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Sonntag, 23. März 2014

Endlich ist er wieder da!





Wie habe ich ihn vermisst! Er scheint sich darüber aber nur zu amüsieren. Seht ihr auch den freundlichen Gesichtsausdruck? Ein Klick auf das Bild vergrößert dieses.
In den vergangenen Tagen habe ich langsam angefangen mir Sorgen zu machen. Im letzten Jahr sah ich ihn schon am 19. Februar über unser Dorf fliegen und am 26. März konnte ich ihn zum ersten Mal fotografieren. Man muss dazu sagen, es lag noch lange Schnee und die Bäche waren zum Teil zugefroren. Ich habe viel Respekt vor dem Vogel, der diesen und vielen anderen Widrigkeiten trotzt und im Frankenwald ein gutes Zuhause gefunden hat.



Dieses Jahr lag wenig Schnee. An so einem warmen Winter kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Im März tagelang schönes Wetter. Man merkt es leider auch an den Waldbächen, die im Moment kaum Wasser führen. Trotz des Wetters, hält mein Igel weiterhin Winterschlaf, die Falken sind noch nicht am Haus und vom Schwarzstorch war bisher im Dorf nichts zu sehen.



Heute war es so weit, er hat mich natürlich wieder viel eher bemerkt. Schwarzstörche haben ein erstaunlich gutes Gedächtnis. Einbildung? Nein, ich denke eher nicht. Wenn ich mit unserem Hund unterwegs bin, sehe ich meist farblich aus wie ein "Dreckbatzen". Also nix mit feiner Sonntagskleidung oder sportlich wirkenden Klamotten! Bevorzugter Kleidungsstil sind meine ältesten (meist braunen) Hosen und eine braune Allwetterjacke mit ungefähr tausend Taschen. Im Sommer trage ich oft khakifarbene T-Shirts. Bei schlechtem Wetter sitzt auf dem Kopf ein braunes Käppi. Regenschirme finde ich zu jeder Zeit grausam. Allerdings trage ich auch keine Frisur, sondern nur Haare und da ist es nicht schlimm, wenn die zerzaust vom Wind und Regen sind. Warum die Erklärung?



Laufe ich in meinen abgetragenen Klamotten mit Poldi die altbekannten Wege ab und begegne den Schwarzstorch oder andere Tiere, wirken sie meist ruhig und entspannt. Trage ich eine andere Jacke oder ein anderes Shirt, sind sie unruhiger "auf dem Sprung" und beobachten mich gespannt. Habe ich mal Begleitung, bleiben die Tiere meistens im Verborgenen oder man sieht sie nur noch davon eilen. Das ist auch ein Grund, warum ich auf meinen Streifzügen meist alleine unterwegs bin und auf "unterhaltsame" Begleitung sehr gerne verzichte. Der Schwarzstorch reagiert auf Veränderungen mit vermehrter Achtsamkeit. Auf dem Bild oben seht ihr den Storch etwas dunkel als Schattenriss. Unten habe ich das Bild aufgehellt. Seht ihr den aufmerksamen Blick? Was für ein prachtvoller Vogel!



Wie wünsche ich ihm - nach dem traurigen letzten Jahr - viel Erfolg im Brutgeschäft! Er ist unbeschadet wieder zurück und auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Nun bin ich aber erst einmal beruhigter und hoffe, auch ihr habt heute ein schönes Sonntagserlebnis!









Samstag, 1. Februar 2014

Mr. Motzki der Pilzigel






Kurz vor dem Weihnachtsfest war es dann soweit. Die meisten Deutschen beschäftigen sich zu dieser Zeit mit Weihnachtskugeln in den verschiedensten Farben. Ich beschäftigte mich mit meiner Stachelkugel und untersuchte sie wieder einmal genauer. Nachdem Mr. Motzki seine Lungenwürmer,  Haarwürmer und den Husten endlich los hatte, ging es eigentlich nur noch darum, an Gewicht zuzunehmen um in das lang ersehnte Außengehege umziehen zu können. 



Wenn die Igel stabil sind, wiege ich sie normalerweise nicht mehr jeden Tag und ich nehme sie auch nicht täglich in die Hand. Sie sollen nicht zu sehr an den Menschen gewöhnt werden, was allerdings bei diesem Kerl nie zur Debatte stand. Er, der Inbegriff einer motzenden, puffenden Stachelgranate, ist der unfreundlichste Igel den ich bisher je kennengelernt habe.

Die Wurzel des Stachels ist kugelförmig.  Anklicken vergrößert die Bilder

Nun, eigentlich war für mich sein Verhalten zum Haare raufen, doch scheinbar galt es beidseitig. Zwischenzeitlich zeigte sich sein linkes Auge schlitzäugig verengt. Zugluft konnte ausgeschlossen werden. Es eiterte nicht und nach ein paar Tagen war es wieder unauffällig. Ich machte mir Sorgen. Mittlerweile wog er schon 720 g. Doch irgendetwas lag in der Luft. Am 16.12 fiel mir auf, dass mehrere Stacheln auf dem Boden lagen. Igel durchlaufen einen Stachelwechsel, also normalerweise auch nicht besorgniserregend. 

Stachelausfall am Ringmuskel, dazu noch weiße, schuppige Haut

Damit aber dennoch alles andere ausgeschlossen werden konnte, wurde wieder Kot gesammelt. Diesmal geruchsneutral in einem kleinen Cremedöschen. Mein Mann wollte es zur Post bringen und ich rief noch mal mittags ihn an um ihn daran zu erinnern. Er: "Huch, sorry! Ich habe es mir heute morgen extra auf meinen Platz hingestellt, aber das stinkt diesmal nicht, da habe ich es mittags glatt vergessen. Eine Kollegin wollte wissen, seit wann ich Creme benutze, da ist es mir eingefallen, aber die Post hat ja - bis ich jetzt hinkomme - schon zu." Na, wahrscheinlich zog es ihn nicht mehr so zur Post, dennoch war die Probe am nächsten Tag auf dem Postweg und blitzschnell das Ergebnis im E-Mailfach. Die Stuhlprobe zeigte einen geringgradigen Befall an Haarwürmern.


Detailaufnahme der mit Hautschuppen behafteten ausgefallenen Stacheln

Am 19.12 betrachtete ich Mr Motzki genauer. Er hatte zwar trockene Haut, aber diese war nicht auffällig schuppig. Mit trockener Haut haben Igel öfters einmal in der Gefangenschaft zu kämpfen. Eigentlich logisch, da sie im Freiland immer einer höheren Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sind. So hängen also während der ersten Zeit, wenn der Igel noch im Haus betreut wird, an der Heizung auch mal feuchte Handtücher. 


Das Stachelkleid wirkt sehr "lückig"

Mr. Motzki verlor weiterhin Stacheln trotz Biotin und Futterkalkgaben. Die Stacheln fühlten sich nicht weich an, sie waren fest. Innerhalb von zwei Tagen war der Ringmuskel weiß und stachellos. Der Igel war reif für den Winterschlaf - seine Haut war es nicht. Die restliche Haut war zwar noch nicht weiß, aber schuppig. Das Stachelkleid wurde lückig. Das sah nach Pilzbefall aus. Der Pilz lässt die Wurzel absterben und meist hängen an den Wurzeln auch Hautschuppen.


deutlich sichtbarer Pilzbefall am Ringmuskel und Stirnansatz

Ich befragte mich  und es wurde mir zu Imaverollösung geraten (rechts in der Leiste findet ihr Links, wo auch ihr euch Hilfe holen könnt). Imaverol muss vor der Behandlung im speziellen Mischungsverhältnis verdünnt werden, da es auf die Leber geht. Zu den Dosierungen von Medikamenten schreibe ich hier übrigens bewusst nichts, denn jeder Igel muss individuell behandelt werden. Also habe ich beim Tierarzt angerufen um es zu besorgen. Die Praxis führt das Mittel nicht und riet mir (als Ersatz) zu Ivomec, doch dies ist  ein (beim Igel zum Tod führendes) Mittel gegen Parasiten und überhaupt nicht hilfreich gegen Pilzbefall. Es wäre ja einfach ein Rezept zu verschreiben, aber leider bekam ich keines und ein Mittel, das man für mich bestellen wollte, kam leider auch nie an. Also habe ich beim nächsten Tierarzt angefragt. Dieser war wirklich ein Goldstück! Er war sehr offen und lud sich auch die Merkblätter "Igel in der Tierarztpraxis" herunter, um sich besser informieren zu können. Wenn ihr zum Tierarzt geht, wäre es wirklich sinnvoll, ihm das Skript auszudrucken und euch selbst damit vorher zu befassen, damit ihr keine unliebsamen Überraschungen erlebt.

Soooo müde! Nach der Behandlung wird ausgeruht. 

Eine Überraschung erlebte ich auch. Mr. Motzki genoss es, mit dem Mittel eingesprüht zu werden und zeigte erstmalig Charme! Hinterher lag er eingekuschelt im Handtuch, damit das Mittel auf der Haut antrocknet und schlief dabei ein. Entspannung pur! Gebadet habe ich ihn in der Lösung nicht, da baden Stress für den Igel bedeutet. Normalerweise lassen sich die Vierbeiner auch ungern einsprühen und zappeln rum. Wunder über Wunder - endlich eine Behandlung die er duldete. Er verlor auch Gott sei dank nicht alle Stacheln in diesen Wochen.  Das Mittel muss häufiger (mit Abstand dazwischen) verwendet werden. Der Stachelausfall konnte gestoppt werden und bald zeigten sich die Ansätze der neuen Stacheln. Das Gewicht passte, Pilz gestoppt... Das nächste Abenteuer wartete auf Mr. Motzki.


Igel mit gesunden, vollständigen Stchelpelz








Samstag, 11. Januar 2014

Ich stelle vor - Igel "Mr Motzki"



Darf ich vorstellen? Mr Motzki! Und der Name bürgt für Qualität! 

Am 15. November zeigten mir aufgeregte Kinder einen tagaktiven Igel und nach einer kurzen Untersuchung war mir klar, dass ich diesen Kandidaten doch etwas länger beobachten muss. Es gibt gewisse Anhaltspunkte an die man sich orientieren kann, wenn man sich nicht sicher ist, ob das Tier untergewichtig ist. Ein Igel ist zu leicht, wenn er:

Mitte September unter 200 Gramm 
Anfang Oktober unter 300 Gramm
Ende Oktober unter 400 Gramm
Anfang November unter 500 Gramm
Mitte November unter 550 Gramm wiegt.

Dabei muss man auch immer die regionalen Unterschiede beachten! Ich lese jedes Jahr in den Zeitungen von magischen 300 g, die Igel benötigen um zu überwintern. Im Frankenwald haben wir oftmals schon im Oktober Schnee und der liegt dann auch manchmal noch im Mai herum.  Der Boden mit seinen Bewohnern taut nur langsam auf. 600 -700 g sollten es da schon vor Winterbeginn sein, da Stachelträger 20 - 30% an Gewicht während des Winterschlafes verlieren. Ein 300 g schwerer Igel würde demnach im Frühling ca. 210 g wiegen und  hätte bei vorzeitigen Erwachen, Spätfrösten und Nahrungsmangel keine Chance. Igel, die man im Dezember bis Anfang März antrifft, brauchen Hilfe da sie entweder ihr Schlafquartier verloren oder Hunger haben! Gerade so milde Winter wie der diesjährige, lässt die Igel nicht durchschlafen. Sie finden kein Futter und verbrauchen durch die Suche zu viel Energie. Auch das ist ein Grund, warum die Sterblichkeitsrate im ersten Lebensjahr bei 60 - 80 % liegt. 





Dieser junge Herr wog zu wenig, aber etwas anderes war für mich weitaus besorgniserregender. Sein Bauch war warm - zu warm, sehr hart  und fest. Sein Stachelpelz schien an den Seiten zu groß, obwohl er keine Hungerfalte hatte und er verweigerte jegliches Futter. Seine ersten Kothäufchen waren bröselig und absolut untypisch. Ansonsten hatte er nur zwei Flöhe und keine Zecken (wie schön!), auch seine Reflexe waren gut. So geschwächt wie er allerdings war, versteckte er sich nicht vor mir, sondern legte sich auf die Seite und schlief an Ort und Stelle ein. Damit er überhaupt Flüssigkeit zu sich nehmen konnte, musste ich ihn mit einer Spritze (ohne Nadel) Tee einflößen. Wie ich mich freute, als er endlich anfing zu fressen! Ein Teelöffel Rührei hatte ihn überzeugt.

Das Außengehege war schnell aufgebaut, doch wie ich erkennen musste, blieb es noch lange Zeit ohne Bewohner. Dieses missmutige Kerlchen hatte seine Gründe warum es sich nicht gerade von seiner freundlichsten Seite zeigte.




Donnerstag, 5. September 2013

Wespenzeit - Mittlere Wespe und das Nest im Stachelbeerbusch




Als ich meinen Stachelbeerstrauch fast abgeerntet hatte, sah ich plötzlich einen "grauen Lumpen" in den Zweigen hängen. Mein erster Gedanke: "Wie kommt denn ein Lappen dorthin?" und schon bückte ich mich um den "Lappen" zu entfernen. Na, vielleicht sollte ich mir doch eine Brille zulegen, denn der Lappen war spürbar papierartig und ein bekanntes Summen lies mich innehalten und die Hand zurück ziehen.


Durch meinen Versuch  den "Lumpen" zu entfernen, sind die Zweige in Bewegung geraten und mein unbeabsichtigtes Betasten des Nestes war für die Wespen sicherlich ein "Trommelzauber" der besonderen Art. Ich konnte froh sein, dass bei dem Volk die Aufbauphase und die Zeit, in der die Drohnen und Jungköniginnen ausschwärmen, vorbei war. In der Zeit sind die Wespen leichter erregbar. So schwärmten zwar die Arbeiterinnen aus, umkreisten mich, aber sie beruhigten sich auch recht schnell wieder. 


Ein großes Aufatmen erfolgte meinerseits als ich bemerkte, dass ich das Nest nicht zerstört habe. Zu sehr faszinieren mich die gelb-schwarz-gestreiften Insekten und ihre Lebensweise. Die filigranen, farblich wundervoll harmonierenden, zarten und dennoch so robusten Nester - ich kann mich daran nicht satt sehen.

Ein Klick auf das Bild vergrößert das Bild und man kann
den Text besser lesen.

Die Mittlere Wespe wird auch "Kleine Hornisse" genannt, weil die Wespenkönigin einer Hornisse ähnelt. Die Arbeiterinnen sind mehr schwarz-gelb als gelb-schwarz. Je kühler es die Wespen im Larvenstadium hatten, umso mehr ist zudem ihr Hinterleib schwarz gefärbt. Diese Information beeindruckte mich total, weil ich (als ich mich ruhig neben das Nest setzte) bei meinen Beobachtungen unterschiedlich stark gefärbte Wespen sah und erstmal für unterschiedliche Arten hielt.


Ich pflückte meine Stachelbeeren weiter ab und die Wächterinnen beobachteten mich dabei. Wenn sie aufflogen, zog ich mich etwas zurück und ansonsten konnte ich selbst den Zweig an dem das Nest hing abernten. Ich musste nur Erschütterungen vermeiden. Das wäre sicherlich drei Wochen früher nicht möglich gewesen, da hätte ich bei derartigen Manipulationen mit einem Angriff rechnen müssen. Ansonsten beruhigen sich diese Wespen sehr schnell, solange man das Nest nicht erschüttert.


Das Nest war ca. 20 cm hoch und wundervoll ausgebaut. Bei der mittleren Wespe sind im Nest durchschnittlich 200-300 Tiere. Dadurch, dass die Wespen altes Holz abnagen und dann mit ihrem Speichel durchfeuchten, wird es nach dem Trocknen wasserfest. Man hat festgestellt, dass das wasserabweisende Nestmaterial Chitin (daraus bestehen Käferflügeldecken) enthält. Das Volk lebt nur ungefähr vier Monate und stirbt Ende August bis Mitte September ab. "Mein Volk" war schon in der Absterbephase.


Diese Wespen lagen tot unter dem Nest.


Alle Wespen verfüttern Insekten an ihre Brut und wenn ein gutes Volk über ein Kilo pro Tag, Blattläuse, Spannerraupen, Mücken und Blattkäferlarven vertilgt, dann tut dies meinem Garten gut. Es reguliert sich alles. Die erwachsenen Wespen findet man häufig auf Doldenblütler. Sie fressen die Pollen und bestäuben dabei Pflanzen. Wespen sind verkannte Nützlinge.


Wenn ich daran denke, dass die ersten Hautflügler schon vor 235 Millionen Jahren auf der Welt herumschwirrten und Ameisen, Bienen sowie Wespen seit 120 Millionen gemeinsam die Welt bevölkerten und sich kaum mehr in ihrer Lebensform veränderten, verlangt es mir einfach viel Respekt ab. Und erst seit einem Bruchteil eines Wimpernschlages, werden alle Arten von Wespen ohne Hinterfragung vom Menschen verfolgt und vernichtet. Alle Wespen sind jedoch geschützt! Wespen dürfen wie alle "wilden" Tiere (und Pflanzen) laut § 39 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz nicht ohne vernünftigen Grund in ihrer Entwicklung gestört oder gar getötet werden.
Eine Ausnahme wäre, wenn das eigene Leben oder die Gesundheit massiv bedroht sind.


Ich verstehe die Ängste von Eltern mit Kleinkindern völlig, natürlich haben auch Allergiker nichts von ihrer Tierliebe, wenn sie gestochen werden. Wenn Wespen sich bei mir vom Dachboden durch die Isolierung hindurch in die darunter liegenden Wohnräume fressen würden, fände ich es auch nicht prickelnd und würde mir Hilfe holen. Ich will niemanden bekehren und zum "Wespenliebhaber" umerziehen! Mir geht es darum, dass viele Menschen nicht wissen, dass es nur zwei Wespenarten gibt, die wirklich lästig werden können (Deutsche Wespe und Gewöhnliche Wespe). Die Wespen, die freihängende Nester bauen, sind meistens recht ruhig und unauffällig. Sie interessieren sich nicht für Kuchen, Grillsachen oder süße Getränke.  Nur direkt am Nest kann es für unvorsichtige Gäste unangenehm werden. Die beiden Arten, die den Weg ins Haus und an den Esstisch suchen, bauen ihre Nester versteckt an dunklen Stellen (Mauselöcher, im Rollokasten), wo kaum Licht hinfällt. Ich würde mir wünschen, dass meine Beiträge (bei dem ein oder anderen Leser) einfach zu etwas mehr Offenheit und Akzeptanz führen.
Klar, es wird ein Mensch in Panik sich kaum die Zeit nehmen und das Kopfschild der Wespe anschauen um die Art zu bestimmen. Es wäre toll, wenn Menschen, die ein Nest finden, sich überlegen, ob es am Ort bleiben kann. Falls es an einem wirklich ungünstigen Platz hängt, kann man jederzeit bei der örtlichen Naturschutzbehörde und bei den Wespenbeauftragten anrufen und fragen, ob diese das Nest umsiedeln würden.
Eine tolle Seite für Interessierte ist der Wespenblog "Beekarma"










Sonntag, 1. September 2013

Wunderschöner Feuersalamander



Es gibt ihn noch und endlich durfte ich ihn wieder einmal beobachten. Als Kind kannte ich im Dorf Stellen an denen ich nach Gewitterregen mit ziemlicher Sicherheit Feuersalamander beobachten konnte. An anderen Plätzen sind mittlerweile die meisten schattigen "Felsla" mit dem ständig feuchtem Moos und den kleinen Wassertümpeln am Rande des Felsens "aufgeräumt" und trocken gelegt. Es ist zu hoffen, dass die wenigen vorhandenen Lebensräume erhalten bleiben. Im Garten einen Lurch zu finden, war schon wie Ostern und Weihnachten zusammen. Letztes Jahr sah ich einen gestreiften Feuersalamander auf der Straße und setzte ihn kurzerhand auf die gewünschte sichere Seite. Alle anderen Funde waren tot und nicht immer angenehm zu betrachten.


Bei uns kommen gestreifte/gebänderte (Salamandra salamandra terrestris) und gepunktete Exemplare (Salamandra salamandra salamandra) vor. Ein richtiger Zungenbrecher, oder? Lange Zeit dachte ich, die Punkte und Streifen auf dem Körper sind einfach Abwandlungen im Muster. Letztendlich ist dies aber eine Unterscheidungshilfe für unterschiedliche Unterarten. Dies hier ist also die "Nominatform" also ein "gepunkteter" Lurch. Anhand des Musters, kann man auch die ausgewachsenen Feuersalamander gut auseinander halten. 


Hier habe ich schon mal über die Mythologie berichtet und das ein Molch zur Familie der Salamander gehört, ein Salamander aber kein Molch sein kann.
Ausführlicher geht es kaum: Hier geht es zu der "Alpensalamanderseite". Die Betreiber der Seite haben die Mythologie vom Feuersalamander und Alpensalamander zusammengetragen und was ich sehr schätze, diese auch mit Quellenangabe versehen. Ein Besuch der Seite lohnt sich!


Folgendes finde ich wissenswert und füge deshalb einen Ausschnitt der Salamanderseite hier ein. Man dachte:
"...wenn er einen Baum berührt, er alle Früchte vergiften kann und so jeden tötet, der diese isst. Wenn ein Salamander in einen Brunnen fällt, kann er alle ermorden, die daraus trinken (White 1992). In mittelalterlichen europäischen Tierbüchern kommen phantasiereiche Beschreibungen von Salamandern vor: „satyr-ähnliche Wesen in einem runden, hölzernen Bottich“ (8. Jhdt.), ein „Wurm, der Flammen durchschneidet“ (12. Jhdt.), ein „geflügelter Hund“ (13. Jhdt.) und ein „kleiner Vogel in Flammen“ (13. Jhdt.) (McCulloch 1962). 
Diese angedichteten Fähigkeiten haben wahrscheinlich ihren Ursprung im Verhalten der Salamander, welche oft unter toten Baumstämmen oder Holz überwintern. Wenn das Holz dann ins Haus gebracht wurde und aufs Feuer gelegt wurde, erschien „mysteriöserweise“ plötzlich ein Salamander aus den Flammen. Einige Autoren behaupten, dass geglaubt wurde, dass die milchige Substanz, die von Salamandern in Stresssituationen ausgeschieden wird und die Haut sehr feucht macht, jegliche Hitze überstehen und sogar Feuer löschen kann (Bulfinch 1913). Wenn man das bedenkt, hat der Name „Feuersalamander“ wohl in diesem Glauben seinen Ursprung. 


Leonardo da Vinci schrieb folgendes über den Salamander: „Er hat keine Verdauungsorgane, und ernährt sich nur von Feuer, in welchem er regelmäßig seine abblätternde Haut erneuert. Der Salamander, der seine abblätternde Haut im Feuer erneuert, – es ist eine Heilkraft.“ (Richter 1880). 




Paracelsus schlug vor, dass der Salamander das Element des Feuers sei. 
Marco Polo glaubte, dass der „wahre“ Salamander eine feuerfeste Substanz der Erde sei. Aufgrund all dieser fehlerhaften Vorstellungen und mystischen Geschichten über den Feuersalamander glaubten die Menschen lange, dass Salamander böse Wesen seien und warfen sie ins Feuer.Die Darstellung des Feuersalamanders änderte sich erst Mitte des 17. Jhdts. Zu Beginn klassifizierte Carl von Linné den Feuersalamander irrtümlich als „Lacerta salamandra“, „Lacerta“ bedeutet Echse. In der frühen Heraldik wurde der Salamander als kurzfüßiger Hund, von Feuer umgeben, dargestellt. Später wurde er als Echse oder Salamander dargestellt, aber immer inmitten von Flammen. Der Salamander wurde ein Symbol für fortdauerndes Vertrauen, welches über die Feuer der Leidenschaft triumphiert. Der Salamander war das Emblem von Franz I von Frankreich, mit dem Spruch „Ich ernähre das Gute und lösche das Böse aus.“


Was hat man den Feuersalamander in all den vergangenen Zeiten vor lauter Unwissenheit gequält und vernichtet. So richtig angefreundet haben sich die Menschen mit dem Lurch noch nicht, aber zumindest sind sie aufgeklärter und wissen, dass das kleine Tier ungefährlich ist und der Aberglauben ist schon fast vergessen.


Seht ihr hinter den Augen im Nacken die gelben Flecken mit den schwarzen Punken? Am Rückgrat entlang sieht man diese Pünktchen auch. Dort sitzen die Sekretdrüsen. Fühlt sich ein Salamander bedrängt, schwellen die Drüsen an und er kann eine hautreizende, milchige Flüssigkeit absondern.



Hier im Frankenwald finden sich noch klare, kalte Bäche mit angrenzenden Wäldern und vielen Nischen im Schiefer- und Grauwackengestein. Das Wasser sollte für die Salamander vorzugsweise nicht über 10°C Wassertemperatur haben und sehr sauerstoffreich sein.  Teilweise überwintern im Herbst abgelegte Larven auch im Wasser, deshalb ist es wichtig, dass die Laichgewässer nicht austrocknen. Im Wald fand ich letztes Jahr im Hochsommer am Straßenrand Larven im Wasser und sorgte mich über die deutlich zurück gebliebene Entwicklung. Leider konnte ich die Entwicklung im Herbst nicht weiter verfolgen.

Falls ihr einen Salamander entdeckt und eventuell ein Foto habt, könnt ihr dies hier auf der Alpensalamanderseite eintragen. Dadurch kann man bessere Erkenntnisse über das Verbreitungsgebiet der einzelnen Arten gewinnen.
Hier zum Abschluss ein klitzekleines Video, wie schnell die Feuersalamander sich fortbewegen können:


Montag, 5. August 2013

Auflösung: Ein Relikt alten Aberglaubens mit eigenen Augen entdeckt

Der Heerwurm - eine wunderliche Erscheinung

Vor einigen Tagen bin ich wieder einmal in den Bachtälern des Frankenwaldes mit Poldi Gassi gegangen. Bei der Hitze sind diese Wanderwege einfach herrlich. Voller Freude sah ich auf einmal auf dem Weg eine riesige "alte Schlangenhaut" liegen. Ich erhoffte mir einen Hinweis auf Kreuzottern. Nur in meiner Kindheit sah ich welche, die sich allerdings immer sehr schnell verzogen. In den letzten zwanzig Jahren konnte ich weder eine entdecken noch fotografieren und so eine Schlangenhaut wäre ein kleiner Fingerzeig, dass sie nicht ganz verschwunden sind.

Als ich näher kam, merkte ich, dass die "Haut", die immerhin knapp 1,50 m lang war viel größer war, als ursprünglich gedacht. Sie bewegte sich zudem und bei näherer Betrachtung zeigte sie sich als Prozession von "Raupen" oder "Larven". Sie zogen geordnet zu mehreren Tausenden auf-, über- und untereinander ihren Weg. Da sie sehr feucht und gläsern durchscheinend waren, hatten sie keine Gemeinsamkeit mit den bekannten Prozessionsspinnerraupen.

Dieser kleinere Heerwurm war etwa so dick wie ein Bleistift.

Die einzelne Made ist nicht größer gewesen als eine Fichtennadel, um so mehr erstaunt einen die Länge der Prozession. Vier Finger breit war das Gebilde an der dicksten Stelle und am Ende hängen nur noch einzelne Maden. In der Höhe kamen sie über 2,5 cm nicht hinaus. Die hinteren Maden speicheln die vorderen ein, so dass die einzelnen Tiere nicht austrocknen. Ein geleeartiges Wallen und Winden, das sich in stetiger Fortbewegung nicht nur nach vorne bewegt, sondern auch in sich stets in Rotation ist. Bei dem ständigen Gewimmel kriechen sie - angesichts der Größe - recht zügig vorwärts.
Die größten Heerwürmer, die je beobachtet wurden, waren über 3,50 m lang. "Meiner" war zwar nicht rekordverdächtig, aber dennoch beeindruckend - vielleicht für manche auch unheimlich -was die vielen Sagen um diesen "Heerwurm" erklären lässt.

Wie viele Tiere mögen es wohl  in dem kleinen Abschnitt sein? 


Früher glaubte man beim Erblicken dieser Ansammlung, dass Krieg aufziehen würde, was allerdings nur ungenügend die Namensgebung erklärt. Diese Maden nennt man nämlich "Sciara militaris". Letztendlich erinnerte diese silbergraue, Glied an Glied dahinziehende Ansammlung von Larven an einen Kriegszug voller Soldaten. Wann der Krieg aufziehen sollte, Missernte oder Erntesegen bevorstand, mancherorts ein Todesfall "sich ankündigte", entschied jede Region für sich. Man findet Unmengen an Erzählungen die das seltene Erscheinen und den darauf folgendem Kriegsbeginn zusammenbringen. Die jeweiligen Richtungen der Prozession: Weg aufwärts, abwärts, links, rechts, geradlinig oder zerteilt und gewunden ... all das hatte Bedeutung und würde hier glatt den Rahmen sprengen.
In Thüringen legte man den Tieren Kleidungsstücke entgegen. Nahmen die Maden den Weg über das Kleidungsstück, so wurden Unfruchtbare fruchtbar, Schwangere hatten eine leichte Geburt und bei einem Todkranken, dessen Kleidung nicht verschmäht wurde, konnte man auf Genesung hoffen. Mied der Wurm das Kleidungsstück stand der Tod ins Haus.

Der "Kopf" der Madenprozession - ungefähr vier Finger breit

M. Schlenzig schrieb 1864, dass in waldreichen Mittelgebirgsregionen, in Schweden und Skandinavien der Heerwurm bekannt war, andernorts aber noch nicht, aber auf die Frage nach dem Heerwurm wurde sofort die Phantasie der Leute angeregt, die sich Vielerlei darüber ausmalten. Menschen suchten eine Verbindung zu den ihnen aus Geschichten bekannten "Würmern" wie Tatzelwurm oder Haselwurm und das sorgt heutzutage für Verwirrung, denn oftmals werden die verschiedenen Namen einfach übernommen ohne sich näher mit den einzelnen "Tiergestalten" zu beschäftigen. Ich denke, deshalb vermischen sich ab den 19. Jahrhundert viele Beschreibungen und die jeweilige Mythologie  solcher Wesen. Durch das Erscheinen der Zeitungen in dieser Zeit, konnten Berichte wundersamer Gestalten weit über die Lande hinweg verbreitet und in Umlauf gebracht werden und durch mündliche Weitergabe an andere wurden manche Dinge einfach auf Bekanntes übertragen.

Ein Heerwurm ist kein Hasel- oder Tatzelwurm

Mit dem Tatzelwurm und dem Haselwurm hat der Heerwurm keine Verbindung. Der Tatzelwurm wird in alten Büchern eher als sehr große, dicke bis zu 1,50 m lange schlangenartige Kreatur beschrieben, ähnlich wie die großen Skinkarten, es sollen kurze Beine sichtbar sein. Ein weiterer Name wäre Springwurm, was vielleicht auf die Funktion der Beine hindeutet. Dieser Tatzelwurm wäre angriffslustig Mensch und Tier gegenüber, manche sprechen von drachenartigem Verhalten mit bösem Blick und der Fähigkeit Rauch und Feuer zu speien. Dies könnte auch die Verbindung zum skandinavischen "Wurmdrachen" sein.

Der Haselwurm dagegen kommt zwar ähnlich wie der Heerwurm aus der Erde gekrochen, allerdings spricht man ihm eher gute Eigenschaften zu. In alten Berichten steht, dass der Haselwurm von weißlicher Gestalt ist und wie ein "gewickelter Säugling" aussehen würde. Mancherorts hätte man auch ihn bei Sichtung erschlagen und aufgehängt .Andernorts schreibt man, wer sein Fleisch isst, der bekäme die Fähigkeit, die Sprache der Tiere und Pflanzen zu verstehen. Der bekannteste Mensch, der dies getan haben soll, war Paracelsus. Die Methode "Stück abschneiden und zubereiten" würde man beim Heerwurm nicht anwenden können und auch das Aufhängen gelänge kaum bei aneinander hängenden Maden. 

Ich hätte ja - rein wissenschaftlich - überprüfen können, ob manche Aussagen zutreffen. Wenn ich einen Teil des Heerwurmes gegessen hätte *würgs*, hätte ich das Wissen, ob man auch nach dem Genuss dieses Wurmes man vielleicht die Sprache der Tiere und Pflanzen verstehen kann. 

Dschungelcamp im Frankenwald - Wäre es ein
Haselwurm sollte man sein "Fleisch" essen!
Wenn  man ihn erblickt, könne man die Sprache
 der  Pflanzen und Tiere verstehen.
Doch es bleibt ein Heerwurm.

Schlenzig schrieb in seinem Bericht, dass er sich  in Sonneberg und Coburg (ca. 25 km - 50 km von mir entfernt) aufgehalten hatte und nur eine einzige alte Frau ihm Auskunft geben konnte. Der Name Heerwurm sagte ihr nichts, aber sie hätte einmal eine entsetzlich lange Schlange gesehen, hätte den Mut gehabt, diese an mehreren Stellen zu zertreten, fürchtete sich aber schrecklich, als sie sah, dass die Schlange vor ihren Augen wieder zusammenwuchs. Vor lauter Angst über dieses Erlebte betrat sie den Weg lange Zeit nicht mehr.
Dieses Verhalten der Maden kann ich bestätigen. Nachdem ich den Heerwurm gesehen hatte, fuhr ich nach Hause, suchte erstmal nach dieser Tierart und las einiges zu dem Thema. Maximilian Sita Nowicki schrieb ein sehr ausführliches Buch über den "Kopaliner Heerwurm", der in Fichtenbeständen anzutreffen ist. Er merkte an, dass der Heerwurm keinen "Anführer" hat, sondern, dass die Maden - sobald sie sich an anderen anhängen - sich vollkommen auf den "Kopf"  ihrer Prozession verlassen. Würde man einen Ring formen, würden sie sich zu Tode laufen, da die ersten Tiere über eine Rast oder den weiteren Wegverlauf entscheiden. 

Eine Made läuft immer einer anderen hinterher, so kann man
Ringe bilden, die immer weiter kreisen.


Wenn man die "Schlange" trennen würde, würden sie wieder zueinander aufschließen und gemeinsam weiter ziehen. Ob sie dann wirklich im Kreis laufen, wollte ich sehen und so ging ich am nächsten Tag wieder an die Stelle und suchte nach den Larven. Man findet sie recht schnell wieder, denn wo sie entlang zogen, bleibt eine schwarze Spur, wie feiner Schnupftabak oder verbrannte Erde zurück. 

Der Heerwurm hinterlässt "verbrannte Erde".

Was ich fand frustrierte mich total. In der Nacht hatten Wildschweine den gesamten Weg aufgewühlt und dabei den größten Teil der Maden aufgefressen. Ich musste den aufgeworfenen Boden genauer beobachten, da die Spur nicht mehr zu sehen war. So fand ich alsbald kleinere Prozessionen, die versuchten aufeinander zu zu kriechen und sich zu verbinden. Können sich die Tiere riechen? Wie finden sie so zielsicher zueinander? Eine kleinere Ansammlung hielt ich für geeignet, um auszutesten, ob die Tiere wirklich einen Ring bilden und diese Formation beibehalten.



Es klappte ganz gut, wie man im Video sehen kann, bis eine andere Prozession vorbei zog, das sorgte für Irritation, es entstand Durcheinander und manche Maden brachen aus, bildeten dabei einen neuen Zug, um anzuschließen und die bestehende Prozession zu vergrößern.

Hier entdeckten Maden einen anderen Heerzug und lösten
ihre Formation auf, um sich der größeren Gesellschaft anzuschließen.

Welche Tierart verbirgt sich aber hinter diesen Maden? Es sind die Larven von Trauermücken! Sie fressen Laub und Fichtennadeln und scheinen auf der Suche nach besseren Futterplätzen sich zusammenzuschließen und auf Wanderschaft zu gehen. Sie brauchen es schattig, leicht feucht, vertragen aber weder Nässe noch Trockenheit. Manchmal verpuppen sich einzelne Larven noch im Wanderstadium, doch meistens verkriechen sie sich, spinnen sich ein und wenn sie geschlüpft sind, sieht man die Schwärme der kleinen Mücken. Nach drei Tagen ist allerdings keine Trauermücke mehr am Leben. Sie paaren sich nach dem Schlupf, legen Eier und sterben ab. Hier sieht man noch einmal den Heerzug im Detail in Aktion:




Ich weiß, der Post wurde viel zu lang, deshalb den Lesern - die es bis hierher geschafft haben - ein herzliches Dankeschön!  Meinen neuen Lesern hier im Blog ein riesengroßes "Willkommen"! Nicht böse sein, wenn ich nur sporadisch antworte, irgendwann werde ich wieder mehr Zeit haben.

Die Körper der Trauermückenlarven sind gläsern, durchsichtig,
nass, schleimig, feucht - nicht gerade appetitlich, oder?

Weitere Videos zum Anschauen, falls ihr Interesse an diesen Tieren gefunden habt.:
Deutschland -> sehr langer Heerwurm



Freitag, 28. Juni 2013

Kröte in Not



Heute kamen meine Kinder um 13.15 Uhr aufgelöst nach Hause. "Mama! Du musst helfen, da passt was nicht!" Ich sah erst mal  - Nichts! Meine Große stand mit dem Fahrradhelm in der Hand vor mir und die Kleine aufgeregt gestikulierend: "Mama, guck doch endlich!" Die Große hielt mir ungeduldig ihren Fahrradhelm entgegen. Oweija, ist der Helm kaputt?  Nein, der Helm war gut ausgelegt mit frischen großen Alantblättern und darauf saß eine sehr desolate Kröte. Sie fanden sie auf der Straße im Dorf auf ihrem Nachhauseweg.


Eine Kröte mit heraushängender Zunge und kaum vorhandenen Reaktionen. Die Kinder erklärten mir mit ernster und Mitleid erregender Stimme, sie hätten die Kröte vorsichtig auf das Blatt geschoben, weil sie so weißlich "schleimt" und ihre Haut davon hängen würde. Außerdem bot sich der Fahrradhelm an, so könne man es an den prüfenden Augen der Oma vorbei schmuggeln. Oma könne man erst mal schonen, sie würde vielleicht geschockt sein, wenn WIR schon wieder ein Tier aufpäppeln. Umsichtige Kinder, oder?



Ich machte ihnen nicht viel Hoffnung, suchte aber im Internet nach Krankheiten die mit heraushängender Zunge, Einblutungen und Sekret sowie Haut abstoßender Reaktion einhergingen. Man findet weder zu Fröschen noch zu Kröten  diesbezüglich Informationen. Gefriergetrocknete Mehlwürmer, Heimchen und Garnelen habe ich meist vorrätig, aber wie sollte die Kröte fressen, wenn sie die Zunge nicht nutzen kann? Die Zunge war schlapp, scheinbar gelähmt, aber wenigstens noch nicht eingetrocknet.




Ich fand daran eine Ameise. Die Ameise war tot, aber fest verbissen. Konnte das, das Problem sein?  Wie bekommt man eine Ameise aus der Zunge ohne die Kröte zu verletzen? Meine Große erinnerte mich daran, dass wir eine Mini-Pinzette haben und so konnte ich dieses hartnäckige Tier endlich entfernen. 


Gleichzeitig versuchte ich Gwendolyn zu erreichen. Da sie selber sehr aktiv in Sachen Umweltschutz ist, weiß sie immer wieder gute Tipps zu geben. Ich sendete ihr erst einmal Bilder und sie forschte auch nach Ursachen und Hilfen. Ein Tipp den sie fand war, Amphibien erst mal (nur kurzfristig) in stark verdünntes Oralpädon  zu setzen. Die Hoffnung war, dass die Kröte über die Haut Elektrolyte aufnimmt und sich eventuell erholt. Na, ich hatte nur Oralpädon mit Erdbeergeschmack... zu der Erdkröte konnte man jetzt Erd(beer)kröte sagen. Sie reagierte auch, indem sie nicht mehr schlapp dort lag, sondern sich wieder arttypisch hinsetzte. Nachdem die Ameise entfernt war, zog sich nach einer Stunde auch die Zunge zurück. 



Was mich weiterhin irritierte, war die vorhandene Ablösung der Haut und auch die Einblutungen in den Schleimhäuten. Natürlich häuten sich die Tiere immer wieder einmal, aber da bleiben sie im Versteck und fressen ihre Haut auf. Es ist ein aktiver, verletzlicher Prozess und sie würden dabei nicht auf Wanderschaft gehen.



Die Ameisesäure kann zu einer Reizung, Blasenbildung und Anschwellung führen, aber führt sie auch zum Tod? Ist vielleicht eher Schneckenkorn dafür verantwortlich zu machen? Es ist momentan ein wunderbares Schneckenjahr. Gwendolyn informierte sich anhand der Bilder weiter und schloss Ameisengift aus. Eventuell hing die Zunge schon raus als die Ameise sich darin verbiss. Dieses Einbluten und die Hautablösung sprechen also eher für eine Vergiftung. 



Letztendlich war alles vergeblich. Ab 17.00 Uhr wurden die Lebenszeichen schwächer. Die Zunge war drin, die Kröte saß wieder und lag nicht mehr so komisch herum, aber ihre "Arme" und der Vorderleib waren plötzlich gelähmt. Um 17.30 Uhr waren immer noch die Augen offen, der Vorderleib und die Vorderbeine starr, die Hinterbeine noch beweglich aber die Atmung sehr schwach und langsam bis sie schließlich ganz aussetzte.








Hier sieht man noch einmal, wie die Haut sich ablöst, aber auch die typische Bauchseite/Unterseite einer Erdkröte. Unter vielen Tränen wurde die Kröte im Garten von den Kindern bestattet. Kröten fressen die Gelege von Schnecken. Diese "Goldaugen" sind hervorragende Nützlinge und wir sind in unserem Garten immer sehr bedacht auf sie.




Sie sind leise - das ist von Vorteil, denn es soll ja Leute geben, die Froschquaken als sehr störend für die Nachtruhe empfinden und meistens bleiben Kröten tagsüber in ihrem Versteck. Sie  haben nicht viele Fürsprecher. Diese Tiere sterben wie sie leben -leise und ohne Beachtung und so soll dieser Bericht einmal eine Ausnahme sein.