Samstag, 10. Oktober 2015

Wut und Angst




Wenn Angst und Wut zusammen treffen, wird es meistens ernst - nicht nur bei den Menschen.

Angst ist Wut nach innen und Wut ist Angst nach außen.
Baghwan (Osho)

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Kindermund (14) Ungeziefer




Meine Kleine (7) liest neugierig in einem Buch ihrer großen Schwester. Irgendwann stapft sie mit dem Buch zu uns und fragt:
Kann mir mal einer sagen was ein Tee-Nager ist?     

(Teenager)


Meine Große (9) kommt von der Grundschule nach Hause...
"Mama! Die XYZ war beim Arzt und hat heute ihr Testament abgegeben! Ihre Läuse sind endlich tot!"

(Sie meinte Attest. Es gab zu der Zeit eine längere Läuseplage)





Montag, 5. Oktober 2015

Von der Mythologie des Luchses



Der Luchs und der Löwe

Ein Luchs lebte lange Zeit am Hofe des Löwen und war einer seiner geheimsten Spione. Einmal kam er in die Gesellschaft einiger Tiere, wo man vom Löwen sehr viel Böses sprach.

"Sir!", sagte er zum Löwen, "Ich war in einer Gesellschaft, wo die Tiere laut gegen dich klagten. Du musst sie strafen und schweigen machen."

"Lass sie reden!", versetzte der Löwe, "Ihr lautes, öffentliches Klagen fürchte ich nicht. Es ist ein Zeichen, dass sie es mit mir noch gut meinen, aber ihr stummes Denken und Brüten ist gefährlich."
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 Eine treffende Wahrheit für Regenten.
(Fabeln für unsere Zeiten und Sitten, Bd. 2,Joseph Kraus, 1801)


Er geht durch die Wände, sieht durch undurchsichtige Dinge hindurch, seine Augen leuchten in der Nacht und dort wo er Urin ablässt, bilden sich Karfunkelsteine. 
Über diese entstehenden Steine liest man einiges. In manchen alten Büchern werden sie Lynkur oder Luynkurin (=Lynk-Urin) genannt und man meinte damit den Hyazinth-Zirkon. Der lateinische Name des Luchses ist Lynx lynx und in alten Büchern findet man häufig die veränderte Schriftform "Lynks". Der Luchs-Stein sollte bei Steinleiden (Harnsteine, Nierensteine,...) am Körper getragen werden und das Leiden lindern oder sogar heilen.
Sogar das Fett des Luchses wurde als Salbe an die von Steinen geplagte Stelle geschmiert und nachdem man in seiner Blase oftmals eine steinige Masse fand, verwendete man auch diese gegen Steinleiden. 
Genauso dachte man, dass er das schwächste Gedächtnis aller Tiere hat. Er würde sein erlegtes Wild kein zweites Mal besuchen und hätte scheinbar vergessen, wo er es abgelegt hat. Deshalb würde er den Kopf seiner Opfer aufbeißen, um an das Gehirn zu kommen. Beides gehört ins Reich der Märchen.

Die Krallen zog man dem erlegten Luchs und ließ sie in Gold oder Silber einfassen. So getragen, sollte dies gegen die Fallsucht (Epilepsie) helfen, aber auch vor Alpträumen und Kobolden schützen.

Damals vermutete man in Deutschland zwei Luchsarten. Die Katzen-Luchse und die Kälber-Luchse. Katzen-Luchse sollten kleiner und gedrungen sein, im Gebirge leben und ein besseres, wolligeres Fell haben. Dieses wäre auch mehr gelblich, mit rötlichen Flecken und weißem Fell.
Die Kälber-Luchse sollten mehr in den Wäldern zuhause sein, in wärmeren Regionen, schlanker und hochbeinig sein. Die Fellfarbe wäre nicht so schön, eher fahlgelb bis ziegelrot mit weißen Flecken. Zudem wäre das Fell dünner.

Der letzte Luchs im Thüringer Wald wurde 1819 in Luisenthal nördlich von Zella-Mehlis umgebracht. Im Frankenwald war er 1730 scheinbar ausgerottet. Das letzte Exemplar aus dem Fichtelgebirge starb gewaltvoll 1774 südöstlich von Louisenburg (Luchsburg, Luxburg). Umso erfreulicher ist es, dass es immer wieder einmal Sichtungen dieses edlen Raubtieres im Fichtelgebirge und dann auch im Frankenwald gab - obwohl man auch dies lange Zeit für einen Mythos hielt. 

Im bayerischen Wald wurden in den letzten Jahren regelmäßig Luchse ermordet. Feige wurden die Tiere umgebracht. Vergiftet, Beine amputiert oder tragende Muttertiere getötet. Die Jungtiere sterben dabei nach dem Tod der Mutter mangels sauerstoffreicher Blutversorgung qualvoll im Bauch. Arthur Schopenhauer fand dazu folgende Worte:

Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Tier. 
Wir kennen es bloß im Zustand der Bändigung und Zähmung.

Diejenigen unter euch, die diese Wilderei auch abartig finden, können hier LINK etwas bewegen.








Montag, 28. September 2015

Einfach Wunderschön!



Wunderschön zeigte sich heute Nacht die Mondfinsternis. 

Was für mich vor über zwanzig Jahren eine Zufallsbeobachtung war, ist dank der Medien nun ein schon lang voraussehbares Ereignis geworden. Als ich damals am Morgen erzählte, dass der Mond rot gewesen war, erzählte man mir von den alten Prophezeiungen und auch Bibelstellen konnte man zitieren. Kriege sollen ausgebrochen sein und so manch andere merkwürdige Dinge zöge dieses Ereignis nach sich. Damals wusste ich nicht, dass man Blutmonde eigentlich recht häufig sehen kann. Totale Mondfinsternisse gibt es ca. alle sechs Monate. Fasziniert bin ich immer noch von der entstehenden Rotfärbung.

Der rote Mond verfinsterte sich und wurde fast unsichtbar.
Einige Zeit später nach dem Blutmond war eine Sonnenfinsternis in Deutschland (1990/91?) und da hörte ich zum ersten Mal, dass sich bei einer Mondfinsternis der Mond rot verfärbt. Klar lernte man in der Schule, dass sich der Mond bei einer Mondfinsternis verdunkelt, aber die Farbveränderung ins Rötliche wurde nicht erwähnt. Mittlerweile weiß ich, dass die Erde zwar im Kernschattenbereich den Mond abdunkelt, aber unsere Erdatmosphäre bricht den roten Anteil des Sonnenlichtes und das lässt den Mond rot erscheinen.  

Da stand der Mond noch hoch über unserem Dorf.

Wie sauber die Atmosphäre ist, sieht man an der Farbe des Mondes. Hellorange bis blutrot sieht man den Erdtrabanten in klaren Nächten. Wenn Staub die Luftschichten verschmutzt oder eine hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden ist, wirkt er eher rostrost oder bräunlich bis er fast nicht zu erkennen ist.

Als der Höhepunkt der Mondfinsternis vorbei war, zogen Wolken auf

Was dieses Jahr die Mondfinsternis zu einem besonderen Ereignis macht, ist, dass diesmal zusätzlich ein "Supermond", also ein Super-Blutmond zu sehen war. Nachdem der Erdbegleiter sich nicht kreisförmig, sondern elliptisch um die Erde bewegt, steht dieses Mal zeitgleich zur Mondfinsternis der Mond sehr nah zur Erde. So erscheint dieser größer als normal. Beobachten kann man das bei ca. jedem vierzehnten Vollmond. Um so richtig schöne, übernatürlich groß erscheinende Mondaufnahmen machen zu können, müsste dieser ziemlich nah am Horizont stehen und  der Fotograf ein Motiv (Häuser, Bäume, ... ) als Vergleichsobjekt mit ins Bild nehmen. Ich besitze kein Stativ, so sind meine Handaufnahmen ziemlich unscharf. Dennoch, für ein Erinnerungsfoto reicht es.

Kurz vorm Monduntergang verzogen sich die Wolken wieder.





Freitag, 18. September 2015

Dem Buckelapotheker auf der Spur - Herschdorf, Stempelstelle 19 (Teil 2) Ein Geheimtipp für Liebhaber

Historisches Bild der alten Brauerei

Ich kam zur Brauereiruine, ein mächtiges Bauwerk und staunte. Was war wohl damals mit den Brauern geschehen? Wie lange steht es schon leer? Vor der Kirche gab es einen Gedenkplatz. Der große Grabstein an diesem Platz gehörte einer Familie Schmiedeknecht.  Sie waren über mehrere Generationen die Brauer im Ort gewesen. Sie schienen wichtig für diesen kleinen Ort gewesen zu sein. Jetzt war ich erst recht neugierig geworden.

Der Gedenkstein der Schmiedeknechts vor der Kirche.
Auf jeder Seite ist eine Generation zu finden.


Im Ort - der Wegbeschilderung auf der Spur - durch die verschieferten Häuserzeilen gehend, fiel ein Haus mit seiner hellen Variante der Verschieferung auf. Nebenbei zeugte ein gelbes Schild über dem Vorbau davon, dass es dort ein Wirtshaus geben musste. Der gleiche Name, der auf dem Grabstein stand, war zu lesen. Die Schmiedeknechts gab es also noch! Vor Ort sah ich dann das Hinweisschild: "Bierverkauf im Innenhof der Brauerei"

Gaststätte Schmiedeknecht, Bierverkauf im Hinterhof

Der Bierkauf ab Brauerei ist  Montag-Freitag bis 18.00 Uhr und Samstag bis 12.00 Uhr, Besichtigungen sind nur nach telefonischer Absprache möglich. Na, das war das geringste Problem. Als ich anrief, teilte mir Braumeister Christian Bruses Mutter mit, dass ich sehr gerne kommen dürfe und ihr Sohn dann auch anwesend wäre und mir die Brauerei zeigen könne.

Dort angekommen wurde ich sehr offen und freundlich Willkommen geheißen. Ich ging nach hinten in den Biergarten und sah sie ... Thüringens kleinste Brauerei!


Herr Bruse erzählte von der bewegten und packenden Geschichte seiner Vorfahren und damit auch der Brauerei. Etwas fiel mir dabei auf ... Der Dialekt! Heimatliche Klänge? Ich möchte die Geschichte nun nicht komplett wieder geben, denn Herrn Bruses Ehefrau hat eine solch schmucke und lesenswerte Homepage eingerichtet, dass ich einfach zu viel vorweg nehmen würde. Wo sieht man schon die Geschichte einer Brauerei so liebenswert dargestellt?
Brauereibesitzer Christian Bruse und ich

Das Gebäude in dem ich mich gerade befand (in DDR-Zeiten als "Herrschdorfer Kulturhaus" genutzt) war das Familienstammhaus Schmiedeknechts, unter dessen Dach sich auch die Familienbrauerei befand. Das Bier wurde dann ins Tal, in die Felsenkeller gekarrt, damit es kühl blieb. Deshalb haben sich die Schmiedeknechts später dazu entschlossen, gleich neben den Felsenkellern eine Brauerei zu errichten. Die imposante Brauereiruine, die sich von Willmersdorf kommend, kurz vor Herschdorf im Tal mitten im Wald befindet.

Mich beeindruckte vor allem, wie Herr Bruse voller Herzblut seine Ahnen beschrieb, was ihnen wichtig war und wie es weiter ging, als seine Großeltern mit dem Mauerbau ihren Heimatort Herschdorf verließen.

Die eindrucksvolle Brauereiruine im Rößtal bei Herschdorf

Sein Großvater wurde Diplom-Braumeister und  in Kulmbach Geschäftsführer einer großen Brauerei. Das erklärte den heimischen Klang, den ich in seinen Erzählungen heraushören konnte. Kulmbach ist unser Nachbarlandkreis und erfreut teilte ich ihm mit, dass sein Großvater ganz in unserer Nähe gelebt hat. Für Herrn Bruse war dadurch meine Heimat auch kein unbekannter Fleck. Noch mehr Schnittstellen fanden sich und so war die Unterhaltung äußerst kurzweilig.

Fasziniert von seinem Großvater widmete auch er sich der Brauereizunft.
Zuerst lernte er in Bamberg das alte Handwerk. Die Bamberger Region, bekannt für ihre Vielzahl an kleinen Familienbrauereien und schmackhaften Bieren, zog ihn an, um sein Können zu vertiefen und sein Handwerk zu verfeinern zu können. So arbeitete er dort in verschiedenen großen und kleinen Brauereien. Gut gerüstet ging er nach München und machte seinen Braumeister. Bamberg hatte bleibende Spuren hinterlassen und so war er später in Bamberg (da wohnte ich auch mal) ein Jahrzehnt als Braumeister in einer Familienbrauerei tätig.



1986 wurde zum letzten Mal Bier in Herschdorf (bzw. unten im Rößtal) gebraut. 25 Jahre später baute Herr Bruse die Brauerei neu auf. Nicht die alte imposante, aber leider verfallene, im Tal. Im Nebengebäude des Familienhauses seiner Vorfahren, dort wo alles begann, nahm er die Fäden der Brauerei-Vergangenheit auf und begann als würdiger Nachfahre an sein Erbe anzuknüpfen und es zu prägen. In diesem Nebengebäude braute er auf beengtem Raum Bier und so gab es 2007 zum ersten Mal wieder selbstgebrautes Herschdorfer Bier zu kaufen. Perlend süffiges, flüssiges Gold! Ein bisher versteckter Schatz.

Von links nach rechts:
 naturtrübes Pils, dunkles Lagerbier, Jubiläumsbier, helles Bockbier


Die Achtung seiner Vorfahren erkennt man übrigens auch an den liebevollen Details der Etiketten. Sie beziehen sich auf die Vorfahren und lassen so dem Biergenießer einen kleinen Einblick auf den Familienbetrieb gewinnen. Bis 2009 pendelte der Braumeister zwischen Bamberg und Herschdorf hin und her. Dann entschied er sich, nach Herschdorf zu ziehen, sanierte komplett das  Familienstammhaus und richtete ein gemütliches Gasthaus ein.



Das jetzige Gasthaus war früher übrigens die Mälzerei. In den gemütlichen Räumen finden 50 Personen Platz. Einladend und freundlich wie die Inhaber, so wirkt die gesamte Gaststätte. Gebraut werden in der eigenen Familienbrauerei vier verschiedene, schmackhafte Sorten Bier. Zwei könnt ihr hier auf den Bildern im Glas bewundern. Das dritte Bier (dunkles Lagerbier) goss man(n) in einen Steinkrug und beim vierten Bier (naturtrübes Pils) war ich nicht schnell genug. Das süffige Bier landete zu schnell in durstigen Kehlen. Ich würde sagen, einfach vor Ort ausprobieren und sich selber vom leckeren Geschmack überzeugen. Für mich ist es ein echter Geheimtipp und ich werde mit Sicherheit, wenn ich wieder in die Ecke komme, einen Abstecher dorthin machen.



Falls ihr den Olitätenweg geht oder vor habt, in die Gegend zu fahren, schreibt euch die Telefonnummer der Schmiedeknechts auf und gebt dort rechtzeitig Bescheid, dass ihr vorbei kommen wollt. Wandern macht durstig und dort ist eine  rettende Oase!

Helles Bockbier 

Thüringens kleinste Brauerei
Brauerei H.Schmiedeknecht
Geschwister-Scholl-Str.4
98701 Herschdorf/ Thür.
Tel./Reservierung: 036738/42357

www.brauerei-schmiedeknecht.de

Jubiläumsbier