Dienstag, 10. April 2012

Osterkränzla



Das sind unsere essbaren Osterkränzla (Osterkränze). Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Bild sein mit dem Korb voller Kränzla bevor sie geweiht wurden, aber in den Vorbereitungen ging das Fotografieren völlig unter. 
Alljährlich ist es Brauch in unserer Familie, dass wir am Tag vor Nikolaus und zu Ostern Hefegebäck   backen. An Ostern formen wir diese kleinen Kränze oder Nester und setzen in deren Mitte ein gefärbtes Osterei. Der Kranz ist ein Zeichen der Unendlichkeit. Ohne Anfang und Ende steht er für die Vollkommenheit. Das Osterei symbolisiert, wie aus scheinbar Toten neues Leben entsteht. Beim Ei streitet man sich auch noch, was zuerst da war - Henne oder Ei - kein Anfang ist ersichtlich.




Am Anfang, als wir unsere Speisen (Brot, Salz, Hefegebäck mit Ei)  in der Kirche geweiht hatten, aßen wir nach der Kirche jeder für sich ein Osterkränzla auf. Meine Große fing dann an, nach dem Gottesdienst diese in der Kirche zu verschenken. Da sie mehreren Menschen eine Freude machen wollte, gab sie den Rat: "Du bekommst ein Kränzla, aber du musst es mit allen in der Familie teilen, damit jeder den Segen bekommt!" So beschenkte sie Freunde, Nachbarn und manche Gottesdienstbesucher die einfach traurig aussahen. Kaum konnte die Kleine einen Korb sicher tragen, machte sie mit und es entstand dadurch unser persönlicher Osterbrauch. Ich finde es schön, wenn alte Bräuche erhalten bleiben, aber noch schöner finde ich, wenn Kinder durch ihre Gedanken diese Bräuche mit neuem Sinn beleben und verbessern.
Ein Osterkranz blieb übrig und den konnte ich gerade noch so für euch knipsen, bevor er in der Familie verteilt wurde. Normalerweise sind die Osterkränze noch mit Puderzucker bestäubt, aber der zog in der Zwischenzeit in das Hefegebäck ein.




Montag, 9. April 2012

Geweihtes Osterbrot & Salz



Bei uns ist es im Frankenwald noch Brauch, in den Ostertagen Speisen in die Kirche mitzubringen und diese segnen zu lassen. In der Kirchengeschichte wird dieser Brauch im 12. Jahrhundert beschrieben. Meist war früher diese Weihe in der Osternacht oder an einem Morgengottesdienst, da man vor dem Kirchgang nichts essen durfte und die geweihten Speisen dann zum Frühstück aß. Der heutige Gedanke ist, dass man den Segen mit nach Hause nimmt und diesen in der Familie verteilt. 





Was für Speisen geweiht werden ist recht unterschiedlich. Die einen backen ein Osterlamm und legen um diesen Kuchen gefärbte Hühnereier. Andere lassen sich das Salz weihen, damit alle Speisen die man damit würzt gesegnet werden. Dann gibt es noch das klassische süße Hefebrot mit Rosinen und seit einigen Jahren finden sich Schokoladenosterhasen in der Kirche. Ich halte es eher traditionell.
Zum einen lasse ich Brot segnen und zum anderen Speisesalz. Dann machen wir noch handgroße Hefekränze mit gefärbten Eiern, deren Bedeutung ich im nächsten Post beschreiben werde. 




Wir haben zu Hause verschiedenes Getreidearten und eine elektrische Mühle, so dass das diesjährige Brot eine Vollkornmischung aus Weizen, Hafer und Dinkel wurde. Statt Wasser gab ich Bier hinzu - das macht einen deftigen Geschmack und natürlich durften die Sonnenblumenkerne nicht fehlen. Sie schmecken einfach so gut. Auf die Kruste kamen verschiedene Sämereien.





Was gibt es Besseres zum Osterfrühstück als ein frisches Butterbrot mit Ei? Gibt es bei euch noch alte (Familien-) Traditionen an den Ostertagen? Bei uns gab es am Gründonnerstag ein grün gefärbtes Ei und das erste Ei am Ostersonntag sollte ein rot gefärbtes sein. Dies bringt angeblich Glück für das ganze Jahr. 





Dienstag, 3. April 2012

Kindermund...



Heute war meine Große noch mit Papa abends unterwegs und meine Kleine musste ins Bett. Ohne ihrer Schwester! Man muss wissen, dass die beiden sich recht gern haben und seit die Kleine als Baby aus dem Krankenhaus kam, liegen sie zusammen im Bett - Kopf an Kopf und Hand in Hand.
Sie schauen abends gemeinsam Bücher an, die Große liest vor und sie erzählen sich kleine Geheimnisse die nicht für Eltern gedacht sind, kichern leise und wenn alles im Bett passend gemacht wurde, schlafen sie recht schnell ein.
Heute also nur mit Kuscheltier und ohne Schwester. Meine Mam` kam noch kurz hoch um etwas zu fragen und meinte, wir könnten ja der Kleinen mal wieder etwas vorsingen.

Da liegt also ein strahlendes Kindergesicht im Bett - an der einen Seite quetscht sich die Oma mit hinein, auf der anderen Seite die Mutter. Drei Generationen singen zusammen mehrstimmig verschiedene Gute-Nacht-Lieder. Eine kleine Stimme singt plötzlich vergnügt:

"La, le, lu, nur der Mann im Mond BOHRT IM SCHUH, ..."
(Eigentlich heißt es: "La, le, lu nur der Mann im Mond schaut zu"  oder "La, le, lu, vor dem Bettchen steh`n zwei Schuh,...")

Oma wollte noch ein altes Gute-Nacht-Gebet sprechen:
Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.
Lass mich sein, gut und rein, wie die lieben Engelein.
Die Kleine trocken: "... Lass mich sein, gut und reich..."



Eines noch zum Nachschlag:

Meine Kleine (eine Raupe Nimmersatt) hocherfreut beim letzten Brückenfest im Ort:
"Mama! Jetzt weiß ich endlich, was die Leute singen!"
"Was singen sie denn?"
"Ein Prosit, ein Prosit der GEMÜTLICHKEIT!"
"Was hast du denn immer verstanden?"
"Ein Prosit, ein Prosit dem GEMÜSEBREI!"

Ich wünsche euch viel Spaß und viele Momente zum Lachen!







Samstag, 31. März 2012

Das perfekte Herz




Als ich mit Poldi Gassi ging, sah ich am Wegesrand die liegengelassenen Versuche eines Menschens. Er wollte scheinbar einem anderen eine Freude machen, indem er aus Baumklötze Herzen aussägte. Es lagen einige noch dort und ich denke, er wird für sich "das perfekte Herz" mitgenommen haben. Mir fiel eine Geschichte ein, die ich euch nicht vorenthalten wollte.





DAS PERFEKTE HERZ


Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter über sein schönes Herz.

Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht annähernd so schön, wie meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an.

Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig und es gab einige ausgefranste Ecken...Genau gesagt, waren an einigen Stellen tiefe Furchen, in denen ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an und dachten: Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner?

Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."

"Ja", sagte der alte Mann, "deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau passen, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?"

Der junge Mann stand still da und Tränen rannten über seine Wangen.
Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde in des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.

Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen fort, Seite an Seite.

Dawn L. Billings



Sonntag, 25. März 2012

Was ist das? Auflösung März - Rattenschwanzradieschen




Ich bin wieder mal sprachlos! Suserl, die Lösung kam ja in Lichtgeschwindigkeit! Elke zögerte nicht und hatte keine Zweifel und beide hatten natürlich Recht. Es ist das Rattenschwanzradieschen.


Habt ihr auch manchmal Schwierigkeiten mit Raphanus sativus? Ich säe seit Jahren Radieschen aus und entweder sind sie holzig (Pflegefehler) oder durchlöchert mit Fraßgängen. Vor fünf Jahren wagte ich also den Versuch mit einer Wildart, R. caudatus - dem Rattenschwanzradieschen und war absolut begeistert.

Warum?
Dazu muss ich erst einmal ausholen:
Bei diesen Radieschen erntet man nicht die Knolle (diese sieht eher aus wie eine Rettichwurzel und schmeckt auch so scharf), sondern die unreifen Samenschoten. Die Samenschoten ähneln Erbsenschoten, verlängern sich dünn zum Ende hin und bekamen deshalb den Namen "Rattenschwanzradieschen". Diese haben roh - je nach Reifegrad - eine angenehme Schärfe. Je früher man sie erntet, umso milder ist der Radieschengeschmack und umso zarter die Schote. Manche bezeichnen dann den Geschmack auch leicht "kohlrabiartig". Wenn die Schote richtig ausgereift ist, dann wird der "Rattenschwanz" bissig scharf, holzig und schmeckt nicht mehr so saftig knackig, ich beiße dann meistens den Körper ab und entsorge das zähe Ende. Da die Pflanze ca. 6 Wochen nach Aussaattermin anfängt zu blühen, kann man nach ca. 8 Wochen anfangen zu ernten und dies bis zu den ersten Frösten. Einige Schoten die man ausreifen lässt, sorgen für das Saatgut im nächsten Jahr. Als Dekoration eigenen sich die beigen Schoten im Herbst prima.

Schädlinge?
Ein Jahr hatte ich im Frühsommer mit kleinen schwarzen Käfern (Kohlkäfern?) zu kämpfen, die mir die Blüten abknabberten. Ich bemerkte sie erst, als ich mich wunderte, warum nach 10 Wochen immer noch keine Rattenschwänze zu sehen waren. Da aber allein eine Pflanze Unmengen an Blüten ansetzt, fiel der Verlust auf das Jahr gesehen nicht zu sehr ins Gewicht. 
Meine Begeisterung wurde noch größer, als meine Mam` 2008 mir (während ich ein paar Tage verreist war) etwas Gutes tun wollte und im Gemüsebeet meine "ausgewachsenen, blühenden,  sparrigen Rettiche" jätete und auf den Komposthaufen warf. Als ich das Elend fand, steckte ich sie nochmals in die Erde, band sie an und wartete ab. Sie brauchten eine Woche und fingen wieder an zu blühen! Seither habe ich den größten Respekt vor der Pflanze.
Nicht nur das... Ein Seitentrieb knickte um und die Fasern rissen auf. Es wuchs in der Achsel einfach ein neuer hervor und blühte, während auch der abgeknickte Trieb weiter lebte. Pflanzen mit solch einer Urkraft, stärken sicherlich auch uns Menschen. 

Den Platzbedarf sollte man beachten. Ich hatte fünf Pflanzen auf 1 m² und musste diese anbinden, da sie vollbehangen einfach zu Boden gehen und noch mehr Platz einnehmen. Es war trotzdem eng! Die Schoten sind ca. 5- 15 cm lang. Auf dem Bild oben sieht man die perfekte Genussreife. Die Hülse ist leicht angefärbt, die Kapseln geformt, aber noch nicht ausgeprägt gerundet. 

Unten erkennt man, dass das Schwanzende eingetrocknet ist. R. caudatus stand bei mir in der prallen Sonne und ich denke, das war doch zu warm. Es entstehen bei langen Trockenperioden viel kleinere Schoten, die deutlich schneller ausreifen. Woher die Pflanze ursprünglich stammt ist nicht sicher, aber feuchte Sommer machen ihr eindeutig weniger zu schaffen und das Gemüse schmeckt zarter. 



Meine Kinder sind begeisterte Naschkatzen an der Pflanze und überraschen gerne unsere kleinen und großen Gäste damit. Im Salat verfehlen sie sicherlich nicht an Wirkung und es ist interessant zu sehen, wie die Optik uns Erwachsene oftmals zögern lässt, etwas Neues auszuprobieren und Kinder unerschrocken sich daraus "Fingerpuppen" basteln um sie hinterher aufzufuttern.


Rettiche und Radieschen haben als Inhaltsstoffe Senfölglycoside. Diese wirken gegen Viren, Bakterien, Pilze und sollen krebswirksame Eigenschaften besitzen. Letzteres ist aber nur bei Ratten belegt worden. Der Vitamin C Gehalt eines Rettichs soll ausreichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen zu decken. B-Vitamine, Magnesium, Eisen, Kalzium und Kalium stärken zusätzlich die Abwehrkräfte. Gewisse Bitterstoffe und das Senföl regen die Verdauung an und das merkt man auch bei den Rattenschwanzradieschen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus wird die Harnbildung deutlich angeregt und es erklärt mir auch, warum diese Pflanzenfamilie gegen Gicht und Rheuma helfen soll. Alles im Körper fließt besser. Rettiche auf der Haut fördern die Durchblutung und lösen Verspannungen, mit Zucker angesetzt lösen sie den Schleim in den Atemwegen. 

Apropos...
Dieses Jahr möchte ich aus zweierlei Gründen die "Ratties" in Honig einlegen. 
Erstens möchte ich austesten, ob der entstehende "Hustensaft" so stark ist wie der herkömmliche Hustensaft aus Rettich. Zweitens, kann man gut mit diesem scharfen Honig in der Küche experimentieren.




Wie ich euch kenne, wollt ihr sicherlich wissen, was man noch mit diesem tollen Gewächs anfangen kann. 

☼ direkt vom Strauch roh verzehren
☼ als Belag auf Butterbrot
☼ Salatbeigabe
☼ passt gut zu Quark und/oder Käsedips
☼ größere Schoten kann man (mit viel Geduld) mit einer fein pürierten Masse aus Feta, Tomaten und Kräutern füllen.
☼ die Schoten einlegen in Essig 
☼ junge Blätter klein geschnitten als Würze zu Salat und Suppen oder über den Kartoffelsalat geben

Faszinierend ist die Tatsache, dass die Hülsen bei Erwärmung ihre Schärfe verlieren und eher "erbsig" oder "maisartig" - fast süßlich schmecken. Hier gilt es - wie beim Rohverbrauch - je reifer die Schote umso stärker die Aromen. Manchmal ist der Nachgeschmack dadurch schon mal bitter. 

► Im Internet heißt es, man kann die "Ratties" in asiatischen Gerichten verwenden. Das liegt vielleicht daran, dass sie nur kurz angedünstet/angebraten werden müssen, damit sie gut schmecken. Also passen sie dadurch prima zum Wokgemüse.

► Wer es gern griechisch mag, freut sich sicherlich auch über neue Experimente. Die Radieschen eignen sich gedünstet in der Kombination mit Reis, Oliven, Kapern, Feta, Tomaten und pikanten Speisen. Mutig sein und ausprobieren!

► Konservieren kann man sie indem man das Gemüse blanchiert und eingefriert. Vorher aber den Schwanz abschneiden, da dieser nach dem Auftauen leicht bitter schmeckt und sich unangenehm kauen lässt. Das Einfrieren hat mich persönlich nicht überzeugt und vielleicht hat ja einer von euch bessere Ideen oder Tipps dazu.

► Was ich gerne ausprobieren würde: Ein Pesto daraus zubereiten! Ich stelle es mir lecker vor diese Rattenschwanzwürze in Kombination mit Knoblauch und Zitronengras (oder Thai-Basilikum,  oder Koriander, oder Sauerampfer, oder eine Mischung aus mehreren Kräutern, oder ....)

Wie gut, dass die Pflanze so gut trägt!

Samen kann man übrigens bei Rühlemann`s beziehen!