Posts mit dem Label Garten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Garten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 2. Juni 2014

Sanfter Jäger - Nachtgedanken

                                                  




Völlig entspannt entgeht dir doch nichts. Genießt wie ich den Duft der Katzenminze, kostest vorsichtig ein Blatt vom wilden Dost und schnurggelst dabei. Begleitest mich bei meinen Gartenstreifzügen. Zeigst mir kapriolenhafte Sprünge, jagst einem kleinen fliegenden Käfer hinterher. Leckst den Morgentau von den Kräutern und schüttelst empört die Pfoten aus, als Tropfen diese bespritzen. Räkelst dich etwas später genüsslich im Sandhaufen und genießt die wärmenden Sonnenstrahlen. 

Gnädig wird mein Kraulen toleriert. Wie könnte ich auch an dir vorbei gehen, ohne dich zu beachten. Sanft umfassen mich deine Pfoten, nur um mich Sekunden später mit schnellen zarten Liebesbissen traktieren zu können und mit der kratzigen Zunge eine kleine Entschuldigung hinterher zu lecken. Für dein Futter wirst du zum Rebell, eine lauthals ihr Recht einfordernde Nervensäge. Skeptisch wird die Speise begutachtet. Kontrolliert, ob es nicht doch etwas Besseres zu holen gibt. Manchmal liegt das Futter in der Schüssel und du sitzt dennoch maunzend vor dem Kühlschrank und man meint, du bist der ärmste, ausgehungertste Kater der ganzen Welt. Mit Sicherheit bist du ein begabter "Theaterkater", der seine Auftritte genießt und als kleine Diva kannst du jämmerlichst beleidigt aussehen. 

Wenn ich "Unkraut jäte" - auf allen Vieren - so kann ich sicher sein, dass du mich beobachtest. Sicherlich bist du vom Anblick amüsiert. Während ich mich recke und strecke, um den scheinbaren Urwald etwas zu lichten, kommst du völlig lautlos herbei. Umschmeichelst mein Gesicht. Deine Nase an meinem Gesicht reibend, oftmals kurz hochspringend, um mich auch sicher zu erreichen oder auch nur um mir einen Nasenstupser zu verpassen, der mir die Tränen in die Augen treibt. Dafür gibt es, zum Ausgleich, einen haarigen Wisch mit dem Schwanz über mein Gesicht. Wehe, wenn dabei mein Mund noch offen steht!

Wie entspannend es ist, dir zuzugucken. Alles an dir ist geschmeidig und fließend. Weich bist du und dennoch ein dynamisch kraftvolles, festes Muskelpaket. Ruhe und Gelassenheit. Der unbequemste Ort erscheint wie ein Himmelbett, wenn du darin schläfst. Deine Pfoten riechen würzig nach Kräutern, nach Moos und altem Herbstlaub. Wie sich der Geruch den Jahreszeiten entsprechend ändert! Im Moment verströmst du neben mir den warmen Duft von frischem Heu, honigsatten Bärwurzblüten und frischer Sommerluft. Selbstsicherheit und Zufriedenheit strahlst du aus. Dich kümmert es nicht, was andere wollen. Beharrlich sorgst du dafür, dass man dir deine Wünsche erfüllt - aber bitte sofort! Notfalls bekommt das ganze Haus deine Stimmgewalt zu hören. 

Geduldig hörst du dir an, was die Kleinen dir erzählen. Legst dich zu ihnen, wenn sie krank im Bett liegen. Wie viele Tränen wurden wohl schon mit deinem Fell getrocknet? Lässt dich mit einem sehr deutlichen "Da-bin-ich" neben mich fallen und drückst dich an mich, wenn ich zur Ruhe komme. Wie genieße ich es, wenn du in Nächten, in denen ich unter dem freien Sternenhimmel schlafe, mir mit sanftem Schnurren Gesellschaft leistest. Beobachtest mich still mit deinem hypnotisierenden Blick und schenkst mir dein stummes Miau. Bringst mir dann als Morgengruß eine Maus zum Frühstück. 

Wir genießen gerade zusammen die Stille der Nacht. Manchmal blinzelst du mich an. Deine Zufriedenheit und dein Wohlbehagen überträgst du auf mich. Danke.





Mittwoch, 16. April 2014

Verliebter Wuchtbrummel

Größenvergleich zum unteren Bild.
Gleicher Ort, gleiche Futterschüssel, gleicher Igel. Kaum zu glauben, oder?


Ach, wie habe ich ihn vermisst und dann verwechselte ich ihn auch noch in den letzten Tagen mit Stachelritter - seinem Papa. Es sei mir aber verziehen, ich habe den Stachelmann nur anhand Konstitution und seinem Stachelkleid bestimmt. Ihr könnt mir nicht folgen? Ok. Der Reihe nach...

Hier waren schon sechs von den Neunlingen in meiner Obhut.

In den letzten Tagen entdeckte ich einen Igel, der in der Nacht mehrmals den Bewohnern des Geheges einen Besuch abstattete. Nachdem ich draußen zum Füttern erschien, lief der Kandidat nicht weg. Also wurde er hochgehoben, kontrolliert und wieder abgesetzt. Es war ein gesundes, herumlaufendes Muskelpaket! Ich dachte daher an Stachelritter, der seinem Namen stets alle Ehre machte und freute mich, dass dieser so gesund nach dem Winterschlaf unterwegs war.



Nun versuchte allerdings der stachelige Geselle in das Gehege zu kommen. Einbruch? Freiwillig in Gefangenschaft gehen? Der leichte Schneefall, der den Garten einzuckerte, konnte nicht der Grund sein, schließlich hatte er seinen Winterschlaf draußen verbracht. Ich schnappte ihn mir und schnurstracks ging es ins Haus und als erstes auf die Waage. 1465 g! Ein tolles Gewicht nach dem Winterschlaf für einen Igel! Keine Flöhe zu sehen, dafür zwei kleine Zecken. Super! Das Stachelkleid zeugte von einem unsauberen Nest. Ein "Hauskacker-Igel". Er lies alles mit sich geschehen und als ich ihn am Kopf etwas streichelte, rollte er sich nicht ein, sondern "schmiegte" sich genussvoll mit zugedrückten Augen gegen meine Hand. Das gibt es selten. Was für ein angenehmer Unterschied zu Mr. Motzki.

So einfach ist es nicht mehr, seine Pfoten sichtbar zu machen. Seine linke
 helle Fußsohle wird leider von der Hinterpfote verdeckt.


Nur noch die Bauchkontrolle, um Verletzungen ausschließen zu können. Da fiel mir etwas ins Auge. Weiße Fußsohlen vorne! Ein paar weiße Zehen! Er war es! Wuchtbrummel!

Eine kleines Erkennungsmerkmal von Wuchtbrummel.
Weiße Fußsohlen und ein weißer Fleck an der Nasenspitze


Der anhängliche, verschmuste Igel aus dem Wurf mit den neun Igeln von 2012. Im Herbst 2013 habe ich ihn zuletzt gesehen und da war er doch noch etwas weicher anzufassen. Nun strotzt er - "mein Wuchtbrummel" - richtig vor Kraft! Seine Stacheln sind fest, das Stachelkleid sitzt ebenso und er ist richtig kompakt und wie wir Franken gerne sagen: "petzig". Was für ein Prachtigel er geworden ist.


Ein typischer ausgewachsener Braunbrustigel.
Ein wenig kann man die weiße Stelle an der Nasenspitze erkennen. 


Momentan sind im Gehege fünf Igel. Mr. Motzki hat mittlerweile noch Gesellschaft bekommen. Alle werden nun bald ausgewildert. Natürlich stelle ich sie euch noch hier vor. Während Mr. Motzki immer noch Winterschlaf hält, obwohl das Igelmädchen Erika ihn schon mehrmals in seinem Häuschen besuchte, ist die restliche Bande aktiv unterwegs. Ich gehe davon aus, dass nun Wuchtbrummel Erika gerochen und als Partnerin auserkoren hat. 
Man muss wissen, dass die drei stacheligen Herren und die eine Igeldame die hinzu kamen, vier Geschwister sind. Die drei Brüder interessieren sich nicht wirklich für ihre Schwester, da gibt es noch keine Rivalitäten. Ich gehe davon aus, dass bei den Jungigeln die Geschlechtsreife und die Paarungsbereitschaft etwas später eintritt. Wuchtbrummel ist allerdings mittlerweile ein stattlicher Igelmann und auf der Suche nach einer Partnerin.

"Hauskacker -Igel" liegen schon mal in ihren eigenen Hinterlassenschaften.
Auch was Sauberkeit betrifft sind Igel Individualisten.

Es ist schon seltsam zu beobachten. Normalerweise wollen Igel doch raus in die Freiheit. Wuchtbrummel möchte aber zu Erika und läuft nun jeden Abend um das Gehege herum und sucht nach einem Eingang. Noch etwas Geduld mein Lieber! Bald ist es soweit und die Meute kann ins Freie. Noch müssen die unerfahrenen, mühsam aufgepäppelten Igel erst einmal nach dem Winterschlaf lernen, im geschützten Umfeld Krabbeltiere zu erbeuten und vor allem Muskeln aufzubauen. Ihr dürft mir dann wirklich von Herzen gern ab Ende August eure Kinder vorstellen. Bis zum Wintereinbruch wären sie dann groß und stark und falls ihr Hilfe braucht... Na, den Weg kennt ihr ja mittlerweile.

Dass für die Fundigel die Gartenarbeit unterbrochen wurde,
sieht man deutlich. - Eine Handvoll Glück!








Donnerstag, 13. März 2014

Dekorationsidee - Blumenstuhl oder ein Stuhl für Hauswurz




Er steht nun wieder draußen - allerdings wurde er noch an eine andere Stelle platziert. Sonst eher mit kleineren Topfpflanzen bestückt und für die bessere Optik mit Heu, Moos oder Stroh ausgepolstert, habe ich nun den Stuhl mit Dachwurz & Co bepflanzt. Kein romantischer weiß-grauer Shabby-Chic (der mir bei anderen wirklich gut gefällt) sondern lustig, frech, bunt verspielt und mir allein durch den Anblick gute Laune bringend.



Wenn meine Haare etwas weißer sind und die Runzeln im Gesicht deutlich sichtbar bleiben.
Wenn die Kinder den Baum lieber von unten betrachten als von oben (das kann allerdings dauern, mich selbst reizen manche Bäume immer noch zum Klettern). 
Wenn die Gefahr der scharf geschossenen Bälle und der alles unter Wasser setzenden  Experimente vorbei ist.



Wenn die liebenswerten Hilfsaktionen auch Hilfen sind und nicht so enden:
"Mama, ich habe für dich das Unkraut gerupft!"
"Super! Toll! Danke! Wo denn eigentlich?"
"Na, im Gemüsebeet! Guck doch mal!"
Unheil ahnend: "Aber da hab ich doch gestern...!"
"Ja, aber du hast doch nicht alles geschafft ..."
"Das was noch drin war, waren eigentlich Gemüsepflanzen und kein Unkraut!"
"Oooh, das konnte ich doch nicht wissen, du isst ja auch das Unkraut auf."



Wenn der Hund und die Katze nicht mehr ihre freudige Erregung durch diverse Sprünge und hingebungsvollen Wälzaktionen  mitten durch und in den frisch angelegten Beete zeigen, DANN, ja dann kann es sein, dass bei uns der Garten auch mal gediegen und "gut" bewachsen aussehen wird. Doch im Haus und im Garten wird gelebt und so sieht es halt auch aus. Bunt und oftmals chaotisch wie ein Flickenteppich.



Damit der Stuhl etwas länger hält, habe ich die Pflanzkiste mit Teichfolie ausgelegt. Als Drainage schüttete ich kurzerhand etwas Kies, als luftigen Wasserspeicher noch ökologisch unbedenkliches Katzenstreu hinein und füllte es mit sandiger Erde auf. Ein paar verschiedene Sempervivumarten wurden von der Steinmauer entnommen und auch ein paar Blumenzwiebeln hinein gesteckt. Schnell, einfach und pflegeleicht.



Die Deko ist etwas karg, aber das macht - finde ich - der Blumenstuhl wieder wett. Den Stuhl (und auf Wunsch viele andere wunderschöne Dinge) hat mir eine liebgewonnene Bekannte (Martina Hertel vom "Das Gartenhaus") übrigens schon vor 10 Jahren hergestellt. Ich denke, der Stuhl hat sich wirklich gut gehalten. Da und dort hat er zwar etwas Farbe verloren, aber er ist robust. Er bleibt nun erst einmal auf dem Balkon stehen. Dort ist er geschützter vom Wetter und diversen Aktionen der Kinder. Moment mal...die Meise... die wird doch nicht...gg






Dienstag, 11. März 2014

Fensterdekoration mit Blick in den Garten




Heute mal ein Südblick durch das Küchenfenster in den Garten. Im Hintergrund seht ihr das Spielhaus unserer Kinder. Es ist doppelstöckig und auf der Rückseite klettern die Kinder in den Baum hoch. Im Vordergrund ist die Frühlingsdekoration des Fensters zu sehen. Kinder können diese Blumen und Hasen sehr schnell basteln und da alles doppelseitig ist, sieht es von außen, wie auch von innen (meiner Meinung nach) recht freundlich aus.




Die Kinder werden im Laufe der Osterzeit sicherlich noch mehr bunte Eier malen und ins Gras kleben oder die Dekoration auf das Fensterbrett erweitern. Hier sieht man im Hintergrund unseren Hausbaum - eine Buche. Sie trägt immer noch zum Teil das alte Laub.
Unten kann man im Hintergrund einen kleinen Teil des Gemüsegartens erkennen. Noch ist alles kahl, aber das ändert sich schnell. Bei den gebastelten Hasen kann man selber entscheiden, ob man die Ohren stehen lassen möchte oder ob sie eher anliegen. Das Lamm lässt solche Spielereien weniger zu. Dieses Jahr passt zumindest auch das Wetter. Letztes Jahr zu Ostern war die grüne Fensterdeko und der weiße Schnee im Garten etwas seltsam anzusehen.





Sonntag, 9. März 2014

Recycling - Anzuchtgefäße mit Dochtsystem aus Einwegflaschen (PET-Flaschen)






Selten, aber doch so ab und an, verirrten sich auch in unserem Haushalt Einwegflaschen. Ungeliebt landeten sie wieder im Abfallsystem. Irgendwann allerdings machte ich aus der Not eine Tugend und zwar in dem Moment, als ich sie zu Anzuchtgefäße mit Dochsystem umwandelte.

Durch die Dochtwirkung bleibt die Erde feucht genug - ohne zu vernässen - und man sieht genau, wann Wasser nachgefüllt werden muss. Zudem kann man erkennen, wann die Erde durchwurzelt ist. Ich denke, für den ein oder anderen von euch ist diese Möglichkeit  der Vorkultur vielleicht auch interessant.


Was man braucht? Als erstes leere Plastikflaschen. Gut geeignet sind die  2 l Flaschen, da die Sämlinge optimalen Platz bekommen, aber ich habe auch schon 0,5 l Flaschen verarbeitet. 


Man schneidet die Flasche auseinander. Am oberen Flaschenhals, vorzugsweise an der breitesten Stelle. Dann kürzt man das untere Ende ein, so dass der Flaschenhals gut im unteren Teil stecken bleiben kann, aber nicht den Boden berührt. Je nach Größe der unteren Hälfte ergibt es einen größeren oder kleineren Wasserspeicher.





Für den Docht braucht man noch im Schraubverschluss ein Loch. Ich bevorzuge es, die Öffnung einzubrennen. Man kann einen Nagel mit dem Feuerzeug erhitzen und durch den Kunststoff drücken.



Ich selber erhitzte die Schere und stieß die Schneide durch den Verschluss und drehte diese etwas. Das klappte bisher immer problemlos um ein rundes Loch zu bekommen.




Um später eine Dochtwirkung erzeugen zu können, wird ein langer Faden durch den Verschluss gefädelt und noch eine Schlaufe geknotet.


In die Schlaufe fädle ich einen Wattebausch ein. Dadurch verteilt sich die Feuchtigkeit später etwas gleichmäßiger an die Erde. Wenn der Verschluss wieder an die Flasche geschraubt wurde, kann man Erde einfüllen und dann die obere Hälfte der Flasche in das untere Ende stecken. Wer Lust hat, kann auch einen Kaffeefilter in die Flasche legen und diesen mit Erde auffüllen. So hat man beim Umpflanzen sogar ein Wurzel schützendes und gleichzeitig verrottbares "Pflanzgefäß" in der Hand.



Angießen muss man am Anfang von oben! Das überschüssige Wasser fließt nach unten ab. Erst dann ist die Sogwirkung des Dochtes funktionsfähig. 

Wenn das Wasser nach unten abgelaufen und ein Wasserspeicher vorhanden ist, kann man oben ansäen und nochmals vorsichtig (!) angießen. Um ein Treibhausklima zu bilden, kann man mit Klarsichtfolie die Flasche oben bedecken. Ich finde es prima für Tomaten, Chilis und Bohnen. Viel Spaß beim Nachbasteln oder Teilen!










Sonntag, 17. November 2013

Was braucht man für stachelige Rennsemmeln? Ein Igelgehege!


Größenvergleich: Ein Igelhaus hat die Maße 60 cm x 40 cm. Zu sehen:
Ein Teil des Laubhaufens auf der Europalette, Moosecke, Klettermöglichkeiten
 und unten rechts in der Ecke, Klopapierrolle mit versteckten Heimchen

Im letzten Jahr hatte ich ja alle Hände voll zu tun mit meinen neun kleinen Stachelpelzen. Es kamen Anfragen, ob ich Bilder vom Gehege zeigen könnte, aber zeitlich hat es leider nicht geklappt. Nun habe ich wieder einen Pflegeigel mit 434 g und nachdem mein Bekannter und ich gestern das Gehege aufbauten, erinnerte ich mich daran, dass ich euch noch Bilder vom Gehege zeigen könnte. Die Bilder sind nicht aktuell, neue gibt es in einem Extrapost, wenn der Kleine nach draußen kann. In diesem Jahr stehen weniger Häuser herum.

Am Anfang war das Gehege noch etwas spärlich eingerichtet.
Die neue Umgebung sorgte schon für viel Aufregung

Ein Igel lässt in der Nacht, wenn er auf Futtersuche geht, so ca. 2-4 km Laufstrecke hinter sich. Wusstet ihr, dass ein rennender Igel ca 10 km/h schnell laufen kann? Meist läuft er aber gemächlich und schafft so in einer Stunde 100-200 m. Habt ihr einen 10 m langen Flur in eurer Wohnung? Wenn der Stachelpelz in dem Flur 2 km in der Nacht laufen könnte, müsste er 100 Mal auf und ab laufen! Bei einem 2 m langen Gehege, läuft er 500 Mal hin und her und die Füße werden durch das ständige Wenden wund und bluten. Das sogenannte "Renner-Syndrom" entsteht. Allerdings kann dies noch andere Gründe haben, dazu aber ein anderes Mal mehr. Gedanken, die ich mir mache: Was entdeckt er Neues, wenn er diesen Bereich mehrere Wochen immer wieder abläuft?

Hier das Gehege von vorne. Im Holzhaus wurde der Eingang mit Zeitung
 verschlossen. Solange sie wach sind, wird öfters einmal ein anderes
Häuschen inspiziert und ausgetestet.


Wer schon einmal Igel in freier Wildbahn beobachtet hat und dann sein Verhalten in Gefangenschaft sieht, der erkennt sofort. Das Wildtier braucht Platz, viel Platz, sowie Kletter- und Versteckmöglichkeiten! Ein Igel ist ein genialer Kletterer, der unermüdlich und verbissen versucht sein Ziel zu erreichen. Er ist kein Haustier und manche Ach-so-süße-Verhaltensweisen in der Gefangenschaft sind nur verzweifelte Versuche, dem Stumpfsinn zu entfliehen. Igel sind dabei seehr einfallsreich.

Nun von der Hausseite aus fotografiert. Immer wieder liegt Material "im Weg",
damit der Igel keine Läuferkrankheit, also das "Renner-Syndrom" entwickelt.


Ein Tier gehört demnach nicht in die Badewanne und eine Stunde Auslauf ist auch zu wenig. Natürlich musste ich auch schon den Igel in der Badewanne zwischenquartieren, damit ich in der Zeit in Ruhe das Bad komplett reinigen konnte, aber das sollte nicht zum Dauerzustand werden. Klar, manchmal ist nicht so viel Platz vorhanden und bevor man einen hilfsbedürftigen Igel keine Hilfe gewährt, ist ein kleiner Platz besser als gar keiner. Doch im Hinterkopf sollte man immer das Bedürfnis des Igels haben.

Bevor in Ecken gescharrt wird, ist es hilfreich, diese immer wieder mit
neuem Material auszulegen. Bei trockenem Wetter, kann man dort
 etwas Trockenfutter streuen. Vorher muss man sich überzeugen, dass
 kein Kot den Platz verunreinigt. Diesen muss man täglich entfernen!


Sehr kleine und kranke Igel brauchen es warm und der Raum sollte leicht zu reinigen sein. Sauberkeit schützt beide Seiten vor Infektionen. Bei uns ist dies das Badezimmer. Es bietet dem Igel ca. 6 m² Lauffläche. Für den normalen Tagesablauf, nutzen wir in der Zeit das kleine Gästebad. Wenn die Igel größer werden, kommen sie in den Vorraum. Dort stehen nur 5 m² zur Verfügung, doch man kann mehr Spiel-, Kletter- und Versteckmöglichkeiten schaffen. Die Familie nutzt dann den anderen Hauseingang und die Igel haben es frostfrei, können sich an einen Temperaturwechsel gewöhnen und sind ungestört. Dann kommt der große Moment und sie ziehen in das Freigehege.

Trotz der Umgestaltung des Geheges, kann man bevorzugte Laufstraßen
erkennen. Durch die Naturmaterialien sind Spinnen, Käfer und Asseln
im Speiseplan inklusive.


Letztes Jahr kam ich in wirkliche Bedrängnis. Stacheline wurde Ende Oktober noch ausgewildert und konnte sich in ihrem vertrauten Umfeld rechtzeitig um ihr Schlafnest kümmern, ihre neun (!) Igelbabys allerdings mussten kontrolliert in den Winterschlaf gebracht und dann im Frühling ausgewildert werden.

Mit Zeitungen und Laub wurde innerhalb des Strohs ein warmes,
dichtes, kugelartiges Nest geformt. 


Was, wenn Kämpfe entstehen würden? Igel sind Einzelgänger. Es musste ein Gehege entstehen, das ich räumlich zur Not sehr schnell unterteilen konnte. Außerdem sollte es abbaubar sein. Es entstand ein 14 m² großes, rechteckiges Gehege an der geschützten Hausseite. Alle Meter schlugen wir Kanthölzer tief in den Boden. Die Pfosten waren innen. An diesen Pfosten kann ich die 40 cm hohen Zwischenwände jederzeit sicher befestigen. Auf den Zwischenwänden wurde noch ein Brett aufgeschraubt, so dass das Brett übersteht. Igel können eine niedrige Holzwand auch übersteigen, sobald ihre Krallen einen sicheren Halt im Holz finden. Der Überstand ist dagegen nicht zu überwinden. Meine Sorge war unbegründet. Die Igelkinder kuschelten den ganzen Winter zusammen und nutzten nur drei Häuser! Im Frühling, kurz vor der Freilassung gab es dann erstmalig Zankereien.

Noch während des Aufbaus überraschte uns der Schnee. Die Unterteilungen
sind individuell einsetzbar.

Hasendraht ist nicht die erste Wahl für ein Gehege. Manche Stachelritter wollen unbedingt auf die andere Seite des Geheges. Viele Igel verletzen sich bei Fluchtversuchen. Allerdings nehmen sie durch den Zaun ihre Umgebung besser wahr und orientieren sich nach der Freilassung leichter. Mir blieb keine andere Wahl, umso mehr musste gründlichst gearbeitet werden. Um das Gehege legten wir Bretter. Der Hasendraht wurde sehr straff gespannt und unten in sehr geringen Abständen an das Brett mit dicken Klammern genagelt. Für einen Igel darf es keine sichtbaren, kleine Schlupflöcher geben, denn er wird versuchen, diese zu erweitern und sich hindurch zwängen. Oben wurde zur Stabilisierung Spanndraht angebracht und der Draht (in das Gehege überhängend) in Form gebracht. Auch hier gilt, manch Igel könnte versuchen, über die Absperrung zu klettern, dies wird durch die Bauweise vereitelt. Meine machten, Gott sei Dank, keine Ausbruchsversuche.

Das Gehege wartet auf seine Gäste. Nach und
 nach kommen noch mehr Äste, Steine und
Holzscheite hinein um Abwechslung zu bieten.

Wichtig war mir die Einrichtung. Eine Europoolpalette (Euro-Palette, Flachpalette - entspricht 1 m²) legte ich in das Gehege und über die Palette wurde Laub und Gehölzschnitt drapiert. So hätte der ein oder andere Igel sein Schlafnest unter "natürlichen Bedingungen" bauen können.

Ich denke, hier kann ein Igel gut überwintern.


Auch umgedrehte Obstkisten mussten herhalten. Diese hatten den Vorteil, dass sie mehrmals den Platz im Gehege wechseln konnten. Sie wurden zum Klettern und Durchwühlen genutzt. Mit Holzästen, Holzscheiten und größeren Steinen, wurden sämtliche "Rennstrecken" unterbrochen um das "Renner-Syndrom" zu verhindern. Igel sollen klettern, ihre Krallen abnutzen, Muskeln aufbauen. Stumpfsinniges, ständiges am Zaun hin und her Rennen muss durch die Inneneinrichtung unterbunden werden. Bei mehreren Igeln schafft man dadurch zudem einen Sichtschutz, was Stress untereinander mindert. Man kann sich aus dem Weg gehen. Meine Kinder sammelten Moos, damit die Igel darin Kleintiere suchen oder sich ihr Nest ausstopfen konnten.

In der Mitte steht das Futterhaus mit den zwei Labyrintheingängen. Um auf die
persönlichen Vorlieben der Igel einzugehen, sind verschiedene Unterschlupf-
möglichkeiten vorhanden.



Zwar gibt es das Futterhaus mit den zwei Eingängen, aber dennoch versteckte ich zusätzlich z.B. Hühnerklein und tote Heimchen katzensicher im Gehege. Sie sollten auch mal ihre Nase anstrengen. Dafür eignen sich prima die Papprollen von Klopapier und Küchenrolle. Jeder Igel hat seine Methode, an das Leckerchen zu kommen. Man kann sogar die Schwierigkeitslevel steigern.

Im Frühjahr 2015 wurde das Gehege auf 24 m² erweitert und als Dauergehege umgebaut. Näheres könnt ihr hier nachlesen: Das Gehege verändert sich

Wenn am Dach ein dunkler Fleck erscheint, weiß man, dass ein Igel sich zur
Zeit darin befindet!




Montag, 7. Oktober 2013

Von Hiffen- oder Hägemark, oder einfach Hagebuttenmarmelade





Die Vorzeichen sind da. Dieses Jahr gibt es einen Erntesegen bei sämtlichen Pflanzen, die vorzugsweise hilfreich gegen  Krankheiten helfen, die bei langen Wintern auftreten. Der Alant und die Goldrute blühten überreich. Die weißen und gelben Königskerzen blühen in diesem Jahr immer noch in meinem Garten (!) und auch das Johanniskraut und der Thymian ließen sich nicht lumpen und gaben ihr Bestes. 
Nun also auch die Beeren. Sonst sitzen die Amseln und die Stare auf den Sträuchern, picken die reifen Holunderbeeren aus den Dolden. Bis ich abernte, ist die Dolde halb abgefressen. Dieses Jahr fand ich Sträucher, bei denen die vollen Dolden überreif hingen und dadurch sehr saftreich waren. Ebereschen in Massen, Schlehdorn übervoll und die vitaminreichen Hagebutten locken in eindringlichster Weise mit ihren wunderschön glänzenden Früchten. Es könnte also ein strenger Winter bei uns auftreten, wenn der alte Volksglaube zutrifft.



Ich konnte nicht widerstehen und sammelte Hagebutzen. Da war sie wieder, die eindringlich mahnende Stimme: "Das muss auch geputzt werden! Weißt du, wie viel Zeit das kostet?" Die kleine Stimme wurde ganz schnell verbannt in die hinterste Ecke des Hirns und bekam Redeverbot. Schaut mal, das war meine Ernte:



Ist diese Pracht nicht toll? Man sieht verschiedene Früchte. Die schwarzen sind Bibernellrosen. Ich habe sie hier nur mal mit dazu gelegt. Zum Verarbeiten waren sie nicht mehr geeignet.



Die großen nennt man Kartoffelrosen. Sie sind zum Verarbeiten gut geeignet. Man hat mehr sämiges Fruchtfleisch, allerdings ist der Geschmack auch milder.



Sehr haarig sind innen die Weinrosen (links unten). Die Butten meiner Weinrose (als solche habe ich sie gekauft, aber ich finde, ihre Früchte sehen anders aus, als bei den Weinrosen, die ich im I-net finde) rochen fantastisch nach grünen Äpfeln mit einem leicht zitronigen Hauch. Bei ihnen ist fast kein Fruchtfleisch zwischen Haut und Kernen vorhanden, doch an Geschmack sind sie kaum zu überbieten. Die Hundsrose dagegen hatte diesen typischen Hiffengeruch (rechts Mitte) an sich. Meiner Meinung nach ist es von Vorteil, nicht nur eine Sorte zu verwenden. Irgendwie schmeckt es vollmundiger.
Auf meiner Gassirunde fand ich noch putzige Minis und kugelrunde Exemplare. Es gibt eine große Menge an vielfältigen Formen und Farben. Kein Wunder, dass kreative Menschen gerne mit Hagebutten Dekoratives gestalten.



Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Hiffenmark herzustellen. Kaltverfahren oder Heißverfahren, mit Honig oder Zucker, mit Äpfel oder anderen Früchten und Gewürzen verfeinert. Aber auch die Verarbeitung lässt verschiedene Möglichkeiten offen. Viele bevorzugen folgende Methode:
Hagebutten nach der Ernte waschen, die Blüte und den Stielansatz entfernen, mit Wasser bedecken und einen Tag ziehen lassen. Danach werden sie gekocht, bis die Früchte sehr weich geworden sind, was unterschiedliche Kochzeiten hervorrufen kann. Die Früchte werden püriert und hinterher durch die Flotte Lotte gedreht. Zur Not siebt man noch ein zweites Mal den Brei, um verbliebene Haare zu entfernen. Andere kochen auch sofort ihre Marmelade daraus.



Ich bevorzuge die alte Methode und schneide die Früchte einzeln auseinander und entkerne sie. Warum? Ich habe feststellen müssen, dass (vor allem bei den dicken Kartoffelrosen) sich gerne Maden einnisten. Diese leben vom Fruchtfleisch und sind von außen nicht immer erkennbar. Man kann beim Putzen die Fraßgänge ausschneiden oder die Frucht bei starken Befall wegwerfen. Dies ist von Vorteil, denn der Geschmack des angefressenen Fruchtfleisches ändert sich ähnlich wie beim Apfel, wird bröselig und bitterfade. 


Noch einen Vorteil hat diese Art der Verarbeitung. Aus den Hagebuttenkernen kann man einen wunderbaren Tee herstellen. Der Kernlestee regt den Stoffwechsel an, entwässert dadurch den Körper, was sich positiv auf Blase und Niere auswirkt. Wer den Geschmack von Hagebuttentee nicht so mag (oft ist Hibiskus beigemischt, was Auswirkung auf Farbe und Geschmack hat), mag vielleicht lieber das leichte Vanillearoma der kleinen Nüsschen. Dazu gibt es aber mal einen Extrapost. Momentan liegen ca. 500 g Kerne auf dem Backblech und trocknen.



Diese wunderschöne Farbe! Ist es nicht ein herrliches Rotgold? Ich beendete das Entkernen, als ich zwei Kilo Fruchtfleisch im Topf hatte. Die restlichen Hagebutten werden für Tee getrocknet. Die kleine, mahnende Stimme grinste schadenfroh über die vielen Stunden hinweg, in denen ich schnitt, puhlte, kratzte und der Berg einfach nicht kleiner wurde. Sie schlug Purzelbäume der Begeisterung und hüpfte auf und ab. Süffisant säuselnd drängelte sie sich wieder in den Vordergrund: "Na, hab ich`s dir nicht gesagt? Sklavenarbeit! Schinderei! Wer macht das freiwillig? Hast du nicht das dringende Bedürfnis, deinen Schädel in der typischen "Spechtbewegung" gegen die Wand  zu hämmern?" Hatte ich! Und in dieser Nacht zählte ich im Bett mit Sicherheit keine Schäfchen, die über einen Zaun sprangen, sondern träumte von "Hetschepetschen", die von alleine entzwei sprangen und sich säuberlichst auf die verschiedenen Schüsseln (Kerne, Abfall, Fruchtfleisch) verteilten.



Abfall hatte ich natürlich eine ganze Schüssel voll. Letztendlich waren es vom Gewicht her nur 800g. Dieser Abfall bestand aus Stielen, Blüte (schwarzes Käppelein) und ausgemusterten Hiffen.



Um zum kostbaren Mark zu kommen, muss man nun die Früchte pürieren. Dies gelingt besser, wenn man ein wenig Wasser hinzu gibt.


Die Masse war dadurch bei mir schon sehr musig und deshalb kam die erste Ladung durch die Flotte Lotte. Damit zerstöre ich auch nicht zuviel vom Vitamin C und den anderen kostbaren Inhaltsstoffen. 



Den übrig gebliebenen Hetscherlrest verdünnte ich wieder, stellte ihn auf den Ofen und kochte darin eine Vanilleschote aus. Das ist Geschmackssache, bei der Menge an Mus fällt eine Stange kaum ins Gewicht, doch rundet sie es geschmacklich ab. Der Hagebuttenbrei wurde nochmals püriert. Damit ich die größtmögliche Ausbeute an Mus bekam, schüttete ich immer wieder mal einen Schuss O-saft mit in die Lotte.



Am Schluss hatte ich 2,7 kg cremiges Mus im Topf. Die Farbe allein macht gute Laune! Interessant war das Aroma. "Irgendwie im Nachgeschmack "apfelig"", so die Meinung der Kinder. Doch es war ja auch noch kein Zucker im Mus. 



Bei der Menge an Mus, verwendete ich Gelierzucker. Einen Pack 3:1 und einen Pack 1:1. Dadurch lag ich etwas unter den Mengenangaben, doch Hiffenmark soll keine schneidbare Marmelade sein, sondern eine cremige Konsistenz behalten, damit man z.B. Faschingskrapfen damit füllen, oder in der Weihnachtsbäckerei, Plätzchen besser damit bestreichen kann.


Den entstandenen Schaum beim Kochen schöpfte ich ab. Meine Naschkatzen im Haus hatten die Schüssel bald entdeckt und das erste Brot mit Hagebuttenmarmelade schmeckte uns allen einfach fantastisch. Nun schmeckte es so, wie es sein sollte. Cremig, vollmundig - mit dem Geschmack vollreifer Hagebutten,


Neun fertige Gläser, ein halbes Glas und die Schüssel mit dem abgeschöpften Schaum waren das Ergebnis. Ich denke, es hat sich wirklich gelohnt. 


Die kleine Stimme sitzt nun versonnen in einer Ecke im Hirnkästla. 
"So viel Arbeit!"
"Schmeckt aber köstlich und sieht toll aus, oder?"
"Ja, aber die viele Zeit die darin steckt!"
"Stimmt, du darfst mich auch gerne das nächste Mal wieder daran erinnern, aber jetzt freue ich mich und das alleine zählt! Soll ich dir was verraten? Ich kenne da ein paar Schlehensträucher..."
"..."