Samstag, 30. Mai 2015

Allgemeines zum Olitätenrundwanderweg.




Was Olitäten sind, habe ich hier schon einmal beschrieben.

Der Wanderweg ist nicht einfach nur ein Weg, der durch die Natur führt, sondern ein sogenannter "Bildungswanderweg". Man erfährt von der Geschichte der Region,  ihren alten Bräuchen, dem anstrengenden Leben der Bevölkerung, vom Umschwung als die Kräuterprodukte plötzlich in die Welt hinaus getragen wurden und von der Zeit, in der die Buckelapotheker vertrieben, verfolgt und mancherorts getötet wurden. Museen, geologische Besonderheiten, Handwerkskultur und Thüringer Spezialiäten gehören ebenso dazu. Die Kräutergärten, Ausstellungen und Gastwirtschaften laden zum Verweilen ein. Nur den Weg abzugehen wäre viel zu schade, man sollte auf die Hinweise achten, die auf Besonderheiten des Ortes hinweisen. Begehbar ist der Weg je nach Witterung ab April bis November.

Weglänge: 177 km
Wegemarkierung: Hauptweg - blaues Dreieck auf weißem Spiegel.
                              Mittelachse – gelbe Blüte auf weißem Spiegel
Schwierigkeitsgrad insgesamt: mittel

Weil der "Thüringer Kräutergarten" im Mittelgebirge liegt, verwundert es nicht, dass die steilste Bahn der Welt mit Normalspur dort liegt. Deshalb sollte man sich auch auf der Mittelachse eine Fahrt mit der Oberweißbacher Bergbahn nicht entgehen lassen. Die Wanderbahnhöfe Bechstedt-Trippstein, Sitzendorf, Cursdorf, Meuselbach-Schwarzmühle, Lichtenhain liegen alle am Streckennetz der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn

Rechte liegen beim Förderverein „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten“
mit freundlicher Genehmigung von Heinz Liebermann 

Starten kann man eigentlich seine Wanderung von jedem Ort/ jeder Stempelstelle aus. Einen zeitlichen Rahmen, in dem man den Weg begangen haben sollte, gibt es nicht. Wenn man möchte und sich rechtzeitig anmeldet, führen Thüringer Olitätenmajestäten, Kräuterfrauen oder Buckelapotheker in historischer Zunfttracht Wanderer gerne ein Stück des Weges und geben ihr Wissen preis.

Informationen sind immer gefragt. Hier findet man Auskunft:

Regionaler Förderverein „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten“ e. V.
Myliusstraße 7 (Alte Apotheke)
98701 Großbreitenbach
Tel.: 036781/48121
nach 18.00 Uhr, Sa oder So: 036781/40235 (priv.) 
Fax: 036781/24558
E-Mail: olitaetenwege@web.de oder h.liebermann@vg-grossbreitenbach.de



Auch den Wandergewerbeschein (Stempelheft) für den Olitätenrundwanderweg, kann man für geringe Unkosten (ca. 1,- €, Stand 2015) dort erwerben. Es ist nur ein kleines DIN A6-Heftchen und passt in jede Hosentasche. Im Heft selber befinden sich Informationen zum damaligen Gewerbe, Wissenswertes über den jeweiligen Ort und wo man dort die Stempelstelle findet. Von Ort zu Ort ist rechts oben eine Kilometerangabe der Strecke angegeben. Startet man bei Sitzendorf, bekommt man auch oben links im Heftchen die Gesamtzahl der schon gelaufenen Kilometer angezeigt.



Warum gibt es ein Stempelheft? Zum einen ist dies sicherlich für den ein oder anderen ein Anreiz. Man weiß, wo man war und hat ein kleines kompaktes Erinnerungsstück. Zum anderen hat sich der Verein etwas für die Wanderer ausgedacht. Es wird ein Wanderabzeichen verliehen: Ein „Goldener Buckelapotheker“. Nachdem man den gesamten Olitätenrundwanderweg abgelaufen und das Stempelheft ausgefüllt hat, kann man die letzte Seite im Stempelheft ausfüllen und das Abzeichen beantragen. Der Buckelapotheker wird dann feierlich entweder Mitte August mit einer Wanderurkunde auf dem weit bekannten größten Kräuterfest in Mitteldeutschland, dem "Bräétmicher Kram- und Kräutermarkt", oder beim "Giftmischer" Siegwart Franke in Schmiedefeld zur Olitätenweihnacht verliehen.

Um sich auf der Wanderung orientieren zu können, gibt es das übersichtliche Faltblatt „Olitätenrundwanderweg“ beim regionalen Förderverein „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten e. V. ". In den Stempelhäuschen sollten auch Flyer vorrätig sein, die über das Olitätenland und den Stempelstellen berichten.



Der Freizeit- und Wanderführer „Thüringer Kräutergarten/Olitätenland“ ist für ca. 6,50 € zu erwerben. 2005 schrieb Frau Regina Martin aus Cordobang (der Ort ist auch eine Station auf der Wegstrecke) das Wanderbüchlein und es ist ein wirklich lesenswerter und abwechslungsreicher Wegbegleiter geworden. Es gibt eine Gesamtübersicht über alle Stationen, allgemeine Infos, einen geschichtlichen Abriss, sowie den kompletten Rundweg als Bild im Buch. Die Strecke ist unterteilt in Etappen. Das ist das Einzige, was nicht ganz so günstig ist, doch kann man darüber hinweg sehen. Dann wird es interessant im Buch. Die Wegbeschreibung ist normal geschrieben, also schwarze Schrift auf weißem Hintergrund. Bildausschnitte der Landkarte im Maßstab 1:50.000 sind vorhanden. Grau unterlegt sind Infos direkt zu den Olitätenhändlern, auf gelber Farbe finden sich Informationen zu Ort und Sehenswürdigkeiten. Sieht man die Farbe Grün, so kann man sicher sein, Wissenswertes über Pflanzen zu erfahren. Zu jeder Etappe gibt es zwei näher beschriebene Heilpflanzen. Dann gibt es noch Geschichten und Sagen auf Orange, damit es für Kinder interessant bleibt und Tipps zu weiteren Erkundungsmöglichkeiten sind rot unterlegt. In blauen Kästen sind die Stempelstellen mit Telefonnummer und Homepage gut sichtbar aufgeführt. Auf Schwierigkeitsgrad und Höhenunterschied wird zudem hingewiesen. Dieses Buch ist sein Geld wert und der Autorin gebührt Respekt für ihre Arbeit. Ungewöhnlich sicherlich, dass man ein Buch zum Begehen eines Weges benötigt, doch Buch (trotz größerem Maßstab) und GPS sind bisher (Stand 2015) die beste Option.



Die Rad- und Wanderkarte „Bergbahnregion“ sowie „Saalfeld-Rudolstadt“, vom KK-Verlag Nordhausen wird im Buch als Begleitkarte empfohlen. Die Wanderkarte „Bergbahnregion“ hat den Maßstab 1:25.000 und kostet 4,50 €. Ich habe einen Druck von 2013. Da im vorher beschriebenem Buch Ausschnitte des Kartenmaterials zu finden sind, KÖNNTE man sich sehr zielsicher und schnell in der Karte orientieren. Könnte? Die Olitätenweg-Route der Karte stimmt selten mit dem eigentlichen Olitätenweg des Buches überein! Manche Wegverläufe sind überhaupt nicht vorhanden, andere führen  Höhen entlang, während sie im Buch im Tal entlang laufen. Geht man nur nach dieser Karte, wird man sein blaues Wunder erleben, da man vor Ort erkennen muss, dass die Wegmarkierungen in völlig andere Richtungen zeigen oder komplett fehlen. Näheres dazu bei den einzelnen Wegbeschreibungen.



Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne die Karte vom Format und Material anders gestalten. Sie ist durch die Größe sehr umständlich zu handhaben. Kein Problem bei schönem Wetter, doch bei Regenwetter ist das Format hinderlich und sie weicht einfach zu schnell durch. Die "Kleinfalterei" macht es da nicht viel besser, zu schnell entstehen beschädigte Stellen.



Viele Handy-Besitzer werden sagen: "Kein Thema, es gibt GPS!" Richtig! Wer die Möglichkeit hat, sollte GPS nutzen. Falls jemand eine App  kennt,  die den Olitätenweg als solchen erfasst und nennt, wäre ich über den Hinweis sehr dankbar.

Und  wenn jemand vor hat, den Weg mit einem Vierbeiner zu begehen, dem kann ich nur empfehlen, Wasser und Wasserschüssel einzupacken, da es vor allem auf den Höhenwegen keine und in den Dörfern nicht immer zugängliche Wasserstellen gibt .

Hm, gibt es eigentlich einen typischen Olitätenweg-Wandergruß? Am Rennsteig grüßt man mit "Gut Runst!", bei Gera hört man öfters "Berg frei!", im Schiefergebirge ein fröhliches "Glück auf!". Wanderer sagen auch: "Gott zum Gruß - gut zu Fuß!" oder im bayerisch/fränkischen Gebiet ein schlichtes, höfliches: "Grüß Gott!" - Was oftmals zu der lustigen Erwiderung führt: "Wenn ich ihn sehe!".








Sonntag, 24. Mai 2015

Vorbereitungen laufen an...



Bildrechte liegen beim Förderverein „Olitätenwege im Thüringer Kräutergarten“
mit freundlicher Genehmigung von Heinz Liebermann 


Ich gehe...
Ich gehe nach Thüringen. Ich mag das Bundesland, welches von drei Seiten meinen Heimatlandkreis umschließt. Auf der Deutschlandkarte sieht man, dass unser Landkreis wie ein Faustkeil in den Süden Thüringens hinein ragt. Ich genieße immer wieder die mir vertraute, vielfältige Landschaft, die herzlichen Begegnungen und die schöne dialektgebundene Satzmelodie der Menschen. 
Geologisch und geografisch gehören wir sowieso zusammen. Geografisch erstreckt sich der Frankenwald bis ins Thüringer Land hinein. Geologisch kann man den nördlichen Frankenwald allerdings als Ausläufer des Thüringer Schiefergebirges betrachten. Was liegt also näher, als dass das Kräuterfraala sich aufmacht und das Thüringer Kräuterland besucht?
Nach zwei Jahren sieht es so aus, dass ich endlich wieder einmal entlang des Olitätenweges wandern kann. So kleinere Etappen konnte ich schon gehen. Zum Teil mit dem Buckelapotheker Heinz Liebermann in Großbreitenbach und Umgebung, sowie eine Teilstrecke, die nahe der bayerischen Grenze verläuft.

Diesmal allerdings bin ich "offiziell" mit "Wandergewerbeschein" unterwegs. Der Olitätenweg umfasst  eine ca. 177 km lange Wegstrecke.  Er enthält 32 sehens- und besuchenswerte Stempelstellen und es gibt dabei noch mehrere Tages-Rundwanderwege und zusätzlich eine "Mittelachse" zu erkunden. Dafür werde ich zu gegebener Zeit die Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn nutzen. Erst werde ich mit der Bergbahn fahren und heimwärts wird dann wieder gelaufen. Doch die Aktion wird ein längeres Unterfangen. Leider kann ich nicht komplett den Rundwanderweg gehen. Es wird hier immer wieder neue Berichte davon geben, wenn ich wieder einmal ein Stück gelaufen bin. Momentan ist geplant, dass der Wanderweg geändert wird.

Seit 2013 ist dort eine „Qualitätswanderregion“ gemäß dem ILEK „Schwarzatal“ geplant. Dabei wird die Wegführung gestrafft und durch landschaftlich noch attraktivere Gebiete führen. Manche Stempelstellen werden sich dadurch ändern. An den bestehenden großen Olitäten-Rundwanderweg, werden sechs Tages-Rundwanderwege in den Regionen: Bad Blankenburg, Großbreitenbach, Königsee, Oberweißbach und Schmiedefeld  angebunden und Verbindungswege zwischen den Rundwanderwegen geschaffen.
Nur für eine Beschilderung des neuen Weges fehlt es immer noch an Geld. Eine gute Beschilderung inner- und außerorts und deutliche Benennung (Hauptweg, Tagestour, Verbindungsweg) wäre allerdings das A und O, damit die Wanderung kein Desaster wird. Ich werde erstmal den alten Spuren folgen. Ob sich irgendwann mal Gelder zur Finanzierung finden werden? Kräuter- und Naturbegeisterte würden ihn sicher nutzen, nur ist der Weg bisher kaum jemanden bekannt.


Noch etwas wird diesmal anders sein. Ich gehe in meinem Kräuterfraala-Gewand durch den Thüringer Kräutergarten. Wie man wohl reagieren wird? Offen? Skeptisch? Ob man den Landkreis Kronach mit seiner Arnikastadt Teuschnitz kennt? Das Wetter wird umschlagen. Es ist mit Regen zu rechnen. Wie wird es sich im Gewand und mit Lodenmantel laufen lassen? Werden die Sachen über Nacht überhaupt trocken?

Wir werden sehen...






Dienstag, 19. Mai 2015

Dem stimme ich zu...





Warum meine Sympathie den Katzen gilt?
Weil jede von ihnen eine Persönlichkeit ist,
weil sie immer formvollendet sind,
ob sie sich bewegen
 oder sitzend und liegend zum Kunstwerk werden,
 weil sie zärtlich sind und
über Freiheit nicht philosophieren,
sondern sie leben. 

H. von Brauchitsch



Samstag, 16. Mai 2015

Manchmal lacht der Himmel ...



... ich weiß nur nie so genau, ob er mich anlacht oder auslacht. Dennoch....als ich die Wolke sah, musste ich lachen. Ich fand sie einfach wunderschön.



Freitag, 15. Mai 2015

Unerwartet




Unerwartet hat er sich in unser Leben eingeschlichen. Erst Kater Smoky als Freund gewonnen, dann nach einer blutigen Rettungsaktion die gesamte Familie um den Finger gewickelt. Eingeschmust in unsere Herzen, charmant, liebevoll und lautstark schnurrend, eroberte er Garten und Haus. Habt ihr ihn entdeckt?

Montag, 11. Mai 2015

Lebensspanne





Das Leben ist wie Wasser -
ständig in Bewegung und im ewigen Kreislauf gebunden. 
Schön, dass wir dabei Liebenswertes entdecken und erleben -
auch wenn es manchmal nur von kurzer Dauer ist.


Zum Gedenktag...



Sonntag, 10. Mai 2015

Eine seltsam faszinierende Blüte - Schuppenwurz


Lathraea squamaria ssp. tatrica

Sie blühen jetzt wieder: Schuppenwurze (Lathraea)! Hier bei uns wachsen die Fichten-Schuppenwurze (Lathraea squamaria ssp. tatrica). Als Drachenwurz, Freisenwurz, Maiwurz, Schuppenstreubelwurz oder unterirdischer Meisterwurz wurden sie bezeichnet.

Das erste Mal als ich sie sah dachte ich, ich hätte eine Orchidee im Wald entdeckt. Die einzigartigen Blüten sind weiß, blassrosa und manchmal sogar etwas ins Lila gehend. Die Farbe Grün sucht man vergeblich, da die Pflanze kein Chlorophyll bildet. Das liegt an der Lebensweise der Schuppenwurzen. Da sie kein Chlorophyll bilden, wachsen ihnen auch keine Blätter. Nur eng anliegende Schuppen in rosa oder weiß sind vorhanden und so kam das Gewächs zu seinem Namen.

Schuppenwurze betreiben keine Photosynthese. Normalerweise wandeln Pflanzen durch den Einfluss von Sonnenlicht das aus der Luft aufgenommene Kohlendioxid und das aus der Erde aufgenommene Wasser in Zucker (Glukose) um. Dabei entsteht als "Abfallprodukt" Sauerstoff. Chlorophyll (Blattgrün) wird während des Prozesses in den Zellen abgelagert. Deshalb haben zu dunkel stehende Pflanzen oftmals fahlgelbe und kraftlose Blätter. Glukose schenkt der Pflanze Energie.

(Lathraea squamaria ssp. squamaria)


Glukose braucht auch die Schuppenwurz  zum Überleben, nur sie hat eine völlig andere Strategie entwickelt. Unter der Erde liegen bis zu 1,20 m tief Rhizome, die bis zu zwei Meter lang und mehrere Kilo schwer werden können. Wer diese Pflanze im Garten haben möchte, den muss ich leider enttäuschen. Dieser Wurzelstock ist fest verbunden mit der Wurzel eines Baumes. Das können Hasel-, Erlen,- Buchen-, Ulmen- oder auch Fichtenbäume sein. Schuppenwurze sind "Vollschmarotzer". Sie geben also im Gegenzug keine Nährsstoffe an den Wirt ab, sondern nutzen ihn nur zu ihren Gunsten. Feinste Wurzelhaare umspinnen die feinen Saugwurzeln der Wirtsgehölze. An jedem Berührungspunkt bilden sich kleine warzenförmige Knoten und wachsen fest an die fremden Wurzeln an. Daraufhin dringen die feinen Wurzeln in die Wasserleitbahnen und verbleiben dort. Die außerhalb liegenden Hauptwurzeln sind ca. 1 cm dick. Sie schädigen übrigens den Baum nicht! 

Heimlich und langsam wachsend breitet sie ihr Rhizom aus. Eine zweijährige Pflanze ist kaum mehr 3 cm groß! Es dauert bis zu zehn Jahre, bis die erste Blüte erscheint.  Diese kommt übrigens völlig unabhängig vom Lichteinfall zum Vorschein. Sobald die Säfte im Frühling in den Bäumen wieder zu fließen beginnen, ist die Zeit der Schuppenwurz gekommen. Fest verbunden mit den Wurzeln ihres Wirtes, spürt sie den dort steigenden Saftdruck und drängt ans Licht. In dieser Zeit schiebt sie ihre blätterlosen Blüten aus dem Boden. Diese sind anfangs gebogen und sehen mit ihren nach unten gerichteten Schuppen wie kleine Fichtenzapfen aus. So kann auch die Wurz einfacher durch den Boden dringen und die darunter versteckten Blüten bleiben geschützt.

Schuppenwurz Blüte


Die Blütezeit ist also verbunden mit der Schneeschmelze und ein Zeichen, dass die Bäume ihr Wachstum nach dem Winter wieder aufgenommen haben. Normalerweise ist die Blütezeit zwischen März und April. 

Die Blüten werden gerne von Hummeln besucht und auch von Bienen. Doch ich habe bisher  - vielleicht bedingt durch den Standort und der noch vorhandenen Kälte - meist nur Hummeln beobachten können. Die Bestäubung erfolgt aber nicht nur durch Insekten, sondern ist auch durch Windbestäubung möglich. Vielleicht wurden deshalb so dicht aneinanderstehende Blüten als Überlebungsstrategie ausgebildet. Diese wenden ihre Rachenblüten dorthin, wo sie die meiste Sonneneinstrahlung verspüren. Die Rückenansicht, die im Schatten liegt, wächst schneller und so krümmt sich die Blüte bald nach vorne. Je dunkler der Standort liegt, umso größer wird die Blüte.

Schuppenwurz Vermehrung


Die Samen sind ungefähr so groß wie Mohnsamen und werden gerne von Ameisen verschleppt.  Da sie so leicht sind, verbreiten sie sich auch durch Wind oder werden vom Regenwasser weggespült. Selbst die noch halb im Samen steckenden, keimenden Pflanzen haben schon an ihrer Wurzel Saugnäpfchen, um schmarotzen zu können! Diese schieben sie  nur nach außen, wenn ein Wirt vorhanden ist. Das Wachstum scheint demnach durch chemische Prozesse, durch Stoffausscheidungen (Wurzelgeruch) des Wirtes angeregt werden zu können.

Die Schuppen haben auch eine Besonderheit. Schneidet man sie durch, finden sich darin zehn hohle Kanäle. In jedem dieser Hohlräume befindet sich eine Drüse. In einer Schuppe sind eine Schilddrüse in der Mitte und neun Knöpfchendrüsen um diese Schilddrüse herum angeordnet erkennbar. Die Knöpfchendrüsen scheiden immer Wasser aus. Dies ist das zuckerhaltige Pflanzenwasser aus den Baumwurzeln. Deshalb ist die Blüte sehr fleischig und saftig. Die Schuppen sind also Nährstoffspeicher.



Die Pflanze, die zu den Sommerwurzgewächsen gehört, hat man früher zu Heilzwecken genutzt,. Sie wurde vergessen und findet langsam wieder Interesse in der Wissenschaft. Ein Grund ist der Inhaltsstoff Aucubin. Aucubin wirkt antibiotisch, dadurch entzündungshemmend und reizmildernd. Der Saft soll nicht so schnell schimmeln wie normale Pflanzensäfte. Trocknet man die Pflanze, geht das Aucubin verloren. Der Schuppenwurz wird dabei unappetitlich schwarz.  Sie sollte also im frischen Zustand verwendet werden. Auch eine kalte Extraktion bewahrt die Inhaltsstoffe. Andere Verfahren zerstören den heilkräftigen Inhaltsstoff. Aucubin schmeckt bitter und herb!

Äußerlich wurde die Wurz gegen Milchschorf und anderen schuppigen Hautkrankheiten verwendet. Deshalb auch der Name "Freisamkraut". Die "Freisen" war der Milchschorf. Sie sollte bei anderen Frauenkrankheiten und jeglichen Krämpfen (Convulsion) hilfreich sein. Leider finden sich keine genaueren Hinweise darüber. GERARD  schreibt, dass sie gegen Husten und sämtlichen Lungenkrankheiten wirkt. Die leicht nach Veilchen duftende Wurzel sollte die Zahnwurzel stärken, was mich aufmerksam hat werden lassen. Man kaute früher "Veilchenwurzel" bei Zahnbeschwerden, dabei war aber das Rhizom von Iris germanica gemeint. Also die Wurzel der Schwertlilie, die im getrockneten Zustand nach Veilchen riecht. Vielleicht ist es der gemeinsame Wirkstoff, der wirkt. Noch ein Inhaltsstoff wird mich etwas länger noch beschäftigen: "Phytokristallin". Dies fand RADLKOFER als eiweißartigen Inhaltsstoff in der Samenknospe. MATTHIOLUS merkte an, dass das Wasser der Pflanze zusammenziehend, kühlend, reinigend und Schlaf machend wirke. So soll es auf alle "Flüsse" des Körpers wirken und gegen die fallende Sucht (Epilepsie).


Schuppenwurz Verwendung

Hier einmal ein altes Rezept gegen Epilepsie von 1746. Ich gebe aus Sicherheitsgründen nicht die Mengenangaben an, doch die Wortwahl ist lesenswert:

Nimm Päonienwurz, so zu der Zeit gegraben worden, wann die Sonne im Widder und der Mond im Schützen stehet, Gemsenwurz, weißen Diptam, Schuppenwurz, Päönienrosen, Malvenblümlein, Schlüsselblümlein, Lavendelblüh, Arabische Stochasblumen, gelben Veil, Gras-Negelein, Rosmarinblumen, Lindenblüh, Päonienkörner, Eichen-Mispel, Muscat-Nüsse.
Über alles, so theils klein zerschnitten, theils zerstossen worden, giesse schwarzen Kirschen-Geist, daß er 4.Finger hoch darüber gehe, laß es 3 Tage im MB. in der Digestion stehen, hernach drücke es stark aus und seihe es durch. Der Spiritus wird hernach biß zur Helfte abgezogen, das übrige aber auf Theriac. Andromach, Mithridat.Damocrat., zerstossenen Bibergeil, flüchtig Agtstein-Salz gegossen.
Dieses läßt man abermal 3 Tage lang digeriren, hernach durch ein Fließpapier lauffenm dazu thut man Tinctur. lunx. Mische es.



Einige Merkwürdigkeiten, die übrigens noch nicht sicher geklärt sind:

Manche Botaniker sahen früher die Schuppenwurz unterirdische Blüten entwickeln und meinten, dass sich die Pflanze auch unterirdisch bestäuben kann. Wie, wurde allerdings nie herausgefunden. Sie ist kein Selbstbestäuber, weil ihre Staubgefäße sich erst öffnen, wenn die Narbe verwelkt ist. Die Staubblätter sind nachstäubend und Hummeln bringen den Pollen alter Blüten auf die Narbe der neu geöffneten Blüten aus. 

Andere Botaniker sahen zwischen den Schuppen versteckt kleine Insekten und dachten deshalb, die Pflanze sei ein Fleischfresser und bessert damit ihren Energiehaushalt auf. Als Vollschmarotzer braucht er kein tierisches Eiweiß. Vielleicht blieben die Tiere einfach "hängen".

Eine spannende Pflanze also. Wenn ihr sie seht, genießt den Anblick des kleinen Wunderwerkes!




Montag, 27. April 2015

Basis-Seminar: Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes, Teil 1




Am 9.5.2015 findet in der Arnika-Akademie in Teuschnitz der 1. Teil von drei, separat buchbaren, Seminartagen mit dem Thema "Die Heilpflanzenwelt des Frankenwaldes" statt. 

An diesem Tag werden wir Exkursionen zu den Standorten verschiedener Heilpflanzen vornehmen und diese genau nach ihren Merkmalen bestimmen. Ebenso wird auf Eigenheiten und Einordnungskriterien eingegangen. Um vorhandene "Doppelgänger" unterscheiden zu können, werden die wichtigsten Unterscheidungskriterien von Susanne Beyer (Diplom Biologin) aufgezeigt.

Darauf aufbauend, wird von mir auf die Nutzung und Bedeutung in der Volksmedizin eingegangen. Mythologisches und der dazugehörige Aberglaube wird ebenso erwähnt wie aktuelle, wissenschaftliche Erkenntnisse.

Ich würde mich freuen, euch begrüßen zu dürfen!

Näheres zu Kosten, Anfahrt und Anmeldung, findet ihr auf der Seite der Arnika-Akademie:


http://www.teuschnitz.de/arnika-akademie/175/

Samstag, 25. April 2015

Es reicht, ich muss raus




Kurz vorm Platzen. Übervoll. Termine reihen sich eng an eng. Selbst die freien Tage sind verplant. Nachts komme ich seit Monaten nicht vor halb eins ins Bett, weil ich nur in den ruhigen Nachtstunden den Kopf frei habe, Schriftkram zu erledigen und dann nicht ständig den Faden verliere. An sechs Tagen in der Woche klingelt früh um halb sechs der Wecker. 

Die neu dazukommenden, unerwarteten oder veränderten Termine bringen Chaos in die häusliche Ordnung. Ständig das Gefühl, irgendetwas zu vergessen oder nicht rechtzeitig fertig zu bekommen. Der Kopf hämmert täglich lautstark seinen Protest mir entgegen. Ohren pfeifen die unterschiedlichsten Töne zu dem Gehämmer. Leider nicht gerade harmonisch. Schrille Dissonanzen im Kopf. Bleierne Müdigkeit am Nachmittag. Die vielen verschiedenen, oftmals lautstarken Eindrücke hallen nun nach. Augenschmerzen. Jetzt einfach nur die Augen schließen und nichts mehr sehen und vor allem nichts mehr hören müssen. Bin das noch ich?


Nicht mehr geerdet sondern getrieben sehe ich die Berge an Arbeit, die ich noch nicht erledigt habe und nicht mehr das, was ich schon geschafft habe. Ich fühle mich im Gebirge gefangen und weiß nicht, welchen Berg ich als erstes in Angriff nehmen soll, um wieder Weitsicht zu haben. Es reicht! Ich muss raus! Heute flüchte ich. Im Haus ist Stille. Alles schläft.





Viel zu selten im letzten Jahr gemacht und eigentlich ist es nicht die Jahreszeit ... Nebelfeuchte Nächte mit Frösten sind weder einladend und mit Sicherheit nicht wildromantisch ... Trotzdem. Ich muss raus. Entschlossen packe ich meine Sachen.

Dunkelheit empfängt mich. Die Augen gewöhnen sich schnell an die nur noch schemenhaft vorhandenen Umrisse. Die Luft ist kalt und erfrischt, ich hole tief Luft. Die Welt ist leiser und die Geräusche klarer. Ich weiß, wo ich hin möchte, was ich tun will und die Vorfreude steigt mit jedem Schritt in leisen Wellen immer stärker an. Ankommen. Aufatmen. Umgebung wahrnehmen und lauschen.



Diesmal mit Isomatte, auf die im Sommer auch verzichtet werden kann, breite ich den Schlafsack aus. Es ist doch kälter als gedacht. Die Feuchtigkeit lässt sich jetzt schon vom Schlafsack streifen. Kurzes Zögern.

Nein, es zieht mich wegen der Nässe und Kälte nicht nach Hause. Ich überlege einfach nur kurz, wie ich Strümpfe und Schuhe drapiere, damit sie am nächsten Morgen halbwegs trocken sind. Feuchte Füße beim Laufen zu bekommen ist eine Sache, aber mit warmen Füßen in nasskalte Schuhe schlüpfen, eine völlig andere für mich. Wohin eigentlich mit der Jacke? Ich benutze kein Zelt, der freie Blick zum Himmelszelt ist mir wichtig. Sonst wenn ich draußen schlafe habe ich meistens einen Pullover noch dabei, aber nie eine Jacke. Sie wird kurzerhand zur Decke innerhalb des Schlafsackes umfunktioniert. Auf Waldboden ist es angenehm zu schlafen und ich bin nach einer Nacht im Freien meistens wohlig entspannt.



Das heisere Bellen des Fuchses ist mir vertraut. Es schreckt mich nicht, Reinecke ist anderweilig beschäftigt. Der Wald ist voller heimlicher Spannung. Das Rauschen des Fichtenwaldes bringt mir die ersehnte Ruhe. Wenn nur dieses Hämmern und Pfeifen im Kopf aufhören würde. Die Sterne sind ab und an sichtbar. Dünne Schleierwolken haben sich gebildet. Um den Mond entstehen Ringe. Es wird schlechtes Wetter kommen. Fasziniert beobachte ich, wie sich die Ringe verändern und umformen. Wolken irisieren und verdecken ab und an den Mond, um dann gemächlich weiter zu ziehen.



Wie anders jetzt die Erde riecht. Der warmwürzige Sommergeruch ist schon lange Erinnerung. Der Herbstboden, der seine Dominanz in kraftvollen, herben, moosigen, pilzmodrigen Duftelementen hat, hat seine Stärke verloren. Eingemummelt versuche ich, die Düfte zu lokalisieren. Die Klarheit des Winters ist vergangen, es vermischen sich neue, feinere Duftnuancen. Moos, feuchtes Holz und hellherber Harzgeruch ist wahrnehmbar. Der noch an schattigen Plätzen vorhandene Schnee lässt Eigengerüche deutlicher hervorheben, klärt diese und hinterlässt in der Nase den wohlvertrauten Winterschlittenfahrtsgeruch. Bodennebel zieht auf, die Konturen verwischen, um im Nirgendwo zu verschwinden.



 Das vertraute Phänomen tritt ein. 

Die Füße werden auch ohne Strümpfe warm. Ich werde müde und meine Gedanken sind dabei glasklar. Es knackst und ich höre Getrappel. Es ist leichtfüßig. Reh? Bis ich mich aufrichten würde, wäre durch das Geraschel des Schlafsackes das Wild schon längst verscheucht. Ich suche mir meistens einen Platz aus, an dem ich an einer Seite durch einen Hang oder größerer Baumwurzel geschützt bin und die andere Seite einen freien Blick erlaubt. Ich sehe nichts und lausche in die Dunkelheit.



Irgendwann wache ich auf. Ruhig liegenbleibend versuche ich auf den Grund zu gehen, warum ich wach geworden bin. Die Augen versuchen wahr zu nehmen, was ich erahne. Ich werde beobachtet. Nur von wem? Welcher der mich umgebenden Schatten ist neu? Welcher bewegt sich im Rhythmus des Windes und welcher von sich aus? Entfernungen kann ich im Dunkeln noch schlechter einschätzen als sonst. Die abwartende, gespannte Stille ist beidseitig. Scheinbar werde ich gesehen, aber noch nicht geruchlich wahrgenommen und eingeordnet. Ich ziehe die Luft ein. Ob ich seinen Duft wahrnehmen kann? Keine Chance.
Es ist nur ein kurzer Moment. Es spiegelt sich ein kleines bisschen Mondlicht plötzlich im Auge meines Beobachters, bevor sich die Wolken wieder etwas verdichten. Unbewusst verweilte mein Blick in der richtigen Richtung. Es ist ein Reh. Ruhig dreht es sich von mir ab und geht langsam weiter. Mit freudigem Herzklopfen liege ich da und die in der Situation nicht wahrgenommene Anspannung löst sich wieder mit einem entspannten Aufatmen.

Ich schlafe weiter - tief und fest. Meist wache ich auf, wenn die Dämmerung eintritt. Diesmal ist es noch dunkel.



Genüsslich räkle ich mich. Das Gesicht und die angrenzenden Haare sind nass. Es hat gefroren. Mir ist es allerdings warm und deshalb kostet es umso mehr Überwindung, den Schlafsack zu öffnen und mich anzuziehen. Der Kopfschmerz ist weg und das Pfeifen zurückgegangen. Das Einrollen des Schlafsackes ist unangenehm. Die Hände brennen vor Kälte. Ich werde ihn zu Hause noch einmal zum Trocknen ausbreiten müssen. Ohne Eile laufe ich nach Hause. Bin wieder ich selbst.


Als ich die Tür öffne, begrüßt mich ein kurzes, fragendes "Wuff". Ich spreche beruhigende Worte. Ansonsten ist Stille im Haus. Ich habe noch eine Stunde bis der Wecker den Tag einläutet. Was für ein königlicher Luxus! Ich husche unbemerkt in mein Bett mit einem breiten Grinsen. Der neue Tag kann kommen, die Welt sieht wieder besser aus. 



Die Bilder sind von einigen Beobachtungen im Garten und meinen Spaziergängen. Diese Begegnungen sind nicht selten und dennoch freue ich mich immer wieder aufs Neue.











Freitag, 13. März 2015

Heilschatz Arnika





Am Samstag, den 14. März, findet von 10:00 – ca. 16:00 Uhr das Auftaktseminar 2015 (mit Mittagsimbiss im Naturkulinarum) mit dem Thema "Heilschatz Arnika" in der Arnikaakademie statt.

Referenten:

Diplom Biologe Dietrich Förster,
Arten- und Biotopschutz-Projekt Teuschnitztal

Dr. med. Johannes Wilkens,
Alexander-von-Humboldt-Klinik

Barthl Köppl,
Landwirt

Carola Hebentanz,
Förderlehrerin, Kräuterführerin und Phytotherapeutin

Wo und unter welchen Bedingungen kann sich die Arnika vermehren? Dietrich Förster berichtet über das Arten- und Biotopschutzprojekt zur Erhaltung und Ausweitung von Arnika und Bärwurz im Teuschnitztal.

Welche Einsatzmöglichkeiten der Arnika kennen moderne Medizin und Homöopathie? Der Arzt, Buchautor und Arnika-Kenner, Dr. Johannes Wilkens, berichtet über Erfahrungen aus seiner eigenen Praxis.

Arnika als Nutzpflanze? Barthl Köppl ist es gelungen, die vom Aussterben bedrohte Arnika, nach den strengen Kriterien des ökologischen Landbaus, nachzuzüchten.

Wie steht es um die Lebensbedingungen der Arnika in der Teuschnitz-Aue, und was macht den besonderen Zauber dieser kraftvollen Heilpflanze aus? Darüber gibt die Kräuterführerin Carola Hebentanz Auskunft.

Ort:
Arnika-Akademie, Schulstraße 3, 96358 Teuschnitz

Anmelden kann man sich zu diesem und weiteren Angeboten, unter:

Donnerstag, 19. Februar 2015

Wie freue ich mich!





Ich bin gerade hin und weg! Das Bild hat mir die Tochter meiner Freundin gemalt und geschenkt! Sie hat mich damit überrascht und ich bin einfach nur begeistert. Dazu muss man wissen, dass die Künstlerin noch nicht volljährig ist und jetzt schon ihren ganz eigenen, individuellen Stil gefunden hat, Dinge am PC zeichnerisch in Cartoon-Comic-Art festzuhalten. Ich habe mir deshalb auch die Erlaubnis eingeholt, ob ich euch überhaupt das Bild zeigen darf. Ich darf!

Sie hat es tatsächlich geschafft, Poldi, Smoky und Albinoigel Schorschi genau im Wesen und im Äußeren zu treffen. Klar, dass die drei nicht zusammen gekuschelt haben (nur falls manche Igelfreunde denken, ein Igel dient Poldi als Spielkamerad). Unter dem Nicknamen "ioO Cupcake Oo" kann man ihr bei Youtube zuschauen wie ein Bild entsteht. Eine beneidenswerte Gabe, wie ich finde. Sie ist auch in weiteren Bereichen sehr kreativ und erstaunt mich immer wieder.

Es gibt sie wirklich noch! Jugendliche, die vielseitiges Interessen haben, mit ihrem spitzfindigen Humor einen Erwachsenen sprachlos machen, auf den Mainstream pfeifen und eine eigene liebenswerte, geradlinige Persönlichkeit haben. Schön, dass ich sie kenne!


Donnerstag, 12. Februar 2015

Das Licht im Fenster




Das Licht im Fenster ist erloschen.


Es war Spätherbst.  Damals fuhr ich am frühen Morgen zu meinem neuen Dienstort. Es war noch dunkel und die Hektik des Tages hatte noch nicht begonnen. Als ich durch ein kleines Dorf fuhr, bemerkte ich auf der anderen Straßenseite in einem Haus im ersten Stock ein grell erleuchtetes Zimmerfenster. Die Vorhänge waren auf eine Seite des Fensters geschoben und gaben den Blick in das Zimmer frei. Die Konturen eines Bettgalgens waren zu sehen und am "Aufrichter" (diese dreieckige "Triangel" über dem Bett) klammerte sich ein Mensch fest. Ich konnte allerdings nur den nackten mageren Unterarm sehen und einen Teil des Oberarmes. Zu viel bleiche Haut über die fleischlosen Knochen hängend, Konturen überdeutlich sichtbar durch das helle Licht.
Dieses Bild vom Halt suchendem Arm, begleitete mich damals durch den Tag und ich habe es jetzt noch vor mir. 

In der folgenden Zeit zog es meinen Blick immer wieder zu dem Fenster. Man ließ den Vorhang stets zurück gezogen, damit die Person einen uneingeschränkten Blick nach draußen hatte. Manchmal hingen Jahreszeiten bezogene Bilder am Fenster, manchmal stand das Auto vom medizinischen Dienst vor dem Haus. Ab und an, selten, standen frische Blumen am Fenster. Am Anfang sah ich den Arm noch oft nach oben gestreckt, die Hand den Aufrichter umklammernd.

Einmal blieb das Licht aus und ich fuhr nachdenklich zur Arbeit. Ob etwas geschehen war? Am nächsten Tag leuchtete mir wieder das Licht aus dem Zimmer entgegen. Mich ergriff Erleichterung. Ich vermutete, dass vielleicht der Tagesrhythmus einfach  durcheinander geraten war.

An einem anderen Tag war das Zimmer sehr belebt und mehrere Menschen waren hektisch am Bett beschäftigt. Ich kannte die kranke Person nicht, doch ich konnte mich nicht gegen das Gefühl der Sorge wehren. Dieses Licht im Fenster, der unbekannte Mensch mit seiner Lebensgeschichte, waren mittlerweile zu einem Teil meiner Fahrt zur Arbeit geworden.

Wie lange braucht man, um an ein Haus in einem Dorf vorbei zu fahren? Es sind doch nur Sekunden und dennoch nehmen wir so viele einprägsame Bilder wahr.

Irgendwann war der Arm und die Hand am Aufrichter nicht mehr zu sehen, doch das Licht leuchtete tapfer weiterhin durch die Dunkelheit.

Nun, nach knapp vier Jahren, bleibt das Zimmer dunkel. Wann fiel es mir zum ersten Mal bewusst auf, dass es nun für immer dunkel bleibt? Ich kannte diese Person nicht, dennoch war sie mir vertraut und begleitete mich ein Stück durch meine Alltagswelt.

Es fehlt mir das Licht. Das Fenster bleibt dunkel und reiht sich nun unauffällig in die Häuserfront ein. Der Vorhang ist zugezogen und es verzieren keine Bilder mehr das Fenster.
Das Lebenslicht scheint erloschen zu sein.

Die Erinnerung an das Licht jedoch bleibt erhalten.




Montag, 9. Februar 2015

Drüber g`schdolberd






Ich bin mal wieder über eine frankenwäldlerische Anekdote gestolpert und konnte mir das Lachen nicht verbeißen. 

"Wenn ich na hie wöhr!" - "Wenn ich na hie wöhr!" schimpft der Andrejs vor sich hin.

"Wie kohme na su a gotteslästerlichs Zeuch souch?", stellt ihn seine Frau zur Rede, "Sei fruh, dessda gsund bist und auf dei Ärberd kohst!"

"Wenn ich na hie wöhr zum Rudn Ochsn! Dou worn gestern dij Bräuer dott und deswejche hots Freibije gejm!", jammert der Andrejs weiter.




Ein wenig Übersetzungshilfe und Erklärung?

"Wenn ich nur hin wäre!" - "Wenn ich nur hin wäre!" 
(Hier muss man den Wortwitz verstehen. Man sagt: "Wenn ich na hie wöhr!" auch im Frankenwald, wenn man seines Lebens müde ist und sich das Sterben wünscht. Also im Sinn von "daHIN scheiden".

"Wie kannst du nur so ein gotteslästerliches Zeug sagen? Sei froh, dass du gesund bist und auf deine Arbeit (gehen) kannst!"

"Wenn ich nur hin wäre zum Roten Ochsen! Da waren gestern die Braumeister dort und deswegen gab es Freibier!"





Sonntag, 1. Februar 2015

St. Brighid`s Cross - Die Triskele - Eine Anleitung




Im letzten Jahr habe ich einen sehr ausführlichen Post geschrieben über die irische Heilige, die auch als keltische Göttin bekannt ist. Dabei habe ich eine Anleitung gegeben, wie man das vierarmige St. Brighid-Cross bastelt. Sie ist eine der ganz wenigen Heiligen, die eng mit der heidnischen Mythologie, gleichzeitig mit dem Christentum und dem spirituellen Druidentum verbunden ist.



Das traditionelle Kreuz wird aus 28 Binsen hergestellt. Beim dreistrahligen 
Kreuz wird die Anzahl der Binsen nicht vorgegeben.

Heute möchte ich deshalb nicht auf die Geschichte von Brighid eingehen. Während die Bilder aufzeigen, wie man eine Triskele anfertigt, werde ich nebenbei mal wieder euch einiges über die Geschichte und Symbolhaftigkeit des Zeichens erzählen. Zum Basteln nimmt man Stroh oder Binsen. Der Anfang ist identisch mit dem Flechten des normalen Kreuzes.



Man kann schon vorher die Binsen mit der Schere auf eine Länge einkürzen 


Die ersten Triskelen-Funde werden der Jungsteinzeit zugeordnet. Es gibt auf Irland z.B. die neolithische Triple-Spirale in der Megalithanlage von Newgrange. Spiralen deutet man als unendliche Bewegung in der Schöpfung, als Entfaltung des Lebens, aber auch als ein zur Mitte finden, je nachdem ob sie sich ein-, oder auswärts winden. 

Das Symbol ist vor allem in Europa durch seine weitreichende und variantenreiche Verbreitung im nordischen und keltischen Kulturraum bekannt geworden. Darüber hinaus sind verschiedenartige Triskelen in annähernd allen Kulturen der Welt zu finden: Auf den griechischen Münzen und Amphoren 400 Jahre vor Christus wurden Triskelen aus Menschenbeinen dargestellt, die man später auch in der Flagge Sizilliens und Isle of Man oder im Stadtwappen Füssen findet. Interessant, denn Triskelis heißt übersetzt Dreibein. Hier sind (unter anderen) sogar Triskelen in fränkischen Wappen zu sehen. 


Nun knickt man den ersten Halm und legt ihn über die Mitte des zweiten Halmes

Ob im Norden Afrikas, Europa oder Asien, man findet verschiedenartigste Formen dieser Symbole. Ob es in Australien und Amerika auch urzeitliche Triskelen gab, kann ich nicht beantworten, vielleicht habt ihr Belege dafür? Stilistisch vereinfachte Formen sind vielerorts zu finden. In der Gotik (1150 bis 1500) verwendete man unter anderem ein Ornament im Baustil, den sogenannten "Dreischneuß". Auch er wird durch seine Dreischenkligkeit  als Triskele bezeichnet. So wie es das Hakenkreuz gibt, gibt es die die Triskele in der Runenform. Leider wird heutzutage auch dieses Zeichen von Menschen mit braunem Gedankengut  missbraucht. Noch abstrakter ist die Triskelis im dreiarmigen Kreuz versteckt.
Die Triskele, vor allem das der Brighid, erfuhr eine Renaissance aufgrund des steigenden Interesses am Keltentum. Vor 20 Jahren interessierte sich dafür noch kaum jemand für das geflochtene Kreuz, geschweige denn für die anderen Varianten.



Doch was bedeutet eigentlich dieses Kreuz? 

Einiges wurde schon geschrieben und vieles wird in der heutigen Zeit hinein interpretiert, doch all das sind Mutmaßungen und Vorstellungen unserer Zeit. Man muss sich bewusst machen, dass es historisch gesehen leider keine gesicherten Deutungen oder Aufzeichnungen gibt und deshalb alle Aussagen, die als Faktenwissen angegeben werden, zweifelhaft sind. Auch Aussagen, wonach die Triskele die Urform ist und aufgrund der Christianisierung sich zum Kreuz umwandelte, sind nicht stimmig, denn das Kreuz kam als Symbol auch in den Megalithanlagen  vor.



Man vermutet, dass die "Kerb-Stones" (Steine mit eingeritzten Spiralen, Mustern und anderen Zeichen) weithin sichtbar den Menschen mitteilten, was sie an diesem Ort erwartete. Die spiralförmige Triskele in Newgrange ist nur ein Symbol aus einer unsäglichen Vielzahl von Zeichen, die man in Newgrange, Dowth, Tara und Knowth fand. Auf vielerlei Steinfunden kommen auch andernorts Spiralen oder konzentrische Kreise vor, mit einer inneliegenden Vertiefung. Die Triskele aber ist als solches kein Hauptmotiv. Viele dieser gravierten Steine finden sich in Irland auf Feldern und nicht immer nur in Hügelanlagen.


Nun hat man drei Stränge. Die nächste Binse, die man knickt, führt man zu dem noch allein stehenden Halm. Dadurch formt sich das Gebilde zu der harmonisch aussehenden Triskele.


Aufgrund dessen, dass bestimmte Markierungen auf den verzierten Steinen nur zur Sonnwende oder Tag-Nacht-Gleiche von der Sonne bei ihrem Aufgang oder Untergang beschienen werden, werden diese Symbole sinnigerweise der Sonne zugeordnet. Es zeigt sich die auffällige Besonderheit, dass die tiefliegende Kammer in Newgrange am Sommer-Sonnwend-Tag während des Sonnenaufgangs beleuchtet wird und in Dowth  während des Sonnenuntergangs am selbigen Tag die Kammer im Licht erstrahlt. So konnte man das Augenmerk von den beritzten Steinen,  die zu den Grabhügeln gehören, auch auf andere markierte Steine legen, die an auffälligen Stellen gefunden wurden.
Wusstet ihr, dass in diesen Anlagen die inneliegende Kammer kreuzförmig ist? Ein Kreuz in einer kreisförmigen Anlage. Das findet sich später dann wieder in den typisch keltischen Kreuzen. Das Radkreuz mit dem über den Balken liegenden Ring.



Schön sieht es aus, wenn man die Halme nicht durcheinander bringt.


Die Zahl Drei ist bedeutungsvoll und dies spiegelt sich in den verschieden Kulturkreisen wider. Von daher ist es nachvollziehbar, dass die Symbolhaftigkeit auf die Triskele und auf das dreiarmige Kreuz übertragen wurde.  Zu welchem Zeitpunkt, das ist unbekannt, doch im Moment verbindet man damit:

Geburt - Leben - Sterben
Kindheit - Reife - Alter
Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft
Erde - Wasser -Luft (Wachstumsbedingungen)
Kommen - Verweilen - Gehen
Körper - Geist - Seele
Physisch - Mental - Astral
Vater - Mutter - Kind
Gott - Schöpfung - Geist
Die  drei Göttinnen
Dreieinigkeit im christlichen Sinne
Göttertriaden

Durch diese Trinität wird etwas sichtbar: Zwischen allen Gegensätzen liegt immer noch etwas, alles bedingt sich gegenseitig und schafft dadurch Harmonie. Für mich persönlich ist diese Trinität auch nichts Statisches, da teilweise in ihnen Prozesse oder Zustände innewohnen, die sich stets ändern.


Veränderungen brachte auch Brigid. Sie brachte das Stockende zum Fließen. In den Bäumen und Pflanzen den Saft, bei Mensch und Tier den Milchfluss. Apropos...


Die Triskele wurde im Kuh- oder Schafstall aufgehängt. Sie wurde nicht gesegnet, wie es beim Kreuz der Fall war. Ob ein Mensch reich war, sah man an der Anzahl der Tiere und nicht an der Größe des Landes. Diese sollten deshalb auch unter den Schutz der Brigid gestellt sein. Deshalb wird sie oftmals mit Hirtenstab und Tieren wie Kuh oder Schaf dargestellt.



Da man alle Jahre ein neues Kreuz oder ein Dreibein flocht, blieben die alten übrig. Diese wurden nie weggeschmissen, sondern den Flammen übergeben. Mancherorts wurden die alten auch zum Schutz vor Unheil nach dem Flechten eines neuen Symbols oben im Dachstroh aufbewahrt, bis sie irgendwann zerfielen.






Freitag, 30. Januar 2015

Wer guckt denn da?







Da staunt nicht nur der weiße Geselle, der einige Tage bei uns zu Gast war.


Pappschnee" war vorhanden und die Kinder begeistert. Die weiße Pracht war schwer und so beschlossen die Schneewichtel Kugeln für einen Schneemann zu rollen.

Das Rollen war kein Problem. Innerhalb von wenigen Minuten hatten sie riesige Kugeln. Nur hätte diese niemand mehr hochheben können um einen Schneemann zu bauen. Kurzes Getuschel, viel Gelächter und kurzerhand wurden die Kugeln aneinander geschoben.


Dem lustigen Treiben zuzuschauen machte mir viel Freude. Ein Hals wurde geformt. Der Kopf modelliert. Die ersten Versuche auf den Schneegesellen zu klettern, starteten. Voller Begeisterung wurde dem Schneetier Leben eingehaucht.

Es wurde ein liebenswürdiges Pferd mit - wie ich finde - freundlichem Gesicht. Mit einem Seil aus Wolle, das die Kinder mit Fingerstricken angefertigt haben, wurden Trense und Sattel dem Schneepferd angelegt.

Na, dann einen guten Ritt!