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Donnerstag, 26. Januar 2012

Gimpel oder Dompfaff


Aus der Vogelhochzeit :

Der Gümpel, der Gümpel,
macht ein greulichs Gerümpel...(Uhland 1613)


Der Gümpel was der Bräutigam, 
der Adler auf die Hochzeit kam (um 1533 Nürnberg;A. v. Arnim) 




Da sitzt er wieder und passt auf seine Frau auf - der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), im Frankenwald Gümpel oder auch Dompfaff genannt. Er gehört zur Familie der Finken (Fringillidae), deshalb kennt man ihn als Blutfink (mit allen dialektischen Abwandlungen), Rotfink und in Großbritanien als Bullfinch (Bullenfink - wegen der dickeren Gestalt). Die rundliche Figur, das rote "Gewand" des "Rotgimpels" mit der schwarzen Kappe, erinnerte die Menschen früher auch an die Domherren und so hat der Vogel seinen zweiten Namen bekommen: Dompfaff.




Ich mag ihn so gern. Ihn und sein sanftes "Diüüü düüü" höre ich schneller und häufiger, als ich ihn sehen kann. Er lebt bei uns im Mittelgebirge im Nadelwald und frisst Fichtensamen, aber auch Samen von Wildkräutern und Knospen. Das erklärt seinen Spitznamen Pollenbeißer (Knospenbeißer). Im Sommer ist er selten in unserem Garten anzufinden. Ab dem Herbst besucht er uns wieder, sammelt die frischen und ausgereiften Samen von meiner Wildkräuterwiese und sucht in den Wildsträuchern nach Futter. Kennt ihr die Gimpelbeeren? So nennt man den Liguster und seltener die Eberesche.

Über die Wortherkunft "Gimpel" ist man sich nicht sicher. Das bayrisch-österreichische Wort gumpen (hüpfen) soll Namensgeber sein. Als althochdeutsches Wort ist "Gümpel" in alten Büchern festgehalten. In Tirol (Schöpf) wurde schon im 15. Jahrhundert ein tollpatschiger, einfältiger Mensch, Gümpel genannt. Der "Gümpelmann" war so etwas wie ein Witzbold. Bei uns im Frankenwald hört man umgangssprachlich schon mal den Ausspruch: "Der muss sein Gümpel aa nuch dou nei steck!" -> "Der muss seine neugierige Nase (oder Kopf) auch noch hier hinein stecken." Den Spruch kannten auch viele Österreicher, die eine große, rote Nase so bezeichnen und Menschen mit dieser Gesichtszierde (Säufer,Sandler) verspotteten (österr. Volkskunde 2;1896).


Auch Dompfaffweibchen können schlank aussehen.

Man hielt nicht viel vom Gimpel, der Ausdruck wurde in ganz Europa als Zeichen für Dummheit verwendet. Ich finde es sehr schade, denn ein großer Teil seiner angeblichen "Leichtgläubigkeit" ergibt sich aus seiner Treue. Einen Gimpel konnte man leicht fangen, er ist schnell "auf den Leim" gegangen (Vogelfangart). Man muss wissen, dass man durch Nachahmung seines Pfeifens, den zutraulichen Vogel gut anlocken kann. Der wunderhübsche Federball fliegt immer mit seinem Partner zusammen ans Futterhaus. Einer frisst, der andere hält Wache. Stets halten sie Ausschau zueinander, suchen den Kontakt und kommunizieren. Wenn also ein "Pärchen" am Futterhaus frisst, sieht man in den Büschen nebenan, oftmals auch ein Pärchen.
      




Ist es nicht eine Doppelmoral? Normalerweise lernen die männlichen Jungen den Gesang von den männlichen Altvögeln. Die angeblich dummen Gimpel, fing man früher aus dem Nest heraus und brachte den wehrlosen Jungvögeln bei, Lieder zu pfeifen, weil sie so gelehrig waren. Dann wurden sie als Käfigvogel weiter verkauft. Gemein? Heutzutage gibt es noch genügend Menschen, die Dompfaffen im Käfig halten. Man aß ihn in Deutschland bis ins 19.Jahrhundert; in Italien sieht man ihn jetzt noch auf dem Teller. 
Gerade der oft lebenslang treue Vogel wurde zum Zeichen der Untreue. Vielerlei Gedichte zeugen davon.

Mit Habgier und Geiz verband man den Dompfaff und manch einer dachte der Teufel ist bei dem Vogel mit im Spiel. Kennt ihr noch den Räuber Hotzenplotz (Otfried Preußlers Kinderbuch)? Dort verwandelte aus Wut der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann, den Räuber in einen Gimpel und steckte ihn in einen Käfig.

Eine Sage erzählt, dass ein Mann namens Dieteler vor langer Zeit, an einen Sonntag Vögel fangen wollte und sich mit Lockvögel und Leimruten auf den Weg machte. Dieteler vergaß die Zeit und als dann noch ein Gimpel ihm "auf den Leim ging", war es für die Sonntagsmesse zu spät. Er säuberte den Dompfaff, steckte ihn in den Vogelkäfig und machte sich auf den Heimweg. Der Käfig auf dem Rücken wurde immer schwerer. Der Mann hob ihn vom Rücken herunter und erschrak. Der Gimpel war feurigrot geworden, wurde groß und immer größer, dass sich die Eisenstäbe schon auseinanderbogen. Dieteler bekreuzigte sich und warf den Käfig unter den Worten: "Im Namen Gottes! Du Teufelsgimpel sollst mich nicht kriegen!", den Berg hinab. Der Käfig hinterließ beim Sturz ins Tal einen Feuerstreif. So merkte der Mann, dass ihn der Teufel von dem Kirchgang abgehalten hatte.
Seit dem Tag fing Dieteler keine Vögel mehr und besuchte regelmäßig den Gottesdienst.
(Nach dem Buch "Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol" von Ignaz Vinzenz Zingerle)


Schade, dass ein so fürsorglicher ruhiger Vogel einen solch schlechten Ruf hatte. Für mich sind Dompfaffen ein Sinnbild von zurückhaltender Fröhlichkeit, sie sind liebevoll und haben einen anrührenden melodischen Gesang - unaufdringlich aber deutlich. Sie sind Willkommen!
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Dienstag, 6. September 2011

"Unsere" Turmfalken im Garten

Falkenweibchen Jolanda

Jedes Mal wieder eine Augenweide für mich!
Vor ca. 20 Jahren entdeckte ich einen Wanderfalken am Haus unter unserem Dachgebälk. Dieser einsame Falke besuchte uns mehrere Jahre regelmäßig im Frühjahr, blieb aber nur für kurze Zeit und dann kam er irgendwann nicht mehr. In den letzten zehn Jahren, habe ich vieles umgeändert. Aus einem ordentlichen 70er-Jahre-Stil Garten meiner Eltern wurde ein chaotisch bunter Naturgarten. Es hängen nun überall verschiedenste Nistmöglichkeiten. Als Letztes kam unter dem Dachgebälk ein Falkenkasten hin.
Mein Wunschtraum wurde wahr. Er war schon im ersten Jahr belegt und ich war sehr aufgeregt, als ich im Dachboden Geräusche von außen vernahm. Völlig untypische allerdings... es waren Eichhörnchen, die ihre Jungen dort großzogen. Sie kletterten einfach am Haus den Rauhputz hoch.

Falkenkasten

Im darauf folgendem Jahr ließen wir unsere Giebel verschiefern (ortstypische Dachisolierung) und haben dabei den Falkenkasten mehr nach außen direkt an den Balken umgesetzt. Neugierige gefiederte Besichtigungen im darauf folgendem Jahr (die Eichhörnchen keckerten erbost, sie können den Schiefer nicht hochklettern).

Falkenmann Joringel schaut ins Elsternest

Letztes Jahr dann - endlich - waren Turmfalken sechs Wochen am und im Kasten. Ende Mai waren sie von einem Tag zum anderen alle beide weg. Wir waren so entäuscht.

Ein toller Vogel!

Dieses Jahr kamen sie beide wieder. Sie paarten sich lautstark, zeigten akrobatische Flugkunststücke, riefen sich im Flug. Sie lockte mit langezogenen "Lahnen" im Kasten und er brachte regelmäßig seine haarigen Geschenke. Jedes Geräusch von außen wurde von uns mit Freude wahrgenommen. Es flog dann irgendwann ein dritter Falke mit. Spannung! Verscheuchte einer den anderen? Sie blieben zu dritt! Leider auch das gleiche Spiel wie das Jahr zuvor. Pünktlich zur Eiablage war das Weibchen verschwunden. Das Männchen nahm unseren Falkenkasten als Vorratslager und häufig als Nacht- oder Schlechtwetterquartier. Da eine Wiese direkt neben unserem Haus liegt, wurde der Kasten zusätzlich zur Ansitzjagd genutzt.

Hinterlassenschaft

Die Hinterlassenschaften waren auch beträchtlich. Falken sch..... nicht einfach herab, sie "schießen" weit! Ihre Gewöllballen, die sie herauswürgen, wurden unübersehbar. Falken fressen zu 85% Mäuse und die restlichen 15% bestehen aus Vögel, Eidechsen, Regenwürmer (!), Käfer und andere Kleintiere. Was sie fressen, sieht man dem Gewölle an. Taubenzüchter schimpfen oft auf die Falken, es ist aber meistens der Sperber, der die Tauben abfängt (er frisst hauptsächlich Vögel) und auch der Habicht packt gerne zu. Manche Habichte können sogar dem Falken gefährlich werden, sie rauben Hühner sowie Kaninchen oder Meerschweinchen, die im unabgedeckten Freigehege sich tummeln. Unsere Falken hatten sichtbar guten Appetit auf Mäuse.

Gewölle und Feder

Im August die freudige Überraschung. Es flogen frühmorgens sieben Falken um das Haus. Wie fürsorglich die Altvögel sind! Die Jungvögel landeten auf Bäumen sowie Häusern und sie machten Lärm. Wie gern ich ihnen zuhörte! Mittlerweile fliegen Jolanda & Joringel wieder täglich den Falkenkasten an. Das Männchen hat nun auch die Mauser hinter sich (die Weibchen sind in der Mauser - im Federwechsel 1x im Jahr - wenn sie brüten). Beide werden Kräfte sammeln, denn bisher sind sie immer im Winter weggezogen. Das wird eine stille Zeit unterm Dach und ein langes Warten auf die Rückkehr.

Ich wünsche gute Reise!

Männchen mit schmalen Schwanz, Weibchen mit breitem Schwanz

Dienstag, 23. August 2011

"Seid Willkommen"

 "Seid Willkommen" können Gäste lesen, wenn sie zu uns nach Hause kommen. Ich mag diese Kombination der verspielten Leichtigkeit von Martinas Holzarbeiten http://das-gartenhaus-in-hirschaid.blogspot.com/.

Vor neun Jahren im Juni hat mir eine liebe Bekannte eine große Freude bereitet. Sie ging (ohne dass ich es wusste) zum "Das Gartenhaus" und fragte Martina, ob sie nicht ein kleines Vogelhäuschen machen könnte. Es sollte blau sein und unten eine schöne bunte Blumenwiese mit gaaanz vielen Gänseblümchen haben, weil diese für uns eine große Bedeutung hätten. Das Häuschen sollte auf einem Stab befestigt sein - nicht zum Aufhängen sondern zum "in die Erde stecken". Es wurde ein wunderschönes Häuschen und blieb sehr lange an seinem vorbestimmten Platz - bis die Farben verblassten. Es ziert nun an anderer Stelle in meinem Garten einen besonderen Platz und immer wenn ich es betrachte, bin ich für diese liebe Geste sehr dankbar.
 Ein wenig später wollte ich diese "Martina" auch mal kennen lernen und war begeistert. Ein wunderschönes, kleines eingewachsenes Haus, urig gemütlich in seiner Inneneinrichtung und einzigartig schon durch seine Außendekoration, faszinierte mich sofort. Die Tür öffnete sich und eine fröhlich lachende Frau mit wuscheligen Haaren begrüßte mich herzlich. Eine tolle Frau!
Seither freue ich mich immer, wenn ich sie besuchen kann und nie gehe ich mit leeren Händen aus ihrem Kunsthandwerkerladen heraus. Dieses Vogelhäuschen kaufte ich damals bei meinem ersten Besuch. Es hängt unter dem Vordach im Gebälk und ist somit sehr gut vor Regen geschützt. Zuerst nisteten Kohlmeisen und in den letzten Jahren vermehrt Blaumeisen darin. Man sieht es - der Eingang wird gut genutzt.
Super fand ich die Idee mit den Notizbrettern mit dem integrierten Stift. Das brauchte ich natürlich auch. Besucher, die vor verschlossenen Türen standen, waren dafür wirklich dankbar - wir auch. Das Highlight war dann der Briefkasten. Ist er nicht viel schöner, als die einfallslosen schlichten Kästen? Außerdem eignet er sich hervorragend dazu, die Denkfähigkeit eines Briefträgers zu testen. Die gute Nachricht: Unsere Stammbriefträger haben das Prinzip lachend verstanden - Aushilfen verzweifeln zuweilen und stecken die Post in den Kasten meiner Eltern, der nicht weit davon entfernt daneben hängt. Man zieht nämlich den Schornstein nach vorne und dadurch öffnet sich das Dach. Die Aushilfen suchten Schlitze, drückten und versuchten den Deckel von vorne zu heben... ;-) Katze sowie Hund zum Hinstellen folgten und immer mehr Nistkästen. Ich muss gestehen, ich bin manchmal ganz froh, wenn die Nistkästen gerade ausverkauft sind, wenn ich sie besuche. In der Beziehung besteht bei mir absolute Suchtgefahr. An der Haustür hängt zur Zeit ein Strohhut und der gefällt mir besonders gut mit seinen Holzapplikationen und Bändern. Der Strohhut ist für mich ein Sinnbild für den Sommer, doch der Herbst klopft schon an. Die ersten Birkenblätter fallen schon. Die Tiere suchen Winterverstecke...
Ob Martina vielleicht auch da was hat ...