Im letzten Jahr habe ich einen sehr
ausführlichen Post geschrieben über die irische Heilige, die auch als keltische Göttin bekannt ist. Dabei habe ich eine
Anleitung gegeben, wie man das vierarmige St. Brighid-Cross bastelt. Sie ist eine der ganz wenigen Heiligen, die eng mit der heidnischen Mythologie, gleichzeitig mit dem Christentum und dem spirituellen Druidentum verbunden ist.
Das traditionelle Kreuz wird aus 28 Binsen hergestellt. Beim dreistrahligen
Kreuz wird die Anzahl der Binsen nicht vorgegeben.
Heute möchte ich deshalb nicht auf die Geschichte von Brighid eingehen. Während die Bilder aufzeigen, wie man eine Triskele anfertigt, werde ich nebenbei mal wieder euch einiges über die Geschichte und Symbolhaftigkeit des Zeichens erzählen. Zum Basteln nimmt man Stroh oder Binsen. Der Anfang ist identisch mit dem Flechten des normalen Kreuzes.
Man kann schon vorher die Binsen mit der Schere auf eine Länge einkürzen
Die ersten Triskelen-Funde werden der Jungsteinzeit zugeordnet. Es gibt auf Irland z.B. die neolithische Triple-Spirale in der Megalithanlage von Newgrange. Spiralen deutet man als unendliche Bewegung in der Schöpfung, als Entfaltung des Lebens, aber auch als ein zur Mitte finden, je nachdem ob sie sich ein-, oder auswärts winden.
Das Symbol ist vor allem in Europa durch seine weitreichende und variantenreiche Verbreitung im nordischen und keltischen Kulturraum bekannt geworden. Darüber hinaus sind verschiedenartige Triskelen in annähernd allen Kulturen der Welt zu finden: Auf den griechischen Münzen und Amphoren 400 Jahre vor Christus wurden Triskelen aus Menschenbeinen dargestellt, die man später auch in der Flagge Sizilliens und Isle of Man oder im Stadtwappen Füssen findet. Interessant, denn Triskelis heißt übersetzt Dreibein.
Hier sind (unter anderen) sogar Triskelen in fränkischen Wappen zu sehen.
Nun knickt man den ersten Halm und legt ihn über die Mitte des zweiten Halmes
Ob im Norden Afrikas, Europa oder Asien, man findet verschiedenartigste Formen dieser Symbole. Ob es in Australien und Amerika auch urzeitliche Triskelen gab, kann ich nicht beantworten, vielleicht habt ihr Belege dafür? Stilistisch vereinfachte Formen sind vielerorts zu finden. In der Gotik (1150 bis 1500) verwendete man unter anderem ein Ornament im Baustil, den sogenannten "Dreischneuß". Auch er wird durch seine Dreischenkligkeit als Triskele bezeichnet. So wie es das Hakenkreuz gibt, gibt es die die Triskele in der Runenform. Leider wird heutzutage auch dieses Zeichen von Menschen mit braunem Gedankengut missbraucht. Noch abstrakter ist die Triskelis im dreiarmigen Kreuz versteckt.
Die Triskele, vor allem das der Brighid, erfuhr eine Renaissance aufgrund des steigenden Interesses am Keltentum. Vor 20 Jahren interessierte sich dafür noch kaum jemand für das geflochtene Kreuz, geschweige denn für die anderen Varianten.
Doch was bedeutet eigentlich dieses Kreuz?
Einiges wurde schon geschrieben und vieles wird in der heutigen Zeit hinein interpretiert, doch all das sind Mutmaßungen und Vorstellungen unserer Zeit. Man muss sich bewusst machen, dass es historisch gesehen leider keine gesicherten Deutungen oder Aufzeichnungen gibt und deshalb alle Aussagen, die als Faktenwissen angegeben werden, zweifelhaft sind. Auch Aussagen, wonach die Triskele die Urform ist und aufgrund der Christianisierung sich zum Kreuz umwandelte, sind nicht stimmig, denn das Kreuz kam als Symbol auch in den Megalithanlagen vor.
Man vermutet, dass die "Kerb-Stones" (Steine mit eingeritzten Spiralen, Mustern und anderen Zeichen) weithin sichtbar den Menschen mitteilten, was sie an diesem Ort erwartete. Die spiralförmige Triskele in Newgrange ist nur ein Symbol aus einer unsäglichen Vielzahl von Zeichen, die man in Newgrange, Dowth, Tara und Knowth fand. Auf vielerlei Steinfunden kommen auch andernorts Spiralen oder konzentrische Kreise vor, mit einer inneliegenden Vertiefung. Die Triskele aber ist als solches kein Hauptmotiv. Viele dieser gravierten Steine finden sich in Irland auf Feldern und nicht immer nur in Hügelanlagen.
Nun hat man drei Stränge. Die nächste Binse, die man knickt, führt man zu dem noch allein stehenden Halm. Dadurch formt sich das Gebilde zu der harmonisch aussehenden Triskele.
Aufgrund dessen, dass bestimmte Markierungen auf den verzierten Steinen nur zur Sonnwende oder Tag-Nacht-Gleiche von der Sonne bei ihrem Aufgang oder Untergang beschienen werden, werden diese Symbole sinnigerweise der Sonne zugeordnet. Es zeigt sich die auffällige Besonderheit, dass die tiefliegende Kammer in Newgrange am Sommer-Sonnwend-Tag während des Sonnenaufgangs beleuchtet wird und in Dowth während des Sonnenuntergangs am selbigen Tag die Kammer im Licht erstrahlt. So konnte man das Augenmerk von den beritzten Steinen, die zu den Grabhügeln gehören, auch auf andere markierte Steine legen, die an auffälligen Stellen gefunden wurden.
Wusstet ihr, dass in diesen Anlagen die inneliegende Kammer kreuzförmig ist? Ein Kreuz in einer kreisförmigen Anlage. Das findet sich später dann wieder in den typisch keltischen Kreuzen. Das Radkreuz mit dem über den Balken liegenden Ring.
Schön sieht es aus, wenn man die Halme nicht durcheinander bringt.
Die Zahl Drei ist bedeutungsvoll und dies spiegelt sich in den verschieden Kulturkreisen wider. Von daher ist es nachvollziehbar, dass die Symbolhaftigkeit auf die Triskele und auf das dreiarmige Kreuz übertragen wurde. Zu welchem Zeitpunkt, das ist unbekannt, doch im Moment verbindet man damit:
Geburt - Leben - Sterben
Kindheit - Reife - Alter
Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft
Erde - Wasser -Luft (Wachstumsbedingungen)
Kommen - Verweilen - Gehen
Körper - Geist - Seele
Physisch - Mental - Astral
Vater - Mutter - Kind
Gott - Schöpfung - Geist
Die drei Göttinnen
Dreieinigkeit im christlichen Sinne
Göttertriaden
Durch diese Trinität wird etwas sichtbar: Zwischen allen Gegensätzen liegt immer noch etwas, alles bedingt sich gegenseitig und schafft dadurch Harmonie. Für mich persönlich ist diese Trinität auch nichts Statisches, da teilweise in ihnen Prozesse oder Zustände innewohnen, die sich stets ändern.
Veränderungen brachte auch Brigid. Sie brachte das Stockende zum Fließen. In den Bäumen und Pflanzen den Saft, bei Mensch und Tier den Milchfluss. Apropos...
Die Triskele wurde im Kuh- oder Schafstall aufgehängt. Sie wurde nicht gesegnet, wie es beim Kreuz der Fall war. Ob ein Mensch reich war, sah man an der Anzahl der Tiere und nicht an der Größe des Landes. Diese sollten deshalb auch unter den Schutz der Brigid gestellt sein. Deshalb wird sie oftmals mit Hirtenstab und Tieren wie Kuh oder Schaf dargestellt.
Da man alle Jahre ein neues Kreuz oder ein Dreibein flocht, blieben die alten übrig. Diese wurden nie weggeschmissen, sondern den Flammen übergeben. Mancherorts wurden die alten auch zum Schutz vor Unheil nach dem Flechten eines neuen Symbols oben im Dachstroh aufbewahrt, bis sie irgendwann zerfielen.