Samstag, 10. September 2011

Herbstzeit - mal poetisch


mir war danach...

Rilke:Herbst




...Und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält...


Heute ist so ein herrliches herbstliches Wetter gewesen. Der Nebel stieg nur langsam hoch und hinterließ eine Vielzahl an Spinnennetzen, die mit überzählig glänzenden Tautröpfchen bedeckt waren. Man konnte den feuchten Duft von den sich färbenden Blättern und der freiliegenden Erde riechen. Es riecht nicht so appetitlich würzig wie im Frühjahr, sondern herber, an manchen Orten leicht modrig, gedämpfter und gesättigt.

Kennt ihr das? Wenn man einen langen Spaziergang in der Natur gemacht hat, riechen Haut und Haar einfach gut - so wie auch an der frischen Luft getrocknetete Bettwäsche herrlich duftet. Jede Jahreszeit hat insofern seine eigenen reizvollen Gerüche parat. Im Winter sind die Gerüche klarer und nicht so aufdringlich, aber der Herbst, der ist wirklich übervoll davon. Er ist nicht so staubig wie oftmals der Sommer. Durch die Wärme scheint der Sommer - selbst bei Regen - die Gerüche oftmals fast zu ersticken.

Der Herbst lädt mit seiner Duftvielfalt zum Innehalten ein.
Das verschiedene Obst und Gemüse im Garten riecht nun süßlich, überreif und manchmal gärend. Stauden, die ihren blumig schweren Duftakkord dazusetzen. Kräuter verströmen ihre ätherischen Öle beim Vorbeistreifen. Heller, erfrischender Minzeduft zu belebenden und muntermachenden Thymian und Dost, die Artemisiasorten trotzen mit Würze. Der Rindenmulch erinnert an Pilze im Waldboden,  leicht modrig und schwer. Das nasse Gras gibt je nach Beikräutern ,bei jedem Schritt den ich mache, seinen saftigen, leicht sauren Geschmack  dazu. Feuchtes Holz mengt sich dazu und dieser holzige Duft erinnert daran, dass man es bald wieder im Haus benötigt.

Den einzigartigen Herbstduft kann man nicht einfangen, aber wir können ihn genießen! Egal welches Wetter uns beschert ist... schnuppert mal wieder!
Fallende Blätter...




Falls ihr noch ein wenig zur Ruhe kommen wollt, könnt ihr euch noch die Geräusche des Herbstes anhören und die Bilder genießen...

Freitag, 9. September 2011

Blicke sagen Alles!


Katzen sind lebendige Stilleben. Ich habe zudem immer das Gefühl, unser Kater gibt mir die Ehre, ihn fotografieren zu DÜRFEN. Hat er keine Lust dazu, verkrümelt er sich, sobald der schwarze Kasten in meiner Hand zu sehen ist. Das sind die vielgeliebten unscharfen "Das-schwarze-Etwas-war-die-Katze-Bilder".
Unser Hund Poldi kann es aber überhaupt nicht verstehen, wenn Frauchen vor der Katze kniet und etwas in der Hand hält. Er muss da natürlich SOFORT nachschauen! Man darf ja nichts verpassen. Smoky sieht gerade, dass sein Hauskamerad im Anmarsch ist. Die Freude hält sich in Grenzen. Hunde sind doch solche Unruhebringer. Geschnüffel hier und Geschnüffel dort, dieses Schwanzgewedel und Gehechel und wenn man nicht aufpasst, hat man eine nasse, schlabbrige Zunge im Ohr und quer über das gutgepflegte Katzengesicht.
Nöö! Jetzt drängelt sich der Kerl auch noch in den Vordergrund! Schaut euch mal den Gesichtsausdruck von Smoky an!

Hunde im Vordergrund - das geht gar nicht! Genervt verlässt er seinen Sitzplatz. Poldi versteht das überhaupt nicht. "Hey Kumpel, bleib da! Was ist denn?"
Poldi möchte natürlich zeigen, dass er seine Katze liebt und unter Katzenwäsche stellt sich nunmal jeder etwas anderes vor. Allerdings, bei der Redensart "Den Kopf gewaschen bekommen" kann ich nicht umhin... Ich sehe immer Poldi - mit der Pfote auf Smokys Rücken - und dann das ausgiebige nasse Zungenbad, bis der Kopf der Katze ausschaut wie frisch gegelt.

Dienstag, 6. September 2011

"Unsere" Turmfalken im Garten

Falkenweibchen Jolanda

Jedes Mal wieder eine Augenweide für mich!
Vor ca. 20 Jahren entdeckte ich einen Wanderfalken am Haus unter unserem Dachgebälk. Dieser einsame Falke besuchte uns mehrere Jahre regelmäßig im Frühjahr, blieb aber nur für kurze Zeit und dann kam er irgendwann nicht mehr. In den letzten zehn Jahren, habe ich vieles umgeändert. Aus einem ordentlichen 70er-Jahre-Stil Garten meiner Eltern wurde ein chaotisch bunter Naturgarten. Es hängen nun überall verschiedenste Nistmöglichkeiten. Als Letztes kam unter dem Dachgebälk ein Falkenkasten hin.
Mein Wunschtraum wurde wahr. Er war schon im ersten Jahr belegt und ich war sehr aufgeregt, als ich im Dachboden Geräusche von außen vernahm. Völlig untypische allerdings... es waren Eichhörnchen, die ihre Jungen dort großzogen. Sie kletterten einfach am Haus den Rauhputz hoch.

Falkenkasten

Im darauf folgendem Jahr ließen wir unsere Giebel verschiefern (ortstypische Dachisolierung) und haben dabei den Falkenkasten mehr nach außen direkt an den Balken umgesetzt. Neugierige gefiederte Besichtigungen im darauf folgendem Jahr (die Eichhörnchen keckerten erbost, sie können den Schiefer nicht hochklettern).

Falkenmann Joringel schaut ins Elsternest

Letztes Jahr dann - endlich - waren Turmfalken sechs Wochen am und im Kasten. Ende Mai waren sie von einem Tag zum anderen alle beide weg. Wir waren so entäuscht.

Ein toller Vogel!

Dieses Jahr kamen sie beide wieder. Sie paarten sich lautstark, zeigten akrobatische Flugkunststücke, riefen sich im Flug. Sie lockte mit langezogenen "Lahnen" im Kasten und er brachte regelmäßig seine haarigen Geschenke. Jedes Geräusch von außen wurde von uns mit Freude wahrgenommen. Es flog dann irgendwann ein dritter Falke mit. Spannung! Verscheuchte einer den anderen? Sie blieben zu dritt! Leider auch das gleiche Spiel wie das Jahr zuvor. Pünktlich zur Eiablage war das Weibchen verschwunden. Das Männchen nahm unseren Falkenkasten als Vorratslager und häufig als Nacht- oder Schlechtwetterquartier. Da eine Wiese direkt neben unserem Haus liegt, wurde der Kasten zusätzlich zur Ansitzjagd genutzt.

Hinterlassenschaft

Die Hinterlassenschaften waren auch beträchtlich. Falken sch..... nicht einfach herab, sie "schießen" weit! Ihre Gewöllballen, die sie herauswürgen, wurden unübersehbar. Falken fressen zu 85% Mäuse und die restlichen 15% bestehen aus Vögel, Eidechsen, Regenwürmer (!), Käfer und andere Kleintiere. Was sie fressen, sieht man dem Gewölle an. Taubenzüchter schimpfen oft auf die Falken, es ist aber meistens der Sperber, der die Tauben abfängt (er frisst hauptsächlich Vögel) und auch der Habicht packt gerne zu. Manche Habichte können sogar dem Falken gefährlich werden, sie rauben Hühner sowie Kaninchen oder Meerschweinchen, die im unabgedeckten Freigehege sich tummeln. Unsere Falken hatten sichtbar guten Appetit auf Mäuse.

Gewölle und Feder

Im August die freudige Überraschung. Es flogen frühmorgens sieben Falken um das Haus. Wie fürsorglich die Altvögel sind! Die Jungvögel landeten auf Bäumen sowie Häusern und sie machten Lärm. Wie gern ich ihnen zuhörte! Mittlerweile fliegen Jolanda & Joringel wieder täglich den Falkenkasten an. Das Männchen hat nun auch die Mauser hinter sich (die Weibchen sind in der Mauser - im Federwechsel 1x im Jahr - wenn sie brüten). Beide werden Kräfte sammeln, denn bisher sind sie immer im Winter weggezogen. Das wird eine stille Zeit unterm Dach und ein langes Warten auf die Rückkehr.

Ich wünsche gute Reise!

Männchen mit schmalen Schwanz, Weibchen mit breitem Schwanz

Montag, 5. September 2011

Was macht man mit Kornelkirschen?

Nachdem Lisanne (http://art-of-lisanne.blogspot.com/ ) mich gefragt hat, ob ich genaueres über die Kornelkirsche berichten kann, komme ich dem gerne nach. Allerdings setze ich den Post (geschrieben am 06.09.2011) zu dem vom 05.09. geschriebenen, damit die Verbindung hergestellt werden kann zwischen Ursprungspost und Anfrage.
aufgeschnittene Kornelkirsche
Die Kornelkirsche (Cornus mas) gehört zu den Hartriegelgewächsen (Cornus) und hat die lateinische Bezeichnung "mas", welche vom "maskulinen" also vom Mann abgeleitet worden ist. Sie ist nicht mit der Kirsche verwandt, aber der Geschmack der vollreifen Früchte ähnelt dem der Sauerkirsche. Hartriegel passt auch insofern, weil der Strauch mit zu den härtesten Holzgewächsen Europas gehört. In Deutschland kennt man die Pflanze unter "Kornelkirsche" oder als "gelben Hartriegel". Österreich hat sich einen viel liebevolleren Namen ausgesucht: "Dirndlstrauch" oder "Dirndl".
Der Strauch wird ca. 6 m hoch und sehr breit, kann aber beschnitten und klein gehalten oder wie ein Baum erzogen werden. In Parkanlagen findet man ihn häufig, über Wildstandorte kann ich nichts sagen, im oberen Frankenwald gibt es ihn eher nicht. Das liegt aber auch eventuell daran, dass wir durch die vielen Fichtenwälder vielerorts sauren Boden haben und die Kornelkirsche mag doch recht gern eine Portion Kalk. In der Stadt ist sie übrigens auch sehr robust und salztolerant.


Das Wildobst ist ein hervorragendes Nährgehölz für Insekten und Vögel, auch Säugetiere wie die Haselmäuse im Garten oder der Igel bedienen sich gerne. So auffällig schön eine Forsythia blüht, sie gibt keine Nahrung ab. Die Kornelkirsche blüht zeitlich noch eher (Wo habe ich nur das Bild mit dem blühenden Strauch?). Die gelben, wunderhübschen kugeligen Blüten blühen reichlich, aber nicht so dicht an dicht und haben dadurch keine so intensive Fernwirkung. Die Bienen und Hummeln finden frühzeitig genügend Nektar und Pollen.
Das „Kornelkirschblütenfest von Gurye“ in Südkorea zieht jedes Jahr um die 800.000 Touristen ins Dorf. Allerdings sind um das Dorf herum ca. 30.000 Kornelkirschbäumen angepflanzt! Das wirkt sicherlich! Seit drei Jahren gibt es auch ein Kornelkirschenfest in Bamberg! Im Mostviertel in Österreich nennt sich das Pielachal auch Dirndltal. Schaut mal es gibt sogar ein Dindl-Wiki: http://www.dirndlwiki.at/index.php?title=DirndlWiki:Portal

Obwohl die Blätter mit Faulbaumblätter und anderen Hartriegelarten verwechselt werden können, die roten, eiförmigen Früchte sind unverwechselbar in Kombination mit den Blättern. Die Blätter glänzen im Sommer und haben eine schöne gelbe Herbstfärbung! Nachdem die Früchte Ende August reifen und sofort abfallen, wenn sie reif werden, kann man ein Laken unter den Strauch legen und schütteln. So kommt man leicht zu den vollreifen Kornelkirschen.

Was kann man daraus machen?

♥ Die Römer legten sie wie Oliven ein; Varianten: süßsauer, in Weinessig
♥ Man löst den Stein aus (geht schwer) und trocknet die Früchte.
♥ In Österreich gibt es den gebrannten "Dirndlschnaps" - geht aber auch als Liköransatz.
♥ Entsaftung und den Saft pur genießen oder weiterverarbeiten zu Gelee, alternativ zu Likör.
♥ Wer einen Weinballon hat, kann Wein herstellen!
♥ Man kann Chutney kochen oder sie wie andere säuerliche Früchte in der Küche einsetzen.
♥ Die gerösteten Kerne (Vanillearoma) gaben dem Wiener Kaffee früher sein unverwechselbares Aroma.
♥ Süße Varianten: Als Nachtisch pur, kandiert, Fruchtmus zu Quark- oder Joghurtspeisen, eingelegt in Honig, ...

☺ Früher verwendete man das Fruchtfleisch zum Angeln.
☺ Der Rest vom Entsaften eignet sich zum Färben.
☺ Das Kernöl nahm man in Italien zur Seifenherstellung.

Der Kern hat die Farbe des Kernholzes

Was bewirken Kornelkirschen?

Zitronen sind Vitaminbomben? Die 60 - 125 mg Vitamin C in der Kornelkirsche pro 100 g Gewicht sind ebenbürtig! Der hohe Anteil an Vitamin A hilft bei Hautbeschwerden.
Das Apfelpektin  bindet Gifte und wirkt mild stopfend. Die Früchte wirken somit gut gegen Durchfall.
Der Inhaltsstoff Anthocyan soll die Magenschleimhaut beruhigen und antibakteriell wirken. Über einen langen Zeitraum gegessen, soll sie den Darmaufbau unterstützen. 1990 schrieb Heilpraktiker Reinhard Schiller in seinem Buch "Hildegard-Medizin-Praxis", dass die Kornelkirsche, in Kombination mit Dinkel, bei Colitis - einer chronischen Dickdarmentzündung - hilft.
Der von Gicht und Krampfadern geplagte Mensch kochte Blätter und Rinde und gab den Sud in sein Badewasser. Auch gegen Krebs sollte das aus dem Holz destilillierte Öl - innerlich angewand - helfen. Wissenschaftler können dies nicht bestätigen, allerdings ist mir auch nicht bekannt, ob sie die Wirkung von Kirschen oder von Zweigen und Blättern untersuchten. Es gib auch keine Angaben, ob sie überhaupt das Destillat verwendeten oder die Pflanze im "Rohzustand".
Der Baumsaft wurde gesammelt "gegen das Schwinden". Die Blätter wirken zudem blutstillend.
Die Kornelkirschensaft ist besonders gut für die Nieren zum Ausspülen. Er stärkt die Blase bei Inkontinenz und hält den Männern ihre Prostata gesund.
Versteht ihr meinen Jubelschrei als ich den Kornelkirschenstrauch sah?

Es gibt sogar eine Fabel, in der die Kornelkirsche erwähnt wird:

Fuchs und Wolf
(Ein Märchen aus dem Tessin)

Die Sonne war untergegangen und die Dunkelheit brach über das Tal herein. Da ging der Wolf aus seiner Klause, um eine Beute zu erhaschen. Unterwegs begegnete er einem Fuchs, der mit der gleichen Absicht ebenfalls in Feld und Wald herumstreifte. Da sprach der Wolf zu ihm:
»Weißt du was? Komm, wir gehen in jene Milchhütte dort, wo eine ganze Reihe Milchkannen steht. Da könnten wir uns einmal ordentlich das Ränzlein füllen!«
Der Fuchs, der vor Hunger kaum mehr warten konnte, ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie entdeckten richtig ein Loch in der Mauer. Meister Reineke ging voraus, der Wolf hinten drein. Und wirklich gelang es ihnen, hineinzukriechen.
Sie fanden da herrlich frische Milch und fingen an zu trinken. Der Fuchs kehrte jedoch von Zeit zu Zeit wieder zum Loch zurück, um zu probieren, ob er noch hindurchschlüpfen könne, während der Wolf als ein richtiger Vielfraß und Einfaltspinsel trank und trank, ohne an etwas zu denken.
Und so geschah es denn, daß der Fuchs mit knapper Not noch aus der Hütte schlüpfen konnte, während der Wolf, weil er sich den Bauch zu stark gefüllt hatte, trotz aller Anstrengungen nicht mehr herauskam. Also musste er die Nacht über in der Hütte bleiben.
Wie nun der Bauer am andern Morgen seine Milch in die Hütte bringen und die Kannen füllen wollte, gewahrte er den Wolf. Da nahm er einen Stock und prügelte ohne Erbarmen auf ihn los. Die Schläge fielen nicht anders als wie ein Donner- und Hagelwetter auf seinen Pelz - bis der arme Wolf schließlich mehr tot als lebendig entwischen konnte.
Mittlerweile hatte der Fuchs am Waldrand einen prächtigen Baum voll Kornelkirschen entdeckt; viele davon lagen reif am Boden. Er wälzte sich in diesen herum, so dass sein Pelz ganz rot wurde. Als nun der Wolf winselnd und wehklagend vorüber schlich, rief der Fuchs ihn zu sich und sagte:
»Ei, Gevatter Wolf, schau doch, wie sie mich übel zugerichtet haben. Siehst du, wie mir das Blut überall herausläuft? Ach Gott, so trag mich doch nur ein kleines Stück weit nach meinem Hause.«
Jetzt überkam den Wolf das Mitleid, und so erbärmlich auch sein Fell von den Stockschlägen zerzaust war, nahm er den Fuchs dennoch auf seine Schultern und trug ihn heimwärts. Da sang der Fuchs das Liedchen:
»Hop, hop, hop, nur immer langsam voran, denn der Kranke trägt den gesunden Mann!«
»Was singst du da?« fragte der Wolf. »Ach, das ist ein uraltes Lied, das mich meine Eltern - Gott hab sie selig! - vor Zeiten einmal gelehrt haben.«
Und so trug denn der Wolf seinen Begleiter bis in dessen Höhle, wo der Fuchs sich ins Fäustchen lachte. Der Wolf aber schlich sich hinkend nach Hause.
Erzählt 1911 von Luigia Carloni aus Rovio - erstmals erschienen auf deutsch in "Die Schweiz in ihren Märchen & Sennengeschichten"

Ein Kräuterfraala schockiert die Welt - zumindest die Bekannten

Kornelkirsche

Da habe ich was angerichtet. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.
Man muss sich vorstellen:
Traumhaftes Wetter, Geburtstagsfeier bei lieben Freunden im Garten und was macht ein Kräuterfraala in fremden Gärten? Richtig! Sie schaut nach Kräutern, Sträuchern und nach allem was "kreucht und fleucht".
Solche Kräuterfraalas sind aber auch wirklich unmöglich! Da fliegen Wespen, doch statt sie zu erschlagen, dreht und wendet das Fraala die Tasse, um zu erkennen, was für eine Wespenart zu Besuch kommt. Ein markerschütternder Schrei! Es wird ins Haus gerannt. Der erste Anflug des schlechten Gewissens. Hat vielleicht eine Wespe zugestochen? Bin ich mit meiner Tierliebe im fremden Garten zu weit gegangen?
Kurz darauf - Aufatmen meinerseits! Nur eine wunderschöne Königslibelle hat einen Gast erschreckt mit dem Flügel-summ-und-brumm-Geräusch. 

Ich lief durch den Garten und konnte einen Freudenschrei nicht unterdrücken! Kornelkirschen! Ein wunderschöner Strauch mit vielen überreifen Kirschen. Also pflückte ich mir zwei Hände voll - meine Kinder waren natürlich schon nach dem ersten Jubelschrei an meiner Seite.

Ich ließ meine Kinder kosten. Sie waren begeistert. Dem Gastgeberkind wollte ich auch welche anbieten, aber ich habe nicht mit dem Tumult gerechnet, der ausbrach.
Plötzlich schrie es vielfach aus den Kehlen: "NICHT ESSEN!!! Die sind giftig!" Einer rief, dass es Tollkirschen seien (Tollkirschen sind schwarz und wachsen anders). Sie waren schockiert und ich denke, einige auch über mich im Moment sehr verärgert.
Was ich nicht wusste, sie haben ihrem Kind (5) erklärt, dass alle Beeren im Garten giftig seien. Sie kannten die Sträucher auch nicht, es pflanzte sie damals der Vorbesitzer. Jetzt kam ein Kräuerfraala daher - voller Begeisterung - steckte freudestrahlend eine Kirsche nach der anderen in den Mund, teilte diesen Genuss mit ihren Kindern und bot auch noch dem Gastgeberkind eine "giftige" Frucht an. Erinnert ein bischen an Schneewittchen - als die Königin ihr den vergifteten Apfel anbot, oder?
Kornelkirschen mit Blättern
Auweija!

Ich wollte doch keine Panik auslösen oder Probleme verursachen! Ich habe mich nur so gefreut, Kornelkirschen zu finden, denn sie wachsen im Frankenwald noch viel zu selten. Mein Strauch wird von den Vögeln abgeleert, sobald Früchte rot werden; der Strauch trägt auch noch nicht so reichlich.
In dem Garten unserer Freunde wachsen allerdings wirklich fast nur Ziergehölze, die nichs für Kinder sind. Unter einigen ungiftigen Gehölzen auch Eiben, Pfaffenhütchen, Liguster, Forsythie, Stechpalme und ein Strauch, den ich nicht bestimmen konnte. Für mich verständlich, wenn das Kind keine Beeren essen soll. Im Garten nicht und auch nicht anderswo. Sie kennen sich nicht aus und wollen kein Risiko eingehen.
Ich selber esse auch nur das, was ich wirklich kenne und meinen Kindern würde ich niemals Unbekanntes oder Giftiges anbieten. Mit dem (jetzigen) Hintergrundwissen verstehe ich natürlich die Aufregung. Man pflückte deshalb zur Sicherheit nach der Aufregung noch viele Beeren von den Sträuchern ab und warf sie über den Zaun, damit das Kind jetzt nicht wegen mir auf dumme Gedanken kommt und anfängt die Beeren durchzuprobieren. Das Kind ist klug, aber man kann ja nie wissen.
Die Kornelkirsche ist ein Hartriegelgewächs, das kann man an den Blättern erkennen.
Was allerdings erneut für Unruhe sorgte... meine kleine Tochter begann über Bauchweh zu klagen! Sie war sehr blass und wollte sich hinlegen. Man sah es in den Gesichtern geschrieben, auch wenn keiner etwas sagte: "Die hat eine Vergiftung!"
Meine Große ohne Mitgefühl: "Die braucht jetzt nicht zu jammern! Sie hat die halbe Packung Colafläschchen alleine gegessen, da wird`s jedem schlecht!"

Kurz und gut, wir sind alle gesund geblieben. Keine Rauschzustände, kein Erbrechen, keine Ausfallerscheinungen. Ich werde mich allerdings das nächste Mal zügeln und vorher fragen, ob ich naschen darf - heimlich. Vielleicht frage ich, ob ich eine Schüssel bekomme. Dann werde ich den Strauch von seiner gesamten Last befreien und glücksstrahlend zu Hause die Kornelkirschen verarbeiten. Ich lebe anders mit und in der Natur und ich muss wirklich besser aufpassen, andere nicht zu überfordern.  Sicherlich werde ich aber auch da ein schlechtes Gewissen haben. Ich esse ihnen schließlich dann eine wohlschmeckende Kostbarkeit weg.