Donnerstag, 1. September 2011

Igelbesuch im Garten


Schaut mal, wer da vorsichtig ein Auge riskiert. Momentan ist Hauptwurfzeit bei den Igeln. Über die Hälfte aller Igelbabys kommen im August zur Welt und noch ein Viertel der Babys erblicken im September das Licht der Welt. Nach drei Wochen machen die Kleinen ihre erste  Erkundungstour, werden aber insgesamt sechs Wochen lang von der Mutter gesäugt. Das ist nun wieder die Jahreszeit, in der viel zu viele tote Igel am/im Straßenrand liegen und plattgedrückte Kröten in Mengen den Asphalt "garnieren". Wie schön, ein quietschlebendiges Stacheltier im Garten zu finden!

Die letzten zwei auffälligen Igelkinder, die ich fand, verstarben. Ein Igelbaby war angefahren im Straßengraben und der Kiefer war gebrochen. Als ich ihn fand, bin ich zum Tierarzt doch leider mussten wir ihn einschläfern lassen. Als es tot war, öffnete der Tierarzt das Schnäuzchen und konnte die komplette Zahnleiste herausnehmen. Was für Schmerzen musste der Kleine ertragen haben. Er wäre elendig verhungert.
Das andere Stacheltier, war über und über voller Zecken, Flöhen und einigen Fliegenlarven. Es war abgemagert und unterkühlt. Igel darf man erst "richtig" versorgen, wenn ihre Körpertemperatur wieder bei ca. 36°C angekommen ist, ansonsten ist der Stoffwechsel überfordert. Als ich ihn zu Hause in eine Kiste legte und die Wärmflasche vorbereitete, sprangen schon die Flöhe davon. Das ist meist kein gutes Zeichen. Er starb innerhalb zwei Stunden.
Grasigelbaby
Falls ihr Igel findet, schaut sie euch genauer an. Sie sollten schöne Knopfaugen haben. Sind die Augen schlitzförmig eingefallen und auch am Nacken sowie direkt vor der Hüfte deutliche Einbuchtungen sichtbar, ist er zu mager. Eine seltsame Gangart und verzögerte Reaktionen sind auch Warnhinweise. Igel, die sich erschrecken, schnauben manchmal recht heftig und ziehen sich ruckartig zusammen - das ist ein gutes Zeichen!
Gesunde Tiere laufen tagsüber nur spazieren, wenn sie von ihrem Schlafplatz verscheucht wurden. Kranke hungrige Igel suchen tagsüber selbst bei Dauerfrost noch nach Futter. Diesen muss geholfen werden. Im Haus ist das schwierig, denn man darf  eines nicht vergessen: Als Wildtier riecht des Igels Hinterlassenschaft auch nach Wild und dies noch dazu recht intensiv! Außerdem benötigt der Igel viel Platz.
 Erste Hilfe kann man leisten, indem man zu Hause den Patienten aufwärmt (Wärmflasche nicht zu heiß füllen und mit Handtuch umwickeln). Erst wenn seine Bauchunterseite sich warm anfühlt, kann man ihm Fencheltee (Beuteltee - keinen gezuckerten Instandtee) anbieten. Zecken und Maden muss man mit der Pinzette entfernen. Bis dahin hat man schon bemerkt, ob der Vierbeiner Verletzungen hat. Egal ob verletzt oder nicht, ich gehe prinzipiell immer zum Tierarzt und lasse das Tier untersuchen. Mit Tierarzt sowie Sprechstundenhilfe habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Sie halfen den Wildtieren stets engagiert und einfühlsam. Gerade Igel haben innere und äußere Parasiten und die Gabe von Wurmmittel & Co muss genau dosiert sein. Dazu braucht man einen Fachmann.

Bis zum 1. November sollte ein Igel ca. 600 g - 700 g wiegen, hat er dieses Gewicht noch nicht erreicht, braucht er in unserer Region Hilfe. Bitte verlasst euch nicht auf Pauschalangaben, was das Gewicht betrifft. Ein 500 g Igel am 1.11 in de Weinbauregion ist anders zu bewerten als ein Igel der Gewichtsklasse im kälteren Mittelgebirge. Der Gesundheitszustand muss beachtet werden. Milch ist tabu! Auch jegliche Form von Babyfertigmilch. Es gibt Aufzuchtmilch für Katzen, die für ganz kleine Igel geeignet ist. Entscheiden sollte der Tierarzt. Bei den Igelbabys muss man auch nach dem Füttern das Bäuchlein massieren, bis der Stuhl abgeht!
Die meisten Findlinge sind aber schon älter und fressen gerne Katzenfeuchtfutter, gekochtes Ei oder Rührei (ohne Milch!). Genaueres findet man sehr gut beschrieben auf der Seite von http://www.pro-igel.de/.
Der Igel in unserem Garten war ein Weibchen. Ob sie gerade Kinder aufzieht wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich lasse sie leichten Herzens ziehen, der Garten bietet genügend Futter.

Wir ziehen zur Zeit im Haus die pflegeleichtere Igelvariante auf. Einen Grasigel!
Ein lieber Freund der Familie gab ihn den Kindern. Basteln kann man Grasköpfe/Grastiere natürlich auch mit den Kindern selber:

Man braucht einen Nylonstrumpf. In die Spitze füllt man den Grassamen und füllt anschließend den Strumpf fest mit Watte auf. Jetzt kann man entweder eine Nase und Beine formen und mit Gummiband oder Schnur fixieren sowie den Körper durch eine Naht verschließen oder später die Nase zusammen mit den Augen mit Heißkleber befestigen. Im wassergefüllten Teller zieht das Grastier Feuchtigkeit und das Gras wächst. Mittlerweile hat unser Grasigel Zöpfe! ;-)




4 Kommentare:

  1. Liebe Carola
    Ein sehr lehrreicher Post! Vielen Dank dafür! Bis vor einigen Wochen hat uns jeden Abend ein Igel besucht. Plötzlich kam er nicht mehr.... Ich habe ihn dann am Strassenrand unter unserer Tanne gefunden. Vermutlich wurde er von einem Auto angefahren.
    Vielen Dank auch für Deinen lieben Kommentar auf meinem Blog.
    Eine wunderschöne Restwoche wünscht Dir Yvonne

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  2. Liebe Carola
    Soeben habe ich gesehen, dass Du Dich bei mir als regelmässige Leserin eingetragen hast. Vielen Dank! Ich freue mich riesig!
    Herzlichst grüsst Dich Yvonne

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  3. Liebe Yvonne,
    schade um den Igel. Hoffentlich hatte er noch keinen Nachwuchs.
    Ich bin gern auf deinen Seiten zu Besuch, dein Blog ist sehr vielseitig und du hast interessante Blickwinkel bei deinen Fotografien. Ich freue mich auf weitere Berichte!
    Liebe Grüße Carola

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  4. Der süße kleine Wicht!

    Viele Grüße
    Vica von 1690mm.blogspot.de

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