Sonntag, 1. Februar 2015

St. Brighid`s Cross - Die Triskele - Eine Anleitung




Im letzten Jahr habe ich einen sehr ausführlichen Post geschrieben über die irische Heilige, die auch als keltische Göttin bekannt ist. Dabei habe ich eine Anleitung gegeben, wie man das vierarmige St. Brighid-Cross bastelt. Sie ist eine der ganz wenigen Heiligen, die eng mit der heidnischen Mythologie, gleichzeitig mit dem Christentum und dem spirituellen Druidentum verbunden ist.



Das traditionelle Kreuz wird aus 28 Binsen hergestellt. Beim dreistrahligen 
Kreuz wird die Anzahl der Binsen nicht vorgegeben.

Heute möchte ich deshalb nicht auf die Geschichte von Brighid eingehen. Während die Bilder aufzeigen, wie man eine Triskele anfertigt, werde ich nebenbei mal wieder euch einiges über die Geschichte und Symbolhaftigkeit des Zeichens erzählen. Zum Basteln nimmt man Stroh oder Binsen. Der Anfang ist identisch mit dem Flechten des normalen Kreuzes.



Man kann schon vorher die Binsen mit der Schere auf eine Länge einkürzen 


Die ersten Triskelen-Funde werden der Jungsteinzeit zugeordnet. Es gibt auf Irland z.B. die neolithische Triple-Spirale in der Megalithanlage von Newgrange. Spiralen deutet man als unendliche Bewegung in der Schöpfung, als Entfaltung des Lebens, aber auch als ein zur Mitte finden, je nachdem ob sie sich ein-, oder auswärts winden. 

Das Symbol ist vor allem in Europa durch seine weitreichende und variantenreiche Verbreitung im nordischen und keltischen Kulturraum bekannt geworden. Darüber hinaus sind verschiedenartige Triskelen in annähernd allen Kulturen der Welt zu finden: Auf den griechischen Münzen und Amphoren 400 Jahre vor Christus wurden Triskelen aus Menschenbeinen dargestellt, die man später auch in der Flagge Sizilliens und Isle of Man oder im Stadtwappen Füssen findet. Interessant, denn Triskelis heißt übersetzt Dreibein. Hier sind (unter anderen) sogar Triskelen in fränkischen Wappen zu sehen. 


Nun knickt man den ersten Halm und legt ihn über die Mitte des zweiten Halmes

Ob im Norden Afrikas, Europa oder Asien, man findet verschiedenartigste Formen dieser Symbole. Ob es in Australien und Amerika auch urzeitliche Triskelen gab, kann ich nicht beantworten, vielleicht habt ihr Belege dafür? Stilistisch vereinfachte Formen sind vielerorts zu finden. In der Gotik (1150 bis 1500) verwendete man unter anderem ein Ornament im Baustil, den sogenannten "Dreischneuß". Auch er wird durch seine Dreischenkligkeit  als Triskele bezeichnet. So wie es das Hakenkreuz gibt, gibt es die die Triskele in der Runenform. Leider wird heutzutage auch dieses Zeichen von Menschen mit braunem Gedankengut  missbraucht. Noch abstrakter ist die Triskelis im dreiarmigen Kreuz versteckt.
Die Triskele, vor allem das der Brighid, erfuhr eine Renaissance aufgrund des steigenden Interesses am Keltentum. Vor 20 Jahren interessierte sich dafür noch kaum jemand für das geflochtene Kreuz, geschweige denn für die anderen Varianten.



Doch was bedeutet eigentlich dieses Kreuz? 

Einiges wurde schon geschrieben und vieles wird in der heutigen Zeit hinein interpretiert, doch all das sind Mutmaßungen und Vorstellungen unserer Zeit. Man muss sich bewusst machen, dass es historisch gesehen leider keine gesicherten Deutungen oder Aufzeichnungen gibt und deshalb alle Aussagen, die als Faktenwissen angegeben werden, zweifelhaft sind. Auch Aussagen, wonach die Triskele die Urform ist und aufgrund der Christianisierung sich zum Kreuz umwandelte, sind nicht stimmig, denn das Kreuz kam als Symbol auch in den Megalithanlagen  vor.



Man vermutet, dass die "Kerb-Stones" (Steine mit eingeritzten Spiralen, Mustern und anderen Zeichen) weithin sichtbar den Menschen mitteilten, was sie an diesem Ort erwartete. Die spiralförmige Triskele in Newgrange ist nur ein Symbol aus einer unsäglichen Vielzahl von Zeichen, die man in Newgrange, Dowth, Tara und Knowth fand. Auf vielerlei Steinfunden kommen auch andernorts Spiralen oder konzentrische Kreise vor, mit einer inneliegenden Vertiefung. Die Triskele aber ist als solches kein Hauptmotiv. Viele dieser gravierten Steine finden sich in Irland auf Feldern und nicht immer nur in Hügelanlagen.


Nun hat man drei Stränge. Die nächste Binse, die man knickt, führt man zu dem noch allein stehenden Halm. Dadurch formt sich das Gebilde zu der harmonisch aussehenden Triskele.


Aufgrund dessen, dass bestimmte Markierungen auf den verzierten Steinen nur zur Sonnwende oder Tag-Nacht-Gleiche von der Sonne bei ihrem Aufgang oder Untergang beschienen werden, werden diese Symbole sinnigerweise der Sonne zugeordnet. Es zeigt sich die auffällige Besonderheit, dass die tiefliegende Kammer in Newgrange am Sommer-Sonnwend-Tag während des Sonnenaufgangs beleuchtet wird und in Dowth  während des Sonnenuntergangs am selbigen Tag die Kammer im Licht erstrahlt. So konnte man das Augenmerk von den beritzten Steinen,  die zu den Grabhügeln gehören, auch auf andere markierte Steine legen, die an auffälligen Stellen gefunden wurden.
Wusstet ihr, dass in diesen Anlagen die inneliegende Kammer kreuzförmig ist? Ein Kreuz in einer kreisförmigen Anlage. Das findet sich später dann wieder in den typisch keltischen Kreuzen. Das Radkreuz mit dem über den Balken liegenden Ring.



Schön sieht es aus, wenn man die Halme nicht durcheinander bringt.


Die Zahl Drei ist bedeutungsvoll und dies spiegelt sich in den verschieden Kulturkreisen wider. Von daher ist es nachvollziehbar, dass die Symbolhaftigkeit auf die Triskele und auf das dreiarmige Kreuz übertragen wurde.  Zu welchem Zeitpunkt, das ist unbekannt, doch im Moment verbindet man damit:

Geburt - Leben - Sterben
Kindheit - Reife - Alter
Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft
Erde - Wasser -Luft (Wachstumsbedingungen)
Kommen - Verweilen - Gehen
Körper - Geist - Seele
Physisch - Mental - Astral
Vater - Mutter - Kind
Gott - Schöpfung - Geist
Die  drei Göttinnen
Dreieinigkeit im christlichen Sinne
Göttertriaden

Durch diese Trinität wird etwas sichtbar: Zwischen allen Gegensätzen liegt immer noch etwas, alles bedingt sich gegenseitig und schafft dadurch Harmonie. Für mich persönlich ist diese Trinität auch nichts Statisches, da teilweise in ihnen Prozesse oder Zustände innewohnen, die sich stets ändern.


Veränderungen brachte auch Brigid. Sie brachte das Stockende zum Fließen. In den Bäumen und Pflanzen den Saft, bei Mensch und Tier den Milchfluss. Apropos...


Die Triskele wurde im Kuh- oder Schafstall aufgehängt. Sie wurde nicht gesegnet, wie es beim Kreuz der Fall war. Ob ein Mensch reich war, sah man an der Anzahl der Tiere und nicht an der Größe des Landes. Diese sollten deshalb auch unter den Schutz der Brigid gestellt sein. Deshalb wird sie oftmals mit Hirtenstab und Tieren wie Kuh oder Schaf dargestellt.



Da man alle Jahre ein neues Kreuz oder ein Dreibein flocht, blieben die alten übrig. Diese wurden nie weggeschmissen, sondern den Flammen übergeben. Mancherorts wurden die alten auch zum Schutz vor Unheil nach dem Flechten eines neuen Symbols oben im Dachstroh aufbewahrt, bis sie irgendwann zerfielen.






Freitag, 30. Januar 2015

Wer guckt denn da?







Da staunt nicht nur der weiße Geselle, der einige Tage bei uns zu Gast war.


Pappschnee" war vorhanden und die Kinder begeistert. Die weiße Pracht war schwer und so beschlossen die Schneewichtel Kugeln für einen Schneemann zu rollen.

Das Rollen war kein Problem. Innerhalb von wenigen Minuten hatten sie riesige Kugeln. Nur hätte diese niemand mehr hochheben können um einen Schneemann zu bauen. Kurzes Getuschel, viel Gelächter und kurzerhand wurden die Kugeln aneinander geschoben.


Dem lustigen Treiben zuzuschauen machte mir viel Freude. Ein Hals wurde geformt. Der Kopf modelliert. Die ersten Versuche auf den Schneegesellen zu klettern, starteten. Voller Begeisterung wurde dem Schneetier Leben eingehaucht.

Es wurde ein liebenswürdiges Pferd mit - wie ich finde - freundlichem Gesicht. Mit einem Seil aus Wolle, das die Kinder mit Fingerstricken angefertigt haben, wurden Trense und Sattel dem Schneepferd angelegt.

Na, dann einen guten Ritt!









Dienstag, 23. Dezember 2014

Die Apfelsine des Weisenknabens




Die Apfelsine des Weisenknaben:

Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden am Tage arbeiten - im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung und im ganzen Jahr gab es für uns nur EINEN einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag.

Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu schulden kommen lassen und immer folgsam war. Die Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt.



Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbei schritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben. 

Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein?



Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir das es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zum Bewusstsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar und Tränen kamen in meine Augen und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegen zu nehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinander fiel.

Was war geschehen? 

Zehn Knaben hatten sich im Hof ​​zusammengetan und beschlossen das auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt.



Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann.

Charles Dickens


Sonntag, 14. Dezember 2014

Weltgedenktag für verstorbene Kinder




Heute ist es wieder einmal soweit, um 19.00 Uhr der jeweiligen Landeszeit, zünden weltweit Menschen für verstorbene Kinder eine Kerze an und stellen diese an ihr Fenster. Zum zwölften Mal steht auch bei uns in den Zimmern eine Kerze am Fenster.

Am 2. Sonntag im Dezember ist die "weltweite Gedenkstunde der mitfühlenden Freunde für alle vorausgegangenen Kinder". Darauf machte mich vor zwölf Jahren eine betroffene Mama aufmerksam, indem sie mir sagte, dass bei ihr die Kerze auch für meine Kleine brennt. Den folgenden Text kann man überall zur Erklärung lesen. Der Autor ist mir leider unbekannt:

"Jedes Jahr sterben allein in Deutschland 20 000 Kinder und junge Erwachsene, weltweit sind es um ein Vielfaches mehr. Und überall bleiben trauernde Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde zurück. Täglich wird in den einzelnen Familien dieser Kinder gedacht. Doch einmal im Jahr wollen weltweit Betroffene nicht nur ihrer eigenen Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder, Enkel und Enkelinnen gedenken.



Ein Licht geht um die Welt.


Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt.
Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nie vergessen werden. Das Licht steht auch für die Hoffnung, dass die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben lässt. Das Licht schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum anderen, von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land zum anderen. Es versichert Betroffene der Solidarität untereinander. Es wärmt ein wenig das kalt gewordenen Leben und wird sich ausbreiten, wie es ein erster Sonnenstrahl am Morgen tut."


Meine Gedanken sind heute nicht nur bei den Eltern, die ihr Kind schon verloren haben... ich denke auch an die vielen Eltern, die in diesen Stunden, Tagen und Wochen um das Leben ihrer Kinder bangen. Ich wünsche ihnen von Herzen ein kleines Weihnachtswunder und vielleicht wird der ein oder andere heute, wenn er eine Kerze brennen sieht, getröstet.

Ich bin in all den Jahren immer wieder einzigartigen, kostbaren Menschen begegnet und darüber sehr dankbar. Sie bleiben mir in Erinnerung (auch wenn der Kontakt vielleicht im Laufe der Jahre abgebrochen ist) nur allein deswegen, weil sie damals mit ihrem "DA SEIN" ihre liebenswerten Spuren in meinem Herzen hinterlassen haben. 
Wenn die Gedanken in die vergangene Zeit wandern, dann sind auch sie ein Teil davon. Meine guten Wünsche, sollen ihnen Begleiter sein.




Donnerstag, 30. Oktober 2014

Schorschi der Albino-Igel



Das ist Georg I., kurz und liebevoll Schorsch oder Schorschi genannt. Schorschi ist - wie man sehen kann - eine kleine Besonderheit. Er ist ein Albino und wurde mit mageren 103 g am 3. Oktober von M.B. gefunden, die mir nicht nur Schorschi übergab, sondern auch vier Bilder, die ich mit ihrer allerherzlichsten Zustimmung veröffentlichen darf. Am 19. Oktober wog der kleine Held 311 g und ist am 29. Oktober bei stolzen 497 g angekommen.

Albino-Igel in der Hand von M.B.


Albinos kommen nur scheinbar bei Igeln seltener vor als bei anderen Tierarten, allerdings bekommt man Igel in der Regel auch seltener zu Gesicht als z.B. Vögel. Einen weißen Igel zu entdecken ist dann schon ein kleiner Glückstreffer. Nur einer von knapp tausend Igeln ist ein Albino.


Igel Schorschi mit auffälligem Hungerstuhl. Fotografiert von M.B.


Die Mortalität (Sterblichkeit) der Igel liegt im ersten Lebensjahr bei knapp 80 %. Das heißt, von einem Wurf von fünf Igeln erlebt oft nur einer seinen ersten Geburtstag.  Weiterhin bedeutet dies, dass nur 200 von 1.000 Igeln das erste Lebensjahr überstehen. Wenn die Sterblichkeit der Albinos genauso hoch liegt, wie bei den Braunbrustigeln, dann würde nach einem Jahr nur jeder 5.000 ste Igel ein Albino sein. Im zweiten Lebensjahr liegt die Sterblichkeit noch bei 50 %. Rechnerisch gäbe es dann nur noch einen "Farblosen" auf 10.000 "Normalos". Wenn man bedenkt, wie wenig Menschen schon normale Igel zu Gesicht bekommen, dann wird klar, warum ein Albino oft für Aufsehen sorgt.




Viele Albino-Finder sind der Meinung, dass man diese Igel behalten und nicht auswildern sollte, da sie angeblich kaum Überlebenschancen haben. Diese Meinung teile ich nicht und auch die Praxis sieht anderes aus, da man schon ältere Albinos mit ihrem Nachwuchs gefunden hat. Die oft zu Hautkrankheiten (Hautkrebs) führende Lichtempfindlichkeit tritt bei nachtaktiven und vor Sonne geschützten Igeln kaum auf.

M.B. zeigte mir die knuffigen rosa Füße. Putzig, oder?


Die Igel sind oftmals kleine "Sauigel" und so sieht auch ihr Stachelkleid aus. Einen Albino wird man also nur nach Regen hell bewundern können, ansonsten bedeckt ein Schmutzfilm seine Stacheln, der den hellen Farbton abtönt. Die tierischen Feinde reagieren auf Bewegung und nachdem diese zumeist ebenso dämmerungs- und nachtaktiv wie die Igel sind, sehen ihre lichtempfindlichen Augen die normalen Braunbrustigel im Dunkeln genauso gut wie einen Albino. Von Menschen verursachte Gefahren (Lichtschächte, Plastiktüten, Rohre, Netze, Gartenteiche,...) bestehen für alle Igel gleichermaßen. Im Straßenverkehr hätte  sogar der Albino durch seine Helligkeit einen Vorteil.

Mit freundlicher Genehmigung von M. B.

Ein Albino hat einen Pigmentfehler, der zu fehlender Fell- und Augenfarbe führt. Zu starke Sonneneinstrahlung kann die Augen schädigen, da diese nicht durch Melanin geschützt sind. Auch die Sehschärfe hängt unter anderem von Melanin ab, welches sich normalerweise in der Netzhaut ablagert. Fehlendes Melanin führt zu einer geringeren Dichte an Sehzellen und damit zu einer verminderten Sehleistung. Das ist auch ein Grund, warum Lebenwesen in Höhlen oft zu Albinismus neigen und die Augen empfindlicher und letztendlich zurück gebildet werden, denn Sonneneinstrahlung führt dazu, dass vermehrt Melanin zum Schutz der DNA in den oberen Hautzellen abgelagert wird.



Manche führen als Argument an, dass man Albinos deshalb nicht im Freien lassen sollte, da sich sonst die weißen Igel vermehren könnten und dies zur "Verschlechterung" der Art führen würde. Das Argument ist allerdings zu weit hergeholt. Bei Versuchen wurde festgestellt, dass Albinismus rezessiv ist. Das bedeutet, die normale Färbung ist dominant und setzt sich bei der Vererbung durch. Albinos werden die Ausnahme bleiben und ihr Genmaterial ist auch nicht "schlecht". Es fehlt nur der Farbstoff!

Farbunterschied zwischen Albino-Igel und wildfarbenem Igel


Die Nachteile des Albinismus fallen übrigens für den Igel kaum ins Gewicht. Ein Igel verlässt sich mehr auf Nase und Augen und falls er nur eine gewisse Sehschwäche durch den Albinismus hätte, wäre dies nicht so schlimm. Blindheit wäre natürlich ein deutliches Handicap, doch dies gilt auch für normale Igel. Sie würden Tag und Nacht nicht unterscheiden können und damit schneller zur Beute werden oder verunglücken. Nur in diesem Fall wäre eine lebenslange Pflege in einem geschützten Großgehege im Garten anzuraten. Der Igel ist ein Wildtier und man ist gesetzlich dazu verpflichtet, gesunde Tiere wieder auszuwildern, ansonsten macht man sich strafbar! Falsch gemeinte Tierliebe und der persönliche Egoismus sollten immer hinterfragt werden.



Die Lebenserwartung eines Igels liegt bei sieben bis acht Jahren. Die meisten werden nur zwei bis drei Jahre alt. So alte Igel wie Stachelritter, Stacheline und ihre Mutter sind also keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Zeichen dafür, dass der Lebensraum für Igel günstig ist.



Manchmal liest man, dass Albinos von ihrer Mutter verstoßen oder aufgefressen wurden. Das ist Quatsch! Die Mutter säugt ihre Kinder, egal welches Stachelkleid sie haben. Die kleinen Igel, die oftmals mit unter 100 g unterwegs sind, sind auch nicht verstoßen worden, sondern suchen aus einem Notfall heraus Futter. Oftmals kam vorher die Mutter während ihrer Nahrungssuche ums Leben oder kann aufgrund Nahrungsmangels nicht alle Jungtiere versorgen.
Igelmütter fressen manchmal ihre Junge auf, stimmt. Meistens dann, wenn sie sehr kleine Igelbabys haben, diese noch nicht transportieren können und dann am Nest gestört werden. Auch das ist farbunabhängig und kommt im Tierreich häufig vor. Zu Kannibalismus "neigen" sie deshalb noch lange nicht.



Es ist auch ein Mythos, dass nur Albinos keine Milch vertragen. KEIN Igel darf Milch zum Fressen bekommen. Igelmilch besteht aus 25 % Fett und 16 % Eiweiß. Laktose ist nur in sehr geringen Spuren enthalten. Es fehlt allen Igeln das entscheidende Enzym, um Laktose zu verdauen. Sie benötigen deshalb bei der Flaschenaufzucht Spezialmilch.
"Pro Igel" empfiehlt Esbilac-Milch von der Firma Albrecht (muss beim Tierarzt bestellt werden). Esbilac ist leider sehr teuer. Das Pulver wird im Verhältnis 1:2 mit Wasser oder verdünntem, ungesüßtem Fencheltee angerührt. Angereichert sollte es bei der Flaschenaufzucht mit ein bisschen Minus-L-Sahne und einem Tropfen Vit B-Komplex und einer Messerspitze Protein 88 werden.
Es lohnt sich auf "Alsa Natur Hundewelpenmilch" zurückzugreifen. Diese wäre sogar laktosefrei und enthält ausreichend Protein und Fett. Sie wird ebenso mit den Ergänzungsmittel angereichert.
Da nicht jede normale Hunde- oder Katzenaufzuchtsmilch für Igel geeignet ist, kann man noch "Babydog Milk" bzw. "Babycat Milk" und die "Puppy Milk" von Royal Canin nutzen. Um sicher zu gehen, sollte man aber zu der Milch (250 ml) der oben genannten Sorten, das Pulver von 1-2 Kapseln Lactase (Lactase 3.000) hinzufügen.
Bitte keine anderen Hersteller-Sorten verwenden, sie enthalten ALLE zu viel Laktose, sind von der weiteren Zusammensetzung für Igel nicht geeignet und fördern dadurch die Mortalität. Auch wenn in diversen Tierhandlungen verschiedenes Futter mit dem Zusatz "Für Igel geeignet" gekennzeichnet ist, dient dies leider oftmals nur dem Werbezweck. Wendet euch, wenn ihr Igel gefunden habt,  an "Pro Igel" oder an das Igelforum. Die Links dazu findet ihr hier im Blog an der rechten Seite. Wenn ihr oben auf die Rubrik "TIERISCH" klickt, kommt ihr zu den anderen Igelposts und weiteren Infos.



Eine Stuhlprobe ist bei Schorschi noch fällig, damit ich sicher gehen kann, dass er keine Lungenhaarwürmer hat, da er hustete. Ansonsten muss er nur Gewicht zulegen und darf dann in den betreuten Winterschlaf. Im Frühling wird Georg I. ausgewildert. Sorge habe ich schon etwas, das ist klar, denn die größte Gefahr wird für ihn auf Lebenszeit der Mensch sein. Hoffen wir, dass er und alle anderen Albinos ein Leben in Freiheit führen können und nicht von Menschen als Rarität gefangen und eingesperrt werden.