sich verkleiden durfte und es was zu Naschen gab. Welchem Kind gefällt dies nicht?
Ich redete mit den Müttern. Ich selber mag dieses Fest nicht, weil es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat und zu einem zweiten, ausufernden Fasching im Jahr mutiert ist. Ich würde also mich in den nächsten Jahren nicht mit einem Fest revanchieren. Das war für sie kein Problem, man könne sich doch trotzdem einfach mal zusammensetzen. Es sollte nur eine kleine Feier für die Kinder werden. Es wurde auch nicht einfach an irgendwelche Türen geklingelt und "gestört", sondern nur bei den Familien geklingelt, deren Kinder mitfeierten. Den Kindern reichte dieser kleine Abendspaziergang völlig. Sie waren zufrieden und genossen das Spiel mit den anderen Kindern. Wir Erwachsenen hatten auch einen unterhaltsamen Abend.
Wie immer fragten meine Kinder nach: "Mama, du hattest doch auch Spaß? Magst du Halloween immer noch nicht?"
Ich erklärte ihnen, dass ich mich zwar gerne mit Freunden treffe und mich mit ihnen unterhalte, es auch sehr schön bei ihnen war, aber ich mit dem veramerikanisierten Fest nichts anfangen kann. Ich finde viele Dekorationsideen spannend und toll gemacht! Leider kann ich trotzdem nicht über die eigentliche Bedeutung dieses Festes hinweg sehen. So wie die Mamas das Fest organisiert haben, fand ich es gut gelöst. Es ging leise mit Begleitung durch das Dorf, keiner wurde unfreiwillig belästigt, nichts beschädigt und jeder war zufrieden. Ich erzählte meinen Kindern wie teilweise anderswo gefeiert (randaliert) wird und dann von den Geschichten aus alten Tagen, vom Hintergrund unserer Traditionen.
Dass ich an diesen Tagen gerne die Ruhe nutze und an ihre verstorbene Schwester denke, aber auch bewusst an die Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleiteten bevor sie starben. Dass es Menschen in unserem Ort gab, die durch ihr Wesen für mich einfach unvergesslich sind, obwohl ich nur wenig mit ihnen zu tun hatte. Bei manch anderen ist es so, als wären sie noch nicht verstorben, sondern einfach nur im Haus geblieben. Manche sehe ich jetzt noch vor mir, wie sie zusammen stehen und ihr "Schwätzla" abhalten, andere blieben durch ihren Duft (sei es Mottenkugeln, Kernseife, Motoröl, Pfeifentabak oder Kölnisch Wasser), wieder andere durch ihre (Körper-) Geräusche in lebhafter Erinnerung. Wenn solche "stillen Feiertage" durch die "Spaßgesellschaft" übertönt werden, geht diese Verbundenheit verloren. Die Feiertage sind eigentlich da, damit wir uns für uns und füreinander Zeit nehmen, um wieder - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Besinnung zu kommen.
Ich redete mit den Müttern. Ich selber mag dieses Fest nicht, weil es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat und zu einem zweiten, ausufernden Fasching im Jahr mutiert ist. Ich würde also mich in den nächsten Jahren nicht mit einem Fest revanchieren. Das war für sie kein Problem, man könne sich doch trotzdem einfach mal zusammensetzen. Es sollte nur eine kleine Feier für die Kinder werden. Es wurde auch nicht einfach an irgendwelche Türen geklingelt und "gestört", sondern nur bei den Familien geklingelt, deren Kinder mitfeierten. Den Kindern reichte dieser kleine Abendspaziergang völlig. Sie waren zufrieden und genossen das Spiel mit den anderen Kindern. Wir Erwachsenen hatten auch einen unterhaltsamen Abend.
Wie immer fragten meine Kinder nach: "Mama, du hattest doch auch Spaß? Magst du Halloween immer noch nicht?"
Ich erklärte ihnen, dass ich mich zwar gerne mit Freunden treffe und mich mit ihnen unterhalte, es auch sehr schön bei ihnen war, aber ich mit dem veramerikanisierten Fest nichts anfangen kann. Ich finde viele Dekorationsideen spannend und toll gemacht! Leider kann ich trotzdem nicht über die eigentliche Bedeutung dieses Festes hinweg sehen. So wie die Mamas das Fest organisiert haben, fand ich es gut gelöst. Es ging leise mit Begleitung durch das Dorf, keiner wurde unfreiwillig belästigt, nichts beschädigt und jeder war zufrieden. Ich erzählte meinen Kindern wie teilweise anderswo gefeiert (randaliert) wird und dann von den Geschichten aus alten Tagen, vom Hintergrund unserer Traditionen.
Dass ich an diesen Tagen gerne die Ruhe nutze und an ihre verstorbene Schwester denke, aber auch bewusst an die Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleiteten bevor sie starben. Dass es Menschen in unserem Ort gab, die durch ihr Wesen für mich einfach unvergesslich sind, obwohl ich nur wenig mit ihnen zu tun hatte. Bei manch anderen ist es so, als wären sie noch nicht verstorben, sondern einfach nur im Haus geblieben. Manche sehe ich jetzt noch vor mir, wie sie zusammen stehen und ihr "Schwätzla" abhalten, andere blieben durch ihren Duft (sei es Mottenkugeln, Kernseife, Motoröl, Pfeifentabak oder Kölnisch Wasser), wieder andere durch ihre (Körper-) Geräusche in lebhafter Erinnerung. Wenn solche "stillen Feiertage" durch die "Spaßgesellschaft" übertönt werden, geht diese Verbundenheit verloren. Die Feiertage sind eigentlich da, damit wir uns für uns und füreinander Zeit nehmen, um wieder - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Besinnung zu kommen.
Es erschließt sich mir leider nicht der Sinn, warum so viele Menschen ein "kulturentfremdetes" Fest feiern. Alle Kinder freuen sich im Jahr über die Ferien. Kaum ein deutsches Kind kann allerdings noch die Frage beantworten, was die Feiertage, die in den Ferien liegen (und da meine ich auch Ostern, Pfingsten und Weihnachten!) für einen Hintergrund haben.
Man glaubt es nicht, was man für Antworten bekommt! Kaum noch ein Kind, dass nicht den Weihnachtsmann für den Nikolaus oder ganz und gar für das Christkind hält. Wobei - viele Erwachsene wissen es auch nicht besser. Ich verstehe es nicht, warum Kinder heutzutage SIEBEN Adventskalender haben. Noch dazu mit Barbie, Hello Kitty oder Star Wars Figuren! Davon abgesehen: Wenn Jesus am 24.12 Geburtstag hat, warum bekommt jeder Geschenke nur er nicht? (Ich weiß, die Aussage hinkt. Mir geht bei dem Beispiel auch nur um den ausufernden Geschenkewahn und dem Streit, wer die Geschenke bringt, der Hintergrund ist den meisten Leuten egal) Nix da mit "liebt einander" oder "Die dunkle Zeit wurde überwunden"...! Nie wird mehr im Jahr gestritten wie an Weihnachten, doch zurück zu Halloween. Auch dieses Fest wurde komplett aus seinem ursprünglichen Sinn heraus gerissen.
Seit jeher glaubt man, dass uns die Toten in diesem Zeitraum (30.10 bis 8.11) nah sind, und dass wir an diesen Tagen sie spüren können. Man wurde deshalb still und lauschte. Man versammelte sich und gedachte derer, die verstorben waren. Diese "Ahnen-Gedenktage" findet man in den verschiedensten Kulturkreisen. Sie sind also keine "Erfindung der Kirche", sondern waren schon vor der gesetzlichen Festlegung Tage, an denen die Trauer und die Sehnsucht nach den Verstorbenen einen Platz gefunden haben. Wie man diesen Tag verbringen mag, sei wirklich jedem selber überlassen. Trauer ist vielfältig und wer trauert, der trauert nicht an einem festgelegten Tag, sondern wenn die Gefühle einfach da sind. Aber an diesem/n Tag/en können die Menschen (wenn sie es wollen) sichtbar erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrer Trauer sind und dies kann trösten. Bei anderen kann es Verständnis wecken, dass bei manchen Betroffenen der Verlust noch nicht so lange zurück liegt und diese Menschen einfach noch etwas Zeit brauchen, bis die Normalität einkehrt.
Vielerorts wurde früher noch ein Gedeck mehr auf dem Tisch gestellt, als symbolisches Zeichen, dass man der Toten gedenkt, die unter uns lebten. An diesem Tag brannten Kerzen auf den Gräbern und in den Fenstern. Die Seelen der Toten fanden (nach altem Glauben) so den Weg zu ihren Lieben nach Hause. Sie konnten verstehen, dass das Leben weiterging und konnten aber auch (durch das Grablicht) leicht zurück zu ihren Körpern und von dort ins Jenseits finden. Vor Wiedergängern hatte man schon immer Angst und so erzählte man sich in den Stuben noch bis ins 20. Jh. gruselige Geschichten von jungen Burschen die ohne Respekt sich in diesen Tagen auf den Friedhof wagten.
In katholischen Gebieten Deutschlands glaubte man, dass die unerlösten Seelen an diesem Tag aus dem Fegefeuer heraus dürften und auf Erden ihre Erlösung suchten. Ihnen konnte durch ein Gebet und einer brennenden Kerze geholfen werden. Damit diese aber nicht ins Haus kamen, schnitzte man Fratzen in Rüben (Kürbisse gab es noch nicht) und stellte sie vor die Tür. Das sollte die ungebetenen Seelen davon abschrecken das Haus zu betreten.
Ab November tritt die Ruhe in den Jahreszyklus. Die Erde hat uns gegeben, wir haben geerntet, leben davon und können Resümee ziehen. Man sieht die tristen, abgeernteten Felder, die kahlen Bäume, die ihr Laub abgeworfen haben und spüren, dass es nun eine lange Zeit um uns herum dunkel und kalt wird. Doch wir können die (Seelen-)Zeit für uns nutzen um im neuen Jahr, gestärkt und mit frischen Mut, neu durchstarten zu können. Nach dem Tod eines Menschen ist es ähnlich. Man muss sich auch erst wieder finden, spürt die Einsamkeit, verliert einen Teil seiner Lebensfreude. Man weiß darum, dass der Schmerz sich wandelt, doch im Moment ist dieser Tag einfach noch zu fern und kaum vorstellbar.
Sich an diesen Tagen mit der Vergänglichkeit und dem Wandel aller Dinge zu beschäftigen, sich zu überlegen, an was man festhalten möchte und was man vielleicht lieber loslassen sollte, kann heilend wirken. Auch Verstorbene muss man loslassen können, was nicht gleich gesetzt ist mit "Vergessen"!
Ab November tritt die Ruhe in den Jahreszyklus. Die Erde hat uns gegeben, wir haben geerntet, leben davon und können Resümee ziehen. Man sieht die tristen, abgeernteten Felder, die kahlen Bäume, die ihr Laub abgeworfen haben und spüren, dass es nun eine lange Zeit um uns herum dunkel und kalt wird. Doch wir können die (Seelen-)Zeit für uns nutzen um im neuen Jahr, gestärkt und mit frischen Mut, neu durchstarten zu können. Nach dem Tod eines Menschen ist es ähnlich. Man muss sich auch erst wieder finden, spürt die Einsamkeit, verliert einen Teil seiner Lebensfreude. Man weiß darum, dass der Schmerz sich wandelt, doch im Moment ist dieser Tag einfach noch zu fern und kaum vorstellbar.
Sich an diesen Tagen mit der Vergänglichkeit und dem Wandel aller Dinge zu beschäftigen, sich zu überlegen, an was man festhalten möchte und was man vielleicht lieber loslassen sollte, kann heilend wirken. Auch Verstorbene muss man loslassen können, was nicht gleich gesetzt ist mit "Vergessen"!
Man sollte an den Tagen "zwischen den Welten" nicht im Nebel der Traurigkeit versinken, sondern sich an das Gute und Schöne das man hatte erinnern, so wie man sich im Winter an den eingemachten Früchten erfreut.
Meinen Kinder gefallen die alten Geschichten. Sie meinten, es wäre "echter" als diese Partys und dadurch zwar gruselig aber auch tröstend. Ich höhlte dieses Jahr Kürbisse aus und kochte davon eine Suppe. Während die Große und die Kleine eifrig Gesichter in ihren Kürbis schnitzten, unterhielten wir uns. Das sind die Momente in denen ich dankbar bin. Es sind einfach kleine, intensive Momente "heile Welt" die uns niemand nehmen kann.
Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter geht. Ob diese Einstellung länger anhält? Wenn sie mit ihren Freunden feiern wollen, dann dürfen sie es gerne tun. Sie müssen schließlich ihren eigenen Weg finden und es muss nicht meiner sein. Ich bin gespannt, wie es ab 2017 weiter geht, wenn der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag wird. Kann dann Halloween so wie jetzt noch gefeiert werden?
Meinen Kinder gefallen die alten Geschichten. Sie meinten, es wäre "echter" als diese Partys und dadurch zwar gruselig aber auch tröstend. Ich höhlte dieses Jahr Kürbisse aus und kochte davon eine Suppe. Während die Große und die Kleine eifrig Gesichter in ihren Kürbis schnitzten, unterhielten wir uns. Das sind die Momente in denen ich dankbar bin. Es sind einfach kleine, intensive Momente "heile Welt" die uns niemand nehmen kann.
Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter geht. Ob diese Einstellung länger anhält? Wenn sie mit ihren Freunden feiern wollen, dann dürfen sie es gerne tun. Sie müssen schließlich ihren eigenen Weg finden und es muss nicht meiner sein. Ich bin gespannt, wie es ab 2017 weiter geht, wenn der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag wird. Kann dann Halloween so wie jetzt noch gefeiert werden?