Sonntag, 22. Juni 2014

Gedanken zur Hochzeit






Am Wochenende haben sich wieder Menschen "getraut". Nein, diese Hochzeitstorte gab es dort nicht zu essen und es war auch nicht meine eigene Torte. Aber die Torte passt zu dem Thema Hochzeit und zum Thema Hochzeit passt dieser Text. Aus der Feder des Autoren meines letzten Postings. Das große ABER blieb mir im Gedächtnis und wirkt nach.


...Dann sprach Almitra abermals und sagte: "Und was ist mit der Ehe, Meister?"

Und er antwortete und sprach:

"Ihr wurdet zusammen geboren, und ihr werdet auf immer zusammen sein.
Ihr werdet zusammen sein, wenn die weißen Flügel des Todes eure Tage scheiden.
Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.
ABER
lasst Raum zwischen euch. Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.


Liebt einander,
ABER
 macht die Liebe nicht zur Fessel:
Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.


Füllt einander den Becher,
ABER
 trinkt nicht aus einem Becher.


Gebt einander von eurem Brot,
ABER
 esst nicht vom selben Laib.


Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich,
ABER
 lasst jeden von euch allein sein,
so wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.


Gebt eure Herzen,
 ABER
 nicht in des anderen Obhut.
Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.


Und steht zusammen,
ABER
 nicht zu nah:
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
Und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen."

(Von Khalil Gibran, ein Kapitel aus "Der Prophet")





Donnerstag, 19. Juni 2014

Nachdenkgeschichte - "Von der Selbsterkenntnis"




Letzthin bin ich, mit Strohhut auf dem Kopf, Gassi gegangen. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, starke Winde spielen einfach zu gern mit Hüten. So kam es, dass er in einem unbedachten Moment plötzlich hoch in der Luft segelte und vom Wind davon getragen wurde. Der Hund wurde vom Hut überholt, was ihn zu einem erschreckten Sprung zur Seite veranlasste und mir einen vorwurfsvollen Blick einbrachte. Das allerdings brachte mich wieder zum Lachen und zu einem - wie ich finde - schönen Sommerbild. Denn der Hut fand ein Feld weiter, im Wiesenkerbel, ein angenehmes, würziges Landekissen.




Das Schöne an Spaziergänge ist, man kann über manche Dinge noch etwas nachdenken. Eine Geschichte möchte ich deshalb wieder mit euch teilen:

Und ein Mann sagte: Sprich uns von der Selbsterkenntnis!

Und er antwortete und sagte: Eure Herzen kennen im Stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte. 
Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen. Ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken immer gewusst habt. Ihr wollt mit den Händen den nackten Körper eurer Träume berühren. Und das ist gut so.

Die verborgenen Quelle eurer Seele muss unbedingt emporsteigen und murmelnd zum Meer fließen, und der Schatz eurer unendlichen Tiefen möchte euren Augen offenbart werden. Aber wiegt den unbekannten Schatz nicht mit Waagschalen. Und erforscht die Tiefen eures Wissens nicht mit Messstock oder Senkschnur.

Denn das Ich ist ein Meer, grenzenlos und unermesslich. Sagt nicht: "Ich habe den Pfad der Seele gefunden." Sagt lieber: "Ich habe die Seele auf meinem Pfad wandelnd getroffen." Denn die Seele wandelt auf allen Pfaden. Die Seele wandelt nicht auf einer Linie, noch wächst sie wie ein Schilfrohr. Die Seele entfaltet sich wie eine Lotosblume mit zahllosen Blättern. (Ein Kapitel aus "Der Prophet" von Khalil Gibran)

Habt heute einen schönen Feiertag!





Dienstag, 17. Juni 2014

Wanderung: „Arnika – die goldene Kraft“





Am Sonntag, den 22.06.2014 findet von 14.00 – 16.00 Uhr eine Kräuterwanderung zum Thema "Arnika" statt. An diesem Nachmittag wandern wir durch die Teuschnitz – Aue und Ihr erfahrt Wissenswertes über Heilkraft, Lebensbedingungen und „Zauberkraft“ der streng geschützten Arnika und der heimischen Wildkräuter. Auf Eure Fragen wird natürlich gerne dabei eingegangen. Tragt bitte festes Schuhwerk und der Witterung angepasste Kleidung.


Der Anmeldeschluss ist diesmal der 21.6.2014. Anmeldungsmöglichkeit: siehe Impressum. Bitte sprecht mir auf das Band oder schreibt mir eine Mail, da ich vom 18.6 - 20.6 nicht erreichbar bin. Ich rufe dann, wie gewohnt, zurück. Ich freue mich auf Euch!

Treffpunkt wäre diesmal das Rathaus in Teuschnitz. 








Sonntag, 15. Juni 2014

Bronzeaugen Kupferglanz zu Gast in meinem Garten


Was für eine Augenfarbe! Ich bin immer verblüfft, welch schöne Augen manche Tiere haben. Die Blindschleichen genießen sichtlich die Wärme. Sonnen sich auf den Schieferplatten am Teich, auf der Natursteinmauer oder geradewegs im Gras. Ich freue mich immer über den Anblick und beobachte sie dann etwas genauer. Jedes Tier hat durch unterschiedliche Färbung der Schuppen vor allem im Kehlbereich seine individuellen Erkennungsmerkmale. Keine Echse oder Schlange sieht gleich aus!


Das Prachtexemplar einer Anguis fragilis musste ich einfach fotografieren und sie ließ sich dabei nicht stören. Ein weiterer Name ist Bruchschlange. Wobei Schlange ein falscher Begriff ist, da die Blindschleichen zu den Echsen gehören und die wiederum zur Familie der Schleichen gehören. Sie sind völlig ungiftig und friedferig!

Sie ist eine Besonderheit in ihrer Lebensform!

Blindschleichen sehen aus wie Schlangen? Nur auf dem ersten Blick! Es gibt sehr viele verschiedene Unterscheidungsmerkmale.
Zum einen können sie mit den Augen zwinkern. Diese Fähigkeit haben Schlangen nicht. Zudem ist ihr Kopf nicht abgegrenzt zum Körper. Was ich damit meine? Schaut euch mal den Vergleich zwischen Blindschleiche und Ringelnatter an. Ein Klick auf das Bild vergrößert wie immer die Bilder.



Bei der Ringelnatter ist deutlich hinter ihren schwarz begrenzten, gelben Halbmonden der Übergang zwischen Kopf und restlichem Körper schmal. Der Kopf ist also deutlich abgegrenzt. 



Im aufgerichteten Zustand kann man sehen, wie sie den Kopf "abknicken" kann. Bei der Blindschleiche sieht man dagegen keinerlei Übergänge, es ist alles fließend. Zum Züngeln müssen sie den Mund öffnen. Schlangen haben eine Oberlippenaussparung in der sie ihre Zunge hin und her gleiten lassen. Ein Merkmal wäre noch, dass sie als Echsen eine gleichmäßige Schuppung haben. Bei der Ringelnatter könnt ihr gut erkennen, dass sie eine ungleichmäßige Schuppung hat.


Viele denken immer noch, diese Tiere wären blind, weil sie die Augen zumachen, wenn sie sich tot stellen. Da sieht man dann nur Schlitze, keine Augen, aber auch so sind die Augen recht klein. Ihren Mund kann sie zudem nicht so weit öffnen, wie die Schlangen.


Im Althochdeutschen allerdings, sagte man zu blenden: plint. "Plintslicho", was so viel wie "blendender Schleicher heißt, bezieht sich auf die bleiglänzende Färbung ihrer Haut, übrigens auch manche noch nicht oxidierte Metalle "blenden" in der Anfangszeit. Einige geschwefelte Metallerze und metallische Mineralien haben deshalb den Begriff "Blende" erhalten. Sie sind meist rötlichfarben. Wenn das Licht auf die "Plintschleiche" oder "Blendschleiche" fällt, kann man schon mal für einen kurzen Moment denken, es läge Metall auf dem Boden. So kann man sich den Namensursprung vorstellen.




Desweiteren haben sie einen Schutzmechanismus, der viele Menschen erschreckt. Fasst man sie am Schwanz, werfen sie diesen ab. Der Schwanz zuckt dabei sehr wild um die Feinde abzulenken. Die Anguis fragilis schleicht sich in der Zeit davon. Daher übrigens auch der Name Bruchschlange. Fragilis bedeutet zerbrechlich und an der Sollbruchstelle wird der Schwanz abgeworfen. Er wächst auch wieder nach, allerdings nicht mehr so lang und schön sondern meist etwas dunkler. Bis dahin hat die Blindschleiche keinen "Joker" mehr in der Hand. Erst wenn der Schwanz wieder eine gewisse Länge hat, kann sie ihn wieder abwerfen.



Männchen sind kupferfarbiger und Weibchen eher gräulich. Kurz vor der Häutung wird es allerdings (für mich) schwieriger sie zu bestimmen. Bei den Weibchen zeigt sich am Rücken öfters als bei den Männchen, ein schwarzen Strich, den man Aalstrich nennt. Die Farbabgrenzungen sind bei den Weibchen zumeist deutlicher. Bei den Männchen kommen manchmal Exemplare vor - oftmals sind sie schon älter - die bläuliche Schuppen haben.

Eine Blindschleiche ist kein Haselwurm und hat auch nichts mit dem Tatzelwurm gemein! Leider findet man allzu oft diese Bezeichnungen als Synonym. Im Post "Heerwurm - ein Relikt alten Aberglaubens" habe ich die einzelnen Sagen-Würmer genauer beschrieben. Die Blindschleiche bevorzugt keine Haselsträucher!



Die kleinen, beinlosen Echsen haben sogar noch außerhalb Europas  Verwandte, die genauso ausschauen, aber noch unbrauchbare, verkümmerte Beinchen an der Seite tragen. Die "Erzschleichen" in Italien und Spanien. Am Körper außen sieht man bei der Blindschleiche keine Hinweise auf Beine, aber am Skelett der toten Tiere allerdings, kann man noch die Becken- und Schulterknochen finden.

Eine Blindschleiche ist Ei-lebendgebärend! Blindschleicheneier sind weich. Eigentlich fast nur eine dünne, etwas zähe Haut. Während des Geburtsverlaufes, zerreißt die Eihülle und gibt das ca. sieben Zentimeter große Jungtier frei. Sie fressen Nacktschnecken und ihre Gelege, kleine Würmer und andere Insekten. Mich ereilt im Moment trotz erheblicher Trockenheit eine richtige Schneckenplage. Über solch hübsche Gartenhilfe, kann ich mich also nur freuen. Nur müssen sie bei mir schnell sein! Zur Zeit laufen bei mir bis zu fünf Igel gleichzeitig in der Nacht herum. Die freuen sich natürlich ebenso über den abwechslungsreichen Speiseplan in meinem Garten.


Ein Märchen möchte ich euch nicht vorenthalten. Es ist von den Gebrüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen (1812-1857). Später war das Märchen nicht mehr in den Büchern enthalten, vielleicht, weil man zu der Zeit schon wusste, dass die Blindschleiche nicht blind ist.


Von der Nachtigall und der Blindschleiche
Es waren einmal eine Nachtigall und eine Blindschleiche, die hatten jede nur ein Aug und lebten zusammen in einem Haus lange Zeit in Frieden und Einigkeit. Eines Tags aber wurde die Nachtigall auf eine Hochzeit gebeten, da sprach sie zur Blindschleiche: »Ich bin da auf eine Hochzeit gebeten und möcht nicht gern so mit einem Aug hingehen, sei doch so gut und leih mir deins dazu, ich bring dir's morgen wieder.« Und die Blindschleiche tat es aus Gefälligkeit.

Aber den andern Tag, wie die Nachtigall nach Haus gekommen war, gefiel es ihr so wohl, daß sie zwei Augen im Kopf trug und zu beiden Seiten sehen konnte, daß sie der armen Blindschleiche ihr geliehenes Aug nicht wiedergeben wollte. Da schwur die Blindschleiche, sie wollte sich an ihr, an ihren Kindern und Kindeskindern rächen. »Geh nur«, sagte die Nachtigall, »und such einmal:

Ich bau mein Nest auf jene Linden,
so hoch, so hoch, so hoch, so hoch,
da magst du's nimmermehr finden!«

Seit jener Zeit haben alle Nachtigallen zwei Augen und alle Blindschleichen keine Augen. Aber wo die Nachtigall hinbaut, da wohnt unten auch im Busch eine Blindschleiche, und sie trachtet immer hinaufzukriechen, Löcher in die Eier ihrer Feindin zu bohren oder sie auszusaufen.




Dienstag, 10. Juni 2014

Entgegen aller Prognosen...






Sie überraschte mit ihrem unbändigen Lebenswillen.
Vor dreizehn Jahren glaubte niemand, dass sie je die Schwangerschaft oder Geburt, geschweige denn die Wochen danach überleben würde. Sie hatte aber ihre eigenen Vorstellungen vom Leben und kam deshalb auch noch neun Wochen zu früh.

So wie sie war - kompromisslos.

Lebenswert und liebenswert. Ihre Freude am Leben war es, die zeigte, dass "LEBENSWERT" immer im Auge des Betrachters liegt und VOR ALLEM im Auge des Betroffenen. Ihr Lachen steckte an. Sie überraschte, jene die sie kannten, mit ihrem aufgeweckten, fröhlichen Wesen. Sie hatte diesen herzerfrischenden Charakter trotz der vielen OPs und Schmerzen und überraschte mit ihrem unbändigen Lebenswillen. Sie liebte ihr Leben.

Sie lebte! Entgegen aller Prognosen .

Dreizehn Monate Hoffen und Bangen. Zusammengerechnet lebten wir insgesamt zehn Monate davon auf der Intensivstation. Ein einziges Mal in ihrem kurzen Leben  - am Tag vor ihrem Tod - bekam ich den Satz zu hören: "Was unken Sie rum?  Ihr Kind ist doch über den Berg, was machen Sie sich Sorgen?"
Am nächsten Tag - von einem Moment auf den anderen - entschied sie sich zu gehen. Heute vor zwölf Jahren. Keiner konnte sagen warum und woran sie starb.

Sie starb. Entgegen aller Prognosen.

So wie sie war - kompromisslos.

Rettungsversuche vergeblich. Mit Pauken und Trompeten ... während des Schichtwechsels ... damit sich auch alle verabschieden konnten.
"Was unken Sie rum?" Nein, es war kein "unken" meinerseits. Es war eine deutliche Vorahnung.

Vielleicht ahnen wir manche Dinge vorher, damit wir in dem Moment - in dem uns die Gewissheit ereilt - den Schmerz etwas besser ertragen können.




Die Perle

Einst fragte ein Junge seinen Großvater, wie denn die Perlen entstehen, die so wunderschön in der Sonne glänzen.

Der Großvater antwortete, dass die Muscheln am Meeresboden liegen und sich ab und zu öffnen, um Nahrung aufzunehmen und die Schönheit des Lebens zu sehen. Wenn dabei ein kleines Sandkorn in das Muschelgehäuse gelangt, umhüllt die Muschel es Schicht für Schicht, da ihr Körper so weich und verletzlich ist, bis schließlich eine wunderschöne Perle entstanden ist.

So ergeht es auch uns Menschen, erzählt der Großvater weiter. Wenn wir uns aus Angst vor Schmerzen nicht für den Reichtum und die Schönheit des Lebens öffnen, bleibt unser Leben arm und leer. Doch jeder, der selbst Schmerzen erlitten hat, wird zu seinen Mitmenschen barmherziger und liebevoller sein. Darum, mein Junge, öffne dein Haus weit und vertraue dich dem Leben an, und wenn der Schmerz in dich dringt, nimm ihn an und verwandle ihn in eine Perle, die unvergänglich ist.

Es ist nicht wichtig, was dein Schicksal ist, sondern wie du es meisterst.

Mit freundlicher Genehmigung von der lesenswerten Seite: Sinnige Geschichten