Darf ich vorstellen? Das ist Wuchtbrummel, ein Herzeroberer und mit Abstand der vorwitzigste und verschmusteste Igel den ich bisher je zur Pflege hatte. Ein sofort sichtbares Erkennungszeichen ist sein weißes Nasenloch.
Wuchtbrummel ist mit seinem Gewicht von 150 g an vierter Stelle meiner neun feuchtnasigen Igelbaby-Stachelbande gewesen. Er stand also im Pflegeprotokoll an vierter Stelle, bekam seine rosa Markierung vorne und wurde als Rovo Nr.4 in die "Bestandsliste" eingetragen. Der Pflegeaufwand ist nicht gerade wenig und ich komme kaum zum Schreiben, aber so nach und nach werde ich hier noch die Erlebnisse und Bilder der Igel einfügen. Ihr findet alle Igelposts
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Was bei Wuchtbrummel sich sehr bald herauskristallisierte - er hatte weniger Angst als seine Geschwister. Ich betrat den Vorraum und schwupps, trippelten die kleinen Stachelkugeln im Eiltempo zur nächst gelegenen Schachtel oder ins Igelhaus. Liefen unter- und übereinander und verstopften den Eingang, weil sie sich zu zweit gleichzeitig hinein zwängten. Nur einer nicht - Wuchtbrummel! Er lief ein Stück, blieb stehen und drehte sich um. Kam ich näher, wurde sich eingerollt. Dabei schaute schon einen kurzen Moment später eine schnüffelnd zitternde Schnauze heraus und mich kleine, glänzende, schwarze Knopfaugen an. Versuchte ich ihn dann hoch zu heben, puffte und fauchte er wie ein Altigel und machte richtig hohe Bocksprünge wie ein kleiner Springball.
Er kapierte sehr schnell, dass ich der Futterlieferant bin und er sich die besten Happen schnappen kann, wenn er als Erstes bei mir ankommt. Der kleine Stachelpelz wurde lange von Stacheline gesäugt und kuschelt selbst jetzt noch viel mit seinen Geschwistern. Irgendwann fing es an und ich musste beim Säubern des Geheges aufpassen, weil er mir Schritt für Schritt hinterher lief.
Stacheline habe ich am 21.Oktober frei gelassen. Die Kleinen waren schwer genug und Stacheline musste die Zeit bekommen, um sich noch ein trockenes Winterquartier suchen und auspolstern zu können. Es ist mir richtig schwer gefallen, aber für Sentimentalität ist kein Platz, wenn es um das Wohl des Tieres geht. Auch wenn sie noch mit ihren Kindern gerne im Igelhaus lag, sie in Gefangenschaft zu überwintern, wäre nicht artgerecht gewesen. Normalerweise hätte sie in der freien Natur, ihre Kinder schon längst verlassen, weil das Futter draußen knapper wird und sich jeder Igel selbst um seine Fettschicht kümmern muss. Die Kleinen kuscheln weiterhin miteinander, aber mein Wuchtbrummel sucht seitdem noch mehr den Kontakt zu mir. Bei meiner Familie benimmt er sich normal und verzieht sich in die Kiste.
Wisst ihr, was total neu für mich war? Dass Igel weiße Pfoten haben können. Alle meine vorherigen Pflegeigel hatten dunkle Fußsohlen, diesmal haben manche Igel einen weißen Fußballen, oder nur weiße Krallen. Im
Igelforum klärte man mich auf, dass dies wie ein individueller Fingerabdruck gesehen werden kann. Manche haben rosa, andere beige oder weiße und wieder andere einfach braune Füße. Es kann nur eine Zehe andersfarbig sein oder ein Ballen, eventuell auch nur die Krallen.
Wuchtbrummel hat an den Vorderpfoten zwei weiße Fußsohlen, helle Zehenballen und je drei weiße Krallen. Ist er nicht hübsch? Außerdem liebt er es, an der Stirn gestreichelt und hinter den Ohren gegrault zu werden.
Das Schmusen einfordernde Wesen ist für mich genauso neu. Dass er mir hinterherläuft beim Reinigen, schrieb ich schon, aber er wird richtig aufdringlich, sobald ich mich hinsetze.Wenn ich meine "Pflegerunde" vorbereite, läuft mir der kleine Stachelritter schon entgegen und schnüffelt mir das Bein hoch. Er reckt sich und macht sich groß. Bis ich die Protokollblätter, Waage, Schüssel, Futtertopf und Schüsseln soweit habe, sitzt er auf meinem Fuß!
Reagiere ich nicht angemessen mit einer kleinen Streicheleinheit hinter den Ohren, fängt er an und knabbert am Schuhriemen. Er zieht und zerrt daran. Gut, man könnte denken, es ist ein neuer Geruch und muss deshalb untersucht werden. So dachte ich am Anfang auch und ließ ihn gewähren.
Einmal biss er mir dann aber in die Fußzehe und ich quietschte erschrocken auf. Er honorierte den Quietscher mit kurzem Zusammenzucken und richtete sich auf, um am Hosenbein hoch zu klettern. Als ich meine Hand hin hielt (eigentlich um ihn abzuwehren), kletterte er sofort hinauf und ließ sich streicheln. Seither hat er die Angewohnheit, mir eine gewisse Schonfrist zu gewähren. Beachte ich ihn aber nicht oder wiege seine Geschwister zuerst, beißt er mir in den Schuh, bis ich ihn hochnehme. Bei anderen Schuhen funktioniert dies auch und gehe ich mit Strümpfen dann hängt er mir am Socken. Streichle ich ihn zuerst, dann habe ich Ruhe beim Säubern. Er läuft mir zwar nach, aber er versucht nicht ständig auf den Fuß zu sitzen.
Nehme ich ihn auf den Arm, legt er sich in die Armbeuge und streckt die Beine links und rechts vom Arm herunter. Er möchte dann von der Nasenspitze bis zum Schwanz gestreichelt werden. Mit der ganzen Hand und nicht zu leicht, sondern "spürbar". Er genießt die Ganzkörpermassage, schließt manchmal dabei die Augen und verlagert nur ein wenig das Gewicht, damit er überall gleichmäßig "behandelt" wird. Wenn er sein Beine dann hoch zieht und richtig auf dem Arm sitzt, reibt er mit seiner Schnauze an meiner Hand. Es gibt dann noch ein Kraulen hinter den Ohren und an den Flanken.
Das ist der Moment in dem ich ihn auf den Boden setze. War es ausgiebig genug, geht er gemütlich durch das Gehege und beschäftigt sich mit den Zeitungen und wartet auf das Futter. Wenn nicht, geht er mir wieder an den Fuß. Ihn auszuwildern wird mir schwer fallen, aber ich hoffe darauf, dass ihn der Garten gefällt und er nicht allzu weit abwandert.
Übrigens könnte ich mir gut vorstellen, Werbung für Umzugskartons mit den Igeln zu machen. Passende Slogans hätte ich schon. Ich habe mir wirklich schon überlegt, ob ich mal anfrage. Ich hätte gerne als Gegenleistung für Werbefotos und Slogan die Übernahme der Materialkosten für die Igelhäuser und dann bitte noch einen Schwung Umzugskartons gratis, für die nächste Igelsaison.*lach*
Apropos Futter...
Alle Igelkinder riechen es, wenn ich mit meinem Topf voller Futter ankomme. Sie sind verfressen! Immerhin futtern sie in einer Nacht mittlerweile eine Mischung von 500 g angebratenen Rinderhack, drei Eiern, eine Dose Feuchtfutter mit Haferflocken und Igelspezialfutter und eine Schüssel Katzentrockenfutter. Hähnchenklein gibt es alle 3-4 Tage eine komplette Packung zusätzlich zum Knabbern. Der Geruch, der durch den Vorraum zieht, lockt alle Stachelkugeln aus den Kisten. Sie recken die Nasen und schnuppern, nur Wuchtbrummel gibt sich damit nicht zufrieden. Geht es mal nicht schnell genug mit der Fütterung, bedient er sich schon mal selbst - direkt aus dem Topf.
Tja, und dann guckt er wieder gaaanz unschuldig...