2009 sah ich ihn zum ersten Mal im Frankenwald. Ich war mit Poldi spazieren und mir fielen seltsam geformte Herbstblätter auf - an einer Stelle, an der es keine Laubbäume gab. Näher betrachtet sah ich eine atemberaubende Schönheit. Wirklich "Atem raubend", denn das Exemplar stank irgendwie nach Hundedurchfall, andere sagen, er röche nach Aas.
Zwei Exemplare des "Clathrus archeri" rankten ihre "Fangarme" gen Himmel. Diese haben einen starken Rot-Schwarz-Kontrast und sehen irgendwie aus als bestünden sie aus verbranntem oder verätztem, rohen Fleisch. Das Schwarze, ist eine beim Schlüpfen olivgrüne Sporenmasse, die sich dann schwarz färbt und zusammenzieht. In den folgenden Tagen habe ich den Tintenfischpilz oft besucht und in all seinen verschiedenen Stadien betrachtet. Nur mit den Fotos war ich nie zufrieden. Entweder schien die Sonne so stark, dass alles überbelichtet war oder durch die glänzend feuchte Oberfläche stellte sich der Fokus nicht am Pilz, sondern am Gras scharf.
Ein "Hexenei" ist die "Brutstätte" des Pilzes. Das wird weißlich-glibberig, wenn der Pilz "schlüpft". Die roten Tentakeln sehen dabei anfangs so aus, wie die Fingerspitzen zweier Hände, die sich berühren. Das ist von der Entwicklung her sehr schön zu beobachten. Diese filigranen Kunstwerke, wenn die roten Tentakeln wachsen und die Öffnungen sichtbar werden. Hier erkennt man dann die Familie des Pilzes: Er gehört zu den Gitterlingen. Über die Natur kann man wirklich nur staunen. Der Name "Tintenfisch" zeigt sich daran, dass nach dem vollständigen Öffnen der Pilz ausschaut wie ein umgedrehter Tintenfisch. Sogar ein geöffneter Schlund ist vorhanden. Die schwarze Sporenmasse, sowie der Geruch locken Insekten an. Diese verbreiten die Sporen dann mit ihrem Kot. Giftig ist er ja nicht,aber es käme keiner bei dem Gestank auf die Idee ihn zu essen. Er gilt als ungenießbar.
Ursprünglich kommt der Pilz vom "Ende der Welt" (Tasmanien, Australien und Neuseeland). Also klimatisch warme Gebiete. Der Tintenfischpilz soll erstmalig zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Europa (1914 in den Zentralvogesen) gesichtet worden sein. Den ersten sicheren Nachweis hat 1920 ein Apotheker aus Lothringen geliefert. Dieser hat ihn abgemalt und an einen Pilzkundler geschickt. Man vermutete, die Pflanze wäre von amerikanischen Soldaten eingeschleppt worden, da sie scheinbar auf einem ehemaligen amerikanischen Feldlagerplatz des ersten Weltkrieges gefunden wurden. Eine weitere These war, dass sich der Pilz durch Baumwollabfälle aus Australien verbreiten konnte - entweder durch Wolle von Schafen oder durch Jeans.
In Deutschland soll er dann erstmalig 1934 aufgetaucht sein. Viele Exemplare hat man aber seither auch nicht nicht gefunden, nur regionale Häufungen an wenigen Plätzen. 1996 gab es einen belegten Fund im Fichtelgebirge. Bei uns im rauen Frankenwald fand ich ihn vor sechs Jahren und bin immer noch beeindruckt von der Gestalt dieses Pilzes.
Sehr interessant: Sowas habe ich auch noch nie gesehen.
AntwortenLöschenDanke für Deine Info.
Liebe Grüße!
Erstaunlich! Vielen Dank für die Vorstellung dieses Pilzes. Von dem habe ich vorher noch nicht gehört.
AntwortenLöschenViele liebe Grüße
Ursula
Interessant! Ich hätte den Pilz auch schon gern mal gefunden, aber bislang hatte ich diesbezüglich eher kein Glück.
AntwortenLöschenlg kathrin