Sonntag, 23. September 2012

Eine andere Welt...



Dorfpomeranze trifft Stadtkultur.


Immer wenn ich in Städten bin, überwältigen mich die Eindrücke, die ungefiltert auf mich einströmen. Es sind oftmals diese künstlichen Gerüche die mich regelrecht erschlagen. Es gibt an jeder Straßenecke neue unbekannte Düfte denen man sich nicht entziehen kann. Städte riechen wärmer, dumpfer als Dörfer und wenn ich an blühende Vorgärten vorbei gehe, bin ich überrascht wie fremd doch die mir vertrauten Gerüche wirken, wenn sie in einer anderen Umgebung sind. Wie jedes Haus seinen typischen Eigengeruch hat, könnte man dies auch von Städten und ihren Straßen behaupten.


Das Leben im Untergrund ist für mich völlig fremdartig. Da nichts Natürliches vorhanden ist, laufe ich wie ein hypnotisiertes Kaninchen durch das Labyrinth der Gänge. Überall Linien und geometrische Formen, Licht und Schatten, Starre und Hektik - fasziniert und gleichzeitig abgeschreckt von der unbekannten Welt, staune ich über die Menschen die dieser Abstraktheit keinen Blick mehr schenken. 


Geräusche, viele sind für mich nicht zu identifizieren. Ein Brummen und Schaben, Quietschen und helltönendes Reiben, dumpfes Poltern... Dann einzelne Schritte aus den Menschenmassen, die aus der Gesamtheit durch ihr helles "Klack, klack, Klack, klack" herausstechen. Turnschuhe die Quietschen und aus den Rhythmus fallende Kinderfüße, die hüpfend. dann abrupt abbremsend so gar nicht in diese scheinbar geordnete Welt zu passen scheinen. Stimmen werden verschluckt oder in leeren Gängen überdeutlich mit Hall zurückgeworfen.


Freundliche, warme Farben wirken im grellen Neonlicht trotzdem künstlich. Man steigt immer in die gleiche Helligkeit - egal ob es draußen dunkel, hell oder trübe ist. Die Mischung an verschiedenen Körpergerüchen, Haar- und Körperpflegemittel, Deos, Parfums, Feuchtigkeit und stickiger Luft ändern sich von Station zu Station mit Eintreten der Menschen. Blicke streifen sich, manche weichen aus, andere verharren. Kleine Momente, kurzes Lächeln. Meine Kinder lachen ein kleines indisches Kind an. Die Eltern sind erstaunt. Unsichere Blicke ihrerseits. Lächeln meinerseits. Kinder verstehen sich ohne Worte. Wir Erwachsene auch - wenn wir wollen. Ein älterer Mann schmunzelt. Beobachtet die Spielereien. Die Kinder lachen zurück, winken ihm zu. Menschen halten inne, LÄCHELN!




Die Familie und wir müssen aussteigen. Es muss schnell gehen. Es herrscht Gedränge. Am Gleis winkt man sich zum Abschied zu. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen. Ein Blick zurück zu dem Waggon. Menschen schauen uns nach. Die Kinder winken zum Abschied und es wird zurück gewunken. Noch wissen die Kleinen nicht, dass man in einer fremden Stadt, fremden Menschen nicht einfach zuwinkt. Gut so!
Ich gehe weiter durch diesen Untergrund. Nehme meine Kinder an die Hand. Wie gut das Leben zu spüren und auftauchen zu können. Auftauchen in die wundervoll bunte Welt, mit Kindern die die Anonymität einer Stadt durchbrechen und lebenswert machen.


6 Kommentare:

  1. Nun hab ich ja echt die Luft angehalten, als ich gelesen habe.
    Ja, so ist das in der Großstadt für uns Landeier!
    ;-)

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  2. ein wunderbares Posting über diese enorme Veränderung wenn Land auf Stadt trifft aber genauso umgekehrt auch ist jeder hat den Mund auf und ist erst mal baff was man sieht!
    Sehr intressant und berührend beschrieben mit den Fotos!
    Lieben Gruss elke

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  3. Mir ging es wie der Seifenfrau.
    Ein gelungener Beitrag liebe Carola, toll beobachtet.
    Sehen, riechen, wahrnehmen, hören einer scheinbar fremden Welt, die jedoch so was von Alltag ist für viele Menschen. Ich bin jedesmal fix und fertig nach einem Besuch in der großen Stadt und freue mich, wenn ich wieder den Kontakt zu Mutter Erde habe. Da fühle ich mich sicherer und geborgen.
    Ich habe mich sehr über Deinen Besuch gefreut und danke Dir für Deine lieben Zeilen.
    Einen guten Start in die neue Woche wünsche ich Dir und einen wundervollen Herbstbeginn.
    Liebe Grüße Joona

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  4. Eine "andere" Welt auf faszinierende Weise eingefangen und eindrucksvoll beschrieben. Im Gegensatz zu früher fühle ich mich selbst inzwischen in der ländlichen Region wesentlich wohler. Dein Post hat mir das noch mal deutlich gemacht und hat mir sehr gut gefallen!

    Lieben Gruß
    Christine

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  5. Vielen Dank für eure positiven Meinungen!
    Wie gut, dass ihr das Atmen doch nicht vergessen habt, sonst könnte ich ja bei euch nicht weiter lesen!
    Liebe Elke, diese Reaktion habe ich auch schon oft beobachten können. Während ich bei einem Spaziergang, versteckte Wildwechsel, Pflanzen, Tiere und kleine Besonderheiten in der Natur wahrnehme, sind die Stadtpflanzen schon vom ganzen Drumherum völlig beeindruckt, so dass sie diese "Details" völlig übersehen.
    In der Stadt geht es mir umgekehrt ebenso. Ich bin hinterher völlig überreizt und wie Joona fix und fertig.
    Christine, wenn du in der Stadt geblieben wärst, wäre es für deine Katzen und Igel wirklich bedauernswert gewesen.

    Schön, dass es euch gibt!

    ♥-lich Carola

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  6. "Tausend Wunder auf stillen Wegen", dieses Buch hat mir meine Klavierlehrerin geschenkt, als ich 10 Jahre alt wurde. Bis heute gehe ich so durch die Welt. Mein Berufsleben ist zuende, und ich habe es in völlig künstlicher Umgebung verbracht: Flughäfen, Autobahnen, internationale Hotels, Tagungsräume, Institutionen...endlich sind sie wieder mein, die stillen Wege. Vielen Dank für Deine einfühlsame Beschreibung!

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Vielen Dank, dass ihr eure Gedanken und Meinungen mit mir teilt!