Montag, 5. Oktober 2015

Von der Mythologie des Luchses



Der Luchs und der Löwe

Ein Luchs lebte lange Zeit am Hofe des Löwen und war einer seiner geheimsten Spione. Einmal kam er in die Gesellschaft einiger Tiere, wo man vom Löwen sehr viel Böses sprach.

"Sir!", sagte er zum Löwen, "Ich war in einer Gesellschaft, wo die Tiere laut gegen dich klagten. Du musst sie strafen und schweigen machen."

"Lass sie reden!", versetzte der Löwe, "Ihr lautes, öffentliches Klagen fürchte ich nicht. Es ist ein Zeichen, dass sie es mit mir noch gut meinen, aber ihr stummes Denken und Brüten ist gefährlich."
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 Eine treffende Wahrheit für Regenten.
(Fabeln für unsere Zeiten und Sitten, Bd. 2,Joseph Kraus, 1801)


Er geht durch die Wände, sieht durch undurchsichtige Dinge hindurch, seine Augen leuchten in der Nacht und dort wo er Urin ablässt, bilden sich Karfunkelsteine. 
Über diese entstehenden Steine liest man einiges. In manchen alten Büchern werden sie Lynkur oder Luynkurin (=Lynk-Urin) genannt und man meinte damit den Hyazinth-Zirkon. Der lateinische Name des Luchses ist Lynx lynx und in alten Büchern findet man häufig die veränderte Schriftform "Lynks". Der Luchs-Stein sollte bei Steinleiden (Harnsteine, Nierensteine,...) am Körper getragen werden und das Leiden lindern oder sogar heilen.
Sogar das Fett des Luchses wurde als Salbe an die von Steinen geplagte Stelle geschmiert und nachdem man in seiner Blase oftmals eine steinige Masse fand, verwendete man auch diese gegen Steinleiden. 
Genauso dachte man, dass er das schwächste Gedächtnis aller Tiere hat. Er würde sein erlegtes Wild kein zweites Mal besuchen und hätte scheinbar vergessen, wo er es abgelegt hat. Deshalb würde er den Kopf seiner Opfer aufbeißen, um an das Gehirn zu kommen. Beides gehört ins Reich der Märchen.

Die Krallen zog man dem erlegten Luchs und ließ sie in Gold oder Silber einfassen. So getragen, sollte dies gegen die Fallsucht (Epilepsie) helfen, aber auch vor Alpträumen und Kobolden schützen.

Damals vermutete man in Deutschland zwei Luchsarten. Die Katzen-Luchse und die Kälber-Luchse. Katzen-Luchse sollten kleiner und gedrungen sein, im Gebirge leben und ein besseres, wolligeres Fell haben. Dieses wäre auch mehr gelblich, mit rötlichen Flecken und weißem Fell.
Die Kälber-Luchse sollten mehr in den Wäldern zuhause sein, in wärmeren Regionen, schlanker und hochbeinig sein. Die Fellfarbe wäre nicht so schön, eher fahlgelb bis ziegelrot mit weißen Flecken. Zudem wäre das Fell dünner.

Der letzte Luchs im Thüringer Wald wurde 1819 in Luisenthal nördlich von Zella-Mehlis umgebracht. Im Frankenwald war er 1730 scheinbar ausgerottet. Das letzte Exemplar aus dem Fichtelgebirge starb gewaltvoll 1774 südöstlich von Louisenburg (Luchsburg, Luxburg). Umso erfreulicher ist es, dass es immer wieder einmal Sichtungen dieses edlen Raubtieres im Fichtelgebirge und dann auch im Frankenwald gab - obwohl man auch dies lange Zeit für einen Mythos hielt. 

Im bayerischen Wald wurden in den letzten Jahren regelmäßig Luchse ermordet. Feige wurden die Tiere umgebracht. Vergiftet, Beine amputiert oder tragende Muttertiere getötet. Die Jungtiere sterben dabei nach dem Tod der Mutter mangels sauerstoffreicher Blutversorgung qualvoll im Bauch. Arthur Schopenhauer fand dazu folgende Worte:

Der Mensch ist im Grunde ein wildes, entsetzliches Tier. 
Wir kennen es bloß im Zustand der Bändigung und Zähmung.

Diejenigen unter euch, die diese Wilderei auch abartig finden, können hier LINK etwas bewegen.








5 Kommentare:

  1. Hallo,
    ich finde deinen Luchs- Beitrag toll und die Fotos so schön. Du musst wissen, der Luchs gehört zu
    einen Lieblingstieren und ich bin jedesmal fasziniert von deren Anblick.
    Liebe Grüße, Petra

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    1. Hallo liebe Petra,

      vielen lieben Dank für das Lob! Ich finde auch, dass der Luchs ein herrliches Geschöpf ist. Die Verbindung mancher Gegensätze (Ruhe ausstrahlende Aufmerksamkeit, kraftvoll-dynamische und dennoch weiche Bewegungen) sind einfach perfekt.

      Liebe Grüße
      Carola

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  2. ha ha, die Fabel !
    ....wie passend für das aktuelle Zeitgeschehen!

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    1. Hallo Karsten,

      vor allem sind Fabeln immer zeitlos... Über 200 Jahre später kann man sie wirklich in alle Lebensbereiche übertragen in denen es eine gewisse "Rangordnung" spürbar ist oder halt "Menschen menscheln".

      Liebe Grüße
      Carola

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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