Mittwoch, 19. Oktober 2011

Fütterung von Igelfindlingen

Den Igel habe ich vom "Das Gartenhaus" von Martina Hertel
Das war sicher Vorahnung.*lach*

Update 19.10.2011 aus der Igelburg.
Frühmorgens schlief der kleine Igel immer noch. Die letzte Wärmflasche und den Taschenwärmer brachte ich ihm um 1.30 Uhr und dann bin ich ins Bett gefallen. Heute morgen hatte ich dann das Resultat der Entwurmung überall im Vorraum auf den ausgebreiteten Zeitungen liegen. Vom Würstchen zur braunen Pfütze war alles dabei. Also Grundreinigung im Vorraum und dann im Haus Flohbekämpfung, um die letzten unliebsamen Viecher zu vertreiben, die abgesprungen sind.
Gassi gehen mit Hund und dann die morgendliche Tasse Kaffee. Ein Genuss!
Zu Hause dann Bad ausgesprüht, im Schlaf- und Kinderzimmer Betten abgezogen, auch dort ausgesprüht. Sicher ist sicher. Fenster wurden beim Lüften geputzt (wenn man schon mal dabei ist). Das Mittel stinkt gruselig! Ich bin froh, dass ich am Morgen damit angefangen habe, so konnte es weitgehend ausmüffeln bevor sie wieder benutzt wurden. Weitere Zimmer folgten.
Die Katze kam zwischendurch ins Haus - ich nutzte die Gunst der Stunde - sie bekam ihre Entwurmung und das Flohmittel. Nun hatte ich eine beleidigte Leberwurst zu Hause, die zu gerne nach draußen gerannt wäre, um sich im Sand das Mittel abzustreifen. das habe ich mehrmals beobachtet und gelernt! Ich war so gemein und ließ sie nicht raus, so dass sie mich mit zusammengekniffenem Gesicht dauerfixierte.

Das Putzen ging und geht noch weiter, fertig bin ich nicht geworden. Abends zur Garnierung des Tages war eine unterhaltsame aber produktive Sitzung  und ich bin einfach nur noch müde.
Aktueller Stand: Igel schläft und wiegt 425 g.

So, der Nachtrag am Morgen 19.10.
Ihr fragt euch sicherlich auch, ob der Kleine eigentlich Junge oder Mädchen ist. Es ist ein...
MÄDCHEN! Damit aus kleinen Mädchen stattliche Igeldamen werden, die mit schönen Rundungen die Igelherren begeistern, müssen sie fressen. Der kleine Igel  braucht abwechslungsreiches Futter und nachdem es so viele Meinungen diesbezüglich gibt, möchte ich meinen Senf noch mit dazugeben und über meine Erfahrungen berichten.

Für mich ist es immer interessant zu lesen, dass man kein Katzenfutter verfüttern sollte, sondern eher Hundefutter. Dann heißt es wieder, Igelbabys sollen Katzenfutter fressen, damit sie mehr Eiweiß bekommen und kein Hundefutter, weil dieses minderwertiger wäre. Da möchte ich allerdings relativieren: Pur darf man weder Hunde- noch Katzenfutter über einen längeren Zeitraum verfüttern, da dem Igel sonst wichtige Nährstoffe fehlen. 
Katzenfutter hat min. 40% Protein, Hundefutter ca. 25%, deshalb KANN das Katzenfutter zu Durchfall und Überfettung bei Igeln führen. Hundefutter hat oftmals mehr Vitamine, Mineralien und Spurenelemente (Kalzium, Phosphor) als Katzenfutter. Angeblich ist sogar mehr von dem so dringend benötigten Hornstoff (Keratin) im Hundefutter enthalten. Diesen braucht der Igel zum Aufbau seiner Stacheln. Dazu muss man wissen, dass der Igel sehr viele Kerbtiere frisst - also Tiere mit Chitinpanzern (enthält viele Proteine und Glukosemoleküle). Glukose wiederum wirkt wie ein natürliches Frostschutzmittel, was für die Überwinterung wichtig ist.

Im käuflich zu erwerbenden Igelfutter sind kleine Garnelen/Krebse, die diesen Bedarf an Chitin decken. Leider sind aber dort auch mal Fischabfälle verarbeitet, die keinem Tier verfüttert werden sollte. Auch die natürliche Kalkzufuhr ist in Gefangenschaft nicht ausreichend gewährleistet, deshalb sollte man bei längerer Pflegezeit vitaminisierten Futterkalk zuführen. Am Besten, man mischt das gekaufte Igelfutter mit Dosenfutter.

Wasser wechselt man täglich, denn Igel kennen keine Etikette. Die Schüsseln müssen deshalb auch kippsicher sein. Milch vertragen Igel nicht. Es ist wie mit kleinen Babys, sie würden bei Durchfall lebensgefährlich schnell austrocknen. Wenn Milchprodukte, dann sollte man mageren  Frischkäse oder Hüttenkäse verfüttern. Dies aber eher selten. Von Laktose-Patienten weiß man, dass dies in geringen Mengen vertragen wird. Es gibt aber auch mittlerweile laktosefreien Frischkäse.

Ich verstehe zudem nicht, warum man in verschiedenen Ratgebern liest, dass man Mehlwürmer und Zophobas (Larven vom großen Schwarzkäfer) nur tot verfüttern darf. In der Natur sind Maden und Kerbtiere auch immer lebendig. Vögel schlucken die Würmer komplett und da können diese innerhalb des Körpers den Kropf oder auch Magen anfressen, aber Igel kauen normalerweise ihre Kost klein. Mehlwürmer sollte man mit Bedacht als Leckerlie füttern (sie entziehen Vitamin B ! und können dadurch zu Lähmungserscheinungen bei Igeln führen). Vor allem, damit der Igel einmal anderweilig beschäftigt ist und seinem Naturell gerecht Futter suchen kann,. Nachdem aus Mehlwürmer sich Mehlkäfer entwickeln, sollte man beim Füttern von Lebendtieren dabei sein, es könnten sich sonst Schädlinge ansiedeln, wenn diese flüchten können. Drohnenbrut wird gerne gefuttert (männliche Bienenlarven) und wer einen Imker kennt, kann dort gerne einmal nachfragen und die Brut in kleinen Portionen einfrieren.

Dann liest man oft von zerquetschten Bananen und Äpfeln. Der Igel ist ein Insektenfresser. Er frisst auch Schneckengelege und kleine Gehäuseschnecken - größere oder Nacktschnecken werden seltener gefuttert - sie und Regenwürmer übertragen übrigens die gefährlichen Lungenwürmer. Fallobst frisst er, vor allem wenn sich gerade "tierisches Eiweiß" darauf tummelt. Der Anteil an pflanzlichem Futter ist aber wirklich gering. Es gibt Igel die heimisches Obst gerne kosten und sich mit dem neuen Geschmack dann einspeicheln. Banane oder Avokado sind allerdings nicht heimisch, warum sollte man dies füttern? Geriebener Apfel oder Fallobstäpfel (keine Faulen) enthalten viel Pektin und das regelt die Verdauung - Vorsicht ist allerdings mit Obst bei Igeln mit Durchfall geboten.
In der Gefangenschaft wird dem Igel die Möglichkeit genommen, das zu fressen, was er braucht und so sterben viele Igel aufgrund der falschen Ernährung. Sie knabbern auch gerne an Dinge die nicht unbedingt gut für sie sind. Haferflocken gibt man wegen der Ballaststoffe und der B-Vitaminen, hinzu. B-Vitamine enthält auch das "Hähnchenklein", welches man dem Igel gekocht und ungewürzt verfüttern kann. Die Haut sollte man vorher abziehen. Wichtig ist also eine gute Beobachtung des Igels und bedarfsgerechte Fütterung.
Was mein Igel sehr gerne frisst:
Rinderhack in etwas Wasser und Öl angedünstet. Das ungewürzte Hackfleisch, wenn es durch ist, vermenge ich entweder mit speziellem Igelfutter oder rühre ein Ei mit Haferflocken darunter. Ihr merkt schon, man kann sehr viel variieren und dem Igel schmeckt es. Hilfreich ist die Seite von Igel-Pro.

Aktuelles Gewicht kann ich noch nicht sagen, denn Stacheline schläft noch.
Nachtrag 19.10. am Abend: Stacheline hat etwas abgenommen. Sie wiegt nun 418 g.





9 Kommentare:

  1. Ich finde Deinen Artikel sehr interessant, vor allem, weil Du auch erwähnst, dass Igel nicht die großen Nacktschneckenjäger sind für die sie gehalten werden.


    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  2. Hallo,

    finde es ganz toll das du dich dem Kleinen angenommen hast, für deine Kiddies sicher ein wunderbares und prägendes Erlebnis. Drücke euch ganz doll die Daumen, dass das kleine Piekse-Tier durchkommt ;)

    ganz liebe Grüße
    Paultschi

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Carola
    wie gehts inzwischen Stacheline ?

    LG
    Brigitte

    AntwortenLöschen
  4. Ein wirklich interessanter Bericht.
    Ich finde es toll, dass du dich so kümmerst.
    Unser Gartenigel ist zum Glück dick und schwer. Er richtet sich wie schon im Vorjahr ein gemütliches Plätzchen an unserem Kellerfenster ein. Frisches Laub haben wir ihm schon geliefert.
    LG Anette

    AntwortenLöschen
  5. Schön, dass das Igelkind dich gefunden hat,
    so hat es eine Chance den Winter zu überleben,
    liebe Grüße
    Hermine

    AntwortenLöschen
  6. Hallo liebe Kathrin,
    gerade die Tiere, die die Gelege der Schnecken aufspüren und verilgen, sind die besten Schneckenbekämpfer. Sie verputzen sehr gründlich die Eier. Weinbergschnecken legen 30 - 50 Eier, Nacktschnecken bis zu 500.
    In einem naturnahen Garten finden Igel so viele Gelege und andere Kerbtiere, dass sie diese Nahrung einfach vorziehen.

    ♥- liche Grüße
    Carola (die immer noch die Bilder der Pilze bearbeitet)

    AntwortenLöschen
  7. Grüß dich Paultschi,
    der kleine Stachelpelz hat die besten Voraussetzungen. Momentan ist nur die Zeit so knapp, regelmäßiger zu posten.

    Sei ganz lieb gegrüßt
    Carola

    AntwortenLöschen
  8. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen

Vielen Dank, dass ihr eure Gedanken und Meinungen mit mir teilt!