Sonntag, 10. November 2013

Selbstgemachter Schlehenwein (3) Die Gärphase




Bei mir stand der Ballon am Anfang im Wohnzimmer. Vorteilhaft sind in der Gärphase Temperaturen um 20 Grad. Würde man den Wein, an einem kalten Ort in eine Decke wickeln, würde sich der Wein selber erwärmen und etwas später anfangen zu gären. Ich wollte den Wein im Auge behalten, damit ich rechtzeitig den Ballon schwenken kann, wenn es zu stürmisch gären sollte.

Es dauerte bei diesem Ansatz nicht einmal vier Stunden, da kamen schon vereinzelte Bläschen hoch. 

Hat man alles richtig gemacht, so müssen nach ein paar Stunden im Röhrchen Blasen aufsteigen und die Maische sollte schäumen. Je nach verwendeter Frucht- oder Hefesorte kann es mehr oder weniger stürmisch zugehen. Diese Zeit heißt demnach auch "Stürmische Gärung".


Jetzt heißt es, achtsam zu bleiben. Der Schaum steigt in dieser Zeit wirklich äußerst zügig. Das Wasser im Röhrchen spritzt öfters einmal und kann schnell weniger werden. Deshalb muss regelmäßig nachgefüllt werden. Wenn der Schaum bis ins Röhrchen steigt, kann der Ballon überlaufen. Essigfliegen würden die Kostbarkeit  verunreinigen und verderben lassen. Im schlimmsten Fall kann dieser klebrige Hefeschaum mit den hochgetriebenen Maischepartikeln, das Gärrohr verstopfen und den Ballon zum Platzen bringen.

Dies ist auch der Grund, warum man in der Phase der Maischegärung nie den Ballon ganz auffüllt. Der Ballon sollte zu diesem Zeitpunkt nur knapp zur Hälfte gefüllt sein.

Nach zwei Tagen ist es Zeit (je nach bevorzugter Methode) zu handeln. Siehe HIER im vorherigen Post.
Ich habe also 1kg Zucker in einem Liter heißem Wasser aufgelöst und (nachdem es Zimmertemperatur hatte) in die Maische gegeben. Auch 2g Hefenährsalz fügte ich  hinzu. Das ist ausreichend für fünf Liter Wein, ich wollte nicht zu viel davon verwenden, da ich noch keine Erfahrung mit dem Nährsalz habe. Abfiltrieren tat ich auch noch nicht. Nachdem mein damaliger Wein sehr gut schmeckte, wollte ich nicht zu viel in der Handhabung umändern. Das "Füttern" bewirkte einen weiteren Schub in der Gärung und ich war froh, dass genug Platz im Ballon war.


Ich schwenkte den Ballon zum letzten Mal um ca. 1.00 Uhr in der Nacht und als ich am nächsten Tag früh um 6.00 Uhr nachschaute, versuchte gerade der Schaum aus dem Röhrchen zu kriechen. Das war wirklich knapp! So musste ich nur den Gummistopfen und das Glasrohr reinigen und wieder am Ballon befestigen.

Der Ballon muss öfters geschwenkt werden. Durch das Kohlendioxid wird mit dem entstehenden Schaum auch das Fruchtfleisch und die Fruchthäute nach oben transportiert. Es kann dadurch eine richtig feste Masse oberhalb des Weines entstehen. Durch das vorsichtige Schütteln fällt der Schaum zusammen und die Hefe im Schaum verbindet sich wieder mit der Flüssigkeit und kann weiter arbeiten.
Dazu ist es von Vorteil, wenn man das Gärröhrchen vorher entfernt und den Daumen auf den Gummistopfen legt um die Öffnung zuzuhalten. Ansonsten würde das Wasser im Röhrchen herumspritzen oder bei einer unbedachten Bewegung auch mal zu Bruch gehen können.

Da bei mir die Gärung sehr gut verlief, gab ich erst am fünften Tag den letzten Liter Zuckerwasser hinzu. Der Ballon war nun gut gefüllt. Abfiltrieren wollte ich zu dem Zeitpunkt immer noch nicht, ich wollte dafür die Zeit nutzen, wenn die Stille Gärung eintritt. Nach etwa 1-2 Wochen lässt normalerweise die Bläschen- und Schaumbildung nach. Trotzdem läuft die Gärung weiter. Es beginnt die Zeit der Stillen/Ruhigen Gärung. Würde man jetzt den Wein in Flaschen abfüllen, könnten sie einen (durch die Gasbildung) noch locker um die Ohren fliegen.

Selbstgemachter Schlehenwein (1) Der Hefeansatz
Selbstgemachter Schlehenwein (2) Die Maische
Selbstgemachter Schlehenwein (4) Die "Stille Gärung" und das Filtern der Maische


Gärung erzeugt Wärme



Freitag, 8. November 2013

Neuer Header - Wie macht ihr das eigentlich?



Mit Büntchen (Susi), habe ich mich letzthin über ihren neuen Header, der mir sehr gut gefällt, unterhalten. Mein altes Design hat mir dagegen schon lange nicht mehr gefallen. An den Vorlagen von Blogger gehalten, lud ich damals als Blogneuling meine Bilder hoch, versuchte irgendwie (im Vorlagendesign) eine Schrift einzufügen und war erst einmal froh, als dies soweit geklappt hatte. Von Bildbearbeitung hatte ich noch überhaupt keine Ahnung.

Susi hat mich nun darauf aufmerksam gemacht (danke, meine Liebe), dass ich doch, damit es nicht so wuchtig wirkt, das Format des Headers und das Bild vorher entsprechend bearbeiten könnte. Gesagt - getan. Richtig zufrieden bin ich immer noch nicht und auch der Hintergrund des Blogs bräuchte mal eine Auffrischung.

Was meint ihr dazu und wie macht ihr das eigentlich? Nutzt ihr die HTML-Funktion? Habt ihr Vorschläge für meinen Blog? 

Liebe Grüße und den neuen Lesern ein ♥-liches Willkommen hier!

Mittwoch, 6. November 2013

Herbst im Wortbild dargestellt



Ja.             
   Nun also         
  ist es   wieder soweit. 
  Der Sommer  verabschiedet sich. 
Mit Tau benetzte,  glitzernde Spinnweben 
hängen an fruchttrag-  enden Kleinsträuchern und 
Gräsern. Künden den   nahenden Herbst an. Wehmut
     stellt sich ein. Zum Trost,    dass nun die sommerliche Wärme 
    sowie das erfrischende Grün   schon bald den Erdfarben weichen 
  werden, gibt es noch einmal ein    großartiges Farbspektakel und 
reichhaltige Ernte. Es wird stiller,   viele Vögel ziehen in wärme
Gebiete. Grillen werden schweig-    sam. Die Felder sind auf-
   geräumt. Wie schön sind die Grä-    ser in der untergehen-
den Sonne!  Es ist ein Innehalten    in der  Natur zu 
spüren. Ein Kräfte sammeln    und  zurück
            schauen. Wohltuende Zu-    frieden-         
              heit  breitet sich in mir    aus.         
              Ich mag keine    Ab-
              schiede.   Doch
        jetzt kann 
man 
noch     
ein-           
mal                
auf-                      
at-                          
men.                           






Eine kleine Spielerei meinerseits. Den Post habe ich komplett in der Entwurfskiste vergessen und kommt nun etwas spät.


Sonntag, 3. November 2013

Halloween - Aussage meine Kinder: "Feiert ohne uns!"





Da staunte ich nicht schlecht. Auch dieses Jahr sagten meine Kinder ihren Freunden ab. Sie wollten kein Halloween feiern.

Hm, wollten sie mir nur gefallen? Vor ein paar Jahren, bekamen meine Kinder ihre erste Einladungen zu diesem Fest. Sie freuten sich darüber sehr. Sie wussten von den Erzählungen, dass man sich verkleiden durfte und es was zu Naschen gab. Welchem Kind gefällt dies nicht?
Ich redete mit den Müttern. Ich selber mag dieses Fest nicht, weil es seinen ursprünglichen Sinn verloren hat und zu einem zweiten, ausufernden Fasching im Jahr mutiert ist. Ich würde also mich in den nächsten Jahren nicht mit einem Fest revanchieren.  Das war für sie kein Problem, man könne sich doch trotzdem einfach mal zusammensetzen. Es sollte nur eine kleine Feier für die Kinder werden. Es wurde auch nicht einfach an irgendwelche Türen geklingelt und "gestört", sondern nur bei den Familien geklingelt, deren Kinder mitfeierten. Den Kindern reichte dieser kleine Abendspaziergang völlig. Sie waren zufrieden und genossen das Spiel mit den anderen Kindern. Wir Erwachsenen hatten auch einen unterhaltsamen Abend.




Wie immer fragten meine Kinder nach: "Mama, du hattest doch auch Spaß? Magst du Halloween immer noch nicht?"
Ich erklärte ihnen, dass ich mich zwar gerne mit Freunden treffe und mich mit ihnen unterhalte, es auch sehr schön bei ihnen war, aber ich mit dem veramerikanisierten  Fest nichts anfangen kann. Ich finde viele Dekorationsideen spannend und toll gemacht! Leider kann ich trotzdem nicht über die eigentliche Bedeutung dieses Festes hinweg sehen. So wie die Mamas das Fest organisiert haben, fand ich es gut gelöst. Es ging leise mit Begleitung durch das Dorf, keiner wurde unfreiwillig belästigt, nichts beschädigt und jeder war zufrieden. Ich erzählte meinen Kindern wie teilweise anderswo gefeiert (randaliert) wird und dann von den Geschichten aus alten Tagen, vom Hintergrund unserer Traditionen.




Dass ich an diesen Tagen gerne die Ruhe nutze und an ihre verstorbene Schwester denke, aber auch bewusst an die Menschen, die mich ein Stück meines Lebens begleiteten bevor sie starben. Dass es Menschen in unserem Ort gab, die durch ihr Wesen für mich einfach unvergesslich sind, obwohl ich nur wenig mit ihnen zu tun hatte. Bei manch anderen ist es so, als wären sie noch nicht verstorben, sondern einfach nur im Haus geblieben. Manche sehe ich jetzt noch vor mir, wie sie zusammen stehen und ihr "Schwätzla" abhalten, andere blieben durch ihren Duft (sei es Mottenkugeln, Kernseife, Motoröl, Pfeifentabak oder Kölnisch Wasser), wieder andere durch ihre (Körper-) Geräusche in lebhafter Erinnerung. Wenn solche "stillen Feiertage" durch die "Spaßgesellschaft" übertönt werden, geht diese Verbundenheit verloren. Die Feiertage sind eigentlich da, damit wir uns für uns und füreinander Zeit nehmen, um wieder - im wahrsten Sinne des Wortes - zur Besinnung zu kommen.




Es erschließt sich mir leider nicht der Sinn, warum so viele Menschen ein "kulturentfremdetes" Fest feiern. Alle Kinder freuen sich im Jahr über die Ferien. Kaum ein deutsches Kind kann allerdings noch die Frage beantworten, was die Feiertage, die in den Ferien liegen (und da meine ich auch Ostern, Pfingsten und Weihnachten!) für einen Hintergrund haben.
Man glaubt es nicht, was man für Antworten bekommt! Kaum noch ein Kind, dass nicht den Weihnachtsmann für den Nikolaus oder ganz und gar für das Christkind hält. Wobei - viele Erwachsene wissen es auch nicht besser. Ich verstehe es nicht, warum Kinder heutzutage SIEBEN Adventskalender haben. Noch dazu mit Barbie, Hello Kitty oder Star Wars Figuren!  Davon abgesehen: Wenn Jesus am 24.12 Geburtstag hat, warum bekommt jeder Geschenke nur er nicht? (Ich weiß, die Aussage hinkt. Mir geht bei dem Beispiel auch nur um den ausufernden Geschenkewahn und dem Streit, wer die Geschenke bringt, der Hintergrund ist den meisten Leuten egal) Nix da mit "liebt einander" oder "Die dunkle Zeit wurde überwunden"...! Nie wird mehr im Jahr gestritten wie an Weihnachten, doch zurück zu Halloween. Auch dieses Fest wurde komplett aus seinem ursprünglichen Sinn heraus gerissen.



Seit jeher glaubt man, dass uns die Toten in diesem Zeitraum (30.10 bis 8.11)  nah sind, und dass wir an diesen Tagen sie spüren können. Man wurde deshalb still und lauschte. Man versammelte sich und gedachte derer, die verstorben waren. Diese "Ahnen-Gedenktage" findet man in den verschiedensten Kulturkreisen. Sie sind also keine "Erfindung der Kirche", sondern waren schon vor der gesetzlichen Festlegung Tage, an denen die Trauer und die Sehnsucht nach den Verstorbenen einen Platz gefunden haben. Wie man diesen Tag verbringen mag, sei wirklich jedem selber überlassen. Trauer ist vielfältig und wer trauert, der trauert nicht an einem festgelegten Tag, sondern wenn die Gefühle einfach da sind. Aber an diesem/n Tag/en können die Menschen (wenn sie es wollen) sichtbar erfahren, dass sie nicht alleine mit ihrer Trauer sind und dies kann trösten. Bei anderen kann es Verständnis wecken, dass bei manchen Betroffenen der Verlust noch nicht so lange zurück liegt und diese Menschen einfach noch etwas Zeit brauchen, bis die Normalität einkehrt.



Vielerorts wurde früher noch ein Gedeck mehr auf dem Tisch gestellt, als symbolisches Zeichen, dass man der Toten gedenkt, die unter uns lebten. An diesem Tag brannten Kerzen auf den Gräbern und in den Fenstern. Die Seelen der Toten fanden (nach altem Glauben) so den Weg zu ihren Lieben nach Hause. Sie konnten verstehen, dass das Leben weiterging und konnten aber auch (durch das Grablicht) leicht zurück zu ihren Körpern und von dort ins Jenseits finden. Vor Wiedergängern hatte man schon immer Angst und so erzählte man sich in den Stuben noch bis ins 20. Jh. gruselige Geschichten von jungen Burschen die ohne Respekt sich in diesen Tagen auf den Friedhof wagten.
In katholischen Gebieten Deutschlands glaubte man, dass die unerlösten Seelen  an diesem Tag aus dem Fegefeuer heraus dürften und auf Erden ihre Erlösung suchten. Ihnen konnte durch ein Gebet und einer brennenden Kerze geholfen werden. Damit diese aber nicht ins Haus kamen, schnitzte man Fratzen in Rüben (Kürbisse gab es noch nicht) und stellte sie vor die Tür. Das sollte die ungebetenen Seelen davon abschrecken das Haus zu betreten.




Ab November tritt die Ruhe in den Jahreszyklus. Die Erde hat uns gegeben, wir haben geerntet, leben davon und können Resümee ziehen. Man sieht die tristen, abgeernteten Felder, die kahlen Bäume, die ihr Laub abgeworfen haben und spüren, dass es nun eine lange Zeit um uns herum dunkel und kalt wird. Doch wir können die (Seelen-)Zeit für uns nutzen um im neuen Jahr, gestärkt und mit frischen Mut, neu durchstarten zu können. Nach dem Tod eines Menschen ist es ähnlich. Man muss sich auch erst wieder finden, spürt die Einsamkeit, verliert einen Teil seiner Lebensfreude. Man weiß darum, dass der Schmerz sich wandelt, doch im Moment ist dieser Tag einfach noch zu fern und kaum vorstellbar.




Sich an diesen Tagen mit der Vergänglichkeit und dem Wandel aller Dinge zu beschäftigen, sich zu überlegen, an was man festhalten möchte und was man vielleicht lieber loslassen sollte, kann heilend wirken. Auch Verstorbene muss man loslassen können, was nicht gleich gesetzt ist mit "Vergessen"!
Man sollte an den Tagen "zwischen den Welten" nicht im Nebel der Traurigkeit versinken, sondern sich an das Gute und Schöne das man hatte erinnern, so wie man sich im Winter an den eingemachten Früchten erfreut.



Meinen Kinder gefallen die alten Geschichten. Sie meinten, es wäre "echter" als diese Partys und dadurch zwar gruselig aber auch tröstend. Ich höhlte dieses Jahr Kürbisse aus und kochte davon eine Suppe. Während die Große und die Kleine eifrig Gesichter in ihren Kürbis schnitzten, unterhielten wir uns. Das sind die Momente in denen ich dankbar bin. Es sind einfach kleine, intensive Momente "heile Welt" die uns niemand nehmen kann.



Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter geht. Ob diese Einstellung länger anhält? Wenn sie mit ihren Freunden feiern wollen, dann dürfen sie es gerne tun. Sie müssen schließlich ihren eigenen Weg finden und es muss nicht meiner sein. Ich bin gespannt, wie es  ab 2017 weiter geht, wenn der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag wird. Kann dann Halloween so wie jetzt noch gefeiert werden?





Freitag, 25. Oktober 2013

Selbstgemachter Schlehenwein (2) Die Maische



So, weiter geht es mit der nächsten Folge.

Der Hefeansatz gärt und sollte nun zur Schlehenmaische gegeben werden. Durch das Zusammenfügen von Hefe, Schlehe, Zucker und Wasser kommt es zur alkoholischen Gärung. Erinnert ein wenig an die Feuerzangenbowle, oder? Im Gärprozess wandelt die Hefe den (Frucht)Zucker in Alkohol und CO2 um. Die Kohlensäure entweicht und als Endprodukt entsteht Wein.

Meistens verwendet man bei der Weinherstellung normalen  Haushaltszucker. Dieser wird mindestens 1:2 (je nach Rezept) mit Wasser vermischt und kurz erhitzt, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Kochen sollte die Zuckerlösung nicht. Der Sud muss vor dem weiteren Gebrauch wieder abkühlen, da die später zugesetzten Hefebakterien ab Temperaturen von über 35°C absterben würden.

Das Wichtigste ist der Fruchtsaft. Während man Johannisbeeren, Kirschen, Stachelbeeren gut kalt oder auch warm entsaften kann, empfiehlt es sich bei Schlehe, Hagebutte oder anderen Früchten mit wenig Fruchtfleisch und Eigensaft die Maischegärung zu verwenden.



Man wäscht dazu das Obst, zerkleinert es und gibt es in einen entsprechend großen Behälter. Hier in meinem Fall waren es sechs Kilo Schlehen. Sie haben in diesem Jahr schon eine Woche Frost abbekommen und vier Kilo die ich schon dampfentsaftet habe, schmeckten dennoch herb. Für den Wein wollte ich die geschmacklich weniger gerbstoffhaltige Variante. Außerdem lösen sich beim Dampfentsaften Stoffe, die den Wein eintrüben können. Bei meinem letzten Versuch hatte ich mit einem Kartoffelstampfer vorsichtig die Beeren angequetscht, bis sie zum größten Teil aufgeplatzt waren. Diesmal wollte ich es anders probieren.

Solange der Hefeansatz sich entwickelte, wurden die Schlehen einfach noch einmal in die Kühltruhe gesteckt. Es scheiden sich die Geister und es gibt dazu verschiedenste Theorien. Die einen sagen, es würde nichts bringen, schließlich werden die Bitterstoffe und Gerbstoffe nur am Strauch (bei Frost) in den Früchten verstoffwechselt und "aus den Früchten in die Zweige zurück gezogen". Andere dagegen meinen, man würde keinen großen Unterschied bemerken.
Ich bin der Meinung, man sollte vor dem Sammeln einige Nächte Frost abwarten, doch entscheidend ist es in meinen Augen, dass die Früchte tagsüber Sonne abbekommen und nachts Frost. Dadurch bildet sich mehr Zucker und das Tannin (der Stoff, der diesen "unreife Bananen-Geschmack" und das pelzige Gefühl verursacht) wird zurückgedrängt.
Durch das gezielte häusliche Frosten im Gefrierschrank, öffnen sich die Zellen der Frucht und man kann dadurch später mehr Saft gewinnen. Diesen Umstand mache ich mir zu Nutze. Die aufgetauten Beeren übergoss ich anschließend  mit Wasser und lies darin die Schlehen ziehen. Damit alle Schlehen in den Genuss kamen, seihte ich die Schlehen nach einiger Zeit ab (Dampfentsaftersieb ist dafür prima geeignet), erhitzte das Wasser und goss es noch einmal über die Schlehen.


Was man auch überlegen sollte, ob man einen recht leichten oder einen eher schweren Wein haben möchte. Mein damaliger Wein wurde ohne viel Schnickschnack angesetzt. Beeren gequetscht, in den Ballon gestopft und das lauwarme Zuckerwasser, sowie die Weinhefe hinzu geschüttet. Als kaum mehr Bewegung im Gärglas war, habe ich die Maische abgeseiht (düdelü), den Ballon ausgewaschen, den Wein wieder in den Ballon gegeben und weiter gären lassen. Dieser Wein war leicht und süffig.

Nun also eine andere Methode, ob sie von Erfolg gekrönt ist wird sich zeigen. Nach dem Einfüllen der nun weichen, saftreichen und süßeren Schlehen in den Ballon, nahm ich das abgeseihte Wasser und wog es ab. Restflüssigkeit war ca. 1,5 l.  In dieser löste ich 1,5 kg Zucker auf.

Warum habe ich den Zucker aufgeteilt?

Ein Bekannter meinte einmal, er würde NIE seinen Zucker auf einmal zu der Maische geben, da dies eine heftigere Gärung verursacht und nach der Filtration im Gegenzug kaum eine Gärung mehr statt finden würde. Durch das Aufteilen des Zuckers, wäre der Gärungsprozess in der Weinherstellung ausgeglichener und der Wein wäre am Ende aromatischer. Falls ihr dazu Erfahrungen habt, würde ich mich freuen, wenn ihr sie mit mir teilen würdet!

Also ich hatte nun folgende Möglichkeiten:

1. Variante:
Für einen einfachen, leicht herzustellenden Wein werden die 6 kg Schlehen, die Weinhefe (Bordeaux oder Portwein), 3 kg Zucker und 6 l Wasser ins Gärgefäß gegeben. Dies lässt man gären, bis nur noch wenig Luft sich im Gärröhrchen bewegt. Dann wird abfiltriert und der Frischwein in den gereinigten Ballon zurückgegossen (oder einfach in einen zweiten Weinballon abgefüllt). Hier kann er in Ruhe nachgären, bis man ihn auf Flaschen abzieht.

2. Variante:
Für einen leichten Wein werden zuerst die 6 kg Schlehen, Weinhefe, 2 kg Zucker und 4 l Wasser als Weinansatz genommen. Nach zwei Tagen (manche machen dies erst nach zehn Tagen, andere sogar nach bis zu acht Wochen) wird diese Maische abgeseiht und durch ein Tuch filtriert oder mit einem Pressbeutel ausgepresst. Der Saft kommt zurück in den Gärballon.
Wichtig ist, dass nach zwei Tagen der restliche Zucker (1 kg) mit dem Wasser (2 l) vermischt wird und dem Weinansatz zugegeben wird.

3. Variante:
Bei einem etwas schwereren Wein nimmt man 6 kg Schlehen, Weinhefe, 1,5 kg Zucker sowie 4 l Wasser zum Einmaischen. Nach zwei Tagen oder auch später kann man die Maische filtrieren (wie bei Variante 2). Aber auch hier wird am 2. Tag  der restliche Zucker und das Wasser hinzugefügt. Bei dieser Variante wären es aber dann 1,5 kg Zucker auf 2 l Wasser.

4.Variante:
Die vierte Variante - für einen schweren Wein - startet mit 6 kg Schlehen, der Weinhefe, 1 kg Zucker und 4 l Wasser. Man kann hier mit der Maische wie bei Variante 2 und 3 verfahren.
Am 2. Tag gibt man  wiederum 1 kg aufgelösten Zucker und 1 l Wasser hinzu.
Am 4. Tag folgt dann die letzte Zugabe  des Zuckerwassers, das aus 1kg Zucker und 1 l Wasser besteht.




Was einem schier die Finger verknotet, ist das Überstülpen des Gummistopfens über den Flaschenhals. Wenn das gelungen ist (ich lege den Gummi vorher immer in heißes Wasser) muss man noch das Gärröhrchen in die Öffnung des Gummistopfens stecken.
Jetzt kommt noch so viel Wasser oben in das Röhrchen bis die zwei Kugeln zur Hälfte mit Wasser gefüllt sind. Dadurch ist der Wein luftdicht verschlossen. Während des Umwandlungsprozesses in Alkohol ist Sauerstoff unerwünscht. Die entstehenden Gase können allerdings durch das Wasser entweichen, ansonsten würde der Ballon platzen. Nun kommt der Ballon erst einmal ins Warme, ideal sind Temperaturen um 20-25 Grad.  Über die Gärungsphase berichte ich in einem Extrapost.





1. Teil: Schlehenwein, Hefeansatz, Hefestarter
3. Teil: Die Gärphase
4. Teil: Die "Stille Gärung" und das Filtrieren der Maische